Das Wort und seine Funktion im Satz
In den allgemeinbildenden Schulen lehren wir innerhalb der Grammatik (Sprachbetrachtung) verschiedene Wortarten. Davon sind die gebräuchlichsten: das Tunwort (Zeitwort, Verb – Hilfszeitwort, Modalverb), das Wiewort (Eigenschaftswort, Adjektiv) und das Namenwort (Dingwort, Substantiv, Nomen). Daneben treten vereinzelt in Erscheinung: das Verhältniswort (Lagewort, Präposition), das Bindewort (Konjunktion), das Zahlwort (Numerale), Fürwort (Pronomen), der Begleiter (Artikel) ...
Rechtschreibreformer und moderne Sprachwissenschaftler (z.B. Glinz) sprechen in Bezug auf die Nebenwortarten gerne von Partikeln.
Als für die Wortbildung bedeutsam lehren wir die Vorsilbe (Präfix), die Nachsilbe (Suffix), und wir bezeichnen die Einzelwortteile als Grund- und Bestimmungswort.
Wortschatzarbeit wird betrieben innerhalb von Wortfeldern und Wortfamilien. Wir untersuchen z.B. den „Hof“ von Wörtern. Dazu gehören z.B. auch Gegensatzwörter (ich berichtete darüber an anderem Ort).
Vorwiegend untersuchen wir allerdings Sätze und vermitteln Satzbautechniken. Dabei unterscheiden wir Haupt- und Nebensätze, und wir benennen folgende Satzglieder: „Satzgegenstand (Satztäter, Subjekt), Satzaussage (Prädikat), Satzergänzung (Objekt).“
Weniger gebräuchlich ist in der allgemeinbildenden Schule die zusätzliche Untergliederung in sog. Umstandsbestimmungen (Adverbiale), da jene ebenfalls als Ergänzungen des Satzes zu definieren sind.
Für die Satzbildung bedeutsam sind die Umstellprobe, die Ersatzprobe und die Weglaßprobe. Mit der sog. Umstellprobe läßt sich die Anzahl der Satzglieder im normalen Erzählsatz (meist) eindeutig bestimmen. Zudem schafft die Umstellung der Satzglieder Abwechslung und Variation in der „Satzführung“.
Die Ersatzprobe ist geeignet, eine Satzstruktur zu erkennen, vorhandene Sätze sprachlich zu verfeinern, Unsinnssätze zu produzieren, Sprachspiele zu tätigen.
Die Weglaßprobe schließlich zeigt auf, was am Satz wesentlich ist. Ebenso schafft sie in Umkehrung Erkenntnisse, in welcher Art der Satz angereichert, verlängert und informationsreicher gestaltet werden kann.
In der allgemeinbildenden Schule lehren und lernen wir Deutsch; unsere Muttersprache. Wir weisen dabei auch auf typisch deutsche Ausdruckstechniken hin, w. z. B. die sog. Satzklammer. Eine solche Satzklammer entsteht, wenn sich Hilfszeitwörter (Modalverben) in den Satz einschleichen (Bsp. „Ich konnte heute abend nicht einschlafen.“), oder wenn sich ein in der Grundform (Infinitiv) zusammengesetztes Verb durch die Verwendung in der Persönlichkeitsform (Personalform) aufspaltet (Bsp. „Die Rechtschreibreform legte die Satzlehre lahm.“)
Am Ende dieser kleinen Grammatiklehre erneuere ich meinen Vorwurf:
Rechtschreibreformer haben Einzelwörter untersucht und haben diese nach ihrer äußerst kurzsichtigen und arroganten persönlichen Sichtweise einzeln lizenziert.
Sie haben völlig die Funktionalität der Wörter im Satz unterschlagen. Sie haben schulisches Lernen und Lehren sowie den sinnvollen und zweckgerichteten Gebrauch der Muttersprache erschwert, ja unmöglich gemacht.
PS: Diesen Beitrag widme ich insbesondere Herrn Fleischhauer, der wahrscheinlich mehr Fremdwörter weiß als ich, der aber dafür vermutlich beim Unterrichten größere Schwierigkeiten bekäme.
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