Satzbauabbau?
gestur schrieb::
denn oder weil
Wann man was verwendet, ist eine Syntax-Stilfrage und nicht unser Thema.
Frau Salber-Buchmüller hat das Thema aufgebracht, Herr Prof. Ickler, Sie und ich haben es aufgegriffen, daher ist es durchaus unser Thema. Zu diesem auch meine Hinweise in untigem Beitrag.
Professor Ickler schrieb::
Zu Herrn Lindenthal: Gerade im Bereich der Konjunktionen ist der geschichtliche Wandel schon immer sehr beträchtlich gewesen. Das ist weder mit euphemistischen Verhüllungen noch mit verordneten Sprachänderungen vergleichbar, sondern geschieht tatsächlich ganz von selbst. Wie man leicht erkennt, waren denn, weil und da früher auch nicht das, was sie heute sind, und unser heutiger Gebrauch wäre unseren Vorfahren falsch vorgekommen. Jeder hält eben seinen gewohnten Sprachgebrauch für den einzig richtigen, aber schweres philosophisches Geschütz gegen Änderungen aufzufahren ist wirklich nicht nötig.
Lieber Herr Professor Ickler,
Ihr Argument mit den Vorfahren finde ich aus mehrerlei Gründen schwierig. Die Mehrzahl meiner (wie auch Ihrer) Vorfahren waren des Hochdeutschen nicht mächtig und fallen daher für die vermuteten Sprachbeurteilungen aus; nur für eine gewisse Entwicklungszeit unserer Hochsprache mag Ihr Hinweis zutreffen, daß unsere Vorfahren unseren heutigen Gebrauch von denn, weil und da falsch gefunden hätten.
Doch bedeutet die bisherige Entwicklung keinesfalls, daß weiter und weiter geändert werden kann; es ist ja auch nicht so, daß künftig der rechte Winkel anders als 90 Grad lauten könnte oder die Papierformate nach DIN geändert werden, nur weil unsere Vorfahren mal mit Quent, Lot, Pint oder Elle bemaßt haben – jede Änderung muß auf dem Prüfstand erweisen, ob sie nicht eine Verschlimmbesserung ist.
Eine einfache Wörter-Vertauschung (weil statt denn) ist keinesfalls eine verbessernde Weiterentwicklung, sondern eine Verwirrung, die keinen Nutzen abwirft, andererseits aber für etliche weitere Verwirrung Tür und Tor öffnet:
Wenn weil einen Hauptsatz einleiten darf, wie will dann jemand begründen, daß den Wörtern wenn, obwohl, solange, während, damit ... gleiches nicht erlaubt ist?
Oder will man gar, falls letzteres doch erlaubt wird, im Laufe der so begonnenen Entwicklung auf die bisher klare Unterscheidung von Hauptsatz und Nebensatz verzichten? Freilich könnte man das, doch ist das dann kein Deutsch mehr.
Dieses zu unterrichten, werden unsere Deutschlehrer bezahlt. (Ich kann mir vorstellen, daß Deutschlehrer die ersten Kandidaten dafür sind, wegen versäumter Dienstpflichten für empfindliche Rentenkürzungen vorgemerkt zu werden; schließlich richten sie z.B. durch RS„R“ milliardenschweren Schaden an.)
Natürlich sind das „schwere Geschütze“ – aber dem fetten Feindziel angemessen, nämlich der Aufrippelung des deutschen Satzbaues, einem überaus wichtigen Teil des wichtigsten Verständigungswerkzeuges unseres Hochtechnologiestandortes. – Dieses stelle ich als meinen Erörterungsbeitrag zur Diskussion, und ich freue mich auf Antworten.
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Detlef Lindenthal
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