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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Bertelsmann
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margel
16.08.2003 10.11
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Korrektur

Es war natürlich nicht die Duden-Sprachberatung, sondern die von Wahrig-Bertelsmann. Bitte vielmals um Entschuldigung.

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margel
16.08.2003 10.03
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Salto mortale

Denjenigen, die die reformierten Regeln anwenden oder gar interpretieren wollen, ergeht es wie einem Autofahrer, der in den Graben fährt: Rein geht´s prima, raus nur mit einem Überschlag. – Die Ratschläge und Erläuterungen der Sprachberaterinnen beweisen aufs schönste, wohin es führt, wenn man die Rechtschreibung vom „Transport semantischer Information befreien“ will. – Der Tunnelblick auf das Regelwerk verleitet die Duden-Damen dazu, heillosen Unsinn von sich zu geben. – Die Steigerung von „wohl vorbereitet“ soll „besser vorbereitet“ sein. Das gehört aber zu „gut vorbereitet“. Auch „wohlvorbereitet“ läßt sich nicht sinnvoll steigern. Und so ist es mit den anderen Komposita oder meinetwegen auch Wortgruppen mit „wohl“. In der Schule hat man einmal gelernt, daß es nicht heißt „wohl“, „wöhler“ am „wöhlsten“ (im Schweizerdeutschen durchaus), und so kommt es dann zu solchen freischwebenden Erfindungen abseits des Sprachgebrauchs, wie wir sie hier lesen dürfen. – Nebenbei: „Ich fühle mich wohl“ bedeutet einen höheren Grad des Wohlbefindens als „Ich fühle mich besser“. Alles nicht so einfach...

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Monika Grunert
15.08.2003 18.10
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Es ist zwar gemein, da die Mitabeiterinnen der WAHRIG- Sprachberatung mir sehr freundlich, schnell und ausführlich geantwortet haben, aber wenn man einer verfehlten Sache dient, muß man eben dafür einstehen. Dies ist die Rückantwort auf eine zweite Anfrage von mir, da ich mit der ersten noch nicht ganz zufrieden war. (Wo ich zitiert werde, beginnt die Zeile mit dem Zeichen >)
Träume ich, oder ist es wirklich so einfach, die Reformanhänger aufs Glatteis zu führen?


Sehr geehrte Frau Grunert,

vielen Dank für Ihre Anfrage bei der WAHRIG-Sprachberatung.

> vielen Dank für Ihre schnelle Antwort, aber seien Sie mir nicht böse,
> ich werde daraus nicht ganz schlau.
> Sie schreiben:

> „Man schreibt „wohl“ nach den neuen Rechtschreibregeln vom folgenden
> Partizip getrennt, wenn der erste Teil der Fügung steigerbar ist.“
> Außerdem schreiben Sie: „Wird jedoch eher der zweite Bestandteil
> gesteigert. dann wird wie bisher zusammengeschrieben.“
> (Korrekt ist doch wohl :“Wird das Wort IM GANZEN gesteigert,...“)

Es gibt bei Verbindungen mit „wohl“ zwei Gruppen:

1. Verbindungen, in denen „wohl“ steigerbar und erweiterbar ist.

wohl bekannt, besser bekannt, am besten bekannt
wohl vorbereitet, besser vorbereitet, am besten vorbereitet
wohl gesetzt, besser gesetzt, am besten gesetzt
wohl verstanden, besser verstanden, am besten verstanden

2. Verbindungen, die im Ganzen gesteigert werden.

wohlgestaltet
wohlgenährt
wohlgeraten
wohlgemerkt

> Sie behaupten, daß in den Wörtern „wohlbekannt“, „wohlgemerkt“ und
> „wohlvorbereitet“ der erste Bestandteil gesteigert werden kann, die
> anderen im ganzen.

> Ich finde, wenn man das so sieht, kann man auch „ein besser geratenes
> Werk“, „besser gesetzte Worte“ und „ich fühle mich besser verstanden“
> schreiben. Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden
> Wortgruppen?

Die Einordnung der Verbindungen in diese zwei Gruppen ist oft
Ermessenssache.
Hier hilft nur ein Blick in die Wörterliste des IDS Mannheim oder ein
Blick
ins
Wörterbuch weiter: http://www.ids-mannheim.de/reform/wort-w.html

„wohlgeraten“ wird also zusammengeschrieben, obwohl „wohl“
grundsätzlich
steigerbar ist. Bei „wohlgeraten“ geht man vielleicht eher davon aus,
dass diese Verbindung im Ganzen gesteigert wird.

ein wohlgeratenes Werk
ein besser geratenes Werk (?)

ein wohlgeratenes Werk
ein wohlgerateneres Werk

Auch andere Zusammensetzungen mit „wohl-" werden weiterhin
zusammengeschrieben, obwohl auch hier „wohl-" in manchen
Zusammensetzungen
steigerbar wäre.

wohlgestaltet (besser gestaltet?)
wohlgenährt (besser genährt?)

> Die Tatsache, daß von Ihnen „wohlvorbereiteter“ und „besser
> vorbereitet“ angegeben wurden, d. h. in beiden Gruppen vorkommend,
> darf ich so verstehen, daß wir also die Grundform, den Positiv, in
> jedem Falle so schreiben können, wie wir wollen, d.h., wie wir die
> Form interpretieren?

„wohlvorbereitet“ findet sich (ebenso wenig wie „wohlbekannt“) nicht
mehr in den Wörterbüchern. Es findet sich nur noch die
Getrenntschreibung. Die Zusammenschreibung dieser Wörter gilt nicht
mehr als korrekt.

wohl vorbereitet
wohl bekannt

> Noch eine Anmerkung: „wohlgemerkt“ meinte ich eigentlich in einem
> anderen Sinne: „Er hatte wohlgemerkt keinen Schimmer, worum es
> überhaupt ging.“ (Zufällig gefundenes Beispiel) Wie wird hier
> geschrieben und warum?

Bei manchen Verbindungen gibt es aber eine Bedeutungsdifferenz zwischen
der Zusammenschreibung und der Getrenntschreibung.

Das Adverb „wohlgemerkt“ im Sinne von 'das merke man sich, das sei
betont' wird zusammengeschrieben.

Er hatte wohlgemerkt keinen Schimmer, worum es überhaupt ging.

Handelt es sich bei „gemerkt“ in „wohl gemerkt“ um eine Flexionsform
von „merken“, wird getrennt geschrieben. Dies kann man unter anderem
daran erkennen, dass „wohl“ dann wegfallen kann.

Er hatte wohl gemerkt, dass etwas nicht stimmt.
Er hatte gemerkt, dass etwas nicht stimmt.

> Noch eine Frage: Inwieweit finden Sie, daß diese Regelung eine
> Verbesserung zur früheren darstellt?

Die Reform hat sich bemüht, die Rechtschreibung einfacher und
einheitlicher zu gestalten. In den meisten Fällen dürfte dies geglückt
sein. Bei Verbindungen mit „wohl“ scheint es jedoch weniger gelungen
zu sein. Es bleibt abzuwarten, was bei der „Re-Reform“ von 2005
letztendlich in die Rechtschreibung eingeht.


Mit freundlichen Grüßen

XXX (Name tut wohl nichts zur Sache)
WAHRIG-Sprachberatung




__________________
m.g.

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margel
10.07.2003 17.44
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Wo ist das?

Liest sich ja wie ´ne Inselgruppe. Aber nachdem mir das Korrekturprogramm für „Madeleine“ mal „Malediven“ vorgeschlagen hatte, bin ich auf alles gefaßt...

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Theodor Ickler
10.07.2003 15.25
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Lübbe

Der Verlag Lübbe wirbt für einen skurrillen Krimi. (LESART, wo aber innen eine sehr schöne ganzseitige Anzeige vom Oreos-Verlag für „Deutsch – eine Sprache wird beschädigt“ zu finden ist.)
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
11.04.2003 04.26
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At Random

Antisemitismus, Parteischädigung, undurchsichtiges Spendengebahren – Jürgen Möllemann ist wieder ins Gerede gekommen.

(Random House Internetseite, Werbung für das neue Buch von J. W. M.)
__________________
Th. Ickler

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Theodor Ickler
01.04.2003 03.01
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Unter seiner neuen Adresse „Wahrig.de“ bietet Bertelsmann auch einen Schnellkurs zur neuen Rechtschreibung. Daraus folgendes Beispiel:

„Neue deutsche Rechtschreibung

Die 10 wichtigsten neuen Regeln auf einen Blick

4. Treffen in Zusammensetzung drei gleiche Buchstaben aufeinander, so werden sie künftig immer alle geschrieben, also z. B.

bisher / jetzt auch
Orthographie / Orthografie
Varieté / Varietee
Delphin / Delfin
Megaphon / Megafon
Photosynthese / Fotosynthese
Portemonnaie / Portmonee
"

Diese Seiten scheinen gar nicht besucht zu werden, sonst hätte doch sicher jemand den Irrtum bemerkt.

Unter der Rubrik neue Schreibungen fehlen wieder die Stichwörter hoch-, wieder- und wohl-. Da scheint sich durch die Reform gar nichts geändert zu haben.


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Th. Ickler

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Martin Reimers
27.08.2002 14.55
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Operation Sauerbier

Dieser Tage erzählt mir ein Bekannter, daß in Hamburger Schulen der letzte Duden per Sammelbestellung bereits schon für 15,- Euro angeboten wird.

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Martin Reimers

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J.-M. Wagner
27.08.2002 14.23
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Konkurrenz plattmachen

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler (im Strang "Wörterbücher"):
Ich habe schon lange den Verdacht, daß der Bertelsmann-Konzern die Rechtschreibreform nur benutzt, um die Konkurrenz plattzumachen und seine Herrschaft zu festigen.
Das kann natürlich sehr gut so sein, andererseits wundert es mich, daß die Bertelsmann-Rechtschreibung (Wahrig; 2002) nicht im Bertelsmann-Club erhältlich ist -- suchen Sie mal die Webseiten von www.derclub.de danach ab! Interessanterweise gibt es aber den Duden (2000) für nur 16,80 Euro (Ausgabe ohne CD-ROM) -- lt. Angabe 4,70 Euro unter dem Verlagspreis.
Alles weitere ist Spekulation...
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Jan-Martin Wagner

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Theodor Ickler
01.08.2002 07.55
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Middelhoff und die deutsche Sprache

„Der Kauf von Random House und die Integration in die gesamte Buchverlagsgruppe, die ich zu verantworten hatte, machen deutlich, in welchem Ausmaß ich an das gedruckte Wort und das Buch glaube.“ (Thomas Middelhoff im Gespräch mit der FAZ, 2.8.2002)

Der Zusammenhang legt nahe, daß Middelhoff an das Englische glaubt. Die deutsche Sprache und das deutsche Buch haben unter seiner Mitwirkung schweren Schaden gelitten.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
31.07.2002 08.22
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Dassel

Bei Google findet man 301 Belege für Dasselfliege, 100 für Dasselkrankheit und nur 15 für Dasselbeule. Trotzdem hat Bertelsmann-Wahrig nur die Dasselbeule aufgenommen, was mich in der Ansicht bestärkt, daß mit der statistischen Auswertung eines großen Korpus etwas nicht stimmen kann.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
14.06.2002 03.18
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Nichts Halbes und nichts Ganzes

Herr Melsa hat die Lage wieder einmal ausgezeichnet dargestellt. Duden und Bertelsmann-Wahrig begehen den Fehler, außer der im jeweiligen Kasten gegebenen Information, die letzten Endes auf die hier wie dort abschließende „Toleranzregel“ reduziert werden kann (völlige Freigabe), auch noch eine ganze Reihe Einzelfälle aufzulisten, für die eine bestimmte Schreibweise ohne Ausweichmöglichkeit festgelegt wird. Da jedoch schon die Theorie unklar ist, ist es erst recht ihre Anwendung. Schon der Begriff „bedeutungsmindernd“ ist ein Mißgriff. Wie mindert man denn eine Bedeutung? Was im Duden rot, im Wahrig 2002 blau gedruckt ist, kann sich kein Mensch merken, aber leider ist, wie gesagt, die Toleranzregel auch nicht anwendbar, eben wegen der Einzelfallregelung.
Die Toleranzregel ist problematisch, weil sie darauf abstellt, daß man nicht entscheiden kann, ob Wortgruppe oder Zusammensetzung vorliegt, diese beiden Begriffe aber nicht definiert sind. Duden macht es ganz knapp: „In Zweifelsfällen kann sowohl zusammen- als auch getrennt geschrieben werden.“ Aber gerade in Zweifelsfällen schlägt man doch nach! Dann wird in den Einzeleinträgen gewissermaßen von höchster Stelle entschieden, daß halbgar usw. solche Zweifelsfälle sind. Die Regel ist also gar keine Regel, denn man darf sie nur auf Fälle anwenden, auf die die Wörterbuchmacher sie noch nicht angewendet haben, und das ist eine Sache des Zufalls und des Umfangs des jeweiligen Wörterbuchs.
(Ich erinnere daran, daß die von vornherein aus der Beobachtung gewonnene Fakultativität in meinem Wörterbuch etwas ganz anderes ist als diese „Freigabe“ aus Verlegenheit. Die Reformer stellen eine – ziemlich schiefe -Theorie über den Grund der GZS auf und müssen dann zugeben, daß sie nicht anwendbar ist. Bei mir steht das Material zunächst einmal so da, wie es vorgefunden wird, und als „Theorie“ nur der wohl unbestreitbare Hinweis: „betontes Erstglied in zusammengesetzten, meist klassifizierenden Adjektiven“. Unter jedem Einzeleintrag ist auf den Artikel „halb“ verwiesen.)
Übrigens ist gerade dieser Teil offensichtlich mit der Kommission abgesprochen, sonst wäre die große Übereinstimmung zwischen den beiden Wörterbüchern nicht zu erklären.
Zum Schluß noch: Die Substantivierung des neuen halb nackt ergibt den halb Nackten: Ein halb Nackter saß auf der Wiese.. Na, ich weiß nicht ...

__________________
Th. Ickler

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Christian Melsa
13.06.2002 22.16
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Infokästen; Wahrig (2002) vs. Duden (2000)

In Reformpropaganda wird die alte Rechtschreibung gern damit dämonisiert, zu erzählen, wie sich im Laufe der Zeit lauter Detailvorschriften angesammelt hätten, bis das Gesamtregelwerk völlig unüberschaubar geworden sei.

Wegen der Schwächen der amtlichen Neuregelung hat die neue Rechtschreibung die alte in dieser Hinsicht längst übertroffen. Sowohl Duden als auch Bertelsmann rühmen sich, ihre aktuellen Rechtschreibwörterbücher mit hunderten von Infokästen im Stichwortbereich ausgestattet zu haben. Aus ergonomischer Sicht des Wörterbuchnutzers sind die auch ganz praktisch. Allerdings sind an diesen Stellen lauter Zusatzregeln untergebracht. Sie dienen normalerweise als Begründung für Schreibweisen, die im Wörterbuch anders eingetragen sind als eigentlich aus der echten Neuregelung zu folgern sein müßte. Manchmal sind aber sogar noch auf Basis dieser Ergänzungen Widersprüche zu den Wörterbucheinträgen zu entdecken.

Ein paar Beispiele:

Im brandneuen Wahrig steht auf S. 460 ein Kasten zum Umgang mit dem Zusatz „halb“. Wann wird zusammen, wann getrennt geschrieben?

„Zusammensetzungen des Adverbs halb mit einem Adjektiv schreibt man zusammen, wenn halb als bedeutungsmindernd verstanden wird: halbamtlich, halbleinen, halbseiden. §36 (5)
Ansonsten gelten mehrteilige Ausdrücke mit halb als getrennt zu schreibende Wortgruppen (halb leer, halb nackt, halb offen, halb voll) mit der Einschränkung, dass Getrennt- oder Zusammenschreibung möglich ist, wenn nicht eindeutig erkennbar ist, ob es sich um eine Wortgruppe (halb gar) oder um eine Zusammensetzung handelt (halbgar). §36“


Das geht zwar mit der amtlichen Neuregelung konform, aber trotzdem fragt man sich doch, warum halb bei den nur so angegebenen Lemmata halb nackt, halb verhungert oder halb wach nicht bedeutungsmindernd sein soll. Schließlich ist im Gegensatz zu etwa halb leer bei ihnen nicht gemeint, daß der Zustand genau zur Hälfte zutreffe.

Das mysteriöse Kriterium, das hier zur Geltung kommen könnte, steht dagegen in Dudens Infokasten zum selben Thema auf Seite 446: „Getrenntschreibung, wenn 'halb' als Gegensatz zu 'ganz' aufgefasst wird“. Als Beispiele dafür dienen die halb leere Flasche, das halb offene Fenster und ein halb verhungerter Vogel. Das ist also ein bedeutungsorientiertes Kriterium, das in der amtlichen Neuregelung nirgends vorkommt. Mehr noch: Komischerweise gibt der Duden z.B. die Schreibungen halbdunkel, halbbitter und halblaut an, die der eigenen Regelung offensichtlich nicht entsprechen. Daß Zusammenschreibung eintreten soll, wenn halb als bedeutungsschwächender Zusatz aufgefaßt wird, erwähnt der Duden zwar auch, aber natürlich lassen sich die angeführten Beispiele beliebig beiden Fällen zuordnen. Oder anders gesagt, es ist bedeutungsmindernd, wenn halb als Gegensatz zu ganz aufgefaßt wird, was sonst? Wahrscheinlich beruht der „ganz“-Notbehelf auf der Überlegung, daß man zwar schreiben kann das Glas ist ganz leer, im Gegensatz zu das Glas ist *ganzleer, aber genauso kann man natürlich auch schreiben es war ganz dunkel, trotzdem soll nicht halb dunkel die richtige Schreibung sein, sondern halbdunkel. In Zweifelsfällen, schließt daher Dudens Infokasten, sei sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich. Vor dem beschriebenen Hintergrund sind allerdings eigentlich alle Fälle Zweifelsfälle. Als Beispiele für Zweifelsfälle nennt der Duden nur halb_gares Fleisch und halb_links stehen. Warum die freie Wahl ausgerechnet bei diesen Fällen besteht, bei anderen gleichartig gelagerten jedoch nicht, das bleibt ein Geheimnis.

Zur Frage, wann der Zusatz wieder mit dem folgenden Wort zusammen und wann getrennt geschrieben werden soll, bietet der neue Wahrig nur äußerst knappe Ausführungen. Sie haken bei der Unterscheidung zwischen wiederbekommen und wieder bekommen ein:

„Fügungen aus Partikel und Verb in der Bedeutung 'zurück' schreibt man im Infinitiv und den Partizipien zusammen: Sie wollen das Geld wiederbekommen (=zurück).
Aber: In der Bedeutung 'erneut, nochmals' wird das Gefüge getrennt geschrieben (sowohl die Partikel wieder als auch das Verb sind betont): Wir sollen den Preis wieder bekommen (=erneut).
Ebenso: wieder entdecken, wieder erzählen, wieder bekommen (=zum zweiten Mal) usw.“


Das ist recht nah am amtlichen Regelwerk, obwohl die „Zusammenschreibung im Nebensatz bei Endstellung des Verbs“ (§34 Neuregelung) nicht erwähnt wird, dafür aber schon zaghaft Betonungskriterien. Der Duden führt in dem entsprechenden Infokasten die Betonung eigens unter III. als Kriterium an, also nicht nur als zufällige Begleiterscheinung. Das entspricht zwar den 97er Änderungsvorschlägen der Rechtschreibkommission, aber natürlich wiederum nicht dem tatsächlichen amtlichen Regelwerk. Eigenartig sind beim Duden die unter II. angegebenen angeblichen alten Schreibweisen für angeblich neue Getrenntschreibungen „vor allem dann, wenn 'wieder im Sinne von 'nochmals, erneut' verstanden wird“. Bisher sollen folgende Schreibungen demnach richtig gewesen sein:

Sie hat ihre Arbeit wiederaufgenommen.
Es ist mir alles wiedereingefallen.
Ich werde das nicht wiedertun.


Vor allem die letzten beiden Beispiele sind natürlich völlig unüblich. Die Fakultativität, die Ickler in seinem Wörterbuch angibt, entspricht den wahren Verhältnissen. Das geht auch aus einigen Lemmata im Duden hervor, die nicht farblich hervorgehoben sind, also von der Reform unverändert geblieben sein sollen: z.B. wieder_erkennen, wieder_eröffnen, wieder_vereinigen. Während Duden bei diesen Wörtern sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung undifferenziert nebeneinanderstellt, unterscheidet Wahrig hier nach Betonung (die auf die Bedeutung zurückgeht, ohne diese aber genau auszuführen).

Weiterhin findet man dann sowohl bei Wahrig als auch bei Duden unter den Lemmata doch wieder solche, die den Angaben in den Infokästen widersprechen: wieder herrichten (aber gleich danach wiederherstellen!), wieder gutmachen (Duden: auch wiedergutmachen, ohne Bedeutungsunterscheidung), wieder eingliedern (nur Wahrig), wieder aufnehmen (Duden: auch wiederaufnehmen, ohne Bedeutungsunterscheidung).

Die verzeichneten Schreibweisen werden also nicht einmal von den Ergänzungen des Regelwerks überall stimmig erklärt. Vieles bleibt rätselhaft, trotz Infokästen. Das Ergebnis ist äußerst chaotisch. Natürlich sind die Ergänzungen Notbehelfe, um das Reformregelwerk irgendwie zu retten. Bloße „Präzisierungen“, wie die Reformer es gerne nennen, sind es nicht, denn sie fügen dem Regelwerk, da die Ausführungen sich mit ihm nicht decken, offensichtlich zusätzliche Bestimmungen hinzu. Wenn Notbehelfe gebraucht werden, muß ein Notstand vorliegen, und der ist natürlich von der Reform verursacht. Durch die vorgenommenenen Nachbesserungen wird die neue Rechtschreibung immer schwerer durchschaubar. All dieses Kuddelmuddel ist nur loszuwerden, wenn die Reform komplett wieder zurückgenommen wird.


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Theodor Ickler
10.06.2002 12.03
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Ramsch

Zu meiner nicht geringen Überraschung und Zufriedenheit entdeckte ich gestern mehrere Exemplare vom neuen Bertelsmann („Wahrig“), der doch erst vor zwei Wochen erschienen ist, im Ramschkasten einer großen Erlanger Buchhandlung. Zwar zum Originalpreis, aber immerhin – die Einschätzung stimmt.

Eine andere große Buchhandlung (Bolkert) fand ich überhaupt nicht mehr, sie hat dichtgemacht. Die Branche leidet, kein Zweifel. Vielleicht keine schlechte Voraussetzung für ein wenig Besinnung.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
10.06.2002 08.34
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blau

„Waschen war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts harte Arbeit. Denn Wäsche wurde nicht nur gestaucht, gestampft, gescheuert und gebürstet, um die Gebrauchsverschmutzung zu beseitigen. Oftmals wurden die Wäschestücke sogar gebleut, also mit einem eigens dafür geformten Schlagholz, dem Bleuel, verprügelt.“ (Quelle: Firma Miele, Presse 2001, zu einer Ausstellung in Nordhorn)

Im Duden ist der Bleuel noch erhalten, bleuen hingegen durch bläuen ersetzt. Bertelsmann hatte den Bleuel 1996 noch, seit 1999 ist er gestrichen. Die Seltenheit der Belege kann dabei keine Rolle gespielt haben, denn es sind auch in der Neuausgabe 2002 noch wesentlich seltenere Wörter aufgenommen.

Wäsche kann seit je auch gebläut werden, also blau gefärbt. Laut Duden wird oder wurde sie mit einem Bleuel gebläut!

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Th. Ickler

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