Diktatfehler
Stell dir vor, es ist Rechtschreib„reform“, und keiner geht hin ...
„Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin
– dann kommt der Krieg zu Euch!
Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt,
und läßt andere kämpfen für seine Sache,
der muß sich vorsehen:
Denn wer den Kampf nicht geteilt hat,
der wird teilen die Niederlage.
Nicht einmal den Kampf vermeidet,
wer den Kampf vermeiden will,
denn es wird kämpfen für die Sache des Feindes,
wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat.“
(teilweise, so wird gesagt, von Berthold Brecht)
Obige Abbildung ist aus dem Vortrag „Vergleichende Studien zu Rechtschreibleistungen in Schülertexten vor und nach der Rechtschreibreform. Erste Ergebnisse und Desiderate der Forschung “, den Uwe Grund vor der Forschungsgruppe Deutsche Sprache gehalten hat; als PDF-Dokument hier oder hier erreichbar.
Zitate, Seite 1 und 2:
„Nach der Rechtschreibreform werden in der Schule erheblich mehr orthographische Fehler gemacht als davor.“
„Die Fehler haben sich – möglicherweise sogar überproportional – in den Bereichen vermehrt, in denen die Reformer regulierend in die Sprache eingegriffen haben.“
Nun wieder zum Brecht-Gedicht: Den Rechtschreibstreit hat ein drolliger Verbund aus Ministern, Medien und Deutschlehrern durchgezogen, und das leidtragende Volk hat ihnen fast kampflos das Feld überlassen – wie bei Napoleon 1812 in Moskau.
Nun fehlt der zweite Schritt: Daß die Verteidiger verstehen, daß die Lage der Minister, Medien und Deutschlehrer genauso verzweifelt ist wie die der von Napoleon nach Rußland gezwungenen (größerenteils deutschen) Truppen im russischen Winter.
Mut und etwas Fleiß gehören dazu, eine Verteidigung zu beginnen. Die Lage der Angreifer ist verzweifelt, und fleißige Verteidiger sollten ihnen helfen, dies auch so zu sehen.
Man könnte hierfür eine Zusammenfassung jenes Vortrages an die deutschen Medien senden, damit sie im Sommerloch zum 1. August 2008 etwas Griffig-Kerniges zu schreiben haben.
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Detlef Lindenthal
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