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Stephan Fleischhauer
07.07.2004 07.34
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Man kann nicht ernsthaft behaupten, daß die Heysesche Schreibung „schwer lesbar“ ist. Natürlich ist jede Art von Ausdifferenzierung der Schrift eine Lesehilfe. Aber da wir gerade beim Thema „Strategie“ sind – wollen wir uns in unseren Leserbriefen wirklich für die Schlußbuchstabigkeit ins Zeug legen?
Ich habe übrigens das Gefühl, daß die Fehlerzahl bezüglich der s-Schreibung seit Einführung der Reform schon abgenommen hat.

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gestur
07.07.2004 07.23
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Da wo das ß nicht das Silbenende kennzeichnet,

also in finiten Formen (Endungen) von Verben mit ss im Stamm, könnte auch das Stamm-ss stehen bleiben. Bei sst als Silbenende erhöht ßt die Lesbarkeit nicht. Oder ist die Meinung der Mehrheit anders?

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Stephan Fleischhauer
07.07.2004 07.22
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Wenn die Freigabe der s-Schreibung zunächst zu einem mittelschweren Durcheinander führt, kann man es uns zumindest nicht anlasten. Wir haben das Tor ja nicht aufgestoßen... Mir ging es aber vor allem um eine Diskussion ganz unter uns. In diesem Sinne hatte ich den Vorschlag „ernstgemeint“.
Mir wäre schon wohler, wenn wir unsere Argumente sorgfältig gewichten würden. Es kommt doch nicht auf deren Masse an! Natürlich gibt es einiges gegen das Heyse-ss einzuwenden. Nur sind das alles keine wirklich starken Argumente. Ich füge gern noch etwas hinzu: Die bestehenden Eigennamen vertragen sich schlecht mit Heyse („Russland“ oder „Rußland“? „Litfaßsäule“), der Ligaturcharakter des ß geht verloren.

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Detlef Lindenthal
07.07.2004 07.10
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Re: Na gut


Theodor Ickler schrieb::
Es geht bei unserem Vorschlag nur darum, statt zweier Systeme künftig drei gelten zu lassen ...
Wenn die eidgenössischen Rechtschreiber einen Funken Wahrheitsliebe besitzen, werden sie sich daran erinnern, daß sie gemeinsam mit ihren berg- und flachlanddeutschen Kollegen angetreten waren, eine einheitliche deutsche Rechtschreibung zu verwirklichen. Und das bedeutet für die Schweizer: Angleichung der Schweizer Schul- und Zeitungsschreibung an die Schreibweise in Schweizer Büchern, also entsprechend dem Duden _20 vv.
Dazu zitiere ich aus der Wiener Absichtserklärung der Kultusminister vom 1.6.1996:
„Die zuständigen staatlichen Stellen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz werden Experten in eine Kommission für die deutsche Rechtschreibung entsenden, deren Geschäftsstelle beim Institut für Deutsche Sprache in Mannheim eingerichtet wird.
Die Kommission wirkt auf die Wahrung einer einheitlichen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum hin.“
Außerdem:
„Die Kultusministerkonferenz hat auf ihrer 278. Plenarsitzung am 27./28.02.1997 in Bonn eine
Erklärung zur Neuregelung der Rechtschreibung verabschiedet“, in der sie „zur Klärung noch einmal fest[stellt]":
Erklärung der Kultusministerkonferenz zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung ...

„1. Die Neuregelung der Rechtschreibung ist in der gemeinsamen Verantwortung von Bund und Ländern und in Abstimmung mit den anderen deutschsprachigen Staaten in einem langjährigen Beratungsprozess erarbeitet und von den dazu legitimierten politischen Instanzen beschlossen worden. Die politischen Entscheidungsträger haben durch ihren gemeinsamen Beschluss zur Einführung der Neuregelung in allen Schulen und Behörden im gesamten deutschen Sprachraum dabei auch ihre Verantwortung und Verpflichtung wahrgenommen, die notwendige Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung sicherzustellen. Die Kultusminister betonen, dass es für die Rechtschreibung nur eine gemeinsame Regelung in allen Ländern geben kann. Die Einheitlichkeit des Sprachraums in Frage zu stellen, wie es die genannten Initiativen tun, ist für die Kultusministerkonferenz inakzeptabel. [Hervorhebungen durch mich, D.L.]
Diese erfrischend klaren Aussagen können folgerichtig nur bedeuten, daß die Schweiz
a.) ihre innere Rechtschreibspaltung (Bücher einerseits, Zeitungen und Schulen andererseits) aufgeben will, und auch
b.) ihren Sonderweg gegenüber dem übrigen deutschen Sprachraum verlassen will.

Demzufolge geht es nicht darum, „statt zweier Systeme künftig drei gelten zu lassen“ (Th. Ickler), sondern darum, daß die leichtlernliche Einheitlichkeit wiederhergestellt wird.
__________________
Detlef Lindenthal

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Klaus Malorny
07.07.2004 07.07
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Re: Na gut

Zitat:
Aber wie gesagt, wenn sich zu wenige Mitstreiter damit einverstanden erklären können, will ich es im Augenblick nicht weiterverfolgen.

Meiner Laienmeinung nach hat die Heysesche s-Schreibung doch einen ganzen Rattenschwanz nach sich gezogen – die Dreifachkonsonantenschreibung und die wiederum die Binde-Strich-Manie. Alle drei sind Lesehürden und sollten daher, mit Verlaub, auf den Müll.

mfg.

Klaus Malorny

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Reinhard Markner
07.07.2004 06.51
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Ins Belieben gestellt

Das Argument von Herrn Reimers ist sehr wichtig. Schon mit den im Regelwerk eingeführten Varianten haben sich die Reformer nicht beliebt gemacht, und sie haben ihnen auch in praktischer Hinsicht viel Ärger bereitet, man denke nur an die Darstellung der Silbentrennung in den Wörterbüchern oder den Duden-Versuch, mit dem Praxiswörterbuch Vorzugsvarianten zu propagieren.

In einigen weniger herausstechenden Fällen sollten wir aber unsere Toleranz unter Beweis stellen. Ich nenne mal ein paar Beispiele, die auch schon im Ickler stehen, aber eben verstreut unter den vielen Lemmata.

Albtraum*
außer Acht lassen
im Dunkeln tappen
Schänke
so viel (wenn nicht Konjunktion)
überschwänglich**

*So immer schon in der FAZ.
**So immer schon in der NZZ.

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Christoph Kukulies
07.07.2004 06.45
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Re: Nachteile ohne Ende

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
Die Heysesche ss-Regelung hat Nachteile ohne Ende, daher möchte ich hier nur ganz kurz darauf eingehen:

...

Frau Pfeiffer-Stolz hat für die Grundschule klare Verhältnisse gefordert. Ich denke, die beste Schreibung sollte für alle Klassen gelten.

...

Übrigens haben die meisten Kinder auch Eltern. Die Eltern helfen ihren Kindern bei den Hausaufgaben auch lieber, wenn sie deren Rechtschreibung beurteilen und hier helfend eingreifen, kontrollieren können.



Das nächste Argument wird ja dann das sein, daß wir den Kindern und „ganzen Schülergenerationen“ ein Umlernen nicht zumuten können.

Gut, was mutet man derzeit der Majorität der Bevölkerung alles zu und die Kultusminister haben in der Vergangenheit nie Rücksicht auf mögliche Schäden bei Ihren Massenexperimenten an Schulkindern – man denke nur an die Mengenlehre, Ganzheitsmethode – genommen.
Zitat:



Ach ja, dann kann ich mich noch an eine Geschichte in Schleswig-Holstein erinnern. Das Mandat, das wir Reformgegner von den Schleswig-Holsteinern bekommen haben und das meiner Ansicht nach immer noch gültig ist, da eine Aufhebung eines Volksentscheides verfassungswidrig* ist, lautet:

Gestzentwurf der Volksinitiatie „WIR gegen die Rechtschreibreform“: Folgender § 4 Abs. 10 wird in das Landesschulgesetz aufgenommen:
„In den Schulen wird die allgemein übliche Rechtschreibung unterrichtet. Als allgemein üblich gilt die Rechtschreibung, wie sie in der Bevölkerung seit langem anerkannt ist und in der Mehrzahl der lieferbaren Bücher verwendet wrid.“


---------------------------------------------
* Die Verfassungswidrigkeit ergibt sich aus der schleswig-Holsteinischen Verfassung:

Artikel 2
Demokratie, Funktionstrennung

(1) Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus.
(2) Das Volk bekundet seinen Willen durch Wahlen und Abstimmungen. Es handelt durch seine gewählten Vertretungen im Lande, in den Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie durch Abstimmungen.
(3) Die Verwaltung wird durch die gesetzmäßig bestellten Organe, die Rechtsprechung durch unabhängige Gerichte ausgeübt.




Haben Sie seinerzeit eigentlich die Aushebelung des Volksentscheids durch das schleswig-holsteinische Landesparlament auf den Prüfstand der Verfassungsmäßigkeit gestellt? Wenn nicht, könnte man es heute noch tun?

Auch eine andere Frage, die Herr Prof. Ickler jüngst noch einmal aufwarf, verdient Beachtung: wie ist es mit der derzeitigen Verfassungsmäßigkeit der Kultusministerverordnung – etwas anderes ist die „RSR“ ja nicht – bestellt? Stichwort: Ausrichtung des Lehrinhalts an den tatsächlichen Gegebenheiten.


__________________
Christoph Kukulies

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Matthias Dräger
07.07.2004 04.50
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Nachteile ohne Ende

Die Heysesche ss-Regelung hat Nachteile ohne Ende, daher möchte ich hier nur ganz kurz darauf eingehen:

Wie Detlef Lindenthal bemerkt hat, ist diese Regelung im Massenexperiment gescheitert – gescheitert vor allem auch deswegen, da sie zu einer erhöhten Fehlerhäufigkeit geführt hat.
Es gab überhaupt keinen vernünftigen Grund, unsere bestens bewährte Rechtschreibung gerade in diesem Bereich zu torpedieren.

Von Prof. Ickler ist mir ferner eine Bemerkung über die ss-Regelung der RSR in Erinnerung: „Ein gravierender Nachteil ist, daß sie überhaupt eine Änderung ist.“ Dieser Nachteil kommt noch hinzu: Jede Änderung, die ohne Not von oben verordnet wird, führt zur Spaltung, zerstört bestehende Einheit.

Frau Pfeiffer-Stolz hat für die Grundschule klare Verhältnisse gefordert. Ich denke, die beste Schreibung sollte für alle Klassen gelten.
Wir müssen auch an die Lehrer denken: Auch für den Lehrer ist es einfacher, wenn er bei der Korrektur nur nach einer Rechtschreibung zu korrigieren hat. Ein Umschalten zwischen verschiedenen Orthographien, von Heft zu Heft, das kann man an einem Nachmittag einmal machen, aber auf die Dauer wäre es eine ziemliche Zumutung, vor allem eine Zumutung, für die es überhaupt keine Notwendigkeit gäbe.

Übrigens haben die meisten Kinder auch Eltern. Die Eltern helfen ihren Kindern bei den Hausaufgaben auch lieber, wenn sie deren Rechtschreibung beurteilen und hier helfend eingreifen, kontrollieren können.

Ach ja, dann kann ich mich noch an eine Geschichte in Schleswig-Holstein erinnern. Das Mandat, das wir Reformgegner von den Schleswig-Holsteinern bekommen haben und das meiner Ansicht nach immer noch gültig ist, da eine Aufhebung eines Volksentscheides verfassungswidrig* ist, lautet:

Gestzentwurf der Volksinitiatie „WIR gegen die Rechtschreibreform“: Folgender § 4 Abs. 10 wird in das Landesschulgesetz aufgenommen:
„In den Schulen wird die allgemein übliche Rechtschreibung unterrichtet. Als allgemein üblich gilt die Rechtschreibung, wie sie in der Bevölkerung seit langem anerkannt ist und in der Mehrzahl der lieferbaren Bücher verwendet wrid.“


---------------------------------------------
* Die Verfassungswidrigkeit ergibt sich aus der schleswig-Holsteinischen Verfassung:

Artikel 2
Demokratie, Funktionstrennung

(1) Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus.
(2) Das Volk bekundet seinen Willen durch Wahlen und Abstimmungen. Es handelt durch seine gewählten Vertretungen im Lande, in den Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie durch Abstimmungen.
(3) Die Verwaltung wird durch die gesetzmäßig bestellten Organe, die Rechtsprechung durch unabhängige Gerichte ausgeübt.


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Theodor Ickler
07.07.2004 03.44
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Na gut

Vielleicht ist es wirklich nicht so geschickt, ausgerechnet jetzt so etwas vorzuschlagen, wo es gar nicht mehr nötig sein dürfte. Es trifft auch zu, daß die reformierte ss-Schreibe der Geßlerhut ist und man gerade deshalb hier hart bleiben sollte.
Allerdings bleibe ich dabei, daß von „völliger Freigabe“ oder „Beliebigkeit“ keine Rede sein kann. Es geht bei unserem Vorschlag nur darum, statt zweier Systeme künftig drei gelten zu lassen, die aber alle drei in sich stimmig sind. Und es geht auch darum, nicht mit Argumenten aufzutreten, die übertrieben bzw. unhaltbar sind. Unter unseren Mitstreitern sind so bedeutende Köpfe wie Jean Marie Zemb, der die Reform insgesamt strikt ablehnt, der Heyseschen s-Schreibung aber etwas abgewinnen kann, vor allem weil aus der Ausländerperspektive die eindeutigere Markierung der Vokallänge attraktiv ist.
Und dann ist es eben ein Riesenunterschied, ob man eine solche Schreibmöglichkeit anordnet oder zuläßt.
Aber wie gesagt, wenn sich zu wenige Mitstreiter damit einverstanden erklären können, will ich es im Augenblick nicht weiterverfolgen.
__________________
Th. Ickler

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Martin Reimers
06.07.2004 22.48
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Freigabe?

Wir müssen bei den Überlegungen zm Vorschlag von Herrn Fleischhauer die politische Stimmungslage mitberücksichtigen. Das populärste Gegenargument gegen die RSR ist doch sicherlich (durch eine etwas einseitige Betrachtung) das der Beliebigkeit. Ich denke nicht, daß wir uns durch eine solche völlige Freigabe der s-Schreibung viele Freunde schaffen würden. Sie liefe auf ein – möglicherweise erfolgreiches – Experiment hinaus, dessen Kosten jedoch einfach zu hoch wären, vor allem in pädagogischer Hinsicht.

Übrigens möchte ich den neun sehr guten Argumenten von Frau Pfeiffer-Stolz gegen die Heyse-Schreibung noch ein zehntes hinzufügen: An der klassischen s-Schreibung erkennt man in jedem Text auf Anhieb erstens den Willen des Verfassers zu einer differenzierten Ausdrucksweise, zweitens muß man in solchen Texten niemals rätseln, ob ein „wohl bekannt“, „ebenso wenig“ etc. wirklich so gemeint ist, wie es geschrieben ist.
__________________
Martin Reimers

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gestur
06.07.2004 21.54
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ß oder ss am Silbenende

Wir (jedenfalls ich) schreiben, weil wir gelesen werden möchten. Das ß als Marke für das Silbenende ist leichter erkennbar als das ss, besonders wenn ein weiteres s als Silbenanfang folgt. Auch wenn ss und sss leichter zu schreiben sind als ß und ßs, muß man diese Mühe auf sich nehmen, um dem Leser die Arbeit zu erleichtern.
Für die Schule ist das nur insoweit wichtig, als gedruckte Texte mit ß statt ss für die Schüler leichter lesbar sind und deshalb lieber gelesen werden.
Ob das, was die Schüler schreiben, mit ß oder ss für den Lehrer leichter zu lesen ist, ist unwichtig, denn der muß es lesen.
Außer es kommt eine neue Note für gute Lesbarkeit. Das würde alles ändern.
Weil Deutschlehrer damit gestraft sind, dauernd Aufsätze lesen, korrigieren und benoten zu müssen, sollten sie eine neue Note für gute Lesbarkeit einführen, damit sie es leichter haben.
Aber wenn die Schule wirklich für das Leben vorbereiten soll, muß sie die Schüler lehren, ihre Bewerbungen so zu schreiben, daß sie leicht und gerne gelesen werden können.
Den Zeitungen kann man auch nur raten, lieber so zu schreiben, wie es am leichtesten lesbar ist, damit die Leser diese Zeitung gerne lesen.

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Detlef Lindenthal
06.07.2004 19.08
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Großversuch


Theodor Ickler schrieb::
Heyse war auch kein Schwachkopf.
Nein, sicherlich war er das nicht. Aber er war nur ein Theoretiker, der die Praxistauglichkeit seines Schreibvorschlages im 3. Jahrtausend unserer Zeitrechnung (in welchem die Kinder zunehmend durch Instantmedien statt durch Bücherlesen ihr Sprachwissen vertiefen) weder nachgeprüft hat noch nachprüfen konnte.

Die Praxis(un)tauglichkeit nachgeprüft haben nun im Großversuch Zigmillionen Schüler und Tausende von Redakteuren, und damit dürften die Tauglichkeitsmängel von Heyses ss-Schreibung bestätigt sein. Auch wenn Heyse kein Schwachkopf war, hatte sein Vorschlag keine gute Alltagstauglichkeit. Oder?
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Detlef Lindenthal

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Karin Pfeiffer-Stolz
06.07.2004 18.57
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Verlage

Sehr geehrter Herr Ickler,
mir geht es um die praktische Seite. Von der Schule aus gedacht – in höheren Klassen – ist Ihr Vorschlag durchaus praktikabel und vielleicht sogar produktiv-anregend. Doch für die Grundschule scheidet so ein Vorgehen aus. Und gerade in der Grundschule werden die Grundlagen zur Rechtschreibung gelegt: in der Hauptsache die Einstellung zur ihr (Sorgfalt, Bemühen ...). Und die Grundschullehrer sind meiner Kenntnis nach nicht flexibel. Beispiel: Die meisten halten sich mit schon gerade peinlicher Ängstlichkeit an den kultusministeriell empfohlenen „Grundwortschatz“. So etwas habe ich nie nachvollziehen können. Aber das nur am Rande.
Die Vielfalt konkurrierender Systeme wird an den Verlagen selbst scheitern. Der Kuchen ist zu klein, als daß hier noch weitere Aufspaltungen möglich sind. In den letzten Jahren haben Änderungen der Richtlinien dafür gesorgt, daß immer mehr regionale Ausgaben gedruckt werden mußten. Auch die verschiedenen Schriften (Lateinische Ausgangsschrift, Vereinfachte Ausgangsschrift, noch eine weitere Sonderschrift in den neuen Bundesländern, Druckschrift Nord, Druckschrift Süd) verlangten den Druck von Kleinstauflagen, die sich kaum noch rentieren. Wenn jetzt auch noch verschiedene Systeme der s-Schreibung hinzukämen ...
Aber vielleicht habe ich Sie mißverstanden.
Man erreicht Ziele ja oft auch auf Umwegen, das weiß ich. Geradezu auf etwas zuzugehen kann unter Umständen kontraproduktiv sein.
Es ist halt ein Ärgernis, wenn man aus unbedarftem Lehrermund immer wieder hört: Aber die neue s-Schreibung, die ist doch gut, weil sie so logisch ist ...
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Karin Pfeiffer-Stolz

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Theodor Ickler
06.07.2004 18.32
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Zur Klärung

Daß ich kein Befürworter der Heyseschen s-Schreibung bin, ist wohl klar genug, ich habe seit nunmehr fast zehn Jahren nie etwas anderes gesagt. Aber unsinnig ist sie nicht. Ihre praktischen Fehler liegen auf einer anderen Ebene. Ich nehme natürlich an und hoffe, daß die bessere s-Schreibung (im wesentlichen auf Schlußbuchstabigkeit hinauslaufende und damit eigentlich typographische, nicht orthographische s-Schreibung) sich wieder durchsetzen wird. Wie Herr Markner schon sagt, werden wir ohnehin für die nächsten Jahre mit allen erdenklichen s-Schreibungen zu rechnen haebn und wollen sie ja den Schülern ausdrücklich nicht als Fehler anrechnen. Man könnte also zum Beispiel einem Schüler sagen: Sieh da, du hast dich für die Heysesche Schreibweise entschieden. Schauen wir doch mal, ob du sie beherrschst usw.
Das Gegenargument: Geben wir doch alles frei, dann werden überhaupt keine Fehler mehr gemacht – kann ich nicht anerkennen. Es geht um eine genau abgegrenzte, von Grund auf seriöse Schreibmöglichkeit – Heyse war auch kein Schwachkopf.
Es ist möglich, daß sich der Streit um das s in Kürze erledigt, aber damit fertigwerden müssen wir selbst dann noch für geraume Zeit. Was ich bestechend fand und immer noch finde, ist die Idee, den Kultusministern das Zwangsmittel aus der Hand zu nehmen. Wenn man die alte Heyse-Schreibung aus freien Stücken verwenden „darf“, aber nicht muß – was wird dann aus ihr?
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Th. Ickler

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Wolfgang Scheuermann
06.07.2004 17.01
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Lieber Herr Fleischhauer,

Sie haben richtig gerechnet und ich falsch. Ich weiß auch nicht wieso, aber ich habe dazu den Windows-„Taschenrechner“ verwendet, dessen Existenz ich eigentlich fast schon vergessen hatte. Dabei habe ich mich offenbar vertippt und das Ergebnis dann gleich in die Welt posaunt – mehr als peinlich!
Deshalb sollte ich zumindest für heute wohl am besten schweigen, aber durch Ihren Vorschlag (und die spontane Zustimmung von Professor Ickler) fühle ich mich doch noch einmal herausgefordert.

Sie schrieben: „Ich fürchte, wir haben kaum Argumente gegen die ss-Regelung, und dies aus einem einfachen Grund: Sie ist gar nicht so unsinnig.

Dies ist eine höchst erstaunliche Feststellung, da ja gerade eine Fülle von ernsthaften Argumenten vorgebracht worden waren. Das m.E. wichtigste ist auch wiederholt genannt worden – der Grund für die Existenz dieses Sonderzeichens für ss. Die Heyse-Regelung hebt diesen Grund schlicht auf, regelt also etwas, dem just zuvor der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Wenn die Existenz des Eszett durch irgendetwas überzeugend begründet wird, dann dadurch, daß es für zwei „verbackene“, nicht trennbare s steht. Damit sind auch praktisch alle Regeln zu ss und ß im alten Duden überflüssig, weil implizit bereits erklärt.

Herr Professor Ickler, so verstehe ich ihn – stimmt Ihnen auch nicht deshalb zu, weil er die Heyse-Regel auf einmal nicht mehr für mangelhaft hielte. Er will den Initiatoren und Anhängern der Heyse-Regel vielmehr etwas anbieten, das sie akzeptieren müßten (da es analog zu ihrem bisherigen „Nachbessern“ aussähe). Das ist sicher dann bedenkenswert, wenn die triftigere Lösung als nicht durchsetzbar erschiene. (Und die Entscheidung träfe ohnehin die zukünftige Entwicklung.)

Noch eine letzte Anmerkung zum Gewicht auf den ersten Blick vielleicht schwach erscheinender Argumente.
Ligaturen haben doch zweifellos etwas mit Ästhetik zu tun, und zwar einer funktionalen Ästhetik, bei der die Form der Funktion nachfolgt. Man folgt dem Prinzip des sparsamen Einsatzes von Mitteln zur nur um so sicheren Erhaltung der Funktion. Das ist Schönheit durch Ökonomie. Zusätzliche Zeichen zu setzen, die keine Information tragen (Nussschale oder Nuss-Schale), zusätzlichen Raum zu beanspruchen ohne klar erkennbaren Nutzen, das widerstrebt diesem Ideal (dem Nußschale klar erkennbar am nächsten kommt: beste Funktionalität bei sparsamsten Einsatz von Mitteln). Ästhetik und Ökonomie gehen hier also Hand in Hand.
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann

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