Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Strategie
Willkommen Die 20 neuesten Beiträge im Forum
Fadensuche     Suche
Kennkarte ändern     Häufig gestellte Fragen   zu anderen Nutzern  kostenlose Anmeldung   Anfang  verabschieden
Jemandem diese Seite senden! Druckvoransicht zeigen
Forum > Rechtschreibforum
Strategie
< voriges Leitthema     nächstes Leitthema >
Verfasser
Leitthema    Dieser Faden ist 30 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 20 · 23  24  25  26   27  28  29  30  Post New Thread     Post A Reply
margel
22.11.2003 11.09
Diesen Beitrag ansteuern
Das ist hier die Frage

Bedeuten die Beiträge von I. Hanika nun die Morgenröte am dunklen Rechtschreibhimmel oder sind sie nur ein Ventil für den Unmut der Welt-Redakteure? Immerhin kann man doch vermuten, daß die „Welt“ noch ein Fünkchen Verstand inmitten all der sonstigen Verwirrung der Zeitungsschreiber und -macher am Glimmen hält. Das ist im Augenblick besser als nichts.

Mit Klick die Kennkarte von margel ansehen    Suche weitere Einträge von margel        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
22.11.2003 05.20
Diesen Beitrag ansteuern
Bravissimo

Iris Hanika spricht als freie Mitarbeiterin aus, was in der Redaktion der WELT jeder denkt, aber auch dort keiner mehr sagen darf. Ob in den Arbeitsvertrag der Springer-Journalisten bald die Verpflichtung aufgenommen wird, die Rechtschreibreform schweigend hinzunehmen?

Ein Hintertürchen hält man sich offen, indem man Frau Hanika diese Kolumne einräumt.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Reinhard Markner
22.11.2003 01.57
Diesen Beitrag ansteuern
Anglisierung

Gerade überlegte ich, ob ich nicht das Stichwort »Anglisierung« ansprechen sollte, das im Text des Aufrufs einen (aus linguistischer Sicht) schwachen Punkt der Argumentation bedeutet. Da sehe ich, daß es von Iris Hanika mit Verve aufgegriffen wird. Bitte schön ! Ich würde zwar immer noch behaupten, daß eine Anglisierung weit eher im Widerstand gegen Durchkoppelungen sichtbar wird (Ernst von Siemens Stiftung oder dergleichen), aber wenn's wirkt . . .

Mit Klick die Kennkarte von Reinhard Markner ansehen    An Reinhard Markner schreiben   Visit Reinhard Markner's homepage!   Suche weitere Einträge von Reinhard Markner        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
21.11.2003 15.20
Diesen Beitrag ansteuern
Skeptisch

Ich bin nach all den Erfahrungen vorsichtig geworden. Politikern ist es ohne weiteres möglich, das Offensichtliche mit eiserner Stirn zu leugnen oder einfach zu ignorieren. Es kommt auf die Interessenlage an und darauf, ob die Verantwortlichen sie erkennen. Schon jetzt sehen wir, wie manche Zeitungen diese peinliche Sache totzuschweigen versuchen. Die Zwischenstaatliche Kommission wird wahrscheinlich auf Tauchstation bleiben oder ein „falsches Beispiel“ entdecken, das irgendein Akademiepräsident sich zuschulden kommen läßt.
Sicher ist, daß die Kultusministerien, wo ja ganz gescheite Beamte sitzen (wenn auch meist keine übermäßig begabten Minister), überhaupt nichts von der Zwischenstaatlichen Kommission halten und sie am liebsten zum Teufel jagen würden. Das weiß die Kommission natürlich auch. Sie wird sich also tunlichst als diejenige Instanz empfehlen, die allein den Kultusministern bei der Wahrung ihres Gesichtes helfen kann. Bisher hat das geklappt.
Und dann darf man nicht vergessen, daß die Bertelsmänner wahrscheinlich alle Hebel in Bewegung setzen werden, um den Rückbau oder gar die Rücknahme der Reform zu verhindern.

Übrigens finde ich „Rückkehr zum Duden“ nicht optimal formuliert, „zur bewährten Rechtschreibung“ wäre besser, damit man das endlich mal von der Dudenprivilegierung abkoppelt. Dieses Junktim, seinerzeit von Dieter E. Zimmer konstruiert, ist ein großes Hindernis auf dem Weg zur besten Lösung.

Aber selbstverständlich ist der Akademie-Vorstoß eine großartige Sache, und man kann sie gar nicht genug rühmen. Wir müssen aber dranbleiben, bevor sie wieder in Vergessenheit gerät.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Monika Grunert
21.11.2003 13.44
Diesen Beitrag ansteuern
Jubel

Ich vermisse den Jubelschrei der Mitstreiter über den Vorstoß der Akademien! An diesem wird die Kultusministerkonferenz nicht einfach vorbeikommen, denke ich. Man kann ihn nicht so höhnisch vom Tisch wischen, wie das mit dem Kompromißvorschlag des DASD geschehen ist. Oder sehe ich das aus meiner Entfernung zu optimistisch?
Den Vorschlag zur Rückkehr zum alten Duden finde ich nicht so glücklich, aber er ist sicher wohlüberlegt, um die „goldenen Brücken“ so einladend und kostengüstig wie möglich erscheinen zu lassen. (Außerdem wurde ja auf die problematischen Einzelfallfestlegungen des Dudens hingewiesen.)
Mehrfach ist vom „Experiment“ und „Großversuch“ die Rede, man ergänzt in Gedanken: "...an der lebendigen Sprache,“ und wird an Biermann erinnert. (Irgendwo habe ich das auch gelesen.)
Was wird jetzt passieren?


__________________
m.g.

Mit Klick die Kennkarte von Monika Grunert ansehen    An Monika Grunert schreiben   Suche weitere Einträge von Monika Grunert        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
21.11.2003 08.14
Diesen Beitrag ansteuern
Schlechtes Gewissen

Es ist interessant, wie knapp „Welt“ und „Süddeutsche“ über den Appell der Akademien berichten. Sonst würdigen sie jeden Furz, den ein Schlagersternchen fahren läßt, ausführlicher Darstellung.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
20.11.2003 15.26
Diesen Beitrag ansteuern
Keine Zensur

Zu dem Geplänkel auf der Nachrichtenseite, wo Herr Lachenmann ja alles Nötige gesagt hat, möchte ich noch bemerken, daß der Beitrag von Reiner Kunze ja nicht der Zensur zum Opfer gefallen ist, sondern in Kürze wieder dort erscheinen wird. Man muß der Redaktion doch zugestehen, daß sie ihre Seiten nach bestem Wissen selbst gestaltet und dabei auch gewisse Überlegungen, die Außenstehenden nicht bekannt zu sein brauchen, einfließen läßt. Es gibt also keinen Grund zur Aufregung, die mir in diesem Fall auch ziemlich künstlich zu sein scheint.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
19.11.2003 15.47
Diesen Beitrag ansteuern
Nachrichten?

Zur Strategie gehört auch, das Nachrichtenbrett attraktiv zu halten und nicht mit sinnlosem Gezänk zuzuschmieren. Ich hätte nichts dagegen, daß die Redaktion ab und zu von ihrem Hausrecht Gebrauch macht und Schmierereien einfach entfernt. Die Zuschriften auf mein „Angebot“ haben mir noch einmal sehr deutlich gezeigt, daß unsere Rechtschreibseiten von sehr vielen ernsthaft interessierten Menschen aus dem In- und Ausland besucht werden, ganz erstaunlich! Daran sollte jeder denken, der etwas auf der Nachrichtenseite hinterläßt.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
15.11.2003 16.19
Diesen Beitrag ansteuern
Angebot

Wer sich für meine knapp 50seitige kommentierte Dokumentation „Folgen der Rechtschreibreform in Texten deutscher Sprache“ interessiert, kann mir eine Mail schicken und bekommt den Text dann als Mail-Anhang.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
12.11.2003 13.38
Diesen Beitrag ansteuern
Beschwingt vorwärts - oder leichtfüßig zurück

Viel liegt mir daran, die unterbrochene Diskussion auf dem Leitfaden „Strategie“ wieder in Gang zu bringen, und ich verspreche auch tatkräftigen Einsatz.

Dazu gehört auch eine Wiedergutmachung, denn falls ich durch eine persönliche Entgleisung (durch meine sehr anzüglichen Bemerkungen gegenüber Herrn Lindenthal hier auf diesem Leitfaden) gar selbst zur Unterbrechung des Gedankenflusses gesorgt habe, dann bitte ich hiermit die Öffentlichkeit und insbesondere den betroffenen Herrn Lindenthal um Entschuldigung.

Zum Thema „Strategie“:
Eine Strategie in Sachen Rechtschreibreform kann sich nur nach vorne richten, wobei aus Fehlern der Vergangenheit Lehren zu ziehen sind.
In diesem Themenstrang wurden eine Weile lang „Schlagworte“ gesucht, die sich ähnlich vehement ausbreiten könnten, wie die kultusministerielle Losung „zu spät!“ Gleichermaßen wurde nach Worten gerungen, die sich annähernd positiv assoziieren lassen wie der Begriff „Reform“.
Daneben wurden viele Fragen nur angedeutet:
Wer und wie viele nehmen an dem strategischen Konzept denkend und handelnd teil?
Wo findet man Verbündete?
Wen gilt es konkret auszuschalten?
Welches eindeutige Ziel gilt es bei welchem zu erwartenden Widerstand anzustreben?

Ein weiteres Mal will ich daran appellieren, daß wir die Bevölkerung (die Gesamtheit der Sprachnutzer) informieren und aufklären müßten über den gegenwärtigen Stand der Dinge. Diejenigen, die wir so gerne im Zusammenhang mit Meinungsumfragen als unsere stärksten Verbündeten benennen; diejenigen, für die wir im eigentlichen Sinne kämpfen, sollten unbedingt Rückmeldung erhalten, denn sonst bricht uns noch die letzte Bastion weg.

Mit welchen Schlagworten das geschieht, wäre u.a. in diesem Strang zu diskutieren. Die letztendliche Auswahl wäre dann allerdings in Arbeitsgruppen zu tätigen.

__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
J.-M. Wagner
05.11.2003 15.35
Diesen Beitrag ansteuern
Re: Zustimmung

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Wolfgang Wrase
[...] Und dann ist die Frage: Verfügen diese Gutmenschen über die Fähigkeit, ihren Irrtum einzusehen und möglichst tatkräftig an seiner Bereinigung mitzuwirken? Das ist hier nicht der Fall. Die Folgen einer guten, ja harmlosen Idee können in der Tat dämonisch sein, wenn diese entscheidende Fähigkeit bei denjenigen fehlt, die an den Hebeln sitzen.

[...]

Allerdings: Der freundliche Plan, die Rechtschreibregeln zu vereinfachen, war eingebettet in eine maßlos überhebliche linksradikale Vorstellung, die Gesellschaft müsse von falscher Autorität und Zwängen befreit werden. Maßlos überheblich waren und sind die Reformer deshalb, weil diese paar Leutchen es sich anmaßen, für die ganze Gesellschaft zu beurteilen, was für diese gut und notwendig sein soll, auch wenn die ganze Gesellschaft mit großer Mehrheit das Gegenteil will. [...]

Meine Anmerkung: »Nichts ist gefährlicher als eine Idee, wenn sie die einzige ist, die man hat.« (Emile Chartier)
__________________
Jan-Martin Wagner

Mit Klick die Kennkarte von J.-M. Wagner ansehen    An J.-M. Wagner schreiben   Visit J.-M. Wagner's homepage!   Suche weitere Einträge von J.-M. Wagner        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
guest
05.11.2003 13.30
Diesen Beitrag ansteuern


Liebe Frau Grunert, Sie werden vielleicht bemerkt haben, daß meine Texte
länger als die anderer sind. Ich versuche, mich unmißverständlich und auf
einem relativ hohem Niveau auszudrücken. Ich wüßte nicht, in welchen Passagen
meiner Texte Sie eine ''unangemessene Dämonisierung'' wahrgenommen haben
könnten.

Zitat aus dem Eintrag von Monika Grunert vom 03.11.2003, 13.27:

''Was aber guest meinte, ist ein Verändern der ''Sprache an sich'' und ich
verstehe darunter einen Eingriff in ihre Struktur, ihr Regelwerk. Ich kann
nicht glauben, daß so etwas in der Absicht irgendwelcher Reformer,
Weltverbesserer, wie auch immer, gelegen haben könnte. Ich bestehe deshalb
so sehr auf Klärung dieses Sachverhaltes, weil mit so einer Behauptung eine
unangemessene Dämonisierung unseres ''Gegners'' (immerhin nur einiger
durchgeknallter Reformer) einhergeht, und Dämonisierung bedeutet unter anderem,
daß ihnen eine Macht zugesprochen wird, die sie in Wirklichkeit gar nicht
haben.''

Was anderes ist die Rechtschreibreform als ein Eingriff in die Struktur und
das Regelwerk der Sprache?

Daß die Rechtschreibreform in die Struktur der Sprache eingreift,
das haben schon andere Reformgegner vor mir festgestellt.
Beispiel: Die vermehrten Getrenntschreibungen, obwohl im Deutschen doch
eine Tendenz zur Zusammenschreibung besteht.
Der Eingriff in das Regelwerk ist offensichtlich, wurde doch das eine
abgeschafft und durch ein anderes ersetzt.

Ein Weltverbesserer will die Welt so gestalten, wie er sie für ''besser''
erachtet. Ob andere das auch als besser empfinden, darauf achtet er nicht.
Der Begriff ''Weltverbesserer'' hat einen ziemlich negativen Touch, wissen
Sie das nicht?

Dämonisierung

Eine ähnliche Diskussion hatten wir schon mal in den Kommentaren im
Zeitungsarchiv im Zusammenhang mit den Verschwörungstheorien. Ich habe damals
dieses Wort nicht benutzt. Ich habe auch nicht von Dämonisierung gesprochen.
Ich ziehe nur Schlußfolgerungen aus offensichtlichen Tatsachen, ohne daß ich
mir die Scheuklappen der Angst vor Verschwörungstheorien oder der Dämonisierung
aufsetze. Diese Begriffe sind hier scheinbar Totschlagargumente, mit denen
verhindert werden soll, daß die Diskussion ein eine entsprechende Richtung
verläuft. Dies widerspricht dem Recht auf freie Meinungsäußerung.

Wenn man überall nur Dämonen vermutet und die Augen zumacht, dann kann man
nicht erkennen, daß der vermeintliche Dämon nur ein Schatten im Mondlicht war.
Um dies aber zu erkennen muß man den Mut haben, die Effekte der Nacht und des
vermeintlich Dämonischen auch einmal auf sich einwirken zu lassen.
Vielleicht sollten Sie sich mal zu Nachtspaziergängen durchringen!

Ich habe eher den Eindruck, daß gewisse Argumentationen hier in diesem
Forum nicht erwünscht sind und daß man sie mit dem Vorwurf der
Verschwörungstheorien oder der Dämonisierung zu unterbinden sucht.
Vielleicht gerade deswegen, weil diese Argumentationen in die richtige
Richtung weisen?

Wenn Christian Melsa in seinem Beitrag ''Götterdämmerung'' vom 20.10.2003,
03.40 einwendet, daß kaum jemand anzweifeln dürfte, daß Verschwörungen,
oder milder formuliert: heimliche Absprachen tatsächlich stattfinden und daß
es nicht unseriös sein muß, darüber Theorien aufzustellen, und wenn Sie
jetzt zwar nicht mit Verschwörungstheorien, dafür aber mit den vom Prinzip
her ähnlichen Dämonisierungstheorien kommen, dann muß man sich doch fragen,
inwieweit die Leute hier nicht aneinander vorbeireden. Sie belegen tatsächliche
und naheliegende Sachverhalte mit abschreckenden Begriffen und erwarten von
anderen, daß diese sie nicht diskutieren, weil Sie sie für dämonisch halten und
Angst davor haben.

Ich habe mich auch nicht kulturpessimistisch geäußert, soweit ich überhaupt
verstehe, was Sie mit diesem Begriff meinen.

Für die Zwecke der Reformer genügt es vollkommen, wenn sie nur die Macht
über einen Teil der Sprache haben. Und den haben sie! Dies ist ihnen mit der
vorzeitigen Einführung der Rechtschreibreform an den Schulen gelungen.
Gesellschaftliche und sprachliche Veränderungen sind nicht von heute auf
morgen möglich, daran sind die Terroristen der 70er Jahre gescheitert.
Wie Missionare gehen die Reformer vornehmlich an die Kinder, weil diese
noch nicht ermessen können, was es mit einer neuen Schreibung auf sich hat.
Die gezielte ideologische Beeinflussung von Kindern an den Schulen gibt es
mindestens schon seit den 70er Jahren. Da man Erwachsenen den Blödsinn, den
man Schülern heute auftischt, nicht zumuten kann, ohne Protest zu provozieren,
gibt es für diese die milderen Hausorthographien! So wird der maximal mögliche
Effekt erzielt!

Wie kommen Sie dazu, von ''durchgeknallten'' Reformern zu sprechen, wenn
diese doch -- laut Herrn Wrase -- sogar nette Menschen sind, die nur die
komplizierten Regeln vereinfachen wollten und damit ... das Erlernen des
Schreibens erleichtern wollten.

Wenn Sie keine Reformerin sind, woher wollen Sie dann wissen, wieviel Macht
die Reformer wirklich haben?

Wie kommen -- Ihrer Meinung nach -- Staat und Medien dazu, das Projekt
einiger durchgeknallter Reformer mit ihrer Macht zu unterstützen?
Haben wir in unserem Staate nicht viel ernsthaftere Probleme, als
durchgeknallten Reformern den Hof zu machen? Ist es denn schon normal,
wenn Verrückte die Macht über das zentrale Kommunikationsmittel eines
Staates bekommen?

Mit Klick die Kennkarte von guest ansehen    Suche weitere Einträge von guest        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Wolfgang Wrase
05.11.2003 02.21
Diesen Beitrag ansteuern
Zustimmung

Finde ich auch. Ursprünglich, von ihrer Absicht her, sind die Reformer sogar nette Menschen: Sie wollten komplizierte Regeln vereinfachen und damit den Schreibern, insbesondere den Kindern, das Schreiben und das Erlernen des Schreibens erleichtern. Daran ist nichts Dämonisches. Daß aber eine gute Idee in der Verwirklichung ins genaue Gegenteil umschlagen kann, wenn die Realität allzusehr ignoriert wird, dafür gibt es unzählige Beispiele. Und dann ist die Frage: Verfügen diese Gutmenschen über die Fähigkeit, ihren Irrtum einzusehen und möglichst tatkräftig an seiner Bereinigung mitzuwirken? Das ist hier nicht der Fall. Die Folgen einer guten, ja harmlosen Idee können in der Tat dämonisch sein, wenn diese entscheidende Fähigkeit bei denjenigen fehlt, die an den Hebeln sitzen.

Wenn überhaupt, dann können wir die Bösartigkeit auf der menschlichen Ebene dort ansiedeln, wo zugunsten dieses Festhaltens am Mißlungenen bewußt in Kauf genommen wird, daß die anderen beliebig viel Schaden haben. Aber die Behauptung ist falsch, es habe sich von vornherein um eine bösartige Absicht gehandelt.

Allerdings: Der freundliche Plan, die Rechtschreibregeln zu vereinfachen, war eingebettet in eine maßlos überhebliche linksradikale Vorstellung, die Gesellschaft müsse von falscher Autorität und Zwängen befreit werden. Maßlos überheblich waren und sind die Reformer deshalb, weil diese paar Leutchen es sich anmaßen, für die ganze Gesellschaft zu beurteilen, was für diese gut und notwendig sein soll, auch wenn die ganze Gesellschaft mit großer Mehrheit das Gegenteil will. Diese besserwisserische Ideologie und die Erlöser-Pose der Reformer sind schon zu kritisieren, unter anderem auch deshalb, weil die maßlose Arroganz natürlich genau den Persönlichkeitsdefekt der Reformer mit sich bringt, daß sie uns lieber bis in alle Ewigkeit mit der Reform belästigen und ihren Mitmenschen das Schreiben erschweren, als ihr persönliches Scheitern einzugestehen.

Mit Klick die Kennkarte von Wolfgang Wrase ansehen    An Wolfgang Wrase schreiben   Suche weitere Einträge von Wolfgang Wrase        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Monika Grunert
03.11.2003 12.27
Diesen Beitrag ansteuern

Einen Gedanken aus dem Strang „Radio und Fernsehen“ würde ich gern hier weiterführen, da er mit diesem Titel nichts zu tun hat.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Rolf Genzmann
Zu S. 152, Das wahre System des L. M. Deschamps, (Benediktinermönch und großer Theoretiker des Sozialismus um 1770): „Die Sprache werde viel einfacher und weit weniger schmuckvoll sein. Alle Menschen würden eine einzige Sprache sprechen, die stabil und keinen Änderungen unterworfen sein werde. Die Literatur werde verschwinden, und die ermüdende Arbeit, lesen und schreiben zu lernen, werde entfallen. Die Kinder würden überhaupt nicht unterrichtet werden, sondern sich alles Notwendige aneignen, indem sie die Älteren nachahmten.
Alle Bücher werden vernichtet. Man werde sie nur zu dem einzigen Zweck benutzen, zu dem sie im Grunde taugten – dem Anheizen der Öfen. Alle bisher geschriebenen Bücher hätten das Ziel, das eine Werk notwendig zu machen und vorzubereiten, das ihre Entbehrlichkeit beweise: das Buch Deschamps’. Es werde sie alle überleben, doch am Ende ebenfalls, als letztes aller Bücher, verbrannt werden.“


usw. usf....(s. „Radio und Fernsehen“)

Ich wollte nicht leugnen, daß es zu allen Zeiten Herrscher gab, die die Verbreitung unliebsamen Gedankengutes durch Verbieten von Büchern und Vernichtung von Schriftgelehrten zu unterbinden suchten. Es gab sogar Versuche, das Sprechen von Sprachen zu verbieten. Waren nicht in Spanien unter Franco alle Sprachen außer Castellano verboten? Und hat es was genutzt?
Auch gewisse Sprachregelungen, mit denen unsere Obrigkeit das Volk regelmäßig beglückt, werden „unten“ fast nie angenommen, oder wenn, dann ironisch verfremdet. Man denke nur an die Doppelbezeichnungen (Typ: „Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen“). Außer ein paar beflissenen Hochschullehrern macht das doch sowieso keiner in der Alltagssprache, und auch die vergessen es jedes zweite Mal.
Was aber guest meinte, ist ein Verändern der „Sprache an sich“, und ich verstehe darunter einen Eingriff in ihre Struktur, in ihr Regelwerk. Ich kann nicht glauben, daß so etwas in der Absicht irgendwelcher Reformer, Weltverbesserer, wie auch immer, gelegen haben könnte. Ich bestehe deshalb so sehr auf Klärung dieses Sachverhaltes, weil mit so einer Behauptung eine unangemessene Dämonisierung unseres „Gegners“ (immerhin nur einiger durchknallter Reformer) einhergeht, und Dämonisierung bedeutet unter anderem, daß ihnen eine Macht zugesprochen wird, die sie in Wirklichkeit gar nicht haben. Durch diese vermeindliche Macht, die hier von etwas Unbekanntem, Dunklen, Bösen (womöglich in Orwell'scher Manier) auszugehen scheint, lassen sich einige Mitstreiter zu einem meiner Ansicht nach übertriebenen Kulturpessimismus verleiten.
Es ist unstrittig, daß die Reformer im Moment die staatliche Macht und die der Medien hinter sich haben, aber das heißt nicht, daß sie die Macht über „die Sprache an sich“ haben.
(Liebes Mädchenfüralles, die Schnuten stammen nicht von mir!)


– geändert durch Monika Grunert am 03.11.2003, 19.08 –
__________________
m.g.

Mit Klick die Kennkarte von Monika Grunert ansehen    An Monika Grunert schreiben   Suche weitere Einträge von Monika Grunert        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
J.-M. Wagner
24.10.2003 16.20
Diesen Beitrag ansteuern
Problembewußtsein

Der Artikel auf dem Nachrichtenbrett von Stefan Krieg aus dem Schweriner Kurier zeigte noch einmal, wie selbstgefällig, überheblich, arrogant und ignorant manche Zeitungsleute sein können. Ich halte so etwas weder für ein lautstarkes Pfeifen im Dunkeln noch für eine extreme Erscheinungsform des „wer A sagt, muß auch B sagen“; ich befürchte vielmehr, daß das ernst gemeint ist. Die Scheuklappen, die manche Leute tragen, sind auf der Innenseite verspiegelt; sie blicken nach links und rechts und stellen fest, daß doch alles in Ordnung ist.

Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob sich Lothar Müller in seinem bereits diskutierten Kommentar wirklich auf seinen eigenen Text bezieht. Genausogut könnte er den Aufruf der Schriftsteller meinen – denn (ich übertreibe) wer schwachsinnigerweise behauptet, die neuen Regeln seien „minderwertig“ und erschwerten den „präzisen sprachlichen Ausdruck“, ist ganz offenbar bescheuert, so daß sich der Kommentator jedes weitere Wort sparen kann; diese Behauptungen sprechen sich ihr eigenes Urteil.

Eine worauf auch immer abzielende Strategie muß – wie immer – berücksichtigen, welches Problembewußtsein bei den Angesprochenen vorhanden ist. Man kann sich zum Beispiel fragen, als was für ein Problem – wenn überhaupt – die Rechtschreibreform von wem angesehen wird. Ist sie ein innenpolitisches, ein bildungspolitisches, ein unpolitisches, ein kulturelles, ein soziales Thema?

Was denkt etwa der sprichwörtliche Kleine Mann auf der Straße, wenn er nicht zu den Reformverweigerern gehört? Vermutlich, daß es um orthographische Probleme wie "dass" statt "daß" geht, daß die Reform das Schreiben vereinfacht, so daß die Kritik also letztlich bloß aus Spitzfindigkeiten besteht; und wer bei der alten Rechtschreibung bleibt, ist bloß zu faul zum Umlernen. Daher ist es mit der Einheitlichkeit der Rechtschreibung kein Problem, denn die Anhänger der alten Schreibweisen sterben irgendwann aus. – Fazit: Die Reform ist ein eher unpolitisches, eventuell ein bildungspolitisches und vielleicht noch ein soziales Thema.

Es mag ja sein, daß es stimmt und eine Wiederherstellung der größtmöglichen Einheitlichkeit der Rechtschreibung wirklich nur durch die Abkehr von der Neuregelung zu erreichen ist. Aber wer bringt das nötige Problembewußtsein mit, um das einzusehen?

Mir scheint, daß man, um dem oben betrachteten Kleinen Mann die Abkehr von der Neuregelung schmackhaft zu machen, auf jeden Fall auf eine für ihn überzeugende Weise darlegen können muß, warum die herkömmliche ss/ß-Schreibung besser ist als die reformierte. Vielleicht ist das dann ja auch bereits hinreichend dafür, daß er die Neuregelung als Ganzes anzweifelt und fallenläßt, denn wenn sich schon das Aushängeschild der Reform als etwas Untaugliches herausstellt...

Andererseits frage ich mich, wie sehr die Reform bereits als ein auf der Bundesebene angesiedeltes innenpolitisches Thema wahrgenommen wurde. Das Bundesinnenministrium hängt zwar als Mitbetreiber bei der Reform drin, aber außer der Anfrage von Frau Niemann weiß ich von keiner Aktivität, die an die Verantwortung des BMI erinnert. (Es gab zwar vor einigen Jahren im Bundestag eine Debatte über die Reform, aber um was ging es da letztendlich? Innenpolitik??) Wäre das vielleicht ein Ansatzpunkt?

Und wer nimmt die Reform eigentlich als rein sachbezogenes Problem wahr, so daß man ihm gegenüber ganz nüchtern inhaltsbezogen argumentieren kann? Viele Journalisten tun dies offenbar nicht. Der sprichwörtliche Kleine Mann wird das Sachliche an der Reform für ein sehr untergeordnetes, unwichtiges Problem halten (wenn überhaupt). Und die Kommissionsmitglieder sehen in der Reform letztlich ein rein politisches Problem, kein wissenschaftliches: Im 4. Bericht werden nur Änderungsvorschläge gemacht werden, die auch Aussicht auf Umsetzbarkeit haben.

Es mag ja sein, daß, wenn etwas sachlich falsch ist, es nicht hilft, politisch zu argumentieren und, wie in der Politik üblich, nach Kompromissen zu suchen – falsch bleibt falsch, ganz egal, wie lange das Thema bereits diskutiert wurde. Aber wer bringt das nötige Problembewußtsein mit, um das einzusehen?
__________________
Jan-Martin Wagner

Mit Klick die Kennkarte von J.-M. Wagner ansehen    An J.-M. Wagner schreiben   Visit J.-M. Wagner's homepage!   Suche weitere Einträge von J.-M. Wagner        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Alle Zeiten sind MEZ    Dieser Faden ist 30 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 20 · 23  24  25  26   27  28  29  30  Neuen Faden beginnen     antworten
Gehe zum Forum:
< voriges Leitthema     nächstes Leitthema >

Benutzungs-Regeln:
Wer kann im Forum lesen? Jeder Gast / jeder angemeldete Nutzer.
Wer kann ein neues Leitthema oder eine Antwort eintragen? Jeder angemeldete, eingewählte Nutzer.
Einträge können von ihrem Verfasser geändert oder auch gelöscht werden.
HTML-Kennungen beim Eintragen erlaubt? AN. Schnuten erlaubt? AN. vB-Kennungen erlaubt? AN. Bilder-Einbindung mit [IMG] erlaubt? AN.

Maßnahmen der Verwaltung:
Leitthema öffnen / schließen
Leitthema umziehen lassen
Leitthema löschen
Leitthema ändern

Herausgeber · Schreiben Sie uns · Forum

Technik von: vBulletin, Version 1.1.4 ©Jelsoft Enterprises Ltd. 2000. Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage