Re: Wer soll es machen?
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Hiermit möchte ich eine hoffentlich lebhafte Diskussion anregen. Eine der wichtigsten Fragen lautet: ... Wer soll es denn in Zukunft machen? Welche Optionen gibt es? ...
5. Niemand bzw. jedermann. Das ist die Ideallösung: Jeder kann Wörterbücher machen, aber für die Verwendung in Schulen werden sie demselben Zulassungsverfahren unterzogen, das für Schulbücher üblich ist. Die Gutachter sollten sich dabei nach den Kriterien richten, die zuvor von den Kultusministern aufgestellt worden sind: Fortführung der gewachsenen Rechtschreibung (Kontinuität), Auskämmen der Duden-Haarspaltereien. (Wir helfen gern bei deren Identifizierung.) So behalten die Kultusminister eine gewisse Mitwirkungsmacht und Oberaufsicht für ihren Bereich, ziehen sich aber im Sinne der modernen Verwaltungsvereinfachung und Subsidiarität auf das unbedingt notwendige Mindestmaß zurück.
Ja, genau: Der fünfte Vorschlag ist die langfristige, tragfähige Ideallösung. Ich frage mich nur, ob das mit dem Übergang klappt. Schon die Reformumsetzung war ja von allen möglichen angeblichen Sachzwängen geprägt, die es eigentlich nicht gab und hinter denen politische Überlegungen und wirtschaftliche Interessen standen. Werden die Verlage, vor allem die Wörterbuchverlage, sich dieser vernünftigen Maßgabe einfach anschließen? Oder werden sie an einem schlechten Zustand ihr Interesse behalten, weil es dann mehr Korrekturbedarf gibt und man auf immer neue Wörterbücher, Beratungen, Fortbildungsangebote und Softwareversionen angewiesen ist? Werden die Zeitungen mit genügend Weitblick und Vernunft kommentieren, so daß die Umstellung von Akzeptanz getragen ist? Werden die Kultusminister Zutrauen zu dieser Kehrtwende haben können, oder sollte es einen Zwischenschritt geben, damit die Umstellung auf eine sich selbst kontinuierlich regulierende und optimierende Rechtschreibung sich nicht so überraschend ausnimmt?
Diese Zweifel lassen sich in der Frage bündeln, ob es einen ZWISCHENSCHRITT geben sollte. Ich meine eine Aufsicht über die Angebote der Wörterbuchverlage entweder bis zu der ersten Generation der Neuauflage oder so lange, bis das aufsichtführende Gremium seine Aufgabe als erfüllt ansieht und sich auflöst, nachdem sich die Selbstregulierung der Rechtschreibung in den Wörterbüchern offensichtlich hinreichend durchgesetzt hat. Was mich betrifft, ich halte die erste Option (bis zum Erscheinen der ersten Neuauflagen) für ausreichend. Also, braucht man diese Aufsicht, und wer sollte sie übernehmen? Ob man sie braucht bzw. ob sie wünschenswert ist, darüber sollte nicht nur hier ein Austausch stattfinden. Zu entscheiden hätten es formal die Kultusminister, inwieweit sie Kompetenzen abgeben und delegieren. Und an wen? Meine Idealvorstellung wäre: Umfrage bei allen Mitgliedern der Akademien. Sie sollen über diejenige Person abstimmen, der sie die größte Kompetenz in der Frage der Rechtschreibung zutrauen und die das vorgegebene Prinzip der Rechtschreibung Kontinuität und Liberalität am überzeugendsten vertreten und ausgearbeitet hat. Die gewählte Person kann sich selbst die Berater aussuchen, die sie zu ihrer Unterstützung braucht denn es bringt nichts, wenn Leute von außen in eine Kommission gewürfelt werden, die nicht zueinander passen, siehe Rechtschreibreform.
Das ist aber alles noch theoretisch. Am wichtigsten ist ja nicht ein formaler Übergangsmodus, sondern das Prinzip, das auf Dauer die Gestaltung der Wörterbücher leitet. Die Kultusminister sollten zu ihrem eigenen beträchtlichen Vorteil die Nummer 5 wählen, ohne Zweifel. Ob sie dann eine Zwischenaufsicht wünschen, eine möglichst kompetente und von der Reform unbelastete Kommission, die den Übergang optimiert und eventuellen Problemen vorbeugt, müssen sie im zweiten Schritt ebenfalls entscheiden.
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