Lehrercredo
Irgendwie schmerzt es mich, wenn vom „normalen“ Lehrer gesprochen wird, jenem Typ von Menschenführern, die ihren Job nicht verleugnen können, jenem Typ, der nicht durch Wärme und Zuneigung auffällt, sondern durch Gestik, Halbakademikergehabe und Fehlprofil.
Es schmerzt mich, weil Lehrer etikettiert werden, weil man über sie in alle Zukunft einen Bann verhängt, und zwar deshalb, weil weder die Eltern-, noch die Kultusminister- und letztlich die Gesell-schaften jemals mit dem Lehrer- oder Pädagogenprofil einverstanden sein werden. Sie sind nämlich verseucht mit dem olympischen Virus („citius, altius, fortius“), stehen da mit der Stoppuhr, messen Dimensionen und zählen „Erbsen“.
Zur Verteidigung: Ausnahmslos haben meine ehemaligen Berufskollegen Unzählbares geleistet, fruchtbare pädagogische Momente gesetzt, Lebenswege gebahnt oder blockiert; sie haben die „Fügung“ als göttliches Werkzeug intuitiv beschleunigen helfen.
Darüber zu sprechen, ist in unserer „religionslosen Gesellschaft verpönt. Mir geht es aber nicht um Religion – um den sicheren Hafen der Taufgemeinschaft, um den Pferch der elitären weißen Schafe. Vielmehr geht es mir um Religiosität – eine Art von innerer Schwingung, einer unbedingten Betroffenheit, die in gewissem Maße Immunität darstellt gegen profanes Geplänkel wie das der lächerlichen Zunft der Kultusminister.
Unsere normalen Lehrer sind ausgehöhlt, gekerbt und verunsichert von allen Seiten.
Nur im unbeobachteten Raum – tagtäglich in der Schulstube – beweisen sie ihre Qualitäten, die kein Elternteil, kein Schulrat und kein Kultusminister jemals loben werden, weil sie sie nicht sehen, oder besser: nicht sehen wollen.
Denn Mündigkeit und Religiosität (u.a. im Sinne von Verteidigungsbereitschaft für Lebensprinzipien und Weltanschauung) sind gefährlich, für jeden Machtpopanz, der seine Autorität aus Einschüchterungstaktiken und Abhängigkeiten beleiht.
Und das alleine kann man den Lehrern zum Vorwurf machen, daß sie sich einschüchtern und gängeln lassen.
Letztendlich erkennt man heute den „normalen“ Lehrer an der Radfahrerhaltung!
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