„Bei Lernsoftware eigenem Urteil vertrauen“
Medienpädagoge: „Bei Lernsoftware eigenem Urteil vertrauen“
Eltern sollten beim Kauf von Lernprogrammen nicht blind auf das Prädikat „didaktisch durchdacht“ vertrauen. „Es ist besser, die Lernsoftware vorher selbst zu testen und sich so ein eigenes Urteil zu bilden“, sagte der Medienwissenschaftler Hartmut Warkus von der Universität Leipzig, in einem dpa-Gespräch. Warkus ist Mitinitiator des Messeprojektes der Universität, die erstmals mit einem eigenen Stand auf der Publikumsmesse für Computer- und Videospiele GC – Games Convention in Leipzig vertreten ist.
„Unser Engagement richtet sich darauf zu zeigen, wie man mit Hilfe des Computers lernen kann“, sagte der Experte. Dabei könnten die Kinder nicht einfach nur dem Computer überlassen werden. „Didaktik verlangt Regeln, deren Einhaltung ein Computer nicht überwachen kann.“ Die Eltern sollten deshalb die Lehrerrolle übernehmen, wenn sie gemeinsam mit ihren Kindern vor dem Computerbildschirm sitzen. Lernen sei ein sozialer Prozess. „Die Kinder sind viel engagierter dabei, wenn sie auch mal den Eltern zeigen können, wie ein Programm funktioniert.“
„Es ist natürlich ein Highlight für unsere Studenten, gemeinsam mit Eltern, Erziehern und Kindern Lernprogramme ausprobieren zu können“, sagte Warkus. Jeder einzelne der 20 beteiligten Studenten der Medienpädagogik habe sich vorher intensiv mit einzelnen Lernprogrammen beschäftigt. „Auf der Messe bietet sich die Möglichkeit, den Eindruck aus Erwachsenenperspektive mit dem Urteil der Zielgruppe zu vergleichen“, so der Medienwissenschaftler. Ferner würden Fragebogen eingesetzt, um zu erfahren wie Kinder und Jugendliche Lern- und Spielesoftware tatsächlich nutzen.
Mit dem Sonderbereich „GC-family“, in dem die Universität ausstellt, bietet die Messe erstmals ein Forum für Medienkompetenz. Das Angebot der Universität mit Vorträgen und Workshops richte sich vor allem auch an Lehrer und Erzieher, sagte Warkus. Elternabende zu Computerspielen und Lernsoftware seien an den Schulen leider noch immer die große Ausnahme. (dpa) / (jk/c‘t)
fett von mir
So ungefähr 1972 bekam unsere staatliche Schule ein Sprachlabor (mit Tonbändern), das war damals was. Aber in Erinnerung habe ich nur, daß ich englisch sprechen lernte, als im Süden Londons ein Fahrradmantel zu kaufen war und es die in Deutschland üblichen Größen nicht gab. Ich hatte vertraut, daß im Land, wo das Zollmaß herkam, auch ebensolche Produkte gängig sind.
Das menschliche Gehirn funktioniert vollkommen und anders als ein Lerncomputer. Wenn ich meine Gedanken frei entfalte, stoße ich am Rechner an nichts anderes als andauernd an Grenzen. Wie schnell habe ich aus einem Papierzettel mit einer feinen Schere ein Modell geschnitten für einen dreidimensionalen Klapptisch, der am Lehnsessel festgehakt werden kann. Wie würde so etwas am Computer ablaufen?
Schreibmaschineschreiben dagegen möchte ich selbstredend lieber am Computer als auf einer Kugelkopfschreibmaschine üben. Aber nur im Hinblick, daß der kleine Teil Computer weniger Zeit verbrät und für den kreativen Teil mehr Zeit übrig ist. Wenn ich Internettechnik heute als in höchstem Maße wichtig einschätze, dann im Hinblick auf das Ende der Einwegberieselung, aber nicht im Hinblick auf den neuen Käfig. Für ein eigenes Urteil nehme ich mir oft Zeit ganz für mich außerhalb der Infrastruktur, dort wo man mal ungestört denken kann. Wenn sich meine Sicht der Dinge festigt, spreche ich gerne noch mit Freunden. Danke, daß telefonieren preislich tragbar wurde.
Umsätze im Bereich Lernsoftware gingen tendenziell zurück. Ist das unerklärbar? Eltern wissen doch noch, daß gerade am Rand der Zivilisation ein ganzheitliches Lerngefühl in Erinnerung blieb. Der Rand der Zivilisation nennt sich Natur, nicht GC.
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Norbert Lindenthal
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