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Amtliches Regelwerk Luxemburg
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Diderich Unoderaus
11.11.2004 11.59
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Christian Dörner wundert sich, „wieso sich [in Luxemburg] kein Widerstand regt, wenn ihre eigene ‚Sprache’ durch eine ‚Reform’ in Deutschland so verunstaltet wird“.

Im Gegensatz zu Deutschland scheint man in Luxemburg der Meinung zu sein, dass es dringlichere Probleme zu lösen gibt, als sich jahrelang gegenseitig mit Lamentos über den Untergang des Abendlandes zu quälen, bloß, weil „Seeelefant“ mit 3 ‚e’ geschrieben werden soll, oder „Pseudosubstantivierungen“ nun groß statt klein geschrieben werden. Jahrhunderte lange (oder meinetwegen ‚jahrhundertelange’) Erfahrungen haben gezeigt, dass man die Deutschen am besten unter sich streiten lässt, solange behelligen sie wenigstens ihre Nachbarn nicht. Ansonsten arrangiert man sich halt mit dem, was von jenseits der Mosel herüberkommt und sieht zu, dass man sein eigenes Süppchen gekocht kriegt. Soviel zur Nicht-Unterzeichnung der Wiener Absichtserklärung.
Die Sprachensituation in Luxemburg ist kompliziert genug – 40% vorwiegen franco- oder lusophone Ausländer, mit denen man sich auch verständigen muss – , so dass man eher die Prinzipien Vernunft und Pragmatismus walten lässt, statt sich mit „Méckepéilereien“ (ein schönes luxemburgisches Wort) abzugeben. Wenn’s juristisch akkurat sein muss, greift man halt auf die Sprache des südlichen Nachbarn zurück (der, nebenbei gesagt, auch seit Jahrzehnten an einer Orthographiereform laboriert, die breite Öffentlichkeit damit aber weitgehend unbehelligt lässt). Ansonsten gibt man sich Mühe, die deutsche Rechtschreibung (wie die auch immer gerade aussehen mag) zu lehren, und die eigene Sprache schreibt ohne viel Federlesens jeder privat so, wie er’s für richtig hält. Für Texte, die sich an ein breiteres Publikum richten, versucht man, „dans la mesure du possible“, wie es das Sprachengesetz von 1984 auf das trefflichste formuliert, die neue Orthographie von 1999 einzuhalten.
Und stellen Sie sich vor: Man versteht sich!

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Christian Dörner
05.09.2004 10.39
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Luxemburg

Zwei weitere Links zum Thema:

http://www.al.lu/yuppi/

http://www.al.lu/yuppi/pdf/a1121108.pdf
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Christian Dörner

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Wolfgang Scheuermann
02.09.2004 06.14
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Hat sich inzwischen geklärt, denke ich

Die Seite „Tout savoir sur le Luxembourg“ der dortigen Regierung verrät: „La particularité de cette loi [du 24 février 1984, ergänzt] est la consécration, pour la première fois, de l'identité luxembourgeoise (qui existe désormais et surtout après la 2e Guerre Mondiale) en constatant que le luxembourgeois est la langue nationale. La loi de 1984 reconnaît les trois langues du Luxembourg, le luxembourgeois, le français et l'allemand comme des langues officielles. Cette parité est légèrement entravée dans une disposition de cette loi (article 3) portant que les administrés doivent se servir des trois langues „dans la mesure du possible“. Il faut admettre que le français reste la langue de la législation (article 2) ce qui est dû à l'application du code civil napoléonien.“

Demnach wäre nur das Luxemburgische die herausgehobene „Nationalsprache“, Französich und Deutsch zusätzliche „offizielle“ Sprachen, das Französische in einer Sonderposition als Sprache der Gesetzgebung.
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Dr. Wolfgang Scheuermann

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Wolfgang Scheuermann
02.09.2004 05.45
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wikipedia.org

sagt: „Letzebergisch ist Amtssprache in: Luxemburg (mit Französisch und Deutsch, aber keine Amtssprache definiert).“

Was heißt denn das?
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Dr. Wolfgang Scheuermann

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Christian Dörner
01.09.2004 08.48
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Interessant ist vor allem, daß sich durch die deutsche Rechtschreibreform trotz der Nichtunterzeichnung die Orthographie von zwei (!) der drei Amtssprachen in Luxemburg ändert.
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Christian Dörner

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Reinhard Markner
01.09.2004 08.33
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Das ist ein wirklich bemerkenswerter Fund. Luxemburg hat die Wiener Absichtserklärung nicht unterzeichnet, obwohl Deutsch eine der mittlerweile drei offiziellen Staatssprachen ist.

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Christian Dörner
31.08.2004 18.01
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Amtliches Regelwerk Luxemburg

Luxemburgisch wird von den Luxemburgern seit ca. 20 Jahren gern als eigene Sprache betrachtet (ist aber selbstverständlich ein moselfränkischer deutscher Dialekt). Die Orthographie richtete sich im wesentlichen immer nach den deutschen Regeln. Nach der Rechtschreibreform im Deutschen bekamen die Luxemburger ein Problem: Wenn Luxemburgisch eine eigene Sprache ist, so betrifft die Reform in Deutschland diese gar nicht. Falls es sich um einen Dialekt handelt, dann durchaus. Man zögerte daher zunächst mit der Änderung der luxemburgischen Orthographie, zog aber am 30. Juli 1999 nach. Begründung: Luxemburgisch sei zwar eine eigene Sprache; deren Orthographie lehne sich allerdings an die deutsche an. Jetzt müssen die Luxemburger ihr amtliches Regelwerk wohl erneut ändern.

Siehe auch hier die Regeln von 1999:

http://www.cpll.lu/cpll/schanen_lulling_letz.pdf

Sie haben sogar den Unsinn der Partikelliste mitgemacht, also z. B. dazwischen- (lux. derteschen-) anzuführen, nicht aber davor- usw. Exakt wie in der deutschen amtlichen Regelung von 1996.
Die luxemburgische Regelung entspricht fast vollständig 1:1 der deutschen, scheint aber an ganz wenigen Stellen toleranter zu sein:

Wie im Deutschen gilt aber auch die Toleranzregel, das heißt, daß in vielen Fällen, besonders bei Adverbien und Adjektiven, zwei Möglichkeiten bestehen, vor allem wenn der lexikalische Ausdruck eine metaphorische Bedeutung hat:

[...]
Ich kann heute nicht kommen, weil es mir heute schlechtgeht/weil es heute schlecht geht.
(Von mir vom Luxemburgischen ins Hochdeutsche transkribiert.)

Sogar die Regel mit -ig, -isch und -lich (luxemburgisch: -eg, -esch und -lech) wurde übernommen. Manche Abschnitte erinnern beinahe an Klaus Heller:

frendlech greissen, [...] iwwereg bleiwen (also wieder freundlich grüßen wie übrig bleiben ...)

Bei angst sein, bankrott sein, leid sein, schuld sein usw. ist den Luxemburgern jedoch ein Fehler unterlaufen, z. B.:

D'Firma ass Bankkrott, huet Bankkrott gemaach; (bankrott sein usw. bleibt auch nach der Neuregelung klein.)

Das nächste Beispiel dürfen sie gleich wieder ändern:

't ass mir Leed; dat deet mir Leed.

Natürlich setzen sie auch die neue Großschreibung bei Pseudosubstantivierungen um:

am Allgemengen, am Groussen a Ganzen, um Lafende sinn, des Weideren

Man muß sich wirklich wundern, warum die Luxemburger diesen Unsinn mitmachen und wieso sich kein Widerstand regt, wenn ihre eigene »Sprache« durch eine »Reform« in Deutschland so verunstaltet wird ...
– geändert durch Christian Dörner am 01.09.2004, 00.29 –
__________________
Christian Dörner

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