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RenateMariaMenges
04.10.2003 05.07
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Sprache

(Melsa) Ist das, was Sie hier jetzt gerade lesen, etwa keine Sprache? Sprache bleibt auch dann noch Sprache, wenn sie aufgezeichnet ist.

Geschriebene Sprache ist Sprache: Sonst könnte Frau Popp sich hier nicht unterhalten. Das ist eine zu nichts führende Diskussion. Wer Sprache nicht richtig definieren kann, sollte die Finger davon lassen.

Die Definition, dass Sprache nur dann Sprache ist, wenn sie gesprochen wird gibt es keinem vernüftigen Lexikon, in keiner Beschreibung oder Aufsatz. Die hier vertretene Definiton teile ich nicht, darum lese ich nur die Antworten, weil diese interessanter sind.
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RenateMariaMenges

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margel
03.10.2003 21.03
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Zitate von ???

Die deutsche Orthographie hat einen ans Wunderbare grenzenden Verlauf genommen, ohne daß die Menschen, die sie entwickelten, sich eine klare Vorstellung von dem Ergebnis als Ganzes gemacht hätten. Die Theorie erfaßt die Orthographie erst, wenn diese bereits fertig ist. So ergibt sich die Erkenntnis, daß die Orthographie für die Reflexion bereits gänzlich konstituiert ist. Daher ist der Betrachter geneigt, zu glauben, er erfasse die Orthographie wie er einen natürlichen Gegenstand wahrnimmt. Etwas Geschriebenes lesen heißt also, das vom Schreiber Erdachte, Gemeinte nachzuvollziehen. Deshalb bedeutet das Geschriebene für alle Leser in einem gewissen Sinne zunächst einmal dasselbe. Das heißt nicht, daß es für alle den gleichen Wert besäße oder den gleichen Widerhall weckte.

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Christian Melsa
03.10.2003 20.52
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Re: Re: Re: Re: Wortbildung und Schreibkonvention

Margret Popp schrieb:

Die Schreibkonventionen müssen nicht UNBEDINGT in einem einfachen einheitlichen Verhältnis zu den sprachlichen Zusammenhängen stehen.

Wenn sie das nicht tun, wird man sie aber zweifellos als mangelhaft bezeichnen können, oder? Das Kuriose ist nun, daß durch die Reform bereits gut etablierte, sprachgemäßere Konventionen krampfhaft durch weniger sprachgemäße ersetzt werden sollen. Das Bessere ist längst da und wird vom Schlechteren verdrängt! Das ist krank.

Mir scheint daher, dass die Autoren der RR hier ausufernden Fragestellungen aus dem Weg gegangen sind und einfach die mechanische Regel mit der Erweiterbarkeit und Steigerbarkeit der Anfangs-Partikel eingeführt haben, damit man ohne weiteren Tiefsinn sofort entscheiden kann, ob nun getrennt zu schreiben ist oder nicht, egal, was die Linguisten hier über die Zuordnung zu Komposita oder nicht noch rauskriegen.

Aber in der Realität durchdenkt doch kein Mensch den ganzen Entscheidungsapparat der reformierten Zusammenschreibungsregeln. In der Realität gewöhnt man sich daran, bestimmte Bedeutungen mit bestimmten Wörten auszudrücken, die so und so geschrieben werden – warum auch immer.

Ein sachlicher Kritiker, der hier wirklich eine Verbesserung vorschlagen wollte, müsste den ganzen Komplex der deutschen Formen Partikel-mit-Akzent + Verben analysieren und eventuell der Wortbildungsstruktur angemessenere und dazu möglichst auch noch leichter lernbare Regeln dagegen stellen. Meckern ist hier leicht, besser machen ist schwer! (Da es noch andere Zweifelsfälle der deuschen Wortbildung gibt, führt die Forderung, Komposita immer zusammenzuschreiben, zu den haarigsten Problemen jeder deutscher Rechtschreibregelung; auch die alte Rechtschreibung war diesbezüglich nicht stark.)

(Immer noch besser als die reformierte.)

Wirklich taugliche Gegenvorschläge dieses Typs, bei denen rundum bessere Schreibregeln vorgeschlagen werden, habe ich auf diesem Gebiet bei den Schmähern der RR bisher nicht gesehen.

Von den Schmähern will ja auch keiner die alte Rechtschreibung an dieser Stelle reformieren. Die Reformer haben das aber gemacht, obwohl ihre Lösungsvorschläge nicht einmal mit dem bereits bestehenden Brauch konkurrieren konnten. Die Rechtschreibreform hätte aus sich selbst heraus niemals die nötige Überzeugungskraft, um sich durchzusetzen. Deswegen sind für die Durchsetzung zwangsläufig gehorsame Beamte und Redakteure nötig.

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margel
03.10.2003 20.46
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Evolution usw.

(Ich hatte das folgende eben schon einmal geschrieben, aber es kam irgendwie nicht an...)

Ich bin gern bereit, die Herausbildung der gültigen Orthographie als einen „quasi-evolutionären“ Vorgang zu sehen. Um mehr als eine Analogie kann es sich bei einem Kulturprodukt wie der Rechtschreibung meiner Ansicht nach aber nicht handeln. Besonders mit dem Begriff „Selektion“ würde ich in diesem Zusammenhang sehr vorsichtig hantieren. Die Etablierung bestimmter Schreibungen ist stets ein bewußter Akt des Schreibenden. Die neue Variante mag dann übernommen werden, wenn dies dem der Rechtschreibung innewohnenden Programm -immer feinere Differenzierung, immer genauere Wiedergabe das Gemeinten – entspricht. Am Ende kann die Orthographie gleichsam naturwüchsig erscheinen. Die Reformer behaupten ja gerade das Gegenteil: Alles ist „arbiträr“. Zwischen Biologismus und Dezisionismus liegt wohl die Wahrheit: von Menschen gemacht, aber nicht geplant – eben die „unsichtbare Hand“ nach Prof. Ickler

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Reinhard Markner
03.10.2003 20.22
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Vivat Margel

Besser kann man es nicht sagen.

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margel
03.10.2003 20.17
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Errare Poppi est

Frau Popp begeht den Irrtum, zu glauben, weil die schriftlich niedergelegte Sprache immer auf die gesprochene verweist, sei die Schreibung ganz untergeordnet und allenfalls eine Wiedergabe der Lautung. Darum kann sie auch mit bedeutungsunterscheidenden Schreibweisen begrifflich nichts anfangen. Daß bereits die Orthographie den Leser zum richtigen Verständnis (im Sinne des Schreibers) führen kann und soll – vor jeder Umsetzung in gesprochene Sprache – will ihr nicht einleuchten. In Wirklichkeit liest natürlich auch Frau Popp genau so wie wir alle und nicht wie ein Erstkläßler, der sich den Sinn des Geschriebenen noch über das laute Lesen erschließen muß. – Geschriebene Sprache ist Sprache „eigenen Rechts“ und unterliegt eigenen Gesetzen. Die Orthographie als ein Hilfsmittel (Werkzeug) zum richtigen Verständnis des Gelesenen, Ergebnis eines langen, immer fortschreitenden Optimierungsprozesses, kann nicht beliebig manipuliert werden, ohne Schaden zu nehmen.

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Christian Melsa
03.10.2003 20.17
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Re: Zurück auf den Teppich

Margel schrieb:

Die bisher gültige Rechtschreibung ist nicht das Ergebnis planmäßigen Vorgehens. Sie wurde nicht als ein System von (willkürlich) erdachten Regeln entworfen. Sie ist zwar das Werk unzähliger Schreiber, die von Fall zu Fall das Werkzeug Orthographie immer brauchbarer und zweckmäßiger gestalteten. Trotz dieses unkoordinierten Prozesses ist das Ergebnis höchst systematisch und rational, keineswegs chaotisch, damit auch erlernbar und schließlich intuitiv anzuwenden. – Die reformierte Schreibung greift in diesen nie abgeschlossenen Vorgang ein, wobei sie die innewohnende Systematik vielfach verletzt und verkennt. Die traditionelle Orthographie war durchaus ein Produkt des Zufalls. Sie könnte auch völlig anders aussehen. Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum.

Ganz so ist es auch wieder nicht. Die orthographische Entwicklung ist keine rein zufällige, sondern eine großteils evolutionäre. In einem Evolutionsprozeß stellt der Zufall nur einen Faktor dar, aber das Ergebnis ist ein geordnetes. Man kann auch sagen: Evolution macht aus Zufall Ordnung. Oder neutraler formuliert: Evolution ist der Prozeß des Werdens höherer aus niederer und weitgehend obskurer Ordnung. Und zwar hauptsächlich über das Instrument der Selektion. Was sich in einem Wettkampf der zur Auswahl vorhandenen Arten als überlegen herausstellt, gewinnt. Ein Vorzug kann dabei sein, sich an die bestehende Ordnung anzupassen. Die deutsche Orthographie könnte zwar auch völlig anders aussehen, aber es hat schon einen Grund, daß sie so aussieht wie sie eben aussieht. Und die Ursachen sind keineswegs nur zufälliger Natur. Es hat schon lange vor der Zweiten Orthographischen Konferenz verschiedene Schulen der geplanten Regulierung gegeben; das liegt schon nahe durch den Umstand, daß es ja offensichtlich auch eine Erste Orthographische Konferenz gegeben haben muß. Es gab verschiedene Fachleute (Schriftsteller, Drucker, Lehrer, Sprachforscher ...), die aufgrund ihrer Autorität bereits prägend auf ihre Umgebung gewirkt haben werden und sich Gedanken darüber gemacht hatten, wie eine ordentliche Orthographie aussehen müßte; welche theoretischen Grundlagen die praktikabelsten wären. Dazu sollte keine völlig neue Rechtschreibung erfunden werden, sondern man sah sich natürlich an, was für verschiedene Schreibweisen im allgemeinen Schriftverkehr vorkamen, um dann zu überlegen, welche warum welche Vorzüge hätten und was für allgemeine Regeln man aus solchen Überlegungen ableiten könnte. Auch der Laie stellt solche Überlegungen in kleinerem Umfang mehr oder weniger unbewußt an, wenn er gesehene Schreibweisen in seinen eigenen Gebrauch übernimmt oder nicht – wobei eine gewisse logische Gesamtkonsistenz auch ein wichtiges Entscheidungskriterium sein mag, was man also auch schon als rudimentär geplantes Vorgehen bezeichnen kann. Und auf der Zweiten Orthographischen Konferenz wurde die Setzung eines einheitlichen deutschen Rechtschreibstandards schließlich nicht erwürfelt, sondern abgestimmt, wobei zweifellos fachliche Überlegungen der Abstimmenden die entscheidende Rolle spielten. Dieser amtliche Akt, auf dem unsere heutige Rechtschreibung beruht, ist ein geplantes Vorgehen gewesen; das gleiche gilt für die Arbeit der Dudenredaktion in den vielen darauffolgenden Jahrzehnten. Ein geplantes Vorgehen KANN auch zu einem guten Ergebnis führen, MUSS aber nicht. Der Hauptfehler der gegenwärtigen Reform liegt darin, daß es für so eine Änderung überhaupt keinen Bedarf gab. Das bildungspolitische Motiv der Reformer betraf einen ganz anderen Bedarf: Die Rechtschreibung sollte nicht geändert werden, weil sie für funktionell schlecht befunden worden wäre, sondern um Diskriminierungsgrundlagen zurückzudrängen. Und weil dabei am falschen Punkt angesetzt wurde, tritt auch kein Erfolg ein, kann gar kein Erfolg eintreten.

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Christian Melsa
03.10.2003 18.06
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Re: Re: Vorwärts, Kameraden, wir gehen zurück!

Margret Popp schrieb:

Spielt sie [die Orthographie], außer bei konkreter Poesie, im Sprachleben eine tragende Rolle? Sprachen ohne Orthografie gibt es dagegen.

Immer derselbe logische Fehler. Ich will es mal so veranschaulichen: Es gibt Autos mit Anhängerkupplung und es gibt Autos ohne. Das heißt aber nicht, daß die Anhängerkupplung nicht zum Auto gehört. Und nur weil man behauptet, die Anhängerkupplung gehöre zum Auto, verwechselt man noch nicht die Anhängerkupplung mit dem Auto.

Sie lenken andauernd mit der Unterstellung ab, die Reformgegner würden Schreibung mit Sprache verwechseln. Dabei ist das gar nicht der Fall, sie erkennen einfach das Offensichtliche, daß Schreibung ein Teil der Sprache ist. Und wer wollte das bestreiten? Ist das, was Sie hier jetzt gerade lesen, etwa keine Sprache? Sprache bleibt auch dann noch Sprache, wenn sie aufgezeichnet ist.

Die Schreibung basiert bei einer alphabetischen Schrift zwar auf der Lautung, aber das widerlegt doch nicht, daß sie ebenso wie die Rede zur Sprache gehört.

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Christian Melsa
03.10.2003 17.14
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Re: Hinweis auf

Guest fragte:
Wo und wenn nicht warum nicht findet man einen Hinweis auf den „Kritischen Kommentar“ auf der Willkommenseite?

Ich kann zwar diese Frage nicht direkt beantworten, aber wenn jemand den Kritischen Kommentar lesen möchte, hier gibt es ihn (PDF, 870 KB).

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Detlef Lindenthal
02.10.2003 20.36
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Komma„regeln“


Ursprünglich eingetragen von Margret Popp
... so viele gleichberechtigte Kann-Bestimmungen ...
Allerdings kann man nach meinem Eindruck kaum fehlgehen, wenn man nach der gewohnten alten Kommasetzung verfährt, denn all diese Verfahrensweisen sind ja dann wieder auch als Kann-Alternativen beibehalten worden.
Richtig, liebe Frau Dr. Popp,
fünf der neun Paragraphen 71 bis 79 sind Kann-Bestimmungen, und von den verbleibenden vieren sind dreie zueinander widersprüchlich.

Daraufhin nun meine erste Frage:
Nach welchen Regeln soll ein Deutschlehrer seinen Schulkindern die Kommasetzung erklären?

Zweite Frage:
Die Zeitungen und Presseagenturen haben ausdrücklich die bisherige Kommasetzung beibehalten; in deren „Beschluß der Agenturen zur Umsetzung der Rechtschreibreform“ vom 20.1.1999, Quelle: http://rechtschreibung.com/Agenturen.html, heißt es unter „E. Zeichensetzung“: „Die Agenturen bleiben bei der alten Form der Zeichensetzung, um die Lesbarkeit ihrer Nachrichten, insbesondere für ihre Kunden aus dem Audio-Bereich, zu gewährleisten.“ (Nun ja, es hört sich auch wirklich nicht gut an, wenn ein Rundfunksprecher einen Satz zweimal lesen muß; Schülern und Professoren kann man das schon eher zumuten?!?!)
Meine Frage an Sie: Wo sollen denn die künftigen Jungredakteure die erforderliche Zeichensetzung lernen??? Denn in der Schule ist das nicht mehr möglich, siehe oben.

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Detlef Lindenthal

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margel
02.10.2003 18.43
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Hilfe!

Verehrte Frau Popp, bitte erstellen sie aus dem folgenden einen Text in neuer Rechtschreibung: Dieweitreichendeundvon vielenalsfurchterregendempfundenerechtschreibreforminfragezustellenistnaheliegend.Zumalesaufwendigiststetsdendudenzuratezuziehenumeinentextzustandezubringen. Kritikerstehenkopfschüttelndvordenneuenschreibweisendiesiedenreformernübelnehmendainihrenaugenvielewortbedeutungennunkopfstehen. Mithilfedutzendertipsdiedieneuererzurzeitüberschwenglichzumbestengebenwollendiesedasimargenliegendebeschönigen. Wennjedermannachtgebebleibediekorrekterechtschreibungkeinprivilegderoberenzehntausend. Auchwennsierechthaben – werauchnurdasnötigstelernenmöchtealsodaswaseramnötigstenbrauchtkanneinemleidtun.- Bitte mit allen Satzzeichen.

(Frei nach E & W, Niedersachsen)

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Margret Popp
02.10.2003 18.38
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Re: Re: Re: Wortbildung und Schreibkonvention

Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner

Willkommen im „Untergrundforum“, sehr geehrte Frau Popp!



Schönen Dank für die freundliche Begrüßung!

es interessiert mich, über die Beziehungen zwischen gesprochener und geschriebener Sprache eingehender nachzudenken.

Ja, das könnte nützlich sein. :-)

Die Aussage
»Wörter werden zusammengeschrieben [...]«
hat ja nur dann einen Sinn, wenn man schon weiß, was „ein Wort“ ist – nur dann kann man es auch als ein Wort schreiben.


Eben. Und der Text dieses Autors war so seltsam formuliert, als ob ihm diese Binsenweisheit nicht vor Augen stünde.

Die weitere Aussage
»Was getrennt geschrieben wird, ist eine Wortgruppe.«
ist dagegen viel interessanter, weil sie umgekehrt von der Schriftsprache zur gesprochenen Sprache weist.


Der Satz stellt gleichwohl die Verhältnisse auf den Kopf. Der Spezialist, der die Rechtschreibung regelt, kann aus Eigenheiten der Wortbildung Kriterien holen, ob eine Form zusammengeschrieben werden soll oder nicht, das Umgekehrte geht nicht. Oder praktisch nicht; siehe unten. (Der Rechtschreibspezialist KANN Kriterien aus der Wortbildung holen, er MUSS nicht; direkte transitive Schlüsse von der Sprache auf die Schreibung oder umgekehrt sind zu meiden. -- Zur Terminologie: Der Schluss erfolgte nicht von der Schriftsprache, sondern bloß von einer Schreibung aus.)

Nimmt man diese Aussage als eine vom Typ „wenn A, dann B“ (hier: wenn etwas [nach außerschriftlichen Kriterien] ein Wort ist, dann wird es zusammengeschrieben), dann ist die (im Sinne der Aussagenlogik) zugehörige Negation vom Typ „wenn nicht B, dann nicht A“.

Ich will gegen diesen Ihren Satz keinen Einwand erheben, möchte aber darauf hinweisen, dass die Sprache nicht so säuberlich gebaut ist, wie Sie möglicherweise annehmen.

Es gibt auch Grauzonen, Formen, bei denen man streiten kann, ob das sprachlich Phrasen oder Komposita sind. Und dann muss der Lexikograph trotzdem entscheiden, ob er eher getrennte oder Zusammen-Schreibung empfehlen will.

Die Negation lautet also: Wenn etwas nicht zusammengeschrieben wird, dann ist es kein Wort.

So, wie das da steht, ist es wieder Unsinn. Zum Beispiel ist nach weit verbreitetem Dafürhalten eine Form wie „fern halten“ (neue Schreibung) nur ein Verbalkompositum (ein zusammenhängendes Wort). Deswegen ja der ganze Aufstand, wenn es nach neuer Regelung getrennt geschrieben werden soll. Aus meiner Getrenntschreibung können Sie durchaus nicht schließen, dass ich es für KEIN Kompositum halte, sondern nur, dass ich mich nach der neuen Konvention richte. Die Schreibkonventionen müssen nicht UNBEDINGT in einem einfachen einheitlichen Verhältnis zu den sprachlichen Zusammenhängen stehen.

Die Schreibung ist kein Kriterium, das man bei der Entscheidungsfindung in Sachen der gesprochenen Sprache anwenden kann, denn sie ist nicht a priori gegeben. Vielmehr folgt die Schreibung erst aus einer solchen Entscheidung.

Das scheint mir sehr scharfsinnig gesehen.

Das heißt aber auch, daß man anhand der Schreibung auf die getroffene Entscheidung zurückschließen kann. Was meinen Sie dazu?

Daran ist ein Körnchen Wahrheit (siehe oben). Allerdings nur unter sehr speziellen Bedingungen. NUR, wenn DURCHWEG Komposita zusammengeschrieben werden und Phrasen getrennt (und es keine diskontinuierliche Kompositumsschreibung wie typischerweise in englisch „Oxford Street“ gibt), könnte man auf Grund überwiegender Zusammenschreibung bestimmter kritischer Formen durch unvoreingenommene Sprachbraucher VERMUTEN, dass diese Sprachbraucher solche Formen als Komposita (zusammenhängende Wörter) empfunden haben.

Aber ich würde auf ein solches Kriterium wegen der erwähnten Grauzonen nicht viel Wert legen. Auf diese möchte ich einmal genauer eingehen, weil mir das bei der RR eine der streitigsten Fragen zu sein scheint.

Ein Beispiel für die Grauzone steckt in „fern halten“. Die RR hat sich viel Feinde mit der Regel in ihrem § 34 gemacht, dass Kombinationen aus „Adjektiv“ und Verb dann getrennt zu schreiben seien, wenn das sog Adjektiv gesteigert oder erweitert werden kann. Damit gerät zB „férn halten“ oder das eindeutige Kompositum „kúrz treten“ (1) in eine Reihe mit der Phrase „schwer átmen“ und wird homograph mit der Phrase "[jemand] kurz tréten“ (2); und der strukturelle Unterschied zwischen den Formen (1) und (2) wird in der Schreibung ignoriert.

Wer Wert darauf legt, Komposita immer zusammenzuschreiben, der sollte mE an diesem Punkt gegen das Regularium verstoßen und mutig „kúrztreten“ wieder zusammenschreiben.
Für den Kompositumstatus spricht ja hier der Bedeutungskontrast zu „kurz tréten“ und vor allen Dingen die abweichende Akzentlage (die eindeutigen Phrasen in dieser Liste haben dagegen alle den Akzent auf dem Verb). Letzteres hat immer wieder zu der Frage geführt, warum die Erfinder der RR nicht einfach alles, was den Akzent vorn hat, als Kompositum eingeordnet haben, woraufhin „kúrztreten“ die reguläre Schreibung geworden wäre.

Aber die Sache ist komplizierter. Wenn die kritische Form aus einer anfangsbetonten Partikel und „sein“ besteht, wie bei „fértig sein“, dann dürfte DAS von deutschen Sprachbrauchern nun wirklich als eine nur locker verbundene Verbalphrase empfunden werden. Und der Akzentlage nach steht „kúrz treten“ ebenso neben dieser Phrase, wie es neben „férn halten“ (dem Verbalkompositum) steht.

Solche Phrasen mit Anfangsbetonung gibt es auch nicht nur bei „sein“. Vgl auch noch „fértig werden, ~ bekommen“ und noch einiger andere Kombinationen mit inhaltlich „sein“ ähnlichen Verben. Genau WIE die innersprachliche Wortbildungsregel ist, wann adjektivähnliche anfangsbetonte Partikeln im Deutschen mit Verben zusammen NICHT als Kompositum funktionieren, ist gar nicht einfach zu klären, wie man bei eingehender Beschäftigung mit der Frage plötzlich merkt.

Mir scheint daher, dass die Autoren der RR hier ausufernden Fragestellungen aus dem Weg gegangen sind und einfach die mechanische Regel mit der Erweiterbarkeit und Steigerbarkeit der Anfangs-Partikel eingeführt haben, damit man ohne weiteren Tiefsinn sofort entscheiden kann, ob nun getrennt zu schreiben ist oder nicht, egal, was die Linguisten hier über die Zuordnung zu Komposita oder nicht noch rauskriegen. Bei der Gelegenheit sind ihnen dann auch ein paar sprachlich eindeutige Komposita in die Gruppe der getrennt geschriebenen Formen geraten, was der deutschen Schreibung nun ebenfalls ein paar diskontinuierlich geschriebene Komposita beschert hat (in Wortbildungstypus und Schreibungstypus ist deutsch „férn halten“ = engl "Óxford Street“).

Ein sachlicher Kritiker, der hier wirklich eine Verbesserung vorschlagen wollte, müsste den ganzen Komplex der deutschen Formen Partikel-mit-Akzent + Verben analysieren und eventuell der Wortbildungsstruktur angemessenere und dazu möglichst auch noch leichter lernbare Regeln dagegen stellen. Meckern ist hier leicht, besser machen ist schwer! (Da es noch andere Zweifelsfälle der deuschen Wortbildung gibt, führt die Forderung, Komposita immer zusammenzuschreiben, zu den haarigsten Problemen jeder deutscher Rechtschreibregelung; auch die alte Rechtschreibung war diesbezüglich nicht stark.)

Wirklich taugliche Gegenvorschläge dieses Typs, bei denen rundum bessere Schreibregeln vorgeschlagen werden, habe ich auf diesem Gebiet bei den Schmähern der RR bisher nicht gesehen.

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Margret Popp
02.10.2003 16.36
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Re: „Amtliches Regelwerk“

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal

dazu habe ich eine Frage: Haben Sie sich im Regelwerk auch die §§ 71 bis 79 über die Kommasetzung (also den Ersatz für die bisherigen angeblich 53 Kommaregeln) durchgelesen? Und wenn ja, können Sie mir dazu einige Verständnisfragen beantworten, die bisher recht schwierig erschienen?


Sicher, gern. Direkt stark finde ich die Richtlinien in diesem Punkt übrigens nicht, zumal so viele gleichberechtigte Kann-Bestimmungen dabei sind. Der Lexikograph sollte sich aber festlegen oder mindestens mitteilen, was er bevorzugt, um nicht dem Benutzer seines Regulariums [von dem er ja voraussetzen muss, dass der im Gegensatz zu ihm kein Spezialist für diese Dinge ist] die Verantwortung für die Auswahl (bzw den logischen Zusammenhang zwischen dem, was er wählt) zuzuschieben. Dass man es SO und auch SO machen KANN, weiß der Benutzer bereits, bevor er nachschlägt.

Allerdings kann man nach meinem Eindruck kaum fehlgehen, wenn man nach der gewohnten alten Kommasetzung verfährt, denn all diese Verfahrensweisen sind ja dann wieder auch als Kann-Alternativen beibehalten worden.

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Detlef Lindenthal
02.10.2003 13.17
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„Amtliches Regelwerk“


margel:
Wie gut kennen Sie das amtliche Regelwerk?

Frau Dr. Popp:
Ich blättere oft darin und schlage viel nach. Mein Exemplar ist schon ziemlich zerzaust.
Liebe Frau Dr. Popp,

dazu habe ich eine Frage: Haben Sie sich im Regelwerk auch die §§ 71 bis 79 über die Kommasetzung (also den Ersatz für die bisherigen angeblich 53 Kommaregeln) durchgelesen? Und wenn ja, können Sie mir dazu einige Verständnisfragen beantworten, die bisher recht schwierig erschienen?

Dank im voraus!
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Detlef Lindenthal

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margel
02.10.2003 08.30
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Zurück auf den Teppich

Die bisher gültige Rechtschreibung ist nicht das Ergebnis planmäßigen Vorgehens. Sie wurde nicht als ein System von (willkürlich) erdachten Regeln entworfen. Sie ist zwar das Werk unzähliger Schreiber, die von Fall zu Fall das Werkzeug Orthographie immer brauchbarer und zweckmäßiger gestalteten. Trotz dieses unkoordinierten Prozesses ist das Ergebnis höchst systematisch und rational, keineswegs chaotisch, damit auch erlernbar und schließlich intuitiv anzuwenden. – Die reformierte Schreibung greift in diesen nie abgeschlossenen Vorgang ein, wobei sie die innewohnende Systematik vielfach verletzt und verkennt. Die traditionelle Orthographie war durchaus ein Produkt des Zufalls. Sie könnte auch völlig anders aussehen. Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum.- Dies alles können Sie, verehrte Frau Popp, in reformkritischen Schriften nachlesen, die sie wahrscheinlich nur vom Hörensagen kennen. Eine weitere Diskussion mit Ihnen hat meiner Ansicht nch nur dann einen Sinn, wenn sie sich um konkrete Beispiele „Alt gegen Neu“ dreht. Denn Orthographie ist Praxis und muß sich in der Praxis bewähren.

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