Mehr kann auch weniger sein
Wenigschreiber sind wie der Name schon andeutet solche, die wenig schreiben.
Davon gibt es sehr viele in unserem Dichtervolk.
Traurig!
Allerdings meinen die Rechtschreibreformer, drauf und dran zu sein, diesen Zustand zu beheben, und sie haben wahrhaft schon etwas erreicht.
Tatsache nämlich ist, daß sämtliche Novizen der Schriftsprache künftig nahezu jedes „ß“ zu „ss“ auflösen müssen, z.B. in den gebräuchlichen Silben und Wörtern wie:
„miß-“, „daß“, „muß“ und „Kuß“, denn diese sind fortan darzustellen als:
„miss-“, „dass“, „muss“ und „Kuss“.
Jeder sieht ein, daß da im Handumdrehen mehr Buchstaben zusammenkommen, daß also aus dem Wenigschreiber postwendend ein Mehrschreiber wird.
Klarzustellen ist allerdings, daß ein „Mehrschreiber“ noch lange kein „Vielschreiber“ ist, auch wenn die normale Steigerungsform („viel, mehr, am meisten“) einen andersartigen Schluß zuzulassen scheint.
Scheinbar sind die Rechtschreibreformer recht kleingläubige Grammatiker.
Sie können lediglich einige (dem eigenen Stumpfsinn förderliche) Bibelstellen buchstabengetreu reproduzieren, und das berechtigt diese angeblichen Spezialisten offensichtlich dazu, anderer Leute Leben, Denken und Schreiben zurechtzuzimmern.
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nos
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