OZ Ostsee-Zeitung

11.8.2004
Für und Wider bei Wismarern zu neuen Rechtschreibregeln
Wismar Große Zeitungsverlage wollen die Rechtschreibreform „kippen“. In der Hansestadt gibt es sowohl Befürworter als auch Ablehner dieser Reform. Buchhändler Volker Stein z. B. glaubt, dass sie „in der Bevölkerung nie eine Mehrheit“ gefunden hat und hält sie für überflüssig. Ein „Zurückdrehen“ sei seiner Meinung nach aber sehr schwer, zumal dann auch wieder die Schulbücher zurückgenommen werden müssten und neue erforderlich wären. Für angebracht hält Volker Stein eine längere Übergangszeit, bis die Reform dann endgültig in Kraft tritt. „Vielleicht sollten die Schüler in dieser Zeit auch nicht so streng benotet werden“, so der Buchhändler. Gar nicht mit der neuen Schreibweise kann sich Herbert Radtke anfreunden. Er hätte es am liebsten, wenn die gesamte Reform rückgängig gemacht würde. „Es wäre besser gewesen, wenn die neue Rechtschreibung erst gar nicht eingeführt worden wäre“, sagt auch René Prager, 34. Und ähnlich sieht es Sybille Lembke: „Auf jeden Fall sollte man die Reform zurücknehmen. Ich komme mit der alten einfach besser klar“, sagt sie. Ihre Tochter Nadine hat zwar als Schülerin keine Probleme mit neuen Schreibweisen, aber auch die 15-Jährige sagt, ihr gefalle die traditionelle Rechtschreibung besser.
Dr. Dirk Forbrig, 40, hat eine andere Meinung. „Die Menschen haben sich jetzt doch gerade daran gewöhnt, das alles jetzt zurückzudrehen, halte ich für Quatsch“, sagt er.
Skepsis gegenüber einer Rücknahme herrscht in Schulen. „Die Einführung der neuen Rechtschreibung hat Millionen gekostet, die Umkehrung würde wieder Millionen kosten“, sagt Christa Hagemann, stellvertretende Schulleiterin der Goethe-Schule. „Und wir haben jetzt noch nicht einmal alle Bücher auf neue Rechtschreibung umstellen können.“ Aber die Mathematiklehrerin gibt auch schmunzelnd zu: „Das heißt nicht, dass ich die neuen Regeln völlig begriffen habe. Darin sind die Schüler manchmal fitter als ich.“
M. L./P. I./CH. R.
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