Immer dasselbe?
Liebe Katja,
was die Kultusminister gerade wieder abschaffen wollen, kann man nicht immer so genau wissen; deren bisherige Rechtschreib„reform“ ist bekanntlch gepflastert mit Wörterleichen.
Gebildete Menschen unterscheiden durchaus zwischen dasselbe und das gleiche; sie unterscheiden auch zwischen oben und unten, wahr und gelogen usw.
Übrigens habe ich zu derselbe schon mal im Faden 878 etwas geschrieben (und an den Antworten kannst Du sehen, daß das Wort derselbe in diesem erlauchten Forum nicht gerade heldenhaft verteidigt wird):
Klar, zu denn kann man weil sagen und zu derselbe der gleiche. Zur Krankenwirtschaft kann man Gesundheitswesen sagen, und einen Hund kann man Katze nennen und einen Angriffskrieger Secretary of Defense.
Sollte man, bevor man die Frage erörtert, ob die Erde rund, eine Scheibe oder würfelförmig ist, zuerst klären, was man unter rund, Scheibe oder Würfel verstehen will? Schulanfängern gelingt es durchaus, diese Begriffe voneinander zu trennen. (Als in Ihrer Klasse 1984 gelesen wurde, hatten Sie da gerade Grippe?)
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„Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht;
stimmen die Worte nicht, so ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist;
wenn das, was gesagt wird, nicht das ist, was gemeint ist, so kommen die Werke nicht zustande;
kommen die Werke nicht zustande, so gedeihen Moral und Kunst nicht;
gedeihen Moral und Kunst nicht, so trifft das Recht nicht;
trifft das Recht nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen.
Darum sorge der Edle, daß er seine Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen und seine Worte unter allen Umständen zu Taten machen kann. Der Edle dulde nicht, daß in seinen Worten irgend etwas in Unordnung ist. Das ist es, worauf alles ankommt.“ (Kung Fu Tse, 551–479 v.)
„Krieg entsteht, wenn die Namen nicht mehr mit den Dingen übereinstimmen.“ (Heiner Goebbels / Konfuzius)
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Detlef Lindenthal
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