Umstrittene Grammatik
Zwar besteht (noch) kein nachhaltig geäußerter Wunsch, auf diesen Internetseiten auch über die Problematik der Grammatik und des Grammatikunterrichts zu diskutieren, doch scheint es mir wesentlich, einen Blick über den Tellerrand hinaus zu riskieren.
Unaufgefordert zitiere ich deshalb aus einem Buch von Bernd Stadler, und benenne klar meine damit verbundene Absicht:
Es soll beim Leser das eindeutige Wissen entstehen, daß über verschiedene Erkenntnisse der Sprachwissenschaftler bereits in den Nachkriegsjahren bald sachlich, bald mit ideologischer Ausrichtung diskutiert wurde, wobei es bis zum heutigen Tage nicht gelang, den Grammatikunterricht auf ein sicheres Fundament zu stellen.
Anders bei der Frage der Rechtschreibung, in die sich der Staat einmischte und von seiner Erlaßtechnik Gebrauch machte.
Seitdem haben wir zwar eine eindeutige Richtlinie – aber eine fehlerhafte Orthographie!
Ich bringe die Gedanken von Bernd Stadler ein,
- weil ich davon überzeugt bin, daß sich eine Diskussion in ähnlicher Weise auch im Bereich der Orthographie abspielen wird und muß.
- weil es offenkundig ist, daß weltanschauliche und ideologische Gesichtspunkte sowie historische und politische Zwänge auf die sachlichen Erkenntnisse der Sprachwissenschaftler einwirken.
- weil es mir wichtig erscheint, Meinungsführerschaften zu durchleuchten, Hintergründe zu erforschen und wie auch immer zustande gekommene Mehrheitsverhältnisse und Seilschaften aufzudecken – zugunsten der Sache.
Zum Buch:
Stadler gibt auf wenigen Seiten (SS 11 bis 17) in seinem Buch „Sprechhandeln und Grammatik“ einen stichpunktartigen Überblick über verschiedene sprachwissenschaftliche Ansätze. Er versucht mit Hilfe einer Rückblende, die Ziele und Aufgaben des Grammatikunterrichts neu zu definieren.
Für eine mögliche Folgediskussion wäre eine Aktualisierung interessant, denn Stadlers Auflistung endet mit dem Jahre 1978.
Eine Namensliste von Sprachwissenschaftlern, die gegenwärtig die Diskussion dominieren, wäre eine große Hilfe für weitergehende Untersuchungen.
(Auszüge aus dem Buch „Sprechhandeln und Grammatik“ von Bernd Stadler, Oldenbourg Verlag, 1978; hier S. 11. bis 17)
1. Ziele und Aufgaben des Grammatikunterrichts
1.1 Grammatik als umstrittenes Schulfach
Dieses Kapitel ließe sich geradezu mit dem Titel einer Fernsehsendung „Pro + Contra“ überschreiben.
Wohl kaum bei einem anderen Schulfach klaffen die Meinungen so auseinander. War die Kritik an der traditionellen Grammatik noch verständlich, so hätte sie doch eigentlich nach dem Einbezug der inhaltsbezogenen Erkenntnisse WEISGERBERS, PORZIGs u.a. verstummen können.
Aber zu dieser Zeit blickten viele Linguisten bereits nach ausländischen Forschungsergebnissen und wähnten unsere Schulen in klarem Rückstand.
Jetzt, nachdem eine Flut von linguistischen Veröffentlichungen auf uns einbrandet und zahlreiche Schulbücher Strukturbäume überstrapazieren, ist die Kritik beleibe noch nicht verstummt.
Wogegen wendet sich die Ablehnung? Was wird dem Grammatikunterricht angelastet?
1.1.1 Kritik an der Formalisierung durch WEISGERBER und GLINZ
Beginnen wir mit einer knappen Zusammenstellung etwa ab 1950, als der Aufsatz von WEISGERBER erschien: „Grammatik im Kreuzfeuer“ (1) mit der bezeichnenden Aussagen: „Die Grammatik ist in die Lage gebracht, in der sie nicht leben und sterben kann.“
WEISGERBER führt als Gründe dafür an, daß die Beschreibung der Sprache zum damaligen Zeitpunkt nur Formales beträfe, nicht aber die sinnlich-geistige Ganzheit.
Ferner sei die Terminologie für die Sprachbeschreibung nicht aus der Sprache gewonnen, sondern aus der Philosophie oder anderen Sprachen übernommen worden, und er meint deshalb:
„Solange die Grammatik diese Fehler nicht beseitigt, droht ihr die Gefahr grundsätzlicher Sachferne, methodischer Unzulänglichkeit und nicht überprüfter Vorurteile.“ (2)
Eigentlich hatte schon vorher H. GLINZ solche Vorwürfe erhoben und zwar vor allem an der Satzlehre der bisherigen Grammatik. (3) Er hatte sich besonders gegen die Lehre von den beiden Ur-Satzgliedern Subjekt und Prädikat gewandt, die alle weiteren Glieder des Satzes zu Ergänzungen oder näheren Bestimmungen abwerteten.
1.1.2 Nutzlosigkeit des Grammatikunterrichts / K. GAISER / W. PFLEIDERER
So wundert es nicht, daß sich z.B. KONRAD GAISER in seiner Ablehnung der Grammatik gar auf Goethe beruft:
„daß ja eine ganze Wolke höchst kompetenter Zeugen, angeführt von Goethe da ist, die den Lebensgebrauchswert der Grammatik in Abrede stellen …“ (4)
Er knüpft dazu die Fragestellung: „Wieviel Grammatik braucht der Mensch?“ (5) und kommt zu dem Ergebnis, daß vielfach Grammatik der Fremdsprache fälschlicherweise mit Lehren der Muttersprache gleichgesetzt worden sei. (6)
Dem Schüler will er keinesfalls vor dem 12. Lebensjahr Grammatik aufgebürdet wissen. PFLEIDERER begründet dies aus der Erfahrung der Eltern.
„Die Laien, die in ihrer Jugend einen Unterricht in deutscher Grammatik genossen haben und ihn, als Eltern, mit ihren Kindern noch einmal genießen dürfen – sie wenden sich – man kann wohl sagen einmütig, und nicht selten mit Leidenschaft, gegen den Grammatikunterricht als gegen das ödeste und zweckloseste aller Unterrichtsfächer. Im Deutschunterricht Grammatik zu lehren, so sagte neulich einer, das komme ihm vor, wie wenn man im Turnunterricht den Kindern eine Theorie des Gehens, der Fortbewegung mit Hilfe der Beine beibringen wolle!“ (7)
Eine spätere Sprachbetrachtung folgert er aus der Sprachentwicklung des Kindes:
„Satzgefüge, dagegen vermag das Kind wohl einigermaßen richtig aufzufassen, aber nicht selbständig nachzubilden … Nebensätze gibt es wohl, aber fast nur als Antwort auf Fragen … Vergleicht man die sprachlichen Ausdrucksmittel mit denen des gebildeten Erwachsenen, so kann man wohl von einer gewissen Armut und Enge auf seiten des Kindes sprechen.“ (8)
1.1.3 Der Sprung nach vorn / Duden
1959 erschien der Große Duden Band 4 „Grammatik der deutschen Gegenwartssprache“. Hier werden wesentlich optimistischere Töne angeschlagen. Man glaubt, einen gewaltigen Sprung nach vorn getan zu haben und neuere Auffassungen von GLINZ (9), BRINKMANN (10), ERBEN (11) u. a. finden ihren Niederschlag.
1.1.4 Weisgerbers neues Wagnis der Grammatik
So kommt WEISGERBER 1960 zu dem Schluß, daß das Wagnis der Grammatik jetzt wieder von neuem gerechtfertigt sei.
„Die Wende im grammatischen Wollen scheint vollzogen … der Sprung zum anderen Ufer erscheint als das geringere Wagnis gegenüber dem Verweilen in einer immer mehr als unhaltbar erkannten Position“ (12) und es verwundert nicht, wenn HENZE 1965 schreibt:
1.1.5 Überwundene Krise / Henze
„Daß die Frage nach der Daseinsberechtigung der Sprachlehre zu bejahen ist, wird allgemein anerkannt. Die Tendenz, die immer unerfreulicher und unfruchtbarer gewordene Grammatik ganz aus der Schule zu verbannen, war nur eine vorübergehende Reaktion auf die Krise der fachwissenschaftlichen Grundlagen und auf eine frühere Didaktik, in der Deutschunterricht identisch war mit Sprachlehre im Sinne von Belehrung über die deutsche Sprache, als ob der Zugang zur Muttersprache in der gleichen Weise zu finden sei, wie bei einer Fremdsprache.“ (13)
1.1.6 Fragwürdiger Bildungswert / Elschenbroich
Dagegen glaubt ELSCHENBROICH nicht nur den Bildungswert der Grammatik umstritten:
„Offensichtlich handelt es sich nicht nur um Unterschiede in der Meinung darüber, inwiefern grammatisches Wissen überhaupt ein Bildungswert sei und inwieweit im besonderen in der Erlernung der Grammatik die Voraussetzung für sprachliches Können liege; Die Kluft ist tiefer: es machen sich verschiedene Auffassungen geltend von dem, was Sprache ihrem Wesen nach sei.“ (14)
1.1.7 Linguistische Rückstände deutscher Schulgrammatik / Hebel
Inzwischen hatte sich nämlich die isolierte Stellung der deutschen Grammatikforschung innerhalb der globalen Linguistik herausgestellt und nun erhoben sich gegen die deutsche Grammatik in der Schule erneut Vorwürfe, z.B. von HEBEL:
„Doch droht zur Zeit die Gefahr, daß Wissenschaft und Unterricht sich in der Sprachlehre, im Grammatikunterricht, so auseinanderentwickeln, daß der Unterricht sich vielleicht noch, wie auch immer ideologisch – mit pädagogischen Scheingründen rechtfertigen möchte, aber nicht mehr aus der Sache, also fachwissenschaftlich. Ich denke dabei an den Rückstand, den der Grammatikunterricht gegenüber der modernen Linguistik hat.“ (15)
1.1.8 Mängel der inhaltsbezogenen Grammatik / E. Frey
Auch FREY sieht diese Gefahr:
„Angesichts des bisher ungeprüft gebliebenen Führungsanspruchs der „inhaltbezogenen“ Grammatik einerseits, angesichts der epochemachenden Arbeiten der Ost-Berliner Arbeitsstelle andererseits scheint es geboten, daß die Schulgrammatik ihre Lage und Möglichkeiten bedenke.“ (16)
So begrüßt sie einerseits die Weiterentwicklung in der inhaltsbezogenen Sprachwissenschaft für die Schule:
„… es ist ohne Umschweife anzuerkennen, daß viele Deutschlehrer, die Weisgerber wirklich lasen und durch ihn bekannt wurden mit der Satzlehre von E. DRACH, mit Erkenntnissen H. BRINKMANNS, später vor allem mit GLINZ, die hier von Wortfeldforschung hörten, eine Auflockerung der alten, trockenen und dabei doch unsystematischen Grammatik, eine Blickerweiterung und einen frischen, freien Atem und in vielem ganz einfach eine Sanierung des Grammatikunterrichts ermöglicht sahen.“ (17)
Sie stellt aber zugleich fest, daß die inhaltsbezogene Forschung starke Mängel aufweist und durch neuere linguistische Methoden ergänzt werden müßte:
Die Opposition sinnlich-geistig (bei WEISGERBER) geht an der heutigen Forschungssituation vorbei; sie trifft aber doch wohl auch, mit ihrem wertenden Unterton (die Inhalte sind die höheren Werte) den Sachverhalt Sprache nicht. Dieser scheint besser getroffen in der Annahme der modernen Linguistik, die an der sprachlichen Äußerung Ausdruck und Inhalt und an beiden Substanz und Form unterscheidet.“ (18)
1.1.9 Nicht didaktisierte strukturalistische Grammatik / Sowinski
Allerdings sieht nicht nur sie Schwierigkeiten für den schulischen Einsatz als beträchtlich an, sondern auch SOWINSKI und HÖGY warnen:
„Im Gegensatz zur inhalts- und leistungsbezogenen Sprachwissenschaft fehlt ein solches Zusammenwirken von Erforschung und Didaktik der deutschen Sprache hinsichtlich der strukturalistischen Methoden und ihrer Ergebnisse noch völlig, wenn man von den Methoden der Systemerprobung bei H. GLINZ absieht.“ (19)
„Die einzelnen strukturalistischen Ansätze stellen sich nicht als Teile eines geschlossenen Korpus dar und machen daher dem Anfänger den Zugang schwer; systematische Didaktiken auf strukturalistischer Grundlage … fehlen bislang.“ (20)
1.1.10 Anwendbarkeit der generativen Grammatik / Hartmann
Der Notwendigkeit eines geschlossenen Systems widerspricht HARTMANN und antwortet damit auf EMMY FREY, die ihm vorgeworfen hatte, grundlegende Begriffe aus dem Formzusammenhang zu reißen.
„Wer aber einmal versucht hat, mit dieser Form der Grammatik zu arbeiten, wird festgestellt haben, wie klein der benötigte Formzusammenhang gehalten werden kann … Gerade in der gegenwärtigen Grammatik ist es leicht, nicht ein System zu lehren, sondern nur so viel wie für das Sprachverhalten einer bestimmten Altersstufe oder zur Klärung einer aktuellen Situation notwendig ist.“ (21)
1.1.11 Gefahr der Linguistisierung der Schulgrammatik / Gipper
Wer aber die Entwicklung in den Schulbüchern verfolgt, der kann durchaus anderer Ansicht sein und sich hierbei GIPPER anschließen:
„Die Gefahr einer Linguistisierung der sogenannten geisteswissenschaftlichen Disziplinen ist nicht von der Hand zu weisen und niemandem kann daran weniger gelegen sein als all denen, die an einer sogenannten Weiterentwicklung der Sprachwissenschaft interessiert sind.“ (22)
Er wirft den neuen Grammatikern vor allem einen Wasserkopf an Theoriebildung vor:
„Theorie, Empirie und Praxis gehören also eng zusammen, sie bedingen sich wechselseitig, sie stehen in einem echten dialektischen Verhältnis. Nun ist aber festzustellen, daß in der modernen Linguistik in aller Regel der Theoriebildung der Vorrang eingeräumt wird. Selbst die in ihrer Zielsetzung praxisorientierten Disziplinen bleiben doch weitgehend in der Theoriebildung stecken und vernachlässigen häufig die Sprachwirklichkeit, das heißt die Beobachtung und Beschreibung der tatsächlichen Sprachprozesse in konkreten Lebenssituationen. Damit einher geht ein erschreckender Rückgang an praktischen Sprachkenntnissen.“ (23)
Da diese Theorie hauptsächlich an fremden Sprachen gewonnen worden sei, ließe sie sich nicht oder nur schlecht übertragen:
„Das dem binären Prinzip verpflichtete Darstellungsschema, die bekannten Strukturbäume bzw. Stemmata, sind am Englischen entwickelt und erprobt, sie passen schon schlecht auf viele synthetische Satzstrukturen, die typisch für das Deutsch sind und sie versagen weitgehend bei völlig anders strukturierten Sprachen.“ (24)
1.1.12 Gegen einen neuen Formalismus / Stein
Ein weiterer Vorwurf besteht in der starken Formalisierung und es erhebt sich der Verdacht, ob wir mit diesen Grammatiken nicht einem neuen Formalismus Tür und Tor öffnen. So sieht es zumindest GERD STEIN in seinem 1972 erschienenen Buch „Reflexion über Sprache“ (25)
„ … er kritisiert den gewollten Formalismus, der dazu führt, daß Phänomene, die den Schülern selbstverständlich sind, durch aufwendige Operationen und komplizierte Begriffe erklärt werden sollen“; die Präzision ist nur scheinhaft „weil mittels des äußerst formalistischen Verfahrens Banalitäten mystifiziert werden.“ (26)
Formalisierung muß zumindest in der Schule gewisse Grenzen wahren, um die Materie nicht unnötig zu erschweren.
„Wohl muß hier betont werden, daß die Formalisierung sprachwissenschaftlicher Untersuchungen mit den Mitteln mathematischer Symbolsprachen nur dann wirklich gerechtfertigt und nötig erscheint, wenn ganz bestimmte Ziele dies unbedingt erfordern …
Für die allgemeine Sprachwissenschaft, d.h. für die Erweiterung unserer Kenntnisse über die Strukturen der Sprachen der Welt sind diese Formalisierungen jedoch in der Regel weder nötig noch in jedem Fall förderlich. Um die Formeln zu verstehen, muß man sie nämlich ohnehin wieder in Wortsprache rückübersetzen.“ (27)
1.1.13 Terminologische Schwierigkeiten / Gipper
Man muß ja auch an den unerhörten Zeitaufwand denken, wenn wir das Zeichnen von Strukturbäumen und Graphen mit einbeziehen wollen. Daneben geht es noch um die unerhörte Fülle linguistischer Terminologie, die „wahrhaft hybride Ausmaße angenommen hat“ (28) und nicht nur Kindern, sondern auch Lehrer und Spezialisten des Faches verunsichert.
Die Schule hat eben keine Linguisten auszubilden.
Dies ist schon deshalb zweifelhaft, weil immer noch nicht entschieden werden kann, welcher linguistischen Strömung weithin die Zustimmung gehört.
„Angesichts der Fülle konkurrierender Einführungen in die Linguistik und der Tatsache, daß infolge des Linguistikbooms vieles zu schnell und deshalb noch nicht ausgereift publiziert wird, erscheint es besonders dringend, den Lehrenden und Lernenden eine zuverlässige Orientierungshilfe zu bieten.“ (29)
1.1.14 Politisierung der Grammatik / Hoppe
Mit den neuen Terminologien und Zielstellungen der Grammatik ist ein weiteres Verdachtsmoment laut geworden, das HOPPE formuliert hat:
„Der Elan, mit dem unter der Überschrift „Reflexion über Sprache“ die abstrakten linguistischen Modelle aufgegriffen werden und auf progressive Begriffe und Vorstellungen der „kritischen Theorie“ oder des Marxismus bezogen werden, legt noch einen weiteren Verdacht nahe: man kann so – wie bisher – der Vorliebe für abstrakte, nicht von der Praxis her konzipierte linguistische oder literarische Lernstoffe nachgeben, denn die Theorien weisen der Sprache und Literatur pauschal eine politische Funktion zu, die genau gegenüber anderen Bereichen abgegrenzt werden kann.“ (30)
1.1.15 Grammatik als Mittel der Ideologisierung / Gocht
Und so sieht GOCHT den neueren Grammatikunterricht nicht so weit entfernt vom früheren, gefährlich nur auf einer anderen Ebene:
„Für radikale Kritiker ist es eine ausgemachte Sache, daß der Grammatikunterricht eines der infamsten Medien erzieherischer Repression war und ist. Die Deklinations- und Konjugationsexerzitien vergangener Tage erscheinen ihnen als schauriges Pendant zur Szenerie preußischer Kasernenhöfe. Wo Paradigmen wie Gebetsmühlen heruntergeschnurrt werden, ist humane Entfremdung zumindest so nahe wie bei der Arbeit am Fließband. Unser Zeitalter mag differenzierte und diffiziler sein, es ist aber beileibe nicht aufgeklärter. Selbst im kleinsten Beispielsatz einer grammatischen Übung wird dem Schüler das Gift einer falschen Weltanschauung eingeträufelt. Auf jeder Schulbank sitzt ein Ideologiepopanz!“ (31)
Angesichts solcher sich widersprechender, zum Teil heftiger Stimmen kann man immer noch von einer „Grammatik im Kreuzfeuer“ sprechen. (32)
Stellt sich die Wirklichkeit in den Richtlinien und Schulbüchern tatsächlich so zwiespältig dar?
Welche Zielstellungen soll sich der Grammatikunterricht in der Schule geben?
Literaturangaben werden bei Bedarf nachgereicht.
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