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Strategie
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David
26.07.2004 21.22
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Mir fiel da heute abend was ein!

Heute abend dachte ich mal folgenden Gedankengang:
(Okay, so neu ist er nicht, aber ich wollte ihn doch mal hier veröffentlichen, vielleicht taugt er ja zur strategischen Verwendung.)


Wir haben in diesem unseren Lande die Schulpflicht. Das heißt, daß jedes Kind zur Schule gehen muß.

In der Schule wird nach amtlichen Richtlinien unterrichtet. Wenn eine Schule nicht nach diesen Richtlinien unterrichten will (wenn es sich beispielsweise um eine Privatschule handelt), dann ist sie nicht staatlich anerkannt.

Wenn eine Schule nicht staatlich anerkannt ist, dann ist ein auf ihr erlangter Abschluß ebenso nicht anerkannt, also quasi in diesem unseren Lande wertlos (ganz grob gesagt).

Wenn die Richtlinien amtlich sind, dann werden sie sozusagen von Staats wegen vorgegeben.

Wenn jetzt in den Richtlinien von Staats wegen etwas vorgegeben wird, was offensichtlicher Unsinn ist, dann ist es also Schulen nicht gestattet, dagegen zu unterrichten, weil die Richtlinien damit nicht befolgt würden.

Und weil alle Kinder schulpflichtig sind, kann so staatlich diktierter Unsinn in die Gesellschaft implantiert werden.

Eltern können ihr Kind dem nicht entziehen, weil es die Schulpflicht gibt.



Dieser Überlegung folgten dann prompt diese Feststellungen:



Daß das Wort „Quentchen“ mit ä geschrieben werden muß, weil es sich von „quantum“ ableitet, ist nachweisbar falsch, also offensichtlicher Unsinn.

Daß im Deutschen eine Vokalkürze durch einen nachfolgenden Doppelkonsonanten gekennzeichnet wird, ist nachweisbar falsch, also offensichtlicher Unsinn.

Daß das Wort „sitzenbleiben“ mit dem Ausdruck „sitzen bleiben“ bedeutungsgleich ist, ist nachweisbar falsch, also offensichtlicher Unsinn.

Daß das Adjektiv in dem Satz „Ein furchterregender Löwe griff mich an“ durch eine Konstruktion ersetzt werden muß, die aus einem Substantiv und einem Partizip besteht, um dadurch den Satz leichter verständlich zu machen (= „Ein Furcht erregender Löwe“), ist nachweisbar falsch, also offensichtlicher Unsinn.

Daß ein Satz, in dem ein Satzzeichen weggelassen wird, und der damit rein formal bis zu drei verschiedene Bedeutungen annehmen kann, nun eindeutiger und leichter zu verstehen ist, ist nachweisbar falsch, also offensichtlicher Unsinn.



Und nun die erschreckende Schlußfolgerung:



In diesem unseren Lande sind Eltern dazu verpflichtet, ihren Kindern offensichtlichen Unsinn beibringen zu lassen. Dagegen können sie sich nicht wehren.
Und vor allem: Dieser offensichtliche Unsinn ist staatlich verordnet!!


Au weia... wo gibt's denn so was??

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Wolfgang Scheuermann
26.07.2004 10.39
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Merkel: Weiss soll's richten

Wenn Frau Merkel es ernst meinte damit, daß Frau Staatsministerin Dr. Weiss sich mit den Ministerpräsidenten über die Rechtschreibreform einigen sollte, so hätte sie von der Problematik nicht viel verstanden.

In jedem Falle kann es nicht schaden, die langjährige Kultursenatorin Hamburgs kurz unter die Lupe zu nehmen.
Sie wurde am Heiligen Abend 1953 in St. Ingbert an der Saar geboren und hat in Saarbrücken vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik, Italienisch und Kunstgeschichte studiert und schließlich 1982 über „Seh-Texte. Zur Erweiterung des Textbegriffes in konkreten und nachkonkreten visuellen Texten“ promoviert.
Sie wurde vielfältig publizistisch tätig und moderierte im Fernsehen das „Café Größenwahn“, als sie 1991 von Henning Voscherau zur Kultursenatorin berufen wurde, was sie, ab 1993 zusätzlich mit dem Senatsamt für Gleichstellung betraut, bis zum Herbst 2001 blieb.

Bei der 274. Plenarsitzung der KMK am 30.11./1.12.1995 in Mainz, bei der der „Beschluß zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ getroffen wurde, vertrat sie die Freie und Hansestadt Hamburg neben Senatorin Rosemarie Raab (die das Präsidium innehatte) und Senator Professor Dr. Leonhard Hajen.

Wenn Frau Dr. Weiss jetzt also forderte, einige Zweifelsfälle erneut durch die KMK abklären zu lassen, so will sie die Herde, die das Unglück unter ihrer Mitwirkung beschlossen hat, einfach weitergrasen lassen.


(Das tut einem Rasen doch gut – da wird er stark, klar, wahr ... wer hatte das gleich mit der deutschen Sprache schon einmal vor?)

PS: Wer kann mir sagen, was „nachkonkrete visuelle Texte“ sind?
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann

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Karin Pfeiffer-Stolz
22.07.2004 07.08
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Entschieden ist entschieden

3. Schließlich eines der primitivsten, aber leider häufigsten „Argumente“, die Basta-Deutung:
„Das ist jetzt so beschlossen worden, da muß man sich dran halt halten bzw. da gibt es nichts mehr zu ändern!“


Lieber Herr Schühly, das genau ist der Punkt, der mich auch auf die höchsten Barrikaden treibt.

In andere Bereiche übersetzt, wirkt der Spruch lächerlich, vielleicht kann man damit kontern:

Die Krankenhausärzte zu einem Angehörigen:
„Wir haben beim Patienten eine falsche Behandlung vorgeschlagen. Sein Gesundheitszustand ist bedenklich. Aber wir können das nicht mehr ändern, es ist nun mal von uns allen so beschlossen worden. Also werden wir ihn genauso weiterbehandeln. Gut ist das nicht, aber unumgänglich.“

Der Wanderführer zur Wandergruppe:
„Wir haben einen schlechten Weg eingeschlagen. Möglicherweise führt der gar nicht zum Gipfel, sondern in einen Steinbruch. Aber Sie haben ja auch bei der letzten Weggabelung nichts gesagt, also waren Sie damit einverstanden, daß wir hier gehen. Wir gehen weiter, keine Rückkehr!“
(Außerdem ist das auch unzumutbar, einen solch schlechten Weg zurückgehen zu wollen, wie würden uns da die Füße wehtun! Nein, unmöglich!)

Der Bauer:
„Auf diesem Feld gedeiht kein Weizen. Er wächst einfach nicht. Es gibt eine totale Mißernte. Aber meine Frau und ich hatten im letzten Herbst beschlossen, hier Weizen anzubauen. Deshalb werde ich auch im nächsten Jahr wieder hier Weizen anbauen. Ich habe ihn ja auch schon bestellt. Was soll ich denn machen?“

Der Forschungsleiter zu seinem Assistenten:
„Wir haben die Versuchsreihe falsch aufgebaut. Es wird nicht viel dabei herauskommen. Aber die Universitätsleitung ist dagegen, daß wir die Bedingungen ändern. Wir werden also weitermachen.“

Wir haben also eine schlechtere Rechtschreibung. Die haben wir, das ist einfach so. Wir haben die gute zwar auch noch, aber die zurückzufordern ist Schwachsinn. Einmal schlecht, immer schlecht. Basta.

Und so weiter und so fort.

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Karin Pfeiffer-Stolz

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Bernhard Schühly
21.07.2004 22.04
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Ihre Idee, Entgegnungsstrategieen zu sammeln, sozusagen um sich scharf zu machen, ist im Prinzip gut. Nur ein Haken ist dabei: Da die Befürworter der Reform sich meistens sowieso nicht auf qualifiziertere Debatten einlassen, rennt man auf diese Weise oft gegen die Wand.
Ein paar Argumente gibt es allerdings, die meistens aus den Fehlern der Reform oder ihrer Einführung selbst resultieren:

1. „Das kann man jetzt nicht mehr (rückgängig) machen, das kostet doch die Verlage zuviel!“
Auf folgendes ist hier hinzuweisen: Die RSR war anfangs als „kostenneutral“ versprochen worden und die Menschen, die sie zuerst ausarbeiteten, bekamen dafür tatsächlich nichts. Diejenigen aber, die letztlich darüber entschieden haben, standen oft in direkter Verbindung (oder zumindest unter Druck) mit eben diesen Verlagen (Wörterbücher, Lexikas etc.), die dabei mächtig verdient haben. Diese Chance bestünde bei Rücknahme der RSR ein weiteres Mal.

2. „Das tut ja die armen Kinderlein jetzt nur umso mehr verwirren!“
a) Das hatte man aber nicht bedacht, als man die RSR einführte, oder gab es da keine Verwirrung?
b) Die wirklich irritierenden Veränderungen treten noch nicht in der Grundschule hervor. Richtig schätzen lernt man die „Alte Version“ erst bei der Beschäftigung mit anderer Literatur als Schul- und Sachbüchern.

3. Schließlich eines der primitivsten, aber leider häufigsten „Argumente“, die Basta-Deutung:
„Das ist jetzt so beschlossen worden, da muß man sich dran halt halten bzw. da gibt es nichts mehr zu ändern!“
Und ob!
Diese Leute haben sich nur selbst nie richtig mit der RSR oder gar ihrer Geschichte auseinandergesetzt. Die einzigen Informationen darüber entnehmen sie aus den Schlagzeilen der Medien.
Man muß hier versuchen, ihnen klarzumachen, warum man jetzt durchaus noch das „Recht“ hat, „alt“ zu schreiben:
a) Weil jetzt ersteinmal beschlossen wurde, sie Juli nächsten Jahres für verbindlich zu erklären,
b) Weil selbst dieser Zeitplan von der KMK absichtlich vorgezogen wurde, die Kommission hatte sich die „Erprobung“ ganz anders vorgestellt. (siehe Beitrag „Ein Reformer packt aus“ mit Zitaten von Hr.Munske in Foren/ Dokumente)
c) Als man die Einführung offiziell beschloß, ist diese Übergangszeit (egal wie lange) gleichzeitig auch ausdrücklich als Probezeit festgelegt worden, nach der es immer noch die Option geben sollte, zurückzukehren.

4. Zuletzt bleibt noch ein Problem, aber da gibt es kaum eine greifende Strategie dagegen, das sind nämlich die Medien selbst. Bis auf wenige verzichten sie auf sachliche, neutrale und informative Artikel/ Beiträge, die einem z. B. etwas über die ursprünglichen Hintergedanken der RSR, die ja ganz anders aussahen, sachlich berichtet. Stattdessen war neulich überall zu lesen:
„Neue Rechtschreibung jetzt verbindlich“, "... endgültig beschlossen“ oder ähnliches – womit die (vorgesehene!) Gesetztlichkeit der RSR im nächsten Jahr schon vorweggenommen wurde. Solche Medienarbeit hatte auch ja dazu geführt, daß die Reform schon viel früher (und überstürzter), als von der Kommission geplant, eingeführt wurde (siehe auch o. g. Beitrag von Hr. Munske!). Auch Duden und die Schulbuchverlage sind dafür verantwortlich.
Hier ist noch viel dringende Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung gefragt, die sich wegen dieser einseitigen Informationen oft kein richtiges Bild machen kann.

Aber dann geht es wie bei mir, und sicherlich geht es jedem hier so:
Früher lief die Deutsche Sprache bei mir sozusagen von selbst, aber jetzt, da ich, um sie zu verteidigen, gezwungen bin, mich mit ihr wirklich intensiv zu beschäftigen, mache ich fast jeden Tag neue Entdeckungen. Ich schätzte sie schon immer, weil ich damit so gut spielen konnte, jetzt sehe ich, warum das geht und wann es nicht mehr so gehen würde.
Ich liebe meine Sprache jetzt nicht nur, jetzt weiß ich auch warum.

Bernhard Schühly

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Bernhard Schühly

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Christoph Kukulies
21.07.2004 06.24
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Re: Re: Behauptungen entkräften

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Zitat:
Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Welche Argumente bzw. Behauptungen werden in der gegenwärtig öffentlich ausgetragenen Diskussion eigentlich gegen eine Rücknahme der Reform angeführt? Lassen sich die nicht leicht widerlegen? Ich schlage vor, hier solche Argumente und Behauptungen zu sammeln und ebenso die Widerlegungen. Worauf muß ein Politiker vorbereitet sein, und was entgegenet er dann?
Mit diesem Vorschlag wollte ich weg von der Detaildiskussion der s-Schreibung und hin zu einer allgemeineren Strategiediskussion. Nicht, daß ich etwas gegen erstere hätte, ich finde aber, sie wäre in einem eigenen Leitthema „S-Schreibung und Logik“ besser aufgehoben als hier im „Strategie“-Strang.


Einige der häufigsten „Argumente“ sind z.B. Äußerungen wie die von von Frau Ahnen: „Eine Rücknahme sei nicht sinnvoll“ oder „den Schülern nicht zuzumuten“.

Eine solche „Argumentation“ – „nicht sinnvoll“ – disqualifiziert sich selbst.

Auch muß wohl noch einmal nachdrücklich unterstrichen werden, daß ein weiterer Verbleib der Zuständigkeit bei den Kultusministern geradezu paradox wäre (Bock-Gärtner-Syndrom).
Die Kultusminister habe uns die Suppe doch eingebrockt.
Ach so, dann sollen sie sie auch auslöffeln?

Nein danke. Sie würden sie nur noch mehr versalzen.



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Christoph Kukulies

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J.-M. Wagner
20.07.2004 11.03
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Re: Behauptungen entkräften

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Welche Argumente bzw. Behauptungen werden in der gegenwärtig öffentlich ausgetragenen Diskussion eigentlich gegen eine Rücknahme der Reform angeführt? Lassen sich die nicht leicht widerlegen? Ich schlage vor, hier solche Argumente und Behauptungen zu sammeln und ebenso die Widerlegungen. Worauf muß ein Politiker vorbereitet sein, und was entgegenet er dann?
Mit diesem Vorschlag wollte ich weg von der Detaildiskussion der s-Schreibung und hin zu einer allgemeineren Strategiediskussion. Nicht, daß ich etwas gegen erstere hätte, ich finde aber, sie wäre in einem eigenen Leitthema „S-Schreibung und Logik“ besser aufgehoben als hier im „Strategie“-Strang.
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Jan-Martin Wagner

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Sofa Batata
19.07.2004 21.28
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Mit nein + nein = ja

wurde im Neuhochdeutschen ein wichtiges Stück Logik eingeführt, das im Mittelhochdeutschen noch nicht selbstverständlich war und in den slawischen Sprache (und im Bairischen) noch heute nicht gilt.

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Klaus Eicheler
19.07.2004 19.35
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Zitat:
(Karin Pfeiffer-Stolz:) „Ist also „logisch“ gleich „gut“? Hat „Logik“ einen immanenten Wert?“

Als Beispiel fällt mir die Flurbereinigung ein. Schnurgerade Straßen und Kanäle, glatt betoniert, keine unordentlich wachsenden Bäume und Hecken dazwischen – so sah schon einmal das Ideal der industriellen Landwirtschaft aus, und dieses Ideal führte zur Zerstörung der Kulturlandschaft. Inzwischen haben die Leute erkannt, daß mäandrierende Bäche ihren Wert haben: Zum Anschauen, zum Wohlfühlen, für die Tiere, die in Betonrinnen keinen Lebensraum finden. Heute weiß man, daß diese Logik keinen Fortschritt brachte.

Wir erleben gerade eine orthographische Flurbereinigung. Die späte Erkenntnis – da bin ich sicher – wird die gleiche sein: Eine Programmiersprache ist nicht die Sprache, in der sich Menschen verständigen wollen und können.

Wenn die Ebene der praktischen Erfahrung verlassen wird, indem man versucht, die Logik höher zu bewerten als jene, verselbständigt sich die Logik – man betreibt sie, ohne den praktischen Nutzen zu beachten, schließlich als Selbstzweck. Dann ist es nur noch wichtig, ob die Regel stimmt, aber die Inhalte sind leer.

Das hat bereits Kant in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ beschrieben.
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Klaus Eicheler

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Christoph Kukulies
19.07.2004 19.17
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Re: Das ss treibt mich um

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karin Pfeiffer-Stolz
Wie kann man nur begreiflich machen, daß die ss-Schreibung viele Nachteile hat?
...

Welche Argumente haben wir also? Wir brauchen Politiker, die das begreifen!


Vielen Dank, Frau Pfeiffer-Stolz, daß Sie den Faden wieder aufgreifen, der hier schon wieder fast verschüttet wurde durch überflüssige Heyse-Schwelgereien.

Wesentliche Argumente meines Erachtens:

Wer keinen Eingriff der Politik will, muß auch gegen diesen Eingriff sein.

Wir brauchen keinen Bruch in unserer Schriftsprache. Es ist überhaupt keine Not, dies zu tun.

Welche andere große europäische Kulturnation würde einfach Buchstaben oder Zeichen ihrer schriftlichen Ausdrucksform streichen. Würden die Franzosen auch auf nur einen ihrer Akzente Akut oder Gravis, Cedille, Zirkumflex verzichten, weil etwas angeblich logischer wäre? Oder gar weil auf Computertastaturen dafür kein Platz mehr ist?

Über je mehr Zeichen eine Sprache verfügt, desto höher wird die begriffliche Denkleistung, die aus ihr erwächst.

Gerade heute fiel mir wieder das Buch eines deutsch-ungarischen Juden, Prof. David L. Szekely in die Hände: „Unicode, ein Verfahren zur Erhöhung der begrifflichen Denkleistung“ (in deutsch). Szekely
erweitert das deutsche Alphabet noch um weitere Akzente.

Warum also ohne Not die Qualität der Sprache verschlechtern?

Dann war da noch die einfache Vermittelbarkeit der Schluß-Verdruß-Regel, Silbengelenk etc.

Millionen in bester Qualität gedruckte Bücher sind als Lesestoff vorhanden.
__________________
Christoph Kukulies

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Sofa Batata
19.07.2004 18.45
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Mark Twain hat gesagt, was logisch wäre:

„Viertens würde ich die Geschlechter reorganisieren und sie nach dem Willen des Schöpfers verteilen. Dies als Ehrfurchtsbeweis, wenn schon als nichts anderes.“

„Fünftens würde ich diese großmächtigen, langen, zusammengesetzten Wörter beseitigen oder den Sprecher auffordern, sie abschnittsweise vorzutragen, mit Pausen zum Einnehmen von Erfrischungen. Das beste wäre, sie gänzlich abzuschaffen, denn Ideen werden leichter aufgenommen und verdaut, wenn sie einzeln kommen, als wenn sie in einem Haufen anrücken. Geistige Speise ist wie jede andere; es ist angenehmer und bekömmlicher, sie mit einem Löffel einzunehmen statt mit einer Schaufel.“

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Karin Pfeiffer-Stolz
19.07.2004 18.00
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Das ss treibt mich um

Wie kann man nur begreiflich machen, daß die ss-Schreibung viele Nachteile hat? Die meisten (übrigens jetzt sehr häufig so geschrieben: meissten/meißten) Personen wollen daran festhalten, weil sie die Regel als „logisch“ empfinden.
Doch was bedeutet das: logisch? Ist „Logik“ nicht werteneutral? Etwas Logisches ist nicht gleichzeitig von Natur aus gut. Der Logik der Natur folgt zum Beispiel, daß ein Mensch, den man enthauptet, stirbt. Man verzeihe mir dieses drastische Beispiel, es gibt bestimmt bessere, um zu verdeutlichen, was ich meine.
Es gibt vieles, was man nach logisch nachvollziehbaren Gesetzen ändern könnte. Eine Rechtschreibregel: Schreibe jedes dritte Wort groß, alle anderen klein!, wäre zum Beispiel als Regel absolut logisch. Auch hätte man das ß konsequent durch pf ersetzen können. Wäre ebenso logisch gewesen.
Ist also „logisch“ gleich „gut“? Hat „Logik“ einen immanenten Wert?

Die Verteidigungsstrategie zugunsten des ss geht aus von logisch = gut.

Noch etwas kommt dazu. Das ss ist neu. Es ist „modern“. In unserer Zeit mögen die Menschen alles, was „neu“ und „modern“ ist. Wir wissen aber, daß neue Geräte (z.B. digitale Bedienungselemente in Autos oder anderen technischen Geräten) oft alles andere als anwenderfreundlich sind, trotzdem „verlangt“ der Markt anscheinend diese Neuigkeiten. Wenn junge Menschen heute mit Hosen herumlaufen, deren Schritt bis zum Knie herunterfällt, wobei das Gehen behindert und der verlängerte Rücken entblößt wird, so ist das eine Entscheidung, die unbequem, unpraktisch, töricht, häßlich aber trotzdem beliebt – weil „modern“ ist und den Träger optisch von den „langweiligen Normalhosennutzern“ unterscheiden! Man kann solche Modetorheiten (wie z.B. Piercing in Lippen oder Zunge) gelassen hinnehmen, denn sie verschwinden, wenn sie den Reiz des Neuen verloren haben und Unbequemlichkeiten wie Schmerzen in das Bewußtsein der Modebewußten treten.

Bei der Sprache sind Modetorheiten gefährlich. Hüfthosenträger mit „Knieschritt“ unterscheiden sich im Grunde nicht von begeisterten ss-Schreibern. Auch sie wollen sich damit von der Masse der „lächerlichen Altschreiber“ abgrenzen. Man darf sicher sein, daß letztere auch noch irgendwann erkennen, daß die Heysesche s-Schreibung eine Erschwernis beim Schreiben und Lesen mit sich gebracht hat. Aber Schreibregeln kann man, wie wir seit Jahren erleben, nicht wie vergammelte Hosen ablegen.

Es ist also das vermeintlich Fortschrittliche und Moderne, das es vielen „ss-Schriftlern“ so schwer macht zu erkennen, welche Nachteile sie sich eingehandelt haben. Persönlich kann ich diese Argumente gut nachvollziehen. Gerade das aber macht das Argumentieren so schwer. Der Nachteil der ss-Schreibung wird erst nach langer Zeit deutlich. Sie richtet Schaden an. Das möchten wir unserer Sprache ersparen!
Aufklärung ist nötig, aber sehr schwierig. Wir wissen, daß sich kein Jugendlicher aufgrund von Vernunftsgründen von seiner geliebten Hose trennen wird. Wir können niemanden davon abhalten, sich mit Piercing Schmerzen oder Krankheiten einzuhandeln. Kuriert wird man erst, wenn die Nachteile den Reiz des Neuen verdrängt haben.

Welche Argumente haben wir also? Wir brauchen Politiker, die das begreifen!

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Karin Pfeiffer-Stolz

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Sofa Batata
19.07.2004 17.50
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Zuviel der Ehre, aber es schmeichelt mir.

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Theodor Ickler
19.07.2004 17.05
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ß

Man müßte den Leuten konkrete Beispiele vorlegen und sie fragen, was ihnen besser gefällt: Nussschokolade oder Nußschokolade usw.
Unter Spatien darf man doch Wortzwischenräume verstehen, oder? Es gibt ja nicht bloß die Terminologie der Schriftsetzer.
Im nächsten Jahr wird ein sehr interessantes Buch mit dem Titel „Spatien“ erscheinen; es handelt von der GZS.
__________________
Th. Ickler

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Reinhard Markner
19.07.2004 16.04
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Lost in space

Danke, Herr Upmeyer. Wußte ich auch schon.

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Sofa Batata
19.07.2004 15.30
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Ein Spatium ist kein Leerzeichen,

wurde ich mal von einem Schriftsetzer belehrt.
Ein Leerzeichen, engl. blank, steht für einen ausgelassenen Buchstaben,
ein Spatium, engl. space, ist laut Duden und Englischwörterbuch drucktechnisch ein schmales Anschlußstück.

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