Reform und Korrekturprogramme fördern das Versagen
Nachdem der Sprachfeuilletonist Robert Sedlaczek am 5.8.08 (hier kommentiert) in der Wiener Zeitung die an „toll“, Lamm“ und „Quant“ angebundene dümmliche Zwangsreform von „Tolpatsch“ , „belemmert“ und „Quentchen“ begeistert begrüßt hat, stellt er fest, daß für die elektronischen Korrekturprogramme, mit denen die Verlage nach der „Rechtschreibreform“ den großen Reibach zu machen versuchen, nichts einfacher geworden ist.
Sedlaczek am Mittwoch
Der elektronische Korrektor versagt
Robert Sedlaczek ist der Autor zahlreicher Bücher über die Sprache, zum Beispiel: Das österreichische Deutsch.
Es hilft nichts.
Obwohl die Rechner immer leistungsfähiger und die Programme immer besser werden – vor Schreibfehlern schützen sie uns dennoch nicht.
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Das Thema ist nicht nur für Journalisten interessant. Wer gewillt ist, richtig zu schreiben, der will wissen, wie gut Korrekturprogramme sind.
Wie soll ich den Test anlegen? Ich sammle aus Zeitungen und Zeitschriften dass/das-Fehler und prüfe nach, ob das Korrekturprogramm von Word auf sie reagiert. Das Ergebnis ist niederschmetternd.
Ein klares Statement, dass die Frau mit einem tapferen Lächeln quittiert. Das Programm rührt sich nicht. Wir geben das Bild eines Landes ab, dass in Europa nichts bewegen möchte. Detto. Er hat etwas geschafft, dass man ihm nie zugetraut hätte. Wieder übersehen. Ein Gefühl, dass unweigerlich entsteht, wenn . . . Nichts.
Auch in der anderen Richtung werden Fehler nicht erkannt. Es ist ein interessantes Phänomen, das im Norden stärker eingedeutscht wird. Als Höhepunkt zeichnet das Programm sogar richtige Schreibungen als falsch aus. Ich gebe ein: Es ist ein Phänomen, dass im Norden stärker eingedeutscht wird. Jetzt sagt Word, das wäre richtig!
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Melina Alexa, Leiterin der Abteilung Duden-Sprachtechnologie erklärt mir in einem Mail, dass die Satzanalyse oft nicht zu eindeutigen Ergebnissen führe. In solchen Fällen verhält sich die Duden-Software eher ‚konservativ‘ (wie bei den Testsätzen 2, 3 und 5) und beanstandet keinen Fehler. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um einen ‚Fehlalarm‘ handelt, ist hoch.
Wenn ich aber ein Korrekturprogramm verwende, dann korrigiere ich den Text nicht mehr so aufmerksam, ich werde nachlässig. Auch Melina Alexa scheint hin und wieder in diese Falle zu tappen. Ich bin sicher, sie wird das Mail, ehe sie es an mich abgeschickt hat, durch den Duden-Korrektor gejagt haben. Der erste Satz ihres E-Mails lautet trotzdem: Vielen Dank für Ihr Interesse an den Duden-Korrektor!
Kann es sein, dass der Korrektor auch solche Fehler übersieht? Ich werfe ihm diesen Satz zum Fraß vor – er merkt nicht, dass es ein faules Ei war! Er übersieht den Kasusfehler und hält den Akkusativ für richtig: Er hat Interesse an mich.
Wiener Zeitung 25.2.2009
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