Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Rechtschreibreform und Gruppendynamik
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Rechtschreibreform und Gruppendynamik
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Theodor Ickler
27.11.2003 15.21
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Schlafen

Über die Sommerzeit kann man verschiedener Meinung sein, mit schulpflichtigen Kindern ist es jedesmal eine rechte Plage, bis die Umstellung funktioniert.
Das Schlafbedürfnis scheint mir auch sehr verschieden zu sein. Ich selbst gehe recht früh zu Bett („mit den Hühnern“, aber nicht ins selbe Bett) und schlafe fünf Stunden, sitze daher manchmal SCHON am Bildschirm, wenn Herr Markner NOCH davorsitzt. Meine Familie schläft aber viel länger und braucht es offenbar auch.
Gelobt sei der Schlaf vor Mitternacht!
Und noch etwas: Gut hat es, wer von selbst aufwacht, wenn er ausgeschlafen hat, und nicht durch eines dieser greulichen Folterinstrumente geweckt wird! Um ihnen wenigstens das zu ersparen, wecke ich meine drei Frauen eigenhändig bzw. -mündig.
Tatsache ist leider, daß die meisten Menschen zu spät schlafen gehen und abends oft auch noch Alkohol trinken, dessen Spuren sie am Morgen durch Aufputschmittel beseitigen. Trotzdem sind zum Beispiel die Studenten ziemlich schläfrig, wenn ich sie um 8 Uhr zum Seminar bitte.
An meiner alten Universität fanden die Griechischkurse morgens um 7 Uhr statt, auch im Winter. Welche Wonne für mich (zuerst als Lernenden, später als Lehrenden)!
In Indien habe ich mir das frühestmögliche Aufstehen erst so richtig angewöhnt, denn nichts ist schöner, als lange vor Sonnenaufgang mit einer Tasse Darjeeling auf der Terrasse zu sitzen, den Geräuschen der Nacht (Schakale, Vögel) zu lauschen und dabei über die deutsche Sprache nachzudenken. Dummerweise begann der Seminarbetrieb dort erst um neun, wenn es schon ziemlich warm wurde. Indern macht es nicht viel aus, weil sie in jeder Stellung augenblicklich einschlafen können und im Laufe des Tages einiges nachholen.
Der ungesunde Lebenswandel hierzulande ist vielleicht auch schuld daran, daß so viele Menschen sich nicht rechtzeitig gegen die Rechtschreibreform gewehrt haben; sie haben es einfach verpennt.
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Th. Ickler

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Matthias Dräger
27.11.2003 10.42
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Vorteil der Sommerzeit

Lieber Herr Dr. Scheuermann,

die Umstellung auf die Sommerzeit macht tatsächlich Sinn, da der Mensch mit weniger Schlaf auskommt, wenn er früher zu Bett geht. Dieser Schlaf ist auch gesünder. Das haben die, die die Sommerzeit eingeführt haben, wahrscheinlich nicht gewußt, aber es trotzdem richtig gemacht. Es ist auch ein Glück, daß es kaum jemand weiß, sonst würde sicher bald ein Minister daherkommen, und die Sache „reformieren“, sprich abschaffen.

Es handelt sich um altes Wissen, das aber verlorenging; geblieben ist die weise Ermahnung der Großmutter an ihre Enkel, nicht zu spät ins Bett zu gehen.

Wer hinter das Geheimnis kommen will, wie man mit viereinhalb Stunden Schlaf auskommt, kann das bei Theodor Stöckmann: Der Naturschlaf (32 Seiten, 3 Euro) in Erfahrung bringen.

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Wolfgang Scheuermann
27.11.2003 09.25
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Gruppendynamik, Heyse (und Sommerzeit)

Es ist schon phänomenal, wie stark Emotionen sachliche Auseinandersetzungen überlagern können. So finden Studenten über einen an anderer Stelle eingebauten Link des öfteren auf meine "ß-Seite“ und bekunden dann entweder (seltener), sie kämen mit der Reform wunderbar zurecht oder (häufiger), die Reform sei zwar Mist, aber die ss/ß-Regel habe jetzt endlich Klarheit geschaffen (und bringen damit indirekt ihren Irrtum zum Ausdruck, an dieser Klarheit habe es vor der Reform gemangelt). Beruhigenderweise noch deutlich größer ist die Zahl der Studenten, die dem Inhalt der Site vorbehaltlos zustimmen. Aber die beiden genannten Gruppen fühlen sich durch meine Kritik an der Heyse-Regel persönlich angegriffen und äußern zum Teil, ich hätte „maßlos polemisiert“. Wenn ich dann nachfrage, an welcher Stelle, ist die „Diskussion“ regelmäßig sofort beendet („ich habe leider gerade überhaupt keine Zeit“), aber durch Mimik und Gestik wird deutlich, daß diesen Studenten die für Konvertiten typische Empfindlichkeit eigen ist, wenn es um den Gegenstand der Konversion geht: hieran kann dann Kritik nicht mehr ohne weiteres zugelassen werden.
Ähnlich ist, nebenbei, die Einstellung zur „Sommerzeit“. Obwohl es im Wortsinn ein Anachronismus ist, wenn inzwischen große Teile der Menschheit zweimal im Jahr Milliarden von Uhren umstellen (obwohl ein immer kleinerer Teil absolut feststehende Arbeitszeiten hat – und sogar der erhoffte Nutzen der Energieeinsparung ausgeblieben ist), bekunden viele Menschen, sie „liebten“ diese Prozedur. Sie haben positive Emotionen an etwas gekoppelt, das ihnen als unabwendbar erschienen ist. So ist das Joch natürlich viel leichter zu tragen. Zu hoffen ist, daß die mißglückte Rechtschreibreform schneller wieder verschwindet als solche Prozesse zu ihrer Entwicklung brauchen.
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Dr. Wolfgang Scheuermann

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Jörg Metes
15.09.2003 20.41
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Rechtschreibdebatte auf koreanisch

In Korea wird neuerdings die Frage diskutiert, ob der Landesname auf englisch wirklich mit einem ‚K’ zu schreiben sei.

Einem Bericht der heutigen „Los Angeles Times“ zufolge glauben immer mehr Koreaner, daß es auf englisch eigentlich Corea heißen müßte. Belege dafür, daß bis Anfang des 20. Jahrhundert auch die Schreibweise mit ‚C’ üblich war, existieren. Koreanische Verschwörungstheoretiker glauben, daß es die spätere Besatzungsmacht Japan war, die dann die Umstellung der Schreibweise auf Korea betrieben hat, und zwar deshalb, weil 1908 Olympische Spiele in London stattfanden und Japan nicht alphabetisch hinter seine zukünftige Kolonie gereiht werden wollte.

Es gibt nach Darstellung der „Los Angeles Times“ bislang zwar keine Beweise für diese Theorie, doch einer Meldung der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA zufolge haben nord- und südkoreanische Linguisten und Historiker zum Abschluß eines Treffens in Pjöngjang am 21. August feierlich gelobt, die Wahrheit über das von den japanischen Imperialisten begangene „Verbrechen“ (i.e.: die Einführung der Schreibweise Korea) schon noch herauszufinden und ans Licht zu bringen. Auch sprachen die Wissenschaftler die Hoffnung aus, daß Korea sich auf englisch schon bald wieder Corea schreiben werde (und die nordkoreanische Nachrichtenagentur teilt diese Hoffnung ganz offensichtlich, bleibt in ihren englischsprachigen Meldungen jedoch bei Korea mit ‚K’. Aus eigenen Stücken einfach Corea zu schreiben, ist für sie offenbar undenkbar – erst muß die Änderung irgendwie abgesegnet werden. Aber von wem?). Ein südkoreanischer Tagungsteilnehmer hält es im übrigen für möglich, daß Nordkorea, das bislang mit Japan noch keine Abmachungen über Reparationen für die Zeit der japanischen Besatzung getroffen hat, eine zusätzliche Entschädigung auch noch für die „orthographische Manipulation“ der Japaner fordern wird.

- In Südkorea, schreibt die „Los Angeles Times“, sei es vor allem die Jugend, die den Wechsel zu Corea fordere. Bei der Fußball-WM 2002 etwa hätten südkoreanische Fans aus Abneigung gegen die englische Schreibweise lieber Transparente auf französisch („Allez Coree!“) oder italienisch („Forza Corea!“) geschwenkt. Der südkoreanische Tagungsteilnehmer – ein Historiker und Regierungsbeamter – hielte eine Umstellung auf die Schreibweise Corea einerseits zwar ebenfalls für wünschenswert, verweist aber andererseits bedauernd auf eine bereits vorliegende Regierungsstudie, der zufolge diese Umstellung „außerordentlich teuer“ („extremely expensive“) wäre.
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Jörg Metes

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Jörg Metes
03.12.2002 19.30
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Der Nadelmann-Komplex

Ein Phänomen dieser Tage ist es, daß Zeitungen wie etwa die 'Süddeutsche' an gewissen Reformfehlern länger festhalten als die Reformer selber. Der 'Duden-Newsletter' und der Bertelsmann-Wahrig 2002 haben klammheimlich und eigenmächtig Schreibweisen wie weitgehend wieder eingeführt – die 'Süddeutsche' aber bleibt weitgehend bei weit gehend.

Das hat natürlich mit dem Selbstbild dieser Zeitung zu tun. Wer sich für eine Speerspitze des kritischen Journalismus hält, kann schlecht eingestehen, wie leichtgläubig er in einer ihn so unmittelbar betreffenden Angelegenheit wie der Rechtschreibreform gewesen ist. Ich halte es durchaus für möglich, daß die 'Süddeutsche' aus purem Stolz den Rückbau der Reform besonders lange ignorieren und sich darüber in eine Art Fehlermuseum verwandeln wird, in dem sich so einiger Unfug länger als anderswo noch besichtigen läßt.

Die 'Süddeutsche' würde dann einem Verhaltensmuster folgen, das ganz besonders schön einmal von Woody Allen beschrieben wurde. Die Beschreibung findet sich in einer kleinen Ankdotensammlung mit dem Titel „So war Nadelmann“. Der Titelheld heißt mit vollem Namen Sandor Nadelmann und benimmt sich auch sonst recht bemerkenswert. Doch mir geht es hier nur um sein Verhalten in der Mailänder Oper. Bitte sehr:

»Als Nadelmann mit meiner Tochter und mir einmal in der Mailänder Oper war, beugte er sich aus seiner Loge und fiel in den Orchestergraben. Zu stolz zuzugeben, daß das ein Mißgeschick war, besuchte er die Oper einen Monat lang jeden Abend und wiederholte jedesmal den Sturz. Bald zog er sich eine leichte Gehirnerschütterung zu. Ich machte ihm klar, daß er damit aufhören könne, da er seinen Zweck erreicht habe. Er sagte: ,Nein, noch ein paarmal; es ist wirklich gar nicht übel.‘«

(Woody Allen, Nebenwirkungen, Rowohlt 1983, S. 11 – gut, nicht wahr?)
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Jörg Metes

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Jörg Metes
13.11.2002 00.51
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Widerstandsdilemma

Jürgen Kaube geht es in seinem Kommentar in der heutigen FAZ zwar um etwas ganz anderes – um Sozialpolitik –, doch das Phänomen, das er dabei anspricht, kommt einem bekannt vor:

»Nach politökonomischer Lehre ist es am schwierigsten, den Widerstand gegen das zu organisieren, was alle schädigt. Kleine Gruppen bilden ihren Willen leichter, einigen sich auf die notwendigen Beiträge zu seiner Durchsetzung schneller als große. Darum sind die Belange der Konsumenten politisch so schwach vertreten und die der Bauern so gut, haben die Stromhersteller und die Zahnärzte eine so starke Lobby, die Steuerzahler aber eine so ohnmächtige.«

(„Am Ende des Wohlfahrtsstaats / Wie die Regierung uns bestiehlt“ von Jürgen Kaube, FAZ vom 14.11.2002, Nr. 265 / Seite 39)
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Jörg Metes

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J.-M. Wagner
09.10.2002 16.25
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Re: Trojanische Diplomatie

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Meine Fragen: Sind wir schon wieder so weit?
Und wenn ja: Woran liegt das?
Ich denke nicht, daß man quasi von den äußeren Umständen her dazu gezwungen ist und daß es nur noch so gehen würde; so etwas hat ja auch niemand behauptet. (Die Frage „Sind wir schon wieder so weit?“ läßt aber m. E. so einen Eindruck aufkommen.)

Ich denke, es geht einfach um ein weitgehend normales zwischenmenschliches Verhältnis, in etwa nach dem Motto: Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß. (Es kann natürlich manchmal auch genau das Gegenteil der Fall sein, aber darum geht es hier nicht.)

Woran es liegt? Vermutlich an schlechten Erfahrungen (welcher Art auch immer, nicht nur direkt auf diese Sache bezogen) sowie an hinreichendem Grund zu der Annahme, daß es besser wäre, es anders zu machen. Wer arbeitet schon gern für den Papierkorb?

In diesem Zusammenhang erinnere ich einfach daran, was Herr Ickler einmal bemerkt hat: »... und Ministerialrat Dr. Krimm hat sich ja brieflich schon dazu bekannt, regelmäßig hier nachzuschauen, was wieder mal im Busche ist.« (08.03.2002, 09.41 Uhr, unter "Komisch"/Beispielsammlung über Sinn und Unsinn)
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Jan-Martin Wagner

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Norbert Schäbler
09.10.2002 08.18
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Trojanische Diplomatie

Ich bin kein Diplomat und auch kein Krieger, der sich im Hohlraum versteckt, kann mich aber sehr wohl in die andere Seite hineinversetzen, zumal die Geschichte unsäglich viele Beispiele liefert, bei denen bald die Diplomatie, bald die Kompromißlosigkeit den „Sieg“ davontrugen.

Insbesondere Grübeleien über den Begriff „Deutscher Widerstand“ sind meinem Einfühlungsvermögen förderlich, und zwar deshalb, weil ich das Zuordnen von Namen und Erfolg nicht für notwendig halte. Sophie und Hans Scholl sowie der Großindustrielle Schindler haben beispielhafte Leistungen erbracht. Deren Namen stehen stellvertretend für eine lautere Auseinandersetzung mit dem Machtmißbrauch.
Im Falle Schindlers möchte man der Lüge sofortige Absolution erteilen.

Häufig ist Diplomatie aber nur eine Fassade. Der „Trojaner“ ist dafür das beste Beispiel. Es ist der Geniestreich eines potentiell Schwachen, der mit einstudiertem Gönnerlächeln seinem übermächtigen Widersacher die Vernichtung schenkt.

Meine Fragen: Sind wir schon wieder so weit?
Und wenn ja: Woran liegt das?

(Der Beitrag ist motiviert durch einen Beitrag von Christian Melsa im Strang „andere Foren“, wurde allerdings bewußt in den Strang „Gruppendynamik“ eingestellt.)

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nos

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Martin Reimers
10.09.2002 10.50
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Rücksicht auf die Kinder

Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, daß gerade im Interesse der Kinder eine ersatzlose Rücknahme der Reform nötig ist. So langsam kommen nämlich diejenigen, die mit dem Neuschrieb anfangen mußten, in ein reiferes Alter. Einige werden dann eben nicht nur (zwangsumgestellte) Kinder- und Jugendbuchautoren und den schulüblichen Klamauk kennen wollen, sondern sicherlich auch einmal den einen oder anderen zeitgenössischen Schriftsteller lesen – oder auch irgendein Buch von Suhrkamp in die Hand nehmen.
Es kann ja wohl nicht sein, daß diejenigen, die sich auf diesem Wege auch mit der modernen Wortbildung vertraut machen, demnächst abgestraft werden, wenn sie ihr Wissen bei einer Klassenarbeit anwenden.
Wir sind also auf dem besten Weg in eine orthographische Zweiklassengesellschaft mit völlig neuen Bildungsbarrieren. Daß das gut gehen wird, müßte doch inzwischen jedem einleuchten.
Ich denke, der Popanz wird schon deshalb das Jahr 2006 nicht mehr erleben.

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Martin Reimers

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Claudia Ludwig
10.09.2002 08.56
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Gibt es überhaupt Haifische?

Der Pinguineffekt gefällt mir. Inzwischen habe ich den Eindruck, es gibt nur Pinguine und überhaupt keine Haifische! Die Erfahrungen, die ich während einer Unterschriftensammlung für unsere „Resolution zur Wiederherstellung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung“ gemacht habe, sprechen jedenfalls dafür. Siehe dazu: http://www.lebendigesprache.de und: http://www.deutsche-sprachwelt.de

Die, die nicht unterschrieben haben, stimmten uns persönlich – oder überhaupt – völlig zu, sahen die „Rechtschreibreform“ als kompliziert und keinerlei Erleichterung an, gaben sogar herbe Verluste zu und wünschten uns auch noch alles Gute und viel Erfolg bei unserer Aktion, a b e r... Und dann folgten diese merkwürdigen Argumente: das sei doch nun von drei Ländern beschlossen und da könne man nicht heraus, außerdem wolle man sich öffentlich nicht dazu äußern, und schließlich würden die Kinder ja nun die „neuen“ Schreibweisen lernen, und da wolle man nicht noch mehr verwirren. Wenn wir aber jemanden nennen könnten von den „Großen“, die.., dann könne man ja noch einmal ins Gespräch kommen. Sie sehen: die virtuellen Haie sind überall.

Niemand wagt mehr, der erste zu sein. Es gibt niemanden mehr, der den Mut hat voranzugehen. Niemand möchte sich mehr exponieren. Er bekommt ja auch die Keule der „political correctness“ ganz schnell zu spüren und wird öffentlich niedergemacht. Die „Rechtschreibreform“ ist zum Unthema geworden. Jeder, der das Wort in den Mund nimmt, wird entnervt und hämisch ausgelacht oder abgekanzelt: „Das Thema ist doch durch, hast Du keine anderen Probleme?“

Die katastrophalen Ergebnisse der Pisa-Studie zum Thema Leseverständnis oder mangelnde Rechtschreibkenntnisse Jugendlicher haben natürlich nichts mit der „Rechtschreibreform“ zu tun – womit sonst, ist altbekannt!

Dennoch: es wird im nächsten Jahr knallen! Die Kinder lernen nicht mehr richtig lesen und schreiben – mit dieser „Reform“ nun wirklich nicht mehr! Die Katastrophe muß nur groß genug sein – leider! Erst wenn wir nicht mehr lesen und verstehen können, was ein anderer geschrieben hat, werden auch die letzten Pinguine wissen, daß sie eher ins Wasser hätten springen sollen!
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Claudia Ludwig

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Jörg Metes
09.09.2002 17.24
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Pinguineffekt

Im Wirtschaftsteil der FAZ wurde neulich ein Verhaltensmuster beschrieben, das die Ökonomen den „Pinguin-Effekt“ nennen („Pinguine im Haifischbecken“ von Rolf Ackermann, 6.9.02).
Die Anleger, hieß es da (es ging um die Psychologie der Kursentwicklung), warten darauf, daß ein anderer den Anfang macht – wie hungrige Pinguine, die aus Angst vor Haifischen auf ihrer Eisscholle verharren, anstatt ins Wasser zu springen. Die dummen Vögel wissen eben nicht, ob tatsächlich Haifische im Wasser sind.
Es ist ein Bild, das mir gut gefällt. Ich weiß zwar noch nicht recht, wie man es auf die Rechtschreibreform übertragen soll – aber es gefällt mir. Für wen genau stünden in diesem Bild die Pinguine? Für die Politiker? Für die Verlage? Und für wen stünden die Haifische? Für die Reformer? Die aber in Wahrheit gar keine Haifische wären, sondern kleine Speisefische, die sich aus Angst vor dem Gefressenwerden als Haifische lediglich ausgeben? Doch wie dumm müßten dann Pinguine sein, die auf so etwas hereinfallen?
- So ganz haut es noch nicht hin. Und vielleicht ist das Bild von den Pinguinen auf der Scholle und ihrer Angst vor den Haifischen auch überhaupt nicht übertragbar auf die Rechtschreibreform. Aber schön ist es trotzdem, nicht wahr?
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Jörg Metes

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Theodor Ickler
06.07.2002 06.57
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Professoren?

Auf Professoren sollte man nicht hoffen. Ich kenne diese Spezies verhältnismäßig gut.
Wie kompromißfähig der deutsche Professor ist, kann man zum Beispiel an den Beiträgern zu den HSK-Bänden des Verlags deGruyter sehen. Ein weiteres Beispiel führe ich in einer anderen Rubrik vor: die Stickel-Festschrift.
Also: Laßt alle Hoffnung fahren, was diese Privilegierten betrifft! Sie nennen es „Freiheit von Forschung und Lehre“ und gebrauchen es nur, um sich desto freier unterwerfen zu können.
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Th. Ickler

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Norbert Schäbler
05.07.2002 20.32
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Zurück in die Zukunft

„Leben in Lüge“, jenes Buch von Timur Kuran, das Jörg Metes bei Eröffnung dieses Leitfadens empfahl, möchte ich in Erinnerung rufen.

Auch meine damaligen Appelle, den Diskussionskreis zu erweitern, möchte ich wiederholen.
Uniprofessoren sollten eingebunden werden in die thematische Auseinandersetzung.
Das könnte geschehen mithilfe einer attraktiv aufgemachten e-Mail-Adreß-Datei, die u.a. alle 600 Professoren erfaßt, die seinerzeit die Resolution gegen die RSR unterschrieben haben.

Mir scheint, daß unsere Vorbeter (Augst etc.) mit ihrem Latein so ziemlich am Ende sind. Mir scheint außerdem, daß sich kaum einer der Professorenzunft auf das Glatteis „Rechtschreibreform“ bewegen möchte, denn von allem Anbeginn an war es doch so, daß die „Leithammel“ mit ihrem Slogan „zu spät“ auf das Wesensmerkmal der Präferenzverfälschung gesetzt haben.

Unsereins bleibt vorab nur das „Nachbeten“.
Das werde ich tun.
In den nächsten Tagen werde ich über das Buch „Leben in Lüge“ referieren.

Beim Nachbeten kann ich sogar emotionslos sein. Mag sein, daß das andernorts Emotionen freimacht.

Schönes Wochenende!

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nos

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Christian Melsa
17.06.2002 15.20
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Herr Wagner spricht ein wesentliches Problem an. Die meisten Menschen kennen die echte Rechtschreibreform gar nicht, sondern sie haben sich nur aufgrund des Geredes mit Bekannten oder in den Medien ein gewisses, aber recht oberflächliches Bild davon gemacht. Sie diskutieren nicht über die wirkliche Sachlage, sondern über das, wofür sie die Reform halten. Sehr viele lehnen die Reform ab, weil sie den grundlegenden Haken erkennen, daß eine neue Rechtschreibung (gerade wenn sie so „behutsame“ Änderungen an subtilen, schwer markant einprägbaren Stellen vornimmt) die Anwender zunächst einmal verwirren muß. Für andere endet der Blick schon an dem Ausdruck „Reform“, der geradezu reflexartig ihre Sympathie weckt. Zukunft und Fortschritt, eventuell auch spritziges, lebhaftes Durcheinander, das wird gerade von den glühenden Fürstreitern der „Erleichterungspädagogik“ (wie Josef Kraus es nennt) als tolle, spannende Sache betrachtet. Daß Kinder in die Lage versetzt werden, Erwachsene zu korrigieren, ist da allein schon Grund zum Feiern. Und wieder andere meinen, erkannt zu haben, alle möglichen Probleme der Gegenwart bestünden nur wegen eines sozusagen interdisziplinären Reformstaus; wenn man also nur einfach blindwütig „Verkrustungen aufbrechen“ würde, dann müßte sich wohl zwangsläufig alles zum Besten fügen: eine erste Übergeneralisierung. Die Erfahrung, daß Rechtschreibung nicht mal so von heute auf morgen zu lernen ist, kennt jeder. In die Beherrschung muß man investieren. Manchem bereitet das mehr, manchem weniger Mühe, aber daß es ein weites Feld ist, das hat jeder festgestellt, der damit in Berührung gekommen ist. Wenn da ein paar Wunderdoktoren aufkreuzen und versprechen, diese Mühsal stark zu verringern, dann ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß ein paar Leute der verlockenden Vorstellung erliegen, das sei wirklich möglich und habe stattgefunden.

Daß all diese positiven Bewertungen der Reform aber durch nichts als Desinformation und Verklärung zustandegekommen sein können, wird offenbar, wenn man sich einmal das nüchterne Ergebnis der Veranstaltung anschaut. Der Normalbürger – eigentlich nicht nur der, sondern jeder – muß in irgendeinem aktuellen Wörterbuch nachschlagen, wenn Schreibungen nicht aus dem Gebrauch bekannt sein können. Die Neuigkeiten im Rechtschreibregelwerk sind in den meisten Fällen nicht eindeutig auslegbar. Hinzu kommen dann noch die Infokästen. Mit Untersuchungen, wie Herr Ickler und ich sie mit den aktuellen Wörterbüchern durchgeführt haben, wird deutlich, daß die Wörterbücher bei den einzelnen Stichworteinträgen aber weder die originale amtliche Neuregelung, noch die alte Regelung, noch die Regeln in den Infokästen durchgängig befolgen. Manchmal läßt sich eine Schreibung nicht mal wenigstens einem einzigen dieser Regelwerke zuordnen. Der Befund ist, daß alle dieser bekannten und verhüllten Regelwerke mal zur Anwendung kommen, man kann nur nicht ahnen, welches wann und wieso. Das heißt, kein Regelwerk ist allgemeingültig, dafür kommt jedes aber mal dran, und um durchzusteigen, muß man alle beherrschen – ohne daß einem das aber viel nützen würde, da ja nicht klar ist, wann welches der konkurrierenden Kriterien jeweils Vorrang haben soll. Systematisch gesehen könnte man statt eines Wörterbuchs auch einen Würfel benutzen.

Die meisten Wörterbuchnutzer werden aber wahrscheinlich gar nicht versuchen, die Rätsel zu ergründen, die sich ihnen darbieten, sondern nach einer Weile einfach achselzuckend die Schreibweise übernehmen, die sie beim entsprechenden Stichworteintrag finden. So konnte man vor der Reform natürlich auch schon verfahren, allerdings war es nicht so oft nötig, bekommt man aus vielen Erfahrungsberichten zu hören.

Wenn man nur jemanden dazu bringen kann, zu versuchen, das angeblich doch so wunderbar vereinfachte Regelwerk wirklich einmal anzuwenden, ohne Unterstützung einer Wörterliste, dann wird er wohl nicht anders können, als nach einer Weile zuzugeben, daß da ein gewaltiger Wurm drin ist. Das Problem ist nur: Die wenigsten Leute gehen den Dingen so genau auf den Grund. Hat man mit hartnäckigen Befürwortern zu tun, könnte es aber hilfreich sein, sie einmal zu einem Selbstversuch zu ermuntern. Sie sollen sich einmal ein aktuelles Wörterbuch schnappen und bei jedem farblich hervorgehobenen Stichwort erklären, warum das jetzt anders geschrieben werden soll als bisher. Natürlich müssen sie auch eine Erklärung liefern können dafür, daß ein ganz ähnliches Stichwort aus der Nachbarschaft offensichtlich nicht die gleiche Behandlung erfährt. Wer diese Übung eine Weile durchgeführt hat, kann die Reform eigentlich nicht mehr ernsthaft hinnehmen wollen.

Bevor jetzt jemand wie Herr Jansen hier mit dem Einwand aufzutrumpfen versucht, dasselbe auf Grundlage der alten Rechtschreibung würde den Probanden mindestens die gleichen Schwierigkeiten bereiten: Hier darf man nicht vergessen, daß die bisherigen Schreibweisen aber allgemein bekannt sind. Jeder ist sie gewohnt, und man kann im Detail auch meist darlegen, warum sie die bessere Alternative sind. Sie sind millionenmal auf konsistente Weise angewandt worden und nachlesbar, was man in dem Maße über den Neuschrieb natürlich nicht sagen kann.

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J.-M. Wagner
17.06.2002 13.42
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Was die Kinder in der Schule lernen müssen

Letztes Wochenende sprach ich am Randes eines Treffens von Mitarbeitern mehrerer Kirchengemeinden, die in ihrem Kindergottesdienst die Rohfassung eines aus dem Amerikanischen übertragenen Themenprogramms ausprobiert hatten, mit der Vertreterin des Verlags, der dieses Arbeitsmaterial herausgeben wird. Sie hatte in der Mitagspause angedeutet, daß die neue Rechtschreibung nach wie vor für Verunsicherung sorgen würde und sie immer wieder nach der richtigen Schreibung gefragt werde. Auf meine spätere Nachfrage sagte sie, daß zwar quasi niemand von der neuen Rechtschreibung begeistert sei (und daß sie in ihren Briefen und E-Mails weiterhin die alte Rechtschreibung verwende), sich der Verlag jedoch dazu entschieden hätte, die neue Rechtschreibung zu verwenden, weil es die Kinder nun einmal so in der Schule lernen würden.

Immer wieder höre ich dies als „Letztes Argument“, vgl. die Erfahrungen von Herrn Lachenmann, die Stellungnahme von Klaus Rost (Chefredakteur der Märkischen Allgemeine) oder das, was bei der Begründung für die Agenturschreibung mit anklingt. Wäre es nicht aber ein leichtes, genau gegen dieses Argument vorzugehen? Herr Ickler hat ja bereits vielfach darauf hingewiesen, daß es die Schüler aufgrund der Probleme, die die Lehrer mit der Reformschreibung haben sowie wegen der Fehler in Schul- und in den gängigen Wörterbüchern gar nicht richtig lernen können.
Greifen diese Argumente, werden sie beachtet? Würde es in der breiteren Öffentlichkeit evtl. mehr Beachtung finden, wenn man auf die Probleme mit konkreten, möglichst drastischen Beispielsätzen hinweist? Die meisten Menschen, die nicht unmittelbar von der neuen Rechtschreibung betroffen sind, haben sich doch bisher keine Gedanken dazu gemacht; sie werden einer Argumentation, die auf das „innere Strickmuster“ der Reform abzielt oder die das vermehrte Auftreten von „Präzisierungen“ (was sollte an denen verkehrt sein?) zu deuten weiß, gar nicht folgen können. Wie kann man effektiv darüber aufklären, was die Kinder wirklich in der Schule lernen -- müssen!! -- und damit dieses „Standardargument“ allgemein in Frage stellen?
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Jan-Martin Wagner

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