(Re: Schweizer Schreibung)
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
1. Sie ist superleicht zu vermitteln, zu lernen, anzuwenden. Sie ist auf keinen Fall fehlerträchtig.
2. Sie ist Fremdwort-kompatibel, vor allem, was das Englische betrifft. (Aber vgl. auch Fasson: in Schweizer Schreibung darf man hier die erste Silbe als offen interpretieren.)
3. Sie ist modern (und seit langem beliebt!), weil sie den Ligaturschnörkel abwirft. Die Systematik der bisherigen Regelung bleibt dabei unangetastet.
4. Das Problem des fehlenden ß-Großbuchstabens gehört der Vergangenheit an.
Hab noch was vergessen; in der Schweizer Schreibung sehen verwandte Stämme auch ähnlich aus: schiessen, schoss, Schuss
Ich bin nicht der Meinung, daß es NUR darauf ankommt, wie gut lesbar eine Schreibweise ist. (Wenn es so wäre, warum haben die Schweizer nicht ein anderes Zeichen der Tastatur geopfert?)
Es ist doch so, daß diejenigen, die die Reform verbreiten, sie nicht wirklich gut finden. Vielleicht wäre das bei einer bloßen Umstellung auf Schweizer Schreibweise ganz anders gewesen. Mir ging es auch eigentlich um die Frage, ob man, die Adelungsche Schreibung opfernd, eine Rücknahme der Reform eher erreichen könnte.
Lieber Herr Reimers,
ich weiß nicht, ob mein Vorschlag auf breite Zustimmung stoßen würde. Darum ja habe ich das Thema in die Runde geworfen. Versuchsweise.
Ich zitiere das jetzt alles auf einen Schlag, weil es für meine Begriffe zusammengehört, gleichzeitig aber quasi neu sortiert werden muß. Es fällt nämlich alles unter folgende Frage: Was wollen wir eigentlich, und warum wollen wir das? Mit dem wir sind alle diejenigen gemeint, die die Reform ablehnen und eine grundlegende Änderung befürworten was auch die Frage schon zum Teil beantwortet. Der unbeantwortete Teil ist der nach dem Warum. Warum, lieber Herr Fleischhauer, lehnen Sie die (bzw. Teile der) Reform ab? Worauf läßt sich letztlich jede diesbezügliche Begründung zurückführen?
Ich möchte erst einmal nur andeuten, worauf ich mit dieser Grundsatzfrage hinauswill: Mit Ihren oben zitierten vier Punkten (plus dem einen nachgereichten) liegen Sie im wesentlichen auf der Linie der Reformer und ihrer Ideologie, welche Anforderungen an Rechtschreibregeln zu stellen sind. Ich tippe hier einmal ab, was Prof. Gallmann im letzten Semester in seiner Orthographie-Vorlesung verteilt hat. Zum Thema Das Komma bei Infinitivgruppen enthält sein Skript folgende Vorbemerkung: Anforderung an orthographische Regeln:- einfach
- eindeutig
- im System der natürlichen Sprache definiert
- nachvollziehbar
- lernbar
Ausführlicher findet man das in seinem Aufsatz Zum Komma bei Infinitivgruppen. Darin bezieht sich Gallmann zwar explizit auf die Kommasetzung, er betont aber, daß er die wichtigsten Aspekte nennt, und im Vorlesungsskript kommen die Anforderungen ganz allgemein daher.
Fällt Ihnen an diesen Anforderungen etwas auf?
__________________
Jan-Martin Wagner
|