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Sigmar Salzburg
03.06.2009 08.08
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Colette

Der bekannte Journalist Hermann Schreiber schreibt im reformistischen Hamburger Abendblatt am 30.5.09:

Unser Wortschatz soll in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 8000 Wörter zugenommen haben. Dass die alle „richtig“ sind, wage ich zu bezweifeln.
Aber das ist kein Grund zur Resignation oder zu bösen Bemerkungen über den Niedergang der Sprache. Es sollte uns lieber daran erinnern, dass Sprache auch etwas Spielerisches hat, dass man mit Worten sogar lustvoll umgehen kann. Wie Colette zum Beispiel, die berühmte französische Schriftstellerin – „Gigi“ zum Beispiel stammt von ihr. „Gewisse Wörter“, schreibt ihr Biograf, „liebte sie um ihrer selbst willen, ganz unabhängig von ihrem Sinn. Sie liebte sie ihres Klangs wegen, aber auch wegen ihrer grafischen Form.“ Als Colette einmal gefragt wurde, ob sie für eine Rechtschreibreform sei, verneinte sie: „Ich möchte mir meine Wörter nicht zerstören lassen.“ Dem will ich mich gern anschließen.
(„Zungen wie von Feuer“)

Abendblatt.de 30.5.09

Mein erster Eindruck von den Wörtern der ss-Reform war: Die sehen ja aus wie Pfauen, denen man die Schwanzfedern ausgerupft hat!

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Sigmar Salzburg
01.08.2008 04.37
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Peter Meyer alias Schmachthagen schlägt wieder zu!

Zehn Jahre danach: Lasst es endlich gut sein!

Mer Feler wegen Rechtschreibrevorm?

Von Peter Schmachthagen

Auf den Tag genau vor zehn Jahren wurde die Rechtschreibreform an den deutschen Schulen eingeführt, und Millionen von Schülern haben sie überlebt. Genau genommen handelte es sich nur um ein „Reförmchen“, denn 98 Prozent der Schreibweisen aus der 20. Auflage des Dudens (alte Norm) wurden auch in die 21. Auflage (neue Norm) übernommen. Trotzdem erleichterten die neuen Regeln gerade Kindern und Ausländern das Lernen.

Wer behauptet, die früheren, im Laufe der Jahre seit 1901 metastasenartig ausgewucherten Regeln wären „klarer“ gewesen und hätten sich „bewährt“, der sagt entweder die Unwahrheit, oder bei ihm ist es eh egal, ob er die alte oder dieneue Rechtschreibung nicht beherrscht.

Es gibt Leute, die werfen noch heute mit orthografischen Nebelkerzen. Jeder Germanist hat sicherlich andere Vorstellungen, wie eine „Gutschreibreform“ aussehen sollte, aber die Änderungen von 1996/98 können zumindest als „Besserschreibreform“ bezeichnet werden.

Und dann gibt es Leute, die berufen sich auf fragwürdige Untersuchungen, nach denen die Rechtschreibfehler in Abituraufsätzen um 120 Prozent zugenommen haben. Das mag ja sein, die Frage bleibt nur, ob die Rechtschreibreform daran schuld ist und wie die Aufsätze nach alter Norm ausgesehen hätten. Um hier einen Vergleich ziehen zu können, hätten wir eine Kontrollgruppe zehn Jahre lang nach alter Rechtschreibung unterrichten und von der Reform abschirmen, sie andererseits aber der stetig zunehmenden Lese- und Schreibfeindlichkeit, dem Internet, dem Fernsehen, den PC-Spielen, der Handy-Sprache und den leistungsfremden Lehrplänen aussetzen müssen.

Genauso gut könnte ich eine Studie veröffentlichen, der Birnbaum im Garten meiner Urgroßmutter habe 1901 mehr Früchte getragen als der Apfelbaum heute vor meinem Haus.
Und schließlich gibt es noch den Rat für deutsche Rechtschreibung, dessen Vorsitzender Hans Zehetmair (CSU) die deutsche Sprache weiterentwickeln will: aus „Spaghetti“ möchte er „Spagetti“ machen. Guten Appetit, der Duden erlaubt beide Formen.

Nach zehn Jahren – lasst es endlich gut sein! Selbst Totalverweigerer der Reform haben inzwischen ihre letzte Festung verloren: die „Frankfurter Allgemeine“ (FAZ) benutzt nun auch die neue Rechtschreibung.

Hamburger Abendblatt 1. August 2008
http://www.abendblatt.de/daten/2008/08/01/914990.html


Dazu Hintergrundmaterial: Wie Peter Meyer (Schmachthagen) vom Hamburger Abendblatt den Axel Springer Verlag auf Reformkurs brachte:

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=712

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Norbert Lindenthal
14.06.2008 04.22
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Hamburger Abendblatt 14.6.2008


Die Rechtschreibreform ist weiter ungeliebt: Nur neun Prozent haben sich laut Umfrage mit ihr angefreundet. Die Mehrheit ist (55 Prozent) dagegen.

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Karl-Heinz Isleif
21.08.2007 01.10
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Das Stammprinzip

Nach der Lektüre dieses Artikels habe ich mich eines etwas älteren Ergusses erinnert, ihn wieder ausgegraben und leicht für die Gelegenheit hier aufpoliert. (Die Gedichtform ist zufällig. Sie bedeutet nicht, daß ich in irgendeiner Form zu Hans Flachs in Konkurrenz zu treten beabsichtige.)


Das Stammprinzip

Es grasten einmal Reh und Kuh
am selben Platz.
Da kam ein Spatz:
Wie konntet ihr ein 'h' am End plazieren?
und ohne 't' darin hier rumspazieren?
Ein Buchstab' nämlich, der nicht paßt,
an Stamm oder Ende,
ist so wie bei Hand und behende,
bei Reformern verhaßt.
Denkt an Delphin und Känguruh!


Ist Tieren ihr Buchstab' auch noch so lieb,
Tierquäler handeln selektiv.
Kein Argument zu primitiv.
(Denn wie der Gemse ihr fehlendes 'e'
tut jede Verstümm'lung natürlich weh.)
Das harmlose 'rauh', es sei uns Mahnung,
da weder Schuh noch froh noch roh
geopfert wurden. Es ist einfach so:
Wem's sprachlich gebricht an jeglicher Ahnung,
der kann sich berufen auf's Stammprinzip.

KHI

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Sigmar Salzburg
17.08.2007 17.45
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Die 150prozentigen vom Hamburger Abendblatt

Deutsch Test

Das Quiz zu Regeln und Fußangeln (13)

Von Peter Schmachthagen
Hamburg –

35. Die Älteren unter uns könnten denken, hier sei doch alles richtig . . .

[…]

Wie ist es richtig?
Deutsch-Test (13): Die Antwort
35.
Wer als letztes Bollwerk der alten Norm diese überholten Schreibweisen gebraucht, sollte sie zumindest seinen Kindern und Enkeln nicht zeigen. Seit dem 1. August gibt es dafür im Schuldiktat ohne Nachsicht dicke Fehler. Die Rechtschreibreform hat rund 40 Einzelschreibweisen dem Stammprinzip (Bändel wie Band, schnäuzen wie Schnauze) oder vergleichender Schreibweise angeglichen (Känguru wie Gnu oder Kakadu). Dazu gehören auch behände (wie Hand), belämmert (statt „belemmert“), Gämse (wie Gams), gräulich(wie Grauen), nummerieren (wie Nummer), Plattitüde (statt „Platitüde“), Stängel (wie Stange), Tipp (statt „Tip“ wie tippen oder Tippschein) sowie überschwänglich (wie Überschwang). Alle Beispiele in der Frage 35 sind nach jetzt gültiger Schulschreibweise also falsch:
a) rau statt „rauh“ wie schlau, grau, flau, lau, blau usw. Zur Zeit der Urgroßväter sollen die Lehrer das h in „rauh“ ihren Zöglingen häufig mit dem Rohrstock eingebläut(damals: „eingebleut“) haben. Selbst im germanistischen Oberseminar habe ich keine plausible Erklärung für die alte Schreibweise gehört, jedenfalls keine, die ein Grundschüler oder Ausländer nachvollziehen konnte. Deshalb jetzt: rau, Raureif, Raufasertapete.
b) platzieren statt „plazieren“. Es war bis 1998 die reine Freude, immer und immer wieder das damals falsche t aus den Manuskripten zu streichen. Beim Eindeutschen des aus dem Französischen stammenden „placieren“ hätte man besser gleich ein tz benutzen sollen – wie jetzt: Platz, platzieren, Platzierung.
c) Besonders toll war seinerzeit das tapfere Festhalten der Duden-Redaktion am „Tolpatsch“ mit nur einem l. Man musste wissen, wusste es im Allgemeinen aber nicht, dass die Schreibweise auf das ungarische talpas, talp für „Sohle, Fußlappen, Fußsoldat“ zurückging. Wenn die ungarischen Infanteristen oder Militärmusiker mit Fußlappen statt Schuhen an den Füßen durch Wien watschelten, so machten sie wahrscheinlich einen etwas breitbeinigen oder „tolpatschigen“ Eindruck. Dieses Bild wird sicherlich nicht getrübt, wenn wir jetzt zwei l benutzen: der Tollpatsch, tollpatschig.

erschienen am 17. August 2007

http://www.abendblatt.de/daten/2007/08/17/783218.html

[Fast zwei Jahre lang mußten die germanistischen Tollpatschanhänger beim Abendblatt zähneknirschend die Absetzbewegung ihres obersten Chefs Matthias Döpfner von der „Rechtschreibreform“ mitmachen und konnten dies nur im Untergrund unterminieren. Jetzt sind sie wieder obenauf und spielen sich als Blockwarte der Nation auf. Unverkennbar ist die Genugtuung, daß nach 1000 Jahren endlich „behende“ an den Schulen als Fehler angekreidet werden darf – auf daß die Generation Golf den Schwachsinn „behänder“ Sportwagen bald nicht mehr erkennen kann.]



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Sigmar Salzburg
01.08.2007 10.10
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Aus der Reformbastion Hamburger Abendblatt

RECHTSCHREIBUNG EIN STREIT, DER DEUTSCHSPRACHIGE SCHREIBER UND LESER FAST GESPALTET HAT, IST VON MITTWOCH AN ENDGÜLTIG BEIGELEGT

Nach zwanzig Jahren Diskussion: Die Reform der Reform ist unwiderruflich

Von Peter Schmachthagen
Hamburg –

Heute endet die allerletzte Übergangsfrist: Am Mittwoch, dem 1. August 2007, werden die Regelungen der Rechtschreibreform, wie sie die Kultusminister vor einem Jahr in Kraft gesetzt haben, bundesweit verbindlich sein.
Die deutsche Rechtschreibung, die 1901/02 vom Kaiser und Bundesrat genauso amtlich und „undemokratisch“ verfügt worden war wie später die Rechtschreibreform angeblich von den Kultusministern, Ministerpräsidenten und Landesparlamenten, hatte nach Auffassung von Konrad Duden vom ersten Tag an Reform- und Ergänzungsbedarf.

Es dauerte jedoch bis zum 1. August 1998, bis eine Reform, die diesen Namen verdiente, an den Schulen und in den Behörden eingeführt werden konnte. Die Medien folgten größtenteils am 1. August 1999.

Die Probezeit sollte dann am 1. August 2005 enden. Anfang Juni 2004 bestätigten die Kultusminister diesen Termin und beschlossen nach Vorschlag der Zwischenstaatlichen Kommission die endgültige Reform-Fassung. Dem stimmten die Ministerpräsidenten am 29. Juli 2004 zu.

Dabei blieb es jedoch nicht. Eine Woche später kippte die Front. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ war bereits im Jahr 2000 zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt, nun traten andere Medienhäuser wie Axel Springer im letzten Augenblick gegen die Reform an. Der „Spiegel“ und die „Süddeutsche“ kündigten einen solchen Schritt an, vollzogen ihn aber nicht. Von Enzensberger bis Loriot meldeten sich Bedenkenträger, und selbst Ministerpräsidenten der Union wie Wulff, Stoiber oder Peter Müller bekamen kalte Füße. Jürgen Rüttgers versah seinen Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen mit einer Attacke auf die Rechtschreibreform.

Als der orthografische Gegenwind und der Graben zwischen Alt-Schreibern und Reformunterstützern zum politischen Risiko zu werden drohte, konstituierte sich am 17. Dezember 2004 der Rat für deutsche Rechtschreibung, der die strittigen Punkte der Reform noch einmal erörtern sollte. Den Vorsitz übernahm der CSU-Politiker im Ruhestand Hans Zehetmair, dem wir als früherem bayerischen Kultusminister 1996 die Reform, wie sie war, wesentlich zu verdanken hatten.

Im Rat scheint es recht kontrovers zugegangen zu sein. Besonders der Erlanger Germanist Theodor Ickler, als Professor für Deutsch als Fremdsprache eigentlich auf ein schlankes Regelwerk verpflichtet, zeigte sich nach Meinung anderer Ratsmitglieder kompromissunfähig und trat aus dem Gremium aus.

Die Vorschläge des Rats, die sich auf Groß- und Kleinschreibung sowie auf Getrennt- und Zusammenschreibung beschränkten, fanden nicht nur Zustimmung. Von „Verschlimmbessern“ war die Rede. Der Philologenverband protestierte, und als der Rat ausgerechnet am Rosenmontag 2006 der Öffentlichkeit die Rückänderungen präsentierte, sprach eine GEW-Funktionärin vom „längsten Narrenzug der Republik“. Des jahrzehntelangen Rechtschreibstreits müde, stimmten die Kultusminister sowie die Ministerpräsidenten der Reform der Reform trotzdem zu und setzten sie zum 1. August 2006 mit einer Übergangsfrist von einem Jahr in Kraft. Auch Axel Springer kehrte zur Reformschreibweise zurück.

Der Ratsvorsitzende Hans Zehetmair zog gestern Bilanz: „Es war nicht immer leicht“, sagte er. „Ich habe versucht, der Sprache, die ich so sehr liebe, zu dienen. Unter den waltenden Umständen war es richtig und hat auch Sinn gemacht, obwohl es nicht vergnügungssteuerpflichtig war für mich.“

Die wichtigsten neuen Regeln und Änderungen finden Sie morgen in Ihrem Abendbatt.

erschienen am 31. Juli 2007

http://www.abendblatt.de/daten/2007/07/31/777052.html

Dazu enthüllende Dokumente im FDS-Archiv:

Wie Peter Meyer (Schmachthagen) vom Hamburger Abendblatt den Axel Springer Verlag auf Reformkurs brachte


http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=712

(Nebenbei: Der Kaiser hat sich lt. Prof. Nerius bis 1911 geweigert, die Rechtschreibung von 1901 in seiner Reichskanzlei zuzulassen.)

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Sigmar Salzburg
20.01.2007 15.32
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Das Gegenteil erreicht

Was die Bezirksverwaltungsreform bringt
Mehr Effizienz und mehr Bürgernähe war das erklärte Ziel der Reformer in den vergangenen Jahren. Ob das klappt, wird die Zukunft zeigen.


Von Andreas Göhring

Wenn es irgendwo im Staate hakt, beobachten die Politiker dies eine Weile (gelegentlich auch Jahre oder gar Jahrzehnte) und kündigen dann eine Reform an. Wenig später gibt es dann Ärger – entweder weil die heilige Kuh „Besitzstandwahrung“ zur Schlachtbank geführt wird, oder weil das, was letztlich im Reformeifer beschlossen wird, nicht mehr zu erklären ist (siehe: Gesundheitsreform). Oder weil das Gegenteil von dem erreicht wird, was erreicht werden sollte (siehe: Rechtschreibreform).

Gelegentlich kräht nach einer Reform aber auch kein Hahn – vermutlich weil die Ergebnisse niemanden interessieren. Wie zum Beispiel bei jener Reform, deren Name so lang ist wie der Zeitraum, in dem über sie diskutiert wurde. Gemeint ist die Bezirksverwaltungsreform.
[…]

erschienen am 10. Januar 2007


http://www.abendblatt.de/daten/2007/01/10/666521.html

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Detlef Lindenthal
09.08.2006 20.31
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Kunstfehler

http://www.abendblatt.de/daten/2006/08/09/596052.html

>>Wichtige Hirnteile seien zerstört worden, dass Kind liege im Koma.<<

______

Ärztin und Zeitungsschreiber überfordert.
„... daß Kind liege im Koma“ wäre, so vermute ich, dem Verfasser aufgefallen. Nach der Umstellung bei Axel Springers Zeitungenverlag klappt es wohl nicht so recht mit der 50%igen Fehlereinsparung.
__________________
Detlef Lindenthal

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Norbert Lindenthal
08.10.2004 07.00
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Hamburger Abendblatt



Freitag, 8. Oktober 2004

Politik

60 Prozent gegen neue Schreibweise

Allensbach/Berlin
– Die wieder aufgeflammte Diskussion über die Rechtschreibreform hat nach einer Allensbach-Umfrage dem Lager der Gegner Zulauf beschert. Gegen die neuen Schreibweisen haben sich im September 60 Prozent ausgesprochen. Im April waren es 49 Prozent. Nur noch 26 Prozent möchten die neue Rechtschreibung beibehalten.

Dessen ungeachtet schließen die Ministerpräsidenten eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung aus. Dies zeichnete sich gestern zum Auftakt von zweitägigen Beratungen der Länderchefs in Berlin ab. Auch für die Forderung von Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff (CDU) nach Aufschub des offiziellen Einführungstermins an den Schulen zum 1. August 2005 gab es keine Mehrheit. HA

erschienen am 8. Oktober 2004 in Politik

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Dominik Schumacher
05.10.2004 07.53
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Hamburger Abendblatt

Dienstag, 5. Oktober 2004

Norddeutschland

Wulffs Solo um die Macht
Kündigung: Niedersachsen verläßt heute die Kultusministerkonferenz. Ein Mann sucht Profil – als Kompromißkandidat fürs Kanzleramt

Von Ludger Fertmann

Hannover
– Als Kultusminister von Niedersachsen hat Bernd Busemann (CDU) binnen anderthalb Jahren die radikalste Schulreform in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland durchgepaukt. Er wird es verkraften, wenn er heute auf einer Pressekonferenz nur die zweite Geige spielt. Ministerpräsident Christian Wulff persönlich möchte berichten, daß Niedersachsen rechtlich verbindlich die Mitarbeit in der Kultusministerkonferenz aufkündigt. Mit seinen Vorstößen, erst gegen die Rechtschreibreform und dann gegen die Kultusministerkonferenz, hat Wulff Freund und Feind gleichermaßen überrascht. Was treibt ihn?

Wie der damalige Ministerpräsident Gerhard Schröder versuche auch Wulff, sich durch freche Alleingänge auf Kosten der eigenen Partei für höhere Aufgaben zu profilieren, mutmaßt eine Zeitung. Und ein Mitarbeiter der SPD-Fraktion frohlockt, Wulff mache die gleichen Fehler wie sein sozialdemokratischer Vorgänger Sigmar Gabriel, indem er sich ohne viel Nachdenken auf jedes vermeintlich populäre Thema stürze.

Tatsächlich reibt Wulff sich zielgerichtet an bildungspolitischen Themen, weil dieses Feld bundespolitisch quasi brachliegt. Der CDU-Vize kann so bundesweit seine Bekanntheit und Beliebtheit steigern, ohne sich gegen die Vorsitzende Angela Merkel zu positionieren.

Es gibt eine Parallele in Niedersachsen. Ende der 70er Jahre schaffte der damalige Ministerpräsident Ernst Albrecht beinahe den Sprung zur Kanzlerkandidatur, weil Helmut Kohl mit der Nominierung von Albrecht als Kompromißkandidat die Kandidatur von CSU-Chef Franz Josef Strauß verhindern wollte. Falls es so auch zwischen Angela Merkel und Edmund Stoiber kommt, ist Wulff der geborene Kompromißkandidat.

Und sonst gilt: Der Mann hat warten gelernt. Erst im dritten Anlauf, als es für Wulff mit nur 43 Jahren bereits um alles oder nichts ging, schaffte er Anfang 2003 den Sprung auf den Sessel des Regierungschefs. Mit jetzt 45 Jahren hat er also Zeit – und alle Optionen im Blick: auch ein Scheitern von Angela Merkel als Kanzlerkandidatin 2006.

Auf Nachfrage bestreitet Wulff zwar Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur selbst in den fernen Jahren 2010 und 2014. Aber das ist eine gefahrlose Festlegung. Die offene Feldschlacht gegen Konkurrenten ist ohnehin seine Sache nicht. Er kann nur nach Berlin gehen, wenn er gerufen wird. Solch ein Ruf würde ihn aller früheren Versprechen entledigen. Eben weil Wulff sich inzwischen für alle Eventualitäten positioniert, hat in Hannover auch schon ein leises Vordenken über die möglichen Wulff-Nachfolger begonnen. Vier Finger heben die Gesprächspartner gern hoch, wenn man nachfragt.

. David McAllister, 33jähriger Fraktionschef und Liebling der Partei, dürfte auf eine späte Entscheidung hoffen. Das Image eines trinkfesten und wortgewaltigen Angreifers allein reicht nicht, und der notwendige Rollenwechsel ins seriöse Fach wird Zeit kosten. Eingeleitet hat ihn McAllister vor wenigen Wochen auf einem Landesparteitag, als er sich selbst ungefragt als Fleißarbeiter pries, der nachts nach 23 Uhr noch am Schreibtisch sitzt und arbeitet: „Da ist dann im Landtag außer mir nur noch der Pförtner.“

. Sozialministerin Ursula von der Leyen jongliert gekonnt mit der Doppelrolle als Tochter des früheren Ministerpräsidenten Ernst Albrecht und Mutter von sieben Kindern. Die 45 Jahre alte Ärztin dürfte aber noch eine weitere Karrieremöglichkeit im Auge haben: Gewinnt Angela Merkel 2006, hat von der Leyen gute Chancen auf einen Platz an ihrem Kabinettstisch in Berlin.

. Innenminister Uwe Schünemann dürfte wie McAllister hoffen, daß Wulff erst spät geht. Der 40jährige braucht nach kleineren Pannen bei der geplanten Verwaltungsreform erst echte Erfolge, um sich in Szene zu setzen.

. Kultusminister Bernd Busemann dagegen steht mit 52 Jahren glänzend da. Der Emsländer repräsentiert die CDU-Hochburg Weser-Ems und kann für sich reklamieren, daß er in Oppositionszeiten als einziger gewagt hat, sogar Wulff Paroli zu bieten.

erschienen am 5. Oktober 2004 in Norddeutschland

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Norbert Lindenthal
27.09.2004 09.07
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Hamburger Abendblatt

Montag, 27. September 2004

Politik

Wulff schockt die Kultusminister
Kündigung: Die Kultusministerkonferenz sei ineffizient und zu teuer. Deshalb will Niedersachsen jetzt aussteigen


[Bild Wulff]
Will eine Reform der Kultusministerkonferenz erzwingen: Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) Foto: dpa

Hamburg/Hannover – Die Bildungspolitik in Deutschland hat einen neuen Zankapfel. Das Land Niedersachsen will notfalls im Alleingang eine grundlegende Reform der Kultusministerkonferenz (KMK) erzwingen. Die überraschende Ankündigung von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), sein Land werde deshalb in dieser Woche den KMK-Vertrag kündigen, stößt aber wie sein vor wenigen Wochen gescheiterter Vorstoß für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung auf weit mehr Kritik als Zustimmung – sogar in den eigenen Reihen.

Wirksam würde eine Kündigung mit dem Ende des Jahres 2005. In Frage gestellt wäre ohne Anschlusslösung die gegenseitige Anerkennung von Schulabschlüssen, für die die 16 Bundesländer wegen der Kulturhoheit allein zuständig sind.

So steht auch der Hamburger CDU-Senat der Kündigung kritisch gegenüber. „Es gibt sicher Anlass, Effizienz und Arbeitsgeschwindigkeit der KMK kritisch zu beleuchten. Beides ist optimierbar“, sagte Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig dem Abendblatt: „Ob der Weg einer Staatsvertragskündigung das richtige Mittel ist, halte ich für fragwürdig.“

„Abwegig“ ist Wulffs Vorgehen für die schleswig-holsteinische Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD). Die neuen von der KMK entwickelten Bildungsstandards seien eine Beweis für die Handlungsfähigkeit der Behörde. Für Erdsiek-Rave ist Wulffs Vorgehen eine „absurde Reaktion“ auf sein Scheitern bei der Revision der Rechtschreibreform. Kritik kam auch von der hessischen Kultusministerin Karin Wolff (CDU): „Im Zeitpunkt und in der Sache höchst schädlich.“

Wulff verteidigte die Vertragskündigung. Er wolle die KMK nicht abschaffen, sondern reformieren. Dabei hat er erklärtermaßen gleich zwei Stoßrichtungen. Zum einen soll die Behörde schlanker werden. Sie sei derzeit „eine Bürokratie von 250 Leuten, die zum Teil nichts anders tun, als vom grünen Tisch aus Konzepte theoretisch zu entwerfen und dann gegen gewichtige Einwände zu verteidigen“. Bis zu 35 Ausschüsse und andere Gremien hat etwa Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU) gezählt. Mindestens einen Teil von 2,5 Millionen Euro, die Niedersachsen derzeit zahlt, will Wulff stattdessen für zusätzliche Lehrer einsetzen.

Zum Zweiten will Wulff die KMK schlagkräftiger machen für rasche Reaktionen bildungspolitischer Herausforderungen durch Aufgabe des Einstimmigkeitsprinzips. Es müsse reichen, wenn 12 oder 13 Länder für einen Beschluss seien: „Sonst bestimmen dort die Verlierer-Länder der Pisa-Studie das Tempo.“

Die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) warnte, mit seiner Kündigung gefährde Wulff „die Vergleichbarkeit und gegenseitige Anerkennung von Zeugnissen“. Dies befürchtet auch der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Wenn die notwendige Einstimmigkeit für das Zustandekommen eines neuen Vertrages ausbleibe, gefährde dies nicht nur die Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen und Lehrerexamina: „Dann ist der gesamte Bildungsreformprozess gefährdet.“

Schützenhilfe für Wulff kam vom Kulturrat, dem Spitzenverband der Bundeskulturverbände. Geschäftsführer Olaf Zimmermann verteidigt die Forderung nach Einführung des Mehrheitsprinzips an Stelle der einstimmigen Beschlüsse: „Nur so kann erreicht werden, dass nicht der Langsamste das Tempo bestimmt.“ Unterstützung kommt auch aus dem Saarland. „Wenn sich die Auflösung der KMK als der bessere Weg zur Selbstreform erweist, dann sollten wir diese auch durchführen“, sagte Saarlands Kultusminister Jürgen Schreier (CDU). Die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) sagte, notwendig sei nun eine sachliche Diskussion über die Neuordnung der KMK: „Wir wollen keinen zentralistischen Einheitsbrei in der Bildungspolitik. Wir brauchen Abstimmung zwischen den Ländern – sie muss aber effizient und unbürokratisch sein.“ fert/ubi/jmw

erschienen am 27. September 2004 in Politik

weitere Artikel zum Thema:

Aufgaben vom 27. September 2004 (Deutschland)

Eine Schwatzbude, die niemand braucht vom 27. September 2004 (Deutschland)

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Norbert Lindenthal
25.09.2004 08.23
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24. September 2004

Kultur / Medien

Kanzler versteht Reformgegner

Berlin – Bundeskanzler Gerhard Schröder hat Verständnis für die Gegner der Rechtschreibreform gezeigt. Die Entscheidung über Änderungen sei jedoch Sache der Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder, sagte Schröder der „FAZ“. Er sehe nur die Möglichkeit, dass der von den Kultusministern eingesetzte neue Rat für die deutsche Rechtschreibung bei der weiteren Umsetzung der Reform das eine oder andere Detail korrigiert. Es wird erwartet, dass die Kultusminister bei ihrem Treffen am 14./15 Oktober im Saarland den neuen Rat für die deutsche Rechtschreibung einsetzen. Bei dem Rat sollen auch Kritiker der Reform mitarbeiten. dpa

erschienen am 24. September 2004 in Kultur / Medien
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Norbert Lindenthal

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Norbert Lindenthal
12.08.2004 15.23
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Donnerstag, 12. August 2004

Kultur / Medien

Zurück zu einem Neuanfang
Rechtschreibung: Die Geschichte der Reform und was von ihr am Ende übrig geblieben ist

Von Fee Isabelle Lingnau

Hamburg – Geradezu babylonisch ist das Stimmengewirr um die Rechtschreibreform, seit der Verlag Axel Springer der Spiegel-Verlag und der Süddeutsche Verlag am vergangenen Freitag beschlossen haben – wie die FAZ – zur Rechtschreibung vor 1998 zurückzukehren. Die einen wollen die „alte“ Rechtschreibung, die anderen die „neue“, und wieder andere wollen ganz anders schreiben. Die Rechtschreibreform erhitzt die Gemüter. Was will sie? Wie ist sie zu Stande gekommen?

Die Geschichte der Rechtschreibung und ihrer Reform beginnt um 1870. In den einzelnen deutschen Ländern gibt es keine festen Schreibregeln, was spätestens seit der Reichsgründung 1871 als störend empfunden wird. Der Wunsch nach einer einheitlichen Schreibung entsteht. Die erste Regelung versucht 1880 das „Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Konrad Duden, der so genannte „Urduden“. Dieser bildet auch die Grundlage der ersten Rechtschreibreform von 1901. Der Duden wird zum Regelwerk der deutschen Schriftsprache.

Seitdem verändern sich die Regeln mit dem Usus im Volk. Der Duden ist also eine beschreibende, nicht aber vorschreibende Instanz. Gesetzlich wird die Rechtschreibung nie geregelt – bis heute kann theoretisch jeder schreiben, wie er will. Nur rechtliche Organe und Schulen sind verpflichtet, den Rechtschreibregeln zu folgen.

Im Laufe der 70er-Jahre entsteht unter Germanisten, Lehrern und Politikern die Meinung, dass sich die Schreibregelung zu einem komplizierten Gewucher verwachsen hat, das dringend gelichtet werden müsste. Außerdem gibt es keine gesamtdeutschsprachige Schreibregelung: In Deutschland schreibt man anders als in der Schweiz oder in Österreich. Die Idee einer (zweiten) Rechtschreibreform kommt auf.

Die „Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung“, die eine für den deutschsprachigen Raum einheitliche Rechtschreibung entwickeln soll, wird 1987 im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK) gegründet. Zwölf Germanisten aus der Schweiz, der DDR, der BRD und Österreich sollen eine Orthografie erarbeiten, die für den gesamten deutschsprachigen Raum gültig ist. Die Schreibung soll zukünftig ausschließlich nach grammatischen Gesichtspunkten entschieden werden, die Getrenntschreibung soll klarer geregelt werden – last but not least soll die Rechtschreibung aus dem Machtbereich des Duden in öffentliche Hände übergehen.

Als die „Zwischenstaatliche Kommission“ ihre ersten Entwürfe vorlegt, beginnt die Verwirrung. Zwar wird die Anzahl der Schreibregeln halbiert. Doch ist es fraglich, ob beispielsweise grammatische Regeln allein maßgeblich für die Schreibweise sein sollten oder ob dadurch die Semantik (die Bedeutung) von Wörtern oder Wortgruppen belastet wird.

An den Diskussionen möchte sich nun jeder beteiligen, auch wenn er oft nur glaubt, etwas davon zu verstehen. Politiker, Schriftsteller, Lehrer, Lektoren, Eltern und Journalisten echauffieren sich. Die Folge: Die Reform verwässert und wird inkonsequent. Die ständigen Nachbesserungen tragen bei den Bürgern nicht gerade zum Vertrauen in die Rechtschreibreform bei – geschweige denn zum Glauben an ihre Notwendigkeit. Zu viele Stifte haben diese Reform verkrakelt.

Unterdessen plädiert die Akademie für Sprache und Dichtung für einen Kompromiss. Die Institution schlug gestern einen Rückbau umstrittener Regelungen vor unter Beibehaltung einzelner Verbesserungen; den Schreibenden sollten außerdem Freiheiten gelassen werden.

erschienen am 12. August 2004 in Kultur / Medien

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Norbert Lindenthal
10.08.2004 21.27
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Dienstag, 10. August 2004

Politik

Volksabstimmung über die Rechtschreibung?
Forderung von 70 Rechtsprofessoren


Berlin/Hamburg – In der Debatte um die künftige Rechtschreibung hat sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gegen eine Rücknahme der Reform gewandt. „Es gibt seitens der Bundesregierung keine Überlegungen, die Rechtschreibreform rückgängig zu machen“, sagte Vize-Regierungssprecher Hans-Hermann Langguth gestern.

Die Axel Springer AG bleibt bei ihrer Entscheidung zur Rückkehr zur klassischen Rechtschreibung. „In etwa vier Wochen“ werde auf die alten Regeln umgestellt, sagte Unternehmenssprecherin Edda Fels. Bei der „Süddeutschen Zeitung“ werde „intern diskutiert, ob und welche Regelungen der neuen Rechtschreibung bei der Rückkehr zur alten beibehalten werden“, sagte Sebastian Lehmann, Sprecher des Süddeutschen Verlags. Auch der Spiegel-Verlag will künftig auf Basis der alten Regeln schreiben. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) rief die Medien zu einer einheitlichen Linie bei der künftigen Rechtschreibung auf.

Der deutsche Schriftstellerverband PEN verlangte erneut eine möglichst schnelle Rücknahme der neuen Orthografie. Der Deutsche Lehrerverband und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels forderten lediglich eine schnelle Einigung.

Rund 70 Rechtsprofessoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz forderten eine Volksabstimmung. Der Sprecher der Initiative, der Münchner Rechtsanwalt Johannes Wasmuth, sagte, die Entscheidung über die Reform müsse den Kultusministern genommen werden. Das Grundgesetz sieht solche bundesweiten Volksentscheide aber nicht vor.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Doris Ahnen (SPD), wandte sich gegen eine Volksabstimmung. Sie verwies erneut auf den „einstimmigen Beschluss“ in der KMK, die Rechtschreibreform nach mehrjähriger Übergangszeit zum 1. August 2005 verbindlich zu machen.

Die Kultusministerkonferenz wird sich am 14. und 15. Oktober abermals mit der Rechtschreibung befassen, eine Woche zuvor tagen die Ministerpräsidenten. Die Schweiz drängt Deutschland, an der Reform festzuhalten. „Mehrere gleichzeitig gültige Rechtschreibungen wären fatal“, erklärte die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren. Die österreichische Regierung betonte, die neue Rechtschreibung sei gut angenommen worden. Zum weiteren Vorgehen wolle man ein Treffen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz Ende August abwarten. (HA)

erschienen am 10. August 2004 in Politik

weitere Artikel zum Thema:
Rechtschreibreform vom 10. August 2004 (Deutschland)

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