Dennoch stelle ich den Text hier einmal ein ...
In Deutschland gilt derjenige als viel gefährlicher,
der auf den Schmutz hinweist als der, der ihn gemacht hat.
Carl von Ossietzky
Der „Stellvertreterkrieg“
Sprache und Demokratie
Auch in einer Demokratie entscheiden immer nur wenige, das ist nicht anders möglich. Hinter verschlossenen Türen werden von Funktionären in Gremien Beschlüsse gefaßt, die oft genug nicht im Einklang mit den Wünschen der Bevölkerungsmehrheit stehen. Der Bürger, über dessen Kopf hinweg entschieden wird, hat aufgrund seiner Lebensumstände nicht die Möglichkeit, sich direkt an allen Entscheidungsfindungen zu beteiligen: schließlich ist er vollauf damit beschäftigt, sich sein tägliches Brot zu erarbeiten und für seine Familie zu sorgen. Er vertraut darauf, daß die von ihm gewählten Volksvertreter für ihn sprechen und verantwortlich handeln. Trotzdem hat er oft genug den Eindruck, daß „die da oben“ sowieso tun, „was sie wollen“. Sofern es um den ungewollten Neubau einer Straße geht oder die nachteilige Änderung einer Gebührenordnung, wird er sich grollend fügen und die Sache irgendwann vergessen. Nicht jede Reform ist populär, manche Änderung dennoch politisch notwendig.
Wo endet die Macht des Staates? Die sogenannte Rechtschreibreform ist ein Eingriff in den persönlichsten und deshalb hochempfindlichen Bereich eines jeden von uns: sie greift in unsere Sprache und deshalb auch in das Denken ein. Die Rechtschreibung ist ein Teil der Schriftsprache, Eingriffe in sie verändern zugleich Sprache und Denken. Folgerichtig werden die willkürlich erzwungenen Veränderungen vom Volk als Zumutung empfunden; beharrliche Kritik und Gegenwehr – nun schon seit Jahren andauernd – sind dafür Beweis. Dominierend in der „Schreibreformbewegung“ ist eine kleine Gruppe von Aktivisten, die in den vergangenen Jahrzehnten gelernt hat, das in der Verfassung verankerte Instrumentarium der „Mitbestimmung“ für sich zu vereinnahmen. Sie handhaben es perfekt, haben alle wichtigen Schaltstellen der Macht besetzt und sind heute in der Lage, die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Es sind dies dieselben Leute, die in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts nicht müde wurden, vor allem die heranwachsende Generation vor „Manipulationen“ durch Politik und Medien zu warnen und Kinder aufforderten, niemandem zu vertrauen, nicht einmal den eigenen Eltern.
Kritik zu üben setzt auch heute Zivilcourage voraus
Man sollte meinen, daß eine inhaltliche Diskussion über einen Gegenstand, wie es die Rechtschreibung ist, sachlich geführt werden könne. Wer so denkt und erstmals konstruktive Kritik laut werden läßt, erlebt zu seiner Überraschung folgendes: Er wird persönlich angegriffen, verlacht, für dumm oder arrogant erklärt und außerdem noch mit Kübeln übelriechender Häme übergossen. Die eigentlichen Sachargumente werden ignoriert, der Kampf auf einen Nebenkriegsschauplatz umgeleitet. Was gegen die Reform gesagt wird, interessiert nicht. Verblüfft und zunehmend irritiert fragt sich der Kritiker: Woher diese Entrüstung? Ist Rechtschreibung ein Tabu? Wer schlechte Nerven oder wenig Selbstbewußtsein hat, wird von der Bühne fliehen und sich in das scheinbar Unvermeidliche fügen. Die Reformschreibung und ihre Urheber zu kritisieren, setzt auch heute noch Zivilcourage voraus – jene Eigenschaft, deren Fehlen im vergangenen Jahrhundert gerade von den Emanzipationspädagogen am heftigsten beklagt wurde, die jetzt die Rechtschreibreform durchdrücken wollen. Und ausgerechnet sie können es am wenigsten ertragen, selbst Zielscheibe von couragiert vorgetragener Sachkritik zu sein. Hier ist in einem Teil der Nachkriegsgeneration ein Bewußtsein gekeimt, das sich selbst von den Niederungen des Menschseins ausnimmt, die Täterfrage stets nach außen transportiert und als ständiges Opfer die Schuldfrage nie an sich selbst heranläßt. Dermaßen geistig gewappnet und immun gegen Kritik, mutieren Kritiker zu „Angreifern“, ja sogar zu „Feinden“. Und entsprechend werden sie dann auch behandelt.
Auf Irrtümern beharren
Man fragt sich: Was spricht für die Fortsetzung der „Rechtschreibreform“, da die versprochenen Erleichterungen ausgeblieben sind? Wozu daran festhalten, da ihre offensichtlichen Mängel allseits beklagt werden? Und: Wie soll unser couragierter Kritiker verstehen, daß man die mangelhafte Schreibung – oder Teile davon – einzig aus dem Grunde behalten möchte, weil einige Schülerjahrgänge damit in Berührung gekommen sind? Ist nicht inzwischen durch eine repräsentative wissenschaftliche Erhebung belegt, daß Schüler seit der Einführung der Reformschreibung deutlich mehr Fehler machen, und das mit zunehmender Tendenz? Die Leseleistungen sind bislang nicht untersucht worden. Wir dürfen jedoch getrost davon ausgehen, daß auch das Lesen unter der Verschlechterung des Schriftbildes durch die Reformschreibung qualitativ leidet. Das Lesen hängt eng mit dem Schreiben zusammen und umgekehrt. Keines ist vom anderen zu trennen. Sollen Schüler, bildlich gesprochen, auch weiterhin in „löchrigem“ Schuhwerk herumlaufen, nur weil ein „vorwärtsdenkender“ Schuster die Produktion revolutionieren wollte, wobei er sein Handwerk nicht beherrschte – und die Politiker sich nun schämen, weil sie dies nicht gleich erkannt haben? Starrköpfig auf Fehlentscheidungen beharren: Ist das die Antwort des rational denkenden Menschen im 21. Jahrhundert?
Die Befreier von heute sind die Diktatoren von morgen
Es gibt Freigeister, die schwärmen vom derzeitigen Zustand der allgemeinen Schreibvielfalt. Diese sei allein schon deshalb zu begrüßen, weil nun endlich jeder so schreiben könne, wie er wolle. Ein sympathisches, schulterklopfendes, nestwärmendes Argument – und dennoch ein Trugschluß. Die Erfahrung lehrt: Wo verläßliche Wegmarken fehlen, macht sich nicht Erleichterung, sondern Unsicherheit breit. Unsicherheit aber ist ein äußerst unangenehmer Wegbegleiter.
Neben der unverhohlenen Freude an der um sich greifenden Schreibanarchie lassen sich weitere Kerngedanken aus dem reformfreundlichen Gedankengut herausschälen:
Prima! Endlich eine „heilige Kuh“ geschlachtet!
Nur senile, altmodische, kleinkarierte und eingebildete Geister sind gegen die Reform!
Ach, typisch deutsch, diese Korinthenzähler-Diskussion! Globale Anpassung ist nötig!
Gute Orthographie ist kein Bildungsprivileg – damit ist nun endlich Schluß!
Fort mit der privaten „Dudendiktatur“! Der Staat kann es besser!
Endlich haben wir also die heißersehnte „Rechtschreibfreiheit“. Haben wir sie wirklich? Wie die hitzig geführten Auseinandersetzungen zeigen, sind es gerade die selbsternannten Befreiungskämpfer in Sachen „Orthographie“, die mit größter Strenge darüber wachen, daß die neuen Schreibformen überall und von allen akribisch eingehalten werden. Also auch von der Presse, für die der kultusministerielle Erlaß keine Geltung besitzt. Hat nicht das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich garantiert, daß außerhalb der Schulen jeder frei sei, so zu schreiben, wie es ihm beliebe? Als die Springer-Presse sich diese staatlich garantierte Freiheit nahm und vor kurzem zur klassischen Rechtschreibung zurückkehrte, bezeichneten das entrüstete Stimmen als „Rechtsbruch“ und sogar als „Machtmißbrauch“.
Späte „Rache“ am Establishment
Zur Zeit haben wir ein Interregnum. Ein Rechtschreibinterregnum. Die vermeintlich autoritäre Herrschaft des Duden ist gebrochen, die neue „Macht“ noch nicht installiert. Das kommt vor allem den Schülern zugute: Ihnen werden weniger Fehler angestrichen, die allgemeine Unsicherheit und die Doppelgültigkeiten haben eine Art orthographischer „Narrenfreiheit“ geschaffen. Doch diese goldenen Zeiten gehen ihrem Ende entgegen: Nach dem 1. August 2005 wird die neue „Herrschaft“ in der Orthographie für Ordnung sorgen – mit eisernem Besen. Die Geschichte lehrt, daß die Befreier von heute die Diktatoren von morgen sind. Diese Diktatoren treten als Wissenschaftler auf, Expertokraten in fortgeschrittenem Alter, an denen die vielen Lebensjahre hauptsächlich physische Spuren hinterließen. Um es noch respektloser zu sagen: Geistig nicht von ihrem jugendlichen „Revoluzzerdenken“ emanzipiert, meinen sie immer noch, die Gesellschaft egalitär umkrempeln zu müssen. Im Verbund mit ihren gleichaltrigen, inzwischen politisch avancierten Gesinnungsbrüdern und -schwestern konnte man den umstürzlerischen Jugendträumen endlich späte Erfüllung verleihen: Die Rechtschreibreform als eine Art Vergeltung für das Böse in einer Gesellschaft, in der, wie es einmal jemand wörtlich ausdrückte, „von einem gespitzten Bleistift in der Hand des deutschen Schülers ein direkter Weg nach Auschwitz führt.“
Wozu ist sie denn da, die Schrift?
Freiheit ist ein Zustand, in dem persönliche Routine und Lebensgewohnheiten möglichst wenig gestört werden. In einem stabilen Rahmen kann man seinen täglichen Pflichten nachgehen. Unfrei ist, wem diese Lebensroutine versagt, wem Gewohntes zerschlagen, wem ständig Neues aufgezwungen wird. Der Zwang zum Umlernen der vertrauten Schriftsprache ist ein schmerzhafter Eingriff in die Gewohnheit – ein Stück Unfreiheit eben. Es ist beim besten Willen kein Vorteil darin zu entdecken, gut funktionierende Schreib- und Lesegewohnheiten ändern zu müssen, weil eine Minderheit es als persönliches Lebensziel betrachtet, eine ganze Sprachnation nach eigenem Gutdünken umerziehen zu wollen.
Der harte internationale Wettbewerb, dem sich Deutschland künftig mehr den je wird stellen müssen: Ist es nicht nachgerade überlebensnotwendig, eine funktionierende Hochsprache zu besitzen? Sollen wir uns bewußt damit abfinden, ein schriftliches Kauderwelsch zu produzieren, bei dem ein Deutschlernender nicht mehr weiß, wo er im Wörterbuch nachschlagen muß, weil viele Begriffe ganz aus den reformierten Nachschlagewerken getilgt sind? Wozu ist sie denn da, die Schrift? Doch wohl dazu, um gelesen, um verstanden zu werden! Variantenreichtum stiftet da nur Verwirrung. Wer möchte, daß andere seine Niederschrift lesen, muß sich klar und deutlich ausdrücken können. Er wird sich freiwillig an die allgemein anerkannte Norm halten. Nach mehr als hundert Jahren Einheitlichkeit der Orthographie ist es schier unbegreiflich, daß es inzwischen nötig ist, dies überhaupt betonen und rechtfertigen zu müssen! Es geht nicht um das Schreiben. Es geht um das Lesen: Der Schreiber hat dem Leser gegenüber eine Bringschuld, nicht umgekehrt!
Die neue Schulorthographie: ein Sündenfall
Ein Text, der dem Leser Hindernisse in den Weg legt, wird ungern oder überhaupt nicht gelesen. Eine Abstimmung mit den Füßen, oder mit den Augen sozusagen. Man kann niemanden zwingen, etwas zu lesen, wenn er das nicht will. Lesen basiert auf Freiwilligkeit. Daher liegt es im ureigenen Interesse des Schreibers, den potentiellen Leser zum Lesen zu motivieren. Daher muß es im ureigenen Interesse eines jeden Verlages sein, Schriftbild und Orthographie einheitlich, normgerecht und lesefreundlich zu gestalten, um Leserschaft anzulocken und bei der Stange zu halten. Daher müssen auch die Lehrer den Zweck des Rechtschreibunterrichts begreifen: Nicht um Unterdrückung oder Selektion geht es, sondern allein darum, den Kindern das Lesen und Schreiben nahezubringen, wie es allgemein üblich ist und überall verstanden wird! Es ist geradezu ein Sündenfall, Kinder der gehobenen Kultursprache zu entfremden, indem man sie von ihr fern hält und ihnen einredet, sie sei zu schwierig zu erlernen!
Doch die Anhänger der Reformschreibung argumentieren genau umgekehrt: Für sie ist rück- bzw. unanständig, ja sogar unsozial, wer die klassische Rechtschreibung verteidigt. Man scheint sich darin einig zu sein: Wer „alt“ schreibt, ist nicht nur ein Klassen- sondern auch ein Kinderfeind. Dabei wird ganz übersehen, daß mit der Reformschreibung unsere Kinder von Tradition und Kultur abgeschnitten werden, daß ihnen das Lesen und Schreiben vermiest werden soll. Der größte Schaden entsteht durch die andauernde Diskussion über die angeblich zu schwere Schriftsprache. Das muß in den Heranwachsenden das Gefühl erzeugen, daß man es besser nicht mit ihr versuche, weil doch vergeblich. Das Neben dem Schaden am Sprachkörper selbst entsteht ein weiterer: die Abwertung der Schrift und der Schriftkultur als solcher.
Das Problem ist nicht die Orthographie, sondern der Umgang mit ihr
Oft ist beklagt worden, daß mangelnde Rechtschreibkenntnisse die Ursache für die Diskriminierung von Menschen sei. Daran ist etwas Wahres. Die Orthographie selbst ist jedoch nicht Ursache für Ausgrenzung oder Bildungshemmnisse, sie ist nur eines von unzähligen, wertneutralen Systemen, die als Unterdrückungsinstrument mißbraucht werden können. Das Problem ist nicht die Orthographie, das Problem ist der Mensch selbst. Um gesellschaftliche Toleranz gegenüber schlechten Rechtschreibleistungen zu erreichen, muß man nicht die Orthographie ändern, sondern die Einstellung der Menschen zur Orthographie. Eine Neuregelung von Rechtschreibnormen trägt nichts zur Lösung der eigentlichen Probleme bei, die da sind: Ungleichheit von individuellen Begabungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einstellungen, Lernwille, Ausdauer und so weiter. Wer meint, mit einer Änderung der Orthographie die „Chancengleichheit“ herstellen zu können, verwechselt Ursache mit Wirkung und zeigt damit, daß er die Logik hinter den Abläufen gründlich mißversteht. Es wird deutlich, daß folgerichtiges Denken nur auf der Basis einer exakten Schriftsprache gedeiht, einer Literalität, welche die Grundlage unserer Hochkultur bildet und die durch nichts anderes ersetzt werden kann. Eine Gesellschaft, die ihre Literalität preisgibt, ist dem Untergang geweiht, und kein Computer wird im Ernstfall dabei helfen, einen Bittbrief an den lieben Gott zu formulieren.
Es bedarf also keineswegs der Orthographie, um Menschen demütigen zu können. Genügt nicht bereits eine etwas schräg gewachsene Nase oder ein anatomisch erzwungenes Lispeln, um eine Person auszugrenzen? Im vorigen Jahrhundert konnte ein politisch als mißliebig erklärter Stammbaum das Todesurteil bedeuten; heute zieht man Spott, Häme und persönliche Verunglimpfung auf sich, sobald man es wagt, sachlich begründete Kritik an einer mißlungenen Reform zu üben, die uns alle betrifft und deren Folgen bislang nichts als Negatives hervorgebracht haben und weiter Negatives hervorbringen werden.
Die falsche Antwort auf künftige Herausforderungen
Welchen triftigen Grund also gibt es für die Preisgabe einer hochentwickelten Kultursprache, die ihre Aufgabe so gut, ja geradezu so hervorragend erfüllt hat, daß auf ihrer Basis großartige Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsleistungen erbracht worden sind? Mit welcher Begründung wird ebendiese Sprache heute plötzlich als untauglich und sogar als „unlernbar“ hingestellt? Es gibt keine. Machen wir uns nichts vor: Der Streit um die Rechtschreibung ist nichts anderes als ein Stellvertreterkrieg. Es geht den Reformern weder um Buchstaben noch um Wörter. Sie kämpfen nicht für Verbesserungen. Sie hatten und haben anderes im Sinn.
Wer meint, die Ungleichheit der Welt nur auf gewaltsame Weise eliminieren zu können, wird das beseitigen wollen, was ihm selbst unerreichbar erscheint. Deshalb ist die Rechtschreibreform destruktiv: Sie will allgemein anerkannte und im Volkswissen verankerte Formen der historisch gewachsenen Schriftsprache ab 1. August 2005 als „falsch“ diskriminieren, weil sie ihrer Ansicht nach für Teile des Volkes eine Bildungsbarriere aufrichtet. Obwohl die Neuregelung als politischer Fehler erkannt worden ist, wollen unsere Politiker daran festhalten. Noch einmal: Ist das die Antwort des modernen Deutschland auf internationalen Herausforderungen?
Erschreckend und zugleich traurig ist es, mitzuerleben zu müssen, wie unsere Sprache durch den völlig unnötigen „Stellvertreterkrieg“ beschädigt wird. Das ist alles andere als unwichtig. Ohne diese Sprache nämlich, ohne deren Verläßlichkeit und Eindeutigkeit, werden wir keine der drängenden und überaus ernsten Fragen lösen können, die derzeit ganz Deutschland beschäftigen. Wer meint, bei den Vorgängen um die sogenannte Rechtschreibreform handele es sich um eine banale Nebensächlichkeit, verkennt die Macht des geschriebenen Wortes. Mit diesem „Rechtschreibkrieg“, in dem es nur vordergründig um Buchstaben geht, wird bewußt die Beschädigung eines Kulturgutes in Kauf genommen, auf dessen Unversehrtheit alle – Reformer wie Kritiker – so dringend angewiesen sind. Und wie bei jedem Krieg wird niemand etwas dabei gewinnen. Am Ende bleiben nichts als Trümmer.
Karin Pfeiffer-Stolz
Oktober 2004
(Zu meiner Person: Ich bin Autorin und leite mit meinem Mann gemeinsam einen kleinen Lernhilfenverlag. Gezwungenermaßen habe ich mich von 1996 an bis Anfang dieses Jahres darum bemüht, die Reformschreibung beruflich und privat zu praktizieren. Ich hatte mich zuvor weder mit sprachwissenschaftlichen noch mit politischen Hintergründen der sog. Rechtschreibreform vertraut gemacht. Dies holte ich im Februar 2004, zunehmend durch die Unstimmigkeiten der Reformschreibung frustriert, nach. Die beim Studium der Fakten gewonnene Sachkenntnis zwang mich zum Umdenken und führte zur Ablehnung sowohl der Reformschreibung als auch der politischen Begleitumstände. Die Rückkehr zur klassischen Schreibweise empfand ich als Erleichterung – sowohl des Lesens, als auch des Schreibens. Der Mühsal der Vermeidungsschreibung entronnen, darf nun wieder nach Herzenslust formuliert werden, ohne ständig auf der Suche nach Alternativen für „reformdemolierte“ Begriffe sein zu müssen. Diese Erfahrung wird jeder bestätigen, der sich beiden Schreibweisen ergebnisoffen gestellt und ihre Tauglichkeit in der Praxis überprüft hat.)
– geändert durch Karin Pfeiffer-Stolz am 22.10.2004, 08.59 –
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Karin Pfeiffer-Stolz
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