Re: drei S
Eva Nerling: Herr Kolbe, da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich war das Deutsche in seiner Wortbildung durch die Fraktur geprägt, aber ich bedaure die Umstellung auf die Antiqua durchaus nicht. Obwohl ich noch deutsche Schrift lesen und schreiben kann, plädiere ich nicht für eine Rückkehr zu Fraktur in Schrift und Druck, das wäre Anachronismus, ein Akt der Abschottung gegen Europa und die die Welt.
Na ja, Frau Nerling, als Abschottung gegen Europa und die Welt würde ich es nicht unbedingt sehen, wenn die Fraktur wieder ein wenig salonfähig gemacht werden würde.
Eva Nerling: Zu meiner Verzweiflung gibt es in vielen Zeichensätzen, die sich Fraktur schimpfen, nur das eine oder das andere S! Dieses Wissen, das Sie hier darstellen, geht verloren, und zwar so gründlich, dass schätzungsweise noch 5% der Leute im Druckgewerbe davon wissen. Ich rechne die unzähligen kleinen Agenturen mit ihren ungebildeten Fuzzis hinzu, die nicht einmal wissen, welchen Unterschied es zwischen Gedankenstrich und Bindestrich gibt.
Unter folgender Adresse finden Sie gute Fraktur-Schriften für den PC: http://www.fraktur.com
Ihrer Einschätzung der Werbeagenturen mit ihren ... folge ich unbesehen.
Es wäre doch schade, Frau Nerling, das muß ich Ihnen als u. a. Druckformherstellerin/Schriftsetzerin doch nicht sagen, wenn dieses Wissen, das nach Ihrer Einschätzung nur noch ca. 5% der Leute im Druckgewerbe, das sind nämlich die Schriftsetzer, haben, verlorengehen würde.
Eva Nerling:
Tja ist vorbei! Was machen wir jetzt? Ich denke, die werden klein beigeben und den Flußsand erlauben. Vielleicht sollten wir einfach die vernünftigste Schreibweise wählen und sie durchsetzen. Eine Vollversammlung der schreibenden, setzenden und lehrenden Zunft sollte einen Regelkanon aufstellen, der im Falle, dass eine Frage bis nach Sonnenuntergang nicht mehrheitlich entschieden werden konnte, die Freigabe zu Probezwecken empfiehlt. Nach 5 Jahren werden dann die Erfahrungen zusammengetragen und die Folgen zusammen getragen.
Diesen Vorschlag, Frau Nerling, sollten Sie einmal den Reformern und Reformbefürwortern machen dann wäre diese unausgegorene Naivlings-Diktat, das nur noch künstlich am Leben erhalten wird durch die staatliche Macht mit Unterstützung großer Verlage, ruck, zuck vom Tisch, wie es so schön heißt.
Um aber ein klein wenig über die Hintergründe bzw. Entstehung dieser in meinen Augen größten Volksverdummung auf diesem Gebiet, Rechtschreibreform genannt, zu erfahren, empfehle ich Ihnen die Magisterarbeit von Heide Kuhlmann (ist hier irgendwo zu finden, vielleicht kann ja mal jemand einen Link dazu hier hineinstellen). Sehr interessant bzw. aufschlußreich, kann ich nur sagen!
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Klaus Kolbe
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