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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Kieler Nachrichten 2
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Sigmar Salzburg
15.05.2008 12.59
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Nur Nachlässigkeiten?

KN v. 14.5.2008

Wolf Scheller kündigt die Novelle „Schweigeminute“ von Siegfried Lenz als „eine der schönsten Liebesgeschichten der deutschen Gegenwartsliteratur“ an. Leider hindert dies die Zeitung jedoch nicht, die spärlichen Zitate noch einer Zwangsreformierung zu unterwerfen:

Lenz, der die Handlung von ihrem Ende her aufbaut, spricht vom „Universum des Trostes“. Und Christian lässt er sagen: „Ich starrte auf ihr Gesicht, nie zuvor hatte ich das so mächtige Gefühl eines Verlustes empfunden; seltsam genug, denn vorher war mir nicht bewusst geworden, das, was verloren ging, zu besitzen.“

Im Literaturrätsel geht es Hubert Fichtes Roman „Die Palette“ (1968) ähnlich:

Der Bunkerer wundert sich über Jürgens Trotteidecke und daß er einen verbronzten Papphelm mit Federn aufhat. Aber wenigstens bringst du kein Weib mit. Kein Glück damit gehabt? fragt Jürgen. Schwul werden, sagt Jürgen, im Freihafen in die Bretterpissbuden gehen.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
17.04.2008 13.09
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aus den KN v. 15.04.08

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

Die Rede, ich bitt euch, haltet so, wie ich sie Euch vorsprach, leicht von der Zunge weg; denn wenn ihr den Mund so voll nähmt, wie es viele von Euren Schauspielern tun, dann könnt ich meine Verse grad so gut vom Stadtausrufer aufsagen lassen. Und zersägt auch nicht allzusehr die Luft mit den Händen, – sondern macht das alles mit Maß; denn mitten im reißenden Strom, Unwetter und, wenn ich so sagen darf, Wirbelwind Eurer Leidenschaft müßt Ihr selbst doch ein Maß finden und erzeugen, dass ihr Anmut verleihen kann.

So die clever in einem Theaterstück platzierten Anweisungen an die Schauspielertruppe, die, derart instruiert, den von einem Geist behaupteten Königsmord nachstellen soll. Die tugendhafte Hauptfigur, seines Zeichens Prinz und eigentlicher Thronfolger im Königreiche, mimt derweil den Irren, um an seinem Onkel, der derweil den Thron bestiegen hat, die angemessene Rache vorzubereiten. Kurz vor dem Theaterstück fühlt sich der Held hin- und hergerissen und hält den wohl berühmtesten Monolog der Theatergeschichte. Schließlich enden alle, die irgendetwas außerhalb ihrer Reichweite gewollt haben, in einem gigantischen Blutbad. Soviel zum Thema Sühne. Immer wieder hagelt es Sprichwörter in diesem Stück der Superlative. Sein Autor gilt als der einzige Autor der Renaissance, dessen Stücke die Kraft und das Feuer hatten, an das Theater der Antike anzuknüpfen, ja, sie gar um eine menschlichere Dimension noch zu erweitern.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Nelly Sachs, „Chor der Geretteten“, im Band „In den Wohnungen des Todes“ ... Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel“, Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Telefon: 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literatur-raetsel@kieler-nachrichten.de

Shakespeare – Hamlet

Und wo wir schon beim Tod sind: Scheinbar lassen jetzt auch Hundertjährige den Spruch für ihr letztes Geleit in Dass-Deutsch abfassen. Tatsächlich sind es wohl die Bestatter, die mit unwürdigem Eifer auf der Staatsschreibe bestehen – wie sie auch gleich nach 1999 die Toten mit kleinem Du anreden ließen. In dieser KN-Ausgabe sehe ich zum erstenmal seit dem 7.7.07 wieder eine Anzeige mit kultiviertem ß: „ …denkt, wie ich gelitten habe, eh’ ich schloß die Augen zu.

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Sigmar Salzburg
17.04.2008 08.52
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Der Schreibzustand der KN am 15.4.08

38 Seiten, davon 5 praktisch ss-los (Börsendaten u.ä.),
rund 200 neue „ss“, davon 45 Prozent „dass“, die niemand nützen.

ansonsten:
11 unsinnige „-Jährige“, 5 überflüssige „f“ in Schiffahrt,
2 „Platzierungen“, 2 „gestern Nachmittag/Morgen“, „selbstständig“,
Tipp“,
Spaltschreibungen: „frei gegeben“, „schwer fällt“, „so genannte“, „stehen geblieben“, „näher zu bringen“, „jedes Mal“, „zu viel
verfrühte Zusammenschreibungen: „zurzeit“,
dumme Trennungen: res-pektiert, he-raushören, Stre-ckenplanung, hi-naufklettern, ein wei-cheiiger Polizeichef, Inte-ressierte, bli-cken
übertriebene Großschreibungen: Nummer Eins, „Vielen Dank für Dein langjähriges Engagement“, sagte …, als Nächstes, die ARD hat seit Längerem ein Problem …,

traditionelle Abweichungen: Langeneß, Schloßstraße, Frauentreff Eß-o-Eß, fürs erste, bei soviel Dichte, soviel ist klar …

Während Leserbriefe von den Redaktionen dreist auf „neu“ umgedreht werden ¹), traut man sich das bei den bezahlten Anzeigen der „Fundgrube“ nicht. Dort schimmert mitunter das Ergebnis der ss-Zwangsverwirrung durch: Brautkleid weiss, Ess-Service, Essservice; LP-Klassik-Sammlung, fasst neu; Fusssack, nußbaum

Erfreulich sind die wieder „zugelassenen“ Altschreibungen. Kleine Auswahl: sogenannt, hierzulande, vielversprechend, nahezubringen, selbstgemachtes Tiramisu, bekanntgegeben, kennenlernen …

¹) Das erinnert an die dressierten FDJ-Gruppen in der DDR der 50er Jahre, die den Bürgern aufs Dach stiegen, um die nach Westen ausgerichteten Antennen umzudrehen.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
10.04.2008 07.48
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Klassische Gefahr

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?


Wir Geretteten, / Aus deren hohlem Gebein der Tod schon seine Flöten schnitt, / An deren Sehnen der Tod schon seinen Bogen strich – / Unsere Leiber klagen noch nach / Mit ihrer verstümmelten Musik. / Wir Geretteten, / Immer noch hängen die Schlingen für unsere Hälse gedreht / Vor uns in der blauen Luft – / Immer noch füllen sich die Stundenuhren mit unserem tropfenden Blut.


Die Dichterin des Holocaust wird sie genannt, die Stimme der Millionen von den Nazis ermordeten Juden. Eine Stimme, die nach dem Krieg in Deutschland kaum jemand hören will. In der „Ostzone“ erscheint der oben zitierte Gedichtband 1947, im Westen findet sich lange kein Verleger. Hier wird die in Berlin in einer großbürgerlichen jüdisch-assimilierten Familie aufgewachsene Dichterin erst in den späten 1950er Jahren entdeckt. Das Trauma der Vernichtung und Flucht in allerletzter Minute – der Gestellungsbefehl zum Abtransport erreicht sie am gleichen Tag wie das Auslandsvisum – wird sie wie alle Überlebenden nie mehr verlassen. Als sie anläßlich der Verleihung eines Literaturpreises 1960 erstmals wieder in Deutschland ist, löst der Besuch einen Zusammenbruch aus, der sie für Jahre in einer Nervenklinik festhält. Die höchste literarische Ehrung, den Nobelpreis, erhält sie dreieinhalb Jahre vor ihrem Tod gemeinsam mit einem Kollegen aus Israel.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Sinclair Lewis, Eimer Gantry. Gewonnen hat Anna Janisch, Kiel.
Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein à 20 Euro.Lösungen (Titel & Autor) bis 14. April an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel“, Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Telefon 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literatur-raetsel@kieler-nachrichten.de

In den Kieler Nachrichten v. 9.4.08

Weiter heißt es im Gedicht von Nelly Sachs:
Wir Geretteten / Bitten euch: / Zeigt uns langsam eure Sonne. / Führt uns von Stern zu Stern im Schritt. / Laßt uns das Leben leise wieder lernen.

Bei der Internetdurchsicht fällt auf, mit welcher Unverfrorenheit inzwischen auch Dichtung auf die ss-ß-Reform umgestrickt wird.
Die Schüler sollen nicht „verwirrt“ werden, wenn sie – wie oben der Rätselverfasser – etwas zuviel Klassisches lesen.

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Sigmar Salzburg
04.04.2008 08.15
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... gemäßigt

KN-Fortsetzungsroman Roman von Marin Suter „Der letzte Weyfeldt“ zeigt Heyse-ss, übermäßige Großschreibung, schreibt aber sonst viel traditionell:

Als sie sich geschneuzt hatte ……alle Gewichtsklassen, von unterernährt bis übergewichtig …Für das Arbeitsklima waren nach Weynfeldts Meinung Letztere viel bekömmlicher …(14.3)
„die Höflichkeit der Könige“ hatte dieser die Pünktlichkeit genannt und sie seinem Sohn eingebleut … … mit guten Manieren, hilfsbereit und nützlich, Letzteres vor allem …(19.3.)
eine Zeitlang … “Sie sind hier die Erste, die das tragen kann.” … (22.3.)
Jedes Mal machte sie ihren Catwalk zur Spiegelwand …. Handye-tuis (25.3)
Stilleben (28.3.)
[immerhin] die beiden [immer klein lt. n-Duden], Res-pekt, (31.3.)

In dieser Ausgabe der KN findet sich noch ein wahres Wort von Klaus Kramer, das auch für die „Reform“ gelten könnte;
Sie [hier die Tarifpartner] bedürfen nicht der staatlichen Zwangsbeglückung.

Ein weiterer Kommentator hat dagegen zwei Jahre Rückbau der „Reform“ verschlafen:
Die Außenminister der Europäischen Union können einem Leid tun. …

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Sigmar Salzburg
04.04.2008 07.19
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Was denn nun?

[Max Drahtmann] Heute erscheint Peter Rühmkorffs neuer Gedichtband
Unter dem denkwürdigen Titel Paradiesvogelschiss erscheint soeben seine geistreiche Nestbeschmutzung; …
[dpa:] „Es hing vom Zufall und von der Kunst des Operateurs ab, dass ich hier überhaupt noch sitze.“ Trotzdem habe er noch seinen neuen Gedichtband Paradiesvogelschiß veröffentlichen wollen …

Kieler Nachrichten v. 1.4.08

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Sigmar Salzburg
15.03.2008 13.21
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Kieler Nachrichten, verkürzte Wochenübersicht

Seit 10.3. neuer Fortsetzungsroman: Marin Suter, Der letzte Weyfeldt, gemäßigt reformiert, aber: Als sie sich geschneuzt hatte ……dumm nur die Großschreibung bei nahestehendem Bezugswort: …Für das Arbeitsklima waren nach Weynfeldts Meinung Letztere viel bekömmlicher …
Noah Sow, die zunächst aus ihrem gerade erschienen Buch „Deutschland Schwarz Weiss“ las …
Fall Vera Brühne … der bereits beerdi-gte Arzt wird exhumiert ..
schüler VZ … ein Ableger der Studenten-Plattform studiVZ, gehört zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck …aha!(14.03.)
Der Raufußbussard profitiert wie der Sperlingskauz von der Ausbreitung des Uhu[s]: 2007 wurde 55 junge Raufußkäuze beringt. (13.03.)
stoffwechse-lanregende Wirkstoffe [des Selleries] –Warum nicht, wenn das Hi-neinwirken erlaubt ist. Literaturrätsel: Adam Thorpe, Ulverton (1992), dt. 1994 noch in kultivierter, teilweise bewußt altertümelnder Rechtschreibung. (12.03.)

Die Ungarn haben die links-liberale Regierung in Budapest per Referendum zur Rücknahme von neu eingeführten Gebühren gezwungen. – Andere Agenturen schreiben „Volksabstimmung“. Davon können die Deutschen nur träumen.

… Farren singt mit Reibstimme, rau, druckvoll und doch mit ungeheurer Emotion.
Aber: „Beim Rauhhaar-Dackel soll es so sein, dass das Körperhaar dicht anliegt“, …
In der „Fundgrube“: Innenweiss, Altweiss …Ki.-Rutsch für draussen … Rattanregal, weiss, …(11.03.)

Neben … Brennnessel, Brennnesselnest …Schifffahrt hat wieder freie Fahrt…war da noch der CDU-Zukunftskongress in Norderstedt mit Frau Bildungsministerin Schavan: „Wir können uns alle Bildungsreformen sparen, wenn Kinder den Eindruck haben, dass die Erwachsenen nicht ernst meinen, was sie sagen.“ Deswegen konnte sie seinerzeit die „Rechtschreibreform“ nicht zurücknehmen: Man hätte ja (ihrer absurden Witzigkeit wegen) denken können, sie sei nicht ernst gemeint gewesen.(10.03.)


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Sigmar Salzburg
06.03.2008 11.07
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Wie stehen nun die vielen Sternlein?

Kieler Nachrichten 04.03.08

Musikalischer Willkommensgruß
Professor spielt für Babys in Hamburger Klinik mit seiner Mundharmonika

Hamburg – Violetta ist zehn Minuten alt. Sie liegt auf dem Bauch ihrer Mutter Pauline Blumenstein. Prof. Bernhard Joachim Hackelöer beugt sich über das junge Glück, zückt aus seinem weißen Arztkittel eine Mundharmonika und spielt
Weißt Du wie_viel Sternlein stehen".
Die noch ganz schrumpelige Violetta öffnet leicht die Äuglein, während ihre von der Geburt noch völlig erschöpfte Mutter mit glückseligem Ausdruck die Augen schließt – und die Töne genießt. … Seit 1975 erfreut der musizierende Mediziner Neugeborene – erst in Marburg, seit 1986 in der Asklepios Frauenklinik in Hamburg-Barmbek …


Auf die Frage, wie die vielen Sternlein nun stehen, müßte man eigentlich antworten: Sie stehen nicht, sondern kreisen um das Schwerkraftzentrum unserer Galaxie.

Der Pfarrer Wilhelm Hey dichtete das Lied 1837. Ein Jahr später begannen Jacob und Wilhelm Grimm mit ihrer Arbeit am Deutschen Wörterbuch und erkannten dabei „wieviel“ als eigenes Wort.
160 Jahre später beschlossen jedoch „toll patschige“ Politiker, dies vor den Schulkindern geheimzuhalten.
Dennoch wollen auch heute noch 97 Prozent der Internet-Zitate davon nichts wissen und führen das Lied mit ungespaltenem „wieviel“ vor.

Und KN-Chefkommentator Klaus Kramer macht sich, in anderem Zusammenhang, auch Gedanken über die Verwendung „toll patschiger“ Politiker:

Die Alternative ist kurzfristig sicherlich schmerzhafter, langfristig aber Erfolg versprechender: Kurt Beck tritt die Kanzlerkandidatur an Frank-Walter Steinmeier ab …


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PL
04.03.2008 21.10
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En schöne Dialäkt händ Ihr im Norde.
Jetzt wird au de Eu no verdorbe!
Schlimmer chas nun nümme cho –
Müend Ihr die Sieche mache lo?

Sinngemäße Übersetzung in Prosa: Einen schönen Dialekt habt Ihr im Norden. Nun wird Euch auch dieser noch verdorben. Schlimmer kann es nicht mehr kommen – Müßt Ihr Euch dies von diesen kranken Typen gefallen lassen?

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Sigmar Salzburg
04.03.2008 16.19
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Kieler Nachrichten 29.02.08

Ünnerholung op platt S.21

Besonders Eifrige haben sich 2002 darangemacht, das plattdeutsche Wörterbuch von Saß „anzupassen“:
Die Schreibung wurde vorsichtig modifiziert, insbesondere wurde sie entsprechend der Änderung der deutschen Rechtschreibung von 1996 aktualisiert.
Das hat man so gründlich getan, daß sogar der Name des Verfassers der „Reform“ unterworfen wurde:
Das „Kleine plattdeutsche Wörterbuch“ von Dr. Johannes Sass wurde seit 1956 siebzehn mal unverändert aufgelegt …
(Zu Saß: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=45 )

In den KN fällt der übertriebene Gebrauch von Doppelvokalen auf:
Plattdüütsch, Lüüd, …

Ansonsten gibt es (naturgemäß seltener) die bekannten ss-Fehler, die hier noch kein Korrekturprogramm aufspürt:
He müss de Saken noch maal övertrecken. …„Holger, du hesst würklich `n fein Geföhl för dat, wat an di good utsüht…“ (hest = hast)

Und die neuen Großschreibefehler gibt es jetzt auch in der Plattform:
Ehrlich währt an’ Längsten“ ….

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Sigmar Salzburg
01.03.2008 11.13
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Kieler Nachrichten v. 28.02.08

19. Jahrhundert:
[Kommentar zu den Sparplänen bei BMW und Henkel]

Sie sind nicht die Ersten und sie werden nicht die Einzigen bleiben.
Zählen sie nicht (mehr) unter die Ersten der Weltkonzerne?

Auch sonst lebt das 19. Jahrhundert in der Rechtschreibung wieder auf:
Erdbeben und England gehen normaler Weise nicht zusammen.


– geändert durch Sigmar Salzburg am 01.03.2008, 15.54 –
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Sigmar Salzburg
28.02.2008 12.12
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Kieler Nachrichten v. 27.02.08

Die Linke möchte: Managerbezüge in Unternehmen, die sich im Besitz der öffentlichen Hand befinden, sollen auf das maximal 20-fache eines sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der untersten Lohn- und Gehaltsgruppe beschränkt werden.

Das ist neu falsch. Es muß jetzt schlicht und dumm heißen: das maximal 20-Fache

Immer noch mit einer Hand …
In Hamburg zieht die Linke nicht nur mit eigenen Parteimitgliedern in die Bürgerschaft ein, sondern auch mit einer Hand voll Kommunisten.

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?


»Dieses verrückte Telegramm! Diese Briefe, die du mir geschickt hast Ich werde ihretwegen zur Rechenschaft gezogen. Diese Briefe werden mir nicht zugestellt, sondern ich werde aufs Amt zitiert. Sie zeigen mir Deine Briefe und fordern, ich solle ihnen den Code geben. Einen Code? Wie kannst Du, ein langjähriger Freund, mir das antun?«

Im Moment, als Martin diesen Brief schreibt, merkt er, dass er (als einer der Täter) selbst zum Opfer des Hitler-Regimes geworden ist. Er, der eigens Amerika verlassen hatte, um im neuen Nazi-Deutschland rücksichtslos und kalt Karriere zu machen, wird von seinen eigenen Genossen nun brutal ausgemustert – denn sein in Amerika zurückgebliebener Exfreund und Geschäftspartner, der Jude Max, schreibt ihm Briefe, die ihn vernichten. Als diese, von einer unbekannten Autorin gestaltete Briefwechsel-Erzählung 1938 in einer New Yorker Zeitschrift erschien, schlug sie hohe Wellen. Nie zuvor ist das zersetzende Gift des Nationalsozialismus so unmittelbar erzählt worden. Die Buchversion wurde 1939 sofort zum Bestseller und als sie in den 90er Jahren weltweit erneut erschien, gab es wieder ein großes Echo. Wer diese kleine, starke Briefnovelle liest, ist bewegt und versteht die Erschütterung, die sie ausgelöst hat. Ein Buch, das sich bestens als Schullektüre empfiehlt, jeder sollte es im Bücherschrank haben.

Das rororo-Bändchen „Adressat unbekannt“ von Kressmann Taylor ist in kultivierter Rechtschreibung erschienen. Vielleicht entstammt die Duz-Konfusion einer Version in Schülerschreibe.

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Sigmar Salzburg
25.02.2008 18.45
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Kieler Nachrichten v. 25.02.08

Neben der ß/ss-Kulturgeißel fiel auf:

Ole von Beust braucht einen Partner. Die Suche dürfte ihm nicht schwer fallen [Trennschreibung ist wieder abgeschafft!]. … Das Bündnis mit Schill haben die Hamburger ihm jedenfalls offenbar nicht übel genommen.[Trennschreibe nicht mehr zwingend!]

Belästigend ist das kultusministerielle Gebot der Aufspaltung von „zuviel“ und „wieviel“

Soll eine „Ampel“ vor Dickmachern warnen?
Berlin – Zu viel Süßes macht dick. Doch wie viel ist zu viel?


Doch schon der Texter des Bildes daneben richtet sich nach seinem Sprachempfinden:

Zuviel Fett, zuviel Zucker?...

Auch auf der nächsten Seite 8 schreibt ein Gartenfachmann arglos: Wenn man dann doch zuviel gießt …

(Dagegen demonstriert der heutige SPIEGEL auf seiner Titelseite Linientreue
Wie viel Mutter braucht das Kind?)

Während letzthin der Bürokrateneinfall „so genannt“ auszusterben schien, ist er diesmal wieder mehrfach vertreten.

Auch sonst hat das allgemeine Spaltungsirresein nur mäßig abgenommen.

Der Sturm verursachte am Sonnabendmorgen … einige umgestürzte Bäume und herab gefallene Äste.

Die allgemeine Unsicherheit ist so groß, daß sich der Duden bemüßigt fühlte, auch die

… die berühmte Eier legende Wollmilchsau

aufzunehmen, 2004 noch rot als „neu“ gekennzeichnet, 2006 schwarz mit gelber Empfehlungsmarkierung (was richtiger ist), daneben aber auch „eierlegend“ zulassend.
Im vorreformatorischen Duden war das alles so selbstverständlich, daß jeder Hinweis fehlt.

Und wieder einmal wird mit der „Reform“ auch Geschichte gefälscht. In der Rubrik „Open Air Galerie“ (Gallery“) zu Kunst am Bau heißt es:

Heute ist der Schulbau weitgehend verwaist … der damalige Schulleiter Helmut Schlotfeldt ... notierte 1986 in seiner Schulchronik: „Unendlich viel Kraft floss in den Kampf um die Ludwig-Richter-Schule, Kraft, die den Schülern besser zugestanden hätte“.

Dasselbe müßte man auch von der sogenannten „Rechtschreibreform“ sagen.

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Sigmar Salzburg
21.02.2008 09.42
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Kieler Nachrichten v. 20.2.2008

Ganz kurz:

Kommentar: Zu den Warnstreiks
…die Stimmung an der Basis ist gereizt – zu recht.

Recht-Schreiberei, entschärft: Jetzt wieder übertrieben klein – oder noch übertrieben groß:

[Nichtraucherschutz] Lokaltermin in der Kneipe … Diesen Appell nahm Carstensen Ernst.

Jeder Vierte (28,6 Prozent) hat sich schon krankgemeldet.
Vorher übertrieben auseinander – jetzt übertrieben zusammen vorgeschrieben.

[Gehirnverpflanzung, Roman „Kopflos“ von Charlotte Kerner] Wieviel Realität in der Fiktion steckt, erklärt die 57-hrige Autorin im Interview. …. Bei mir experimentiert kein verrückter Forscher, sondern die Angehörigen wollen den Eingriff als Erste!

Welch eine Logik: Die Behandelnden wollen den Eingriff als Ärzte – und die Angehörigen wollen ihn als Erste!

[Fernsehen] Wieviel Vernunft macht Sinn?

„Wieviel“ wird also weithin als Wort empfunden, das zusammengeschrieben werden kann. Nur den Schülern treibt man das sogar mit Gerichtsbeschluß aus.

Sonst findet man auch Erfreuliches in den KN:
schwindelerregend, sogenannt [diesmal nur so], tiefgeifend, [Kielia:] Glimmstengel [Fortsetzungsroman:] furchterregend… habe ich nicht recht behalten? [Aber:] Das Schiff … war drei bis vier Mal so lang wie die Wissmann.

Die Du-Großschreibung außerhalb der Briefkorrespondenz ist falsch verstandene Beibehaltung von Traditionsschreibung bei den Nachrichtenagenturen:

Sophie-Scholl-Darstellerin Julia Jentsch: „Zum Beispiel, wenn Du in der U-Bahn angepöbelt wirst. Sophie zwingt uns dazu zu fragen: Wie würdest Du Dich verhalten? Handelst Du tatsächlich immer so, dass Du es vor Deinem Gewissen vertreten kannst? Und wie weit würdest Du für Deine Ideale gehen? Insofern ist der Film hochaktuell!“

Schließlich taucht noch das Wort „Ketchup“ auf.
Mit Dummstolz ermöglichen die Reformer das Ruhrpott-„Ketschup“ – trauen sich aber nicht an das urdeutsche „Händi“ heran. Wären die Reformer des Dritten Reichs schneller gewesen, dann würden wir jetzt auch noch „Jatz“ und „Klon“ schreiben und sagen. Die chinesische Fischsauce (gui-ji) braucht die englische Aussprache, denn dialekt- bzw. altchinesisch hießen die Wörter ke/kwej und tjiap/tjip.

Und dann noch: Das Literaturrätsel fragt nach Berta von Suttner „Die Waffen nieder“, allerdings in einem unverdächtigen Textausschnitt. „Gräßliches“ wurde gemieden.

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Sigmar Salzburg
20.02.2008 07.12
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Flüchtig geblättert ...

Kieler Nachrichten v. 15.02.08

Holzlammellen (heute zu „Lamm“?)

[S.18] … sich schnell mit dem mittlerweile Alkohol kranken Großvater zu versöhnen.
(Der Standard-Reformfolgefehler, seltener geworden, aber längst nicht ausgestorben.)

… wie man so richtig auf die bass drum haut, das beschreibt der Schlagzeuger Nils Rohwer …Über eine Querstangenkonstruktion sind die Pedale mit Schlegeln gekoppelt …
Eine erste so genannte Doppelfußmaschine hatte sich Nils Rohwer bereits vor zwölf Jahren zugelegt.


Bei Schlegeln/Schlägeln schwimmt der Duden im Ungewissem.

gelingt es den Veranstaltern doch jedes Mal
„jedesmal“: verbotene Wortempfindung, obwohl schon vor Goethe üblich und hier sinnvoller.

[Roman] … sagte er im höchstmöglichen, näselnds-ten, zerdehntesten Singsang: „Sie vergreifen sich im Ton …“
„Trennung nach Sprechsilben“: Es gehört schon eine ziemliche Zungenakrobatik dazu, die vier Konsonanten als Ende einer Silbe auszusprechen.

Preisblatt der Stadtwerke Eckernförde, mehrfach: Messeinrichtungen
Wer liest nicht als erstes „Messe“?



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