Dieter Hildebrandt in Spiegel-Gespräch:
Hildebrandt:… Sebastian Haffner schilderte mal, wie er 1934 zum letzten Mal das Kabarett Die Katakombe besuchte. Und wie da schon Gestapo-Leute saßen und die Witze von Werner Finck kontrollierten. Finck hat trotzdem alles gesagt, was er sagen musste. Er war der Letzte, der wirklich was riskierte.
Großschreibung bei Verdacht auf Substantivierung ist „Reform“. Der Alt-Duden jedoch unterscheidet: „der letzte“ (der Reihe nach) und „der Letzte“ (dem Range nach). Undeformierte lesen nun: „Finck war der Unwichtigste, der etwas riskierte“ oder gar: „Finck war nun wirklich der Letzte, der irgend etwas riskierte.“ … Die Duden-Differenzierung ist vielleicht spitzfindig, aber auch bei geringer Trefferquote besser als die Einheitsgroßschreibung.
SPIEGEL: Schreitet die allgemeine Verblödung unter den jüngeren Generationen voran?
Hildebrandt: Zumindest um unsere Enkel und Urenkel habe ich Angst. Das Schulsystem funktioniert einfach nicht. Warum sind die Finnen so viel besser? Bei uns erleichtert man einfach den Lernstoff, um noch gute Noten vergeben zu können. Genauso kann man einem schwachen Stabhochspringer versprechen, auf jeden Fall über die Latte zu kommen indem man die auf Kniehöhe hängt.
Spiegel online 22. Dezember 2007
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,524995,00.html
(Lesen ist jetzt ein ständiges Stolpern über Latten auf Kniehöhe!)
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Sigmar Salzburg
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