heute und Morgen
Das intuitive Bedürfnis der Schreibenden, Gleiches (Paralleles) gleich zu schreiben, zeigt sich immer wieder auch in den Fehlern der Reform. Diese werden schön gleichmäßig in der ganzen Rechtschreibung ausgebreitet. Daher werden die grotesken (und fürchterlich schwierigen) grammatikwidrigen Festlegungen der Reform zwar großenteils nicht umgesetzt, aber wer sich um sie bemüht, treibt es ungewollt um so toller.
Heute in Spiegel Online zur Bürgerschaftswahl in Bremen: Im Bundesfinanzministerium fürchtet man eher heute als Morgen einen neuen Bettelbrief aus der Stadt mit den vier hungernden Stadtmusikanten.
Früher hieß es heute früh und heute morgen, morgen abend und so weiter, und man hatte Mühe, bei geübteren Schreibern eine versehentliche Großschreibung zu finden, man sah sie ein ganzes Jahr lang nicht. Nun also, nach der Reform, heute Morgen, so wie zuletzt vor 150 oder 200 Jahren, als in der Rechtschreibung noch alles drunter und drüber ging. Das führt bei den Reformknechten unter anderem natürlich immer wieder zu Dienstag Morgen (Reformregelung wäre aber: Dienstagmorgen). Und irgendwann natürlich auch zu Er kommt Morgen, eher heute als Morgen. Früher undenkbar, heute sogar bei den Intelligenzbestien vom Spiegel anzutreffen.
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