angst und bange
Wenn wir das Infinitiv mal beiseite lassen, das die ungewöhnliche Torheit der Verlagsmitarbeiterin bezeugt, stößt man auf einen Grenzfall der Grammatik. Er ist von den Reformern in einer dogmatischen Weise entschieden worden, die der Sprachentwicklung widerspricht. Es gibt wir lassen uns nicht bange machen, aber auch (freilich seltener) wir lassen uns keine Bange machen. Bei angst/Angst scheint die Häufigkeit umgekehrt verteilt zu sein.
Im Duden-Universalwörterbuch war bange machen unter dem Adjektiv verzeichnet, in reformierten Auflage wurde es zum Substantiv verschoben. Die Wörterbuchredaktion läßt sich also von Orthographen vorschreiben, wie eine Struktur grammatisch zu beurteilen ist.
Otried Preußler hat sich (auch mit Unterschrift) gegen die Rechtschreibreform ausgesprochen, konnte aber nicht verhindern, daß der Verlag seine Kinderbücher in greulicher Weise verhunzt hat, wollte vielleicht auch in seinem vorgerückten Alter keinen Kampf mehr. So nahm die Barbarei ihren Lauf. Am besten, man macht um diesen Verlag einen großen Bogen.
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Th. Ickler
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