Umfragen-Jongleure
Der „Stern“ hat eine Umfrage bei Forsa in Auftrag gegeben. Die „Zeit“ hat darüber berichtet. Einem Leser „Chandler81“ ist dabei eine Merkwürdigkeit aufgefallen:
Gleiche Umfrage aber verschiedene Titel.
Die ZEIT titelt:
"Angst vor Islamisierung? Übertrieben, meinen die meisten"
Die SZ titelt:
"Fast jeder Dritte hat Verständnis für Pegida"
Ich ergänze noch:
stern.de:
13 Prozent der Deutschen würden für Pegida marschieren
spiegel.de:
Mehrheit der AfD-Anhänger hält Pegida-Demos für gerechtfertigt
Nun brachte aber auch die „Zeit“ schon am 15.12.2014 eine ähnliche Umfrage:
Jeder Zweite sympathisierte mit Pegida
... In einer repräsentativen Umfrage von YouGov im Auftrag von ZEIT ONLINE gab knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) an, Verständnis für diese Demonstrationen zu haben...
Haben sie Verständnis für Demonstrationen gegen den islamischen Staat und die „Islamisierung des Abendlandes“ in deutschen Städten?
Ja, voll und ganz 30% – Eher ja 19% – Teils, teils 26 % – Eher nein 10 % – Nein, gar nicht 13 %
zeit.de 15.12.2014
Rechnet man die ersten beiden Zahlen zusammen und das dritte Ergebnis zur Hälfte hinzu, so kommt man auf 62 % eher Zustimmung, also fast eine Zweidrittel-Mehrheit.
Spiegel.de schreibt, die neue Umfrage vom Forsa-Institut sei unter der Leitung des Chefs Manfred Güllner erstellt worden. Das erklärt die Überschrift im Spiegel-Artikel. Güllner als bekanntem Feind der AfD kam es nämlich auf die Denunziation dieser Partei an:
Umfrage: Mehrheit der AfD-Anhänger hält Pegida-Demos für gerechtfertigt
In Wirklichkeit hat Forsa bei der Umfrage fast die gleiche Zustimmung erfragt wie YouGov in der Rubrik der uneingeschränkten Zustimmung (30 %):
Laut einer aktuellen Umfrage für den Stern unterstützen 29 Prozent der Befragten die Protestmärsche. Sie sind der Meinung, der Islam habe auf das Leben in diesem Land einen so großen Einfluss, dass Kundgebungen wie die Pegida-Montagsdemos gerechtfertigt seien.
Nun kommt es: Während nach der YouGov-Umfrage etwa 62 Prozent der Bundesbürger allgemein die Demonstrationen für gerechtfertigt halten, hat das Güllner-Institut für die AfD 9 Prozent mehr ausgemacht und befördert sie deswegen gleich an den rechten Rand:
Vor allem Sympathisanten der Alternative für Deutschland, AfD, teilen diese Auffassung: Nach der Erhebung der Forsa-Meinungsforscher für das Magazin sind es 71 Prozent. Forsa-Chef Manfred Güllner sagte: Dieser Befund bestätigt einmal mehr, dass die Anhänger der AfD keinesfalls die Mitte der Gesellschaft repräsentieren, sondern eine Randgruppe mit klarer fremdenfeindlicher Tendenz sind.
spiegel.de 1.1.2015
Nebenbei: „Fremdenfeindlichkeit“ als absolute Größe zu behandeln ist völliger Unsinn. Es kommt immer auf die kulturellen Unterschiede, die Größe der Gruppen und viele andere Faktoren an, die das Zusammenleben der Menschen beeinflussen.
PS: Im Internet soll es jetzt eine Pegida- und eine Anti-Pegida-Petition geben. Während die erste vom Netzbetreiber aus fadenscheinigen Gründen gestoppt wurde, hat die zweite schon Hunderttausende Zeichner. Beobachter („Reform“: Beo-bachter) wollen allerdings haufenweise gutmenschlich gefälschte Eintragungen erkannt haben – wie seinerzeit bei den Abstimmungen zur Rechtschreibreform, z.B. online bei Zeit, Spiegel und ZDF.
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