e. V. oder e.V.?
Von Herrn Riebe erhielt ich abschriftlich diesen Brief und darf ihn hier veröffentlichen:
>> Birgitta Haas hatte geschrieben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich suche gerade die richtige Rechtschreibung für die Abkürzung von e. V.
Im Duden habe ich
e. V.
(mit Leerzeichen dazwischen) gefunden.
Bei meiner Suche bin ich auch auf Ihre Homepage für Rechtschreibung gestoßen.
Auf Ihrer Homepage steht jedoch e.V. (also ohne Leerzeichen dazwischen). Was ist richtig?
Ich würde mich über eine Antwort freuen und wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Mit freundlichen Grüßen
Birgitta Haas
Manfred Riebe, Max-Reger-Str. 99, 90571 Schwaig bei Nürnberg, Tel. 0911 50 08 25
Sehr geehrte Frau Haas,
weder der Duden noch die meisten anderen Wörterbücher sind allein maßgeblich. Sie können allenfalls eine Empfehlung geben. Entscheidend ist der Schreibgebrauch (Usus), d.h. das, was das Rechtschreibvolk mehrheitlich schreibt und das Sprachgefühl entscheide. Der einzige, der versucht hat, den Usus durch Auswertung großer Textmengen zu erfassen, ist:
* Theodor Ickler: Normale deutsche Rechtschreibung. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen. 4. erweiterte Auflage, St. Goar: Leibniz Verlag, 2004, 580 Seiten
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2592#2592
Ein Google-Test kann zur Erfassung des Usus hilfreich sein:
Ergebnisse ungefähr 138.000.000 für e.V..
Ergebnisse ungefähr 14.000.000 für e. V..
Der Duden gibt vor, sich nach dem Schreibgebrauch zu richten und ihn darzustellen, d.h. deskriptiv vorzugehen. Tatsächlich übernimmt er aber auch präskriptiv die neue Schulschreibung.
* Präskription oder Deskription?
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=235
Es ist demzufolge nicht angebracht, die Duden-Schreibweisen sklavisch zu befolgen, sondern kritisch zu prüfen, ob sie dem Schreibgebrauch, meinem Sprachgefühl und meinen ästhetischen Ansprüchen entsprechen.
Damit will ich keineswegs die neue
* Beliebigkeitsschreibung
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105
unterstützen, aber doch an die Schreibfreiheit des Rechtschreibvolkes erinnern. Ich nehme mir z.B. die Freiheit, weitgehend die traditionelle Orthographie zu verwenden:
* DUDEN, Band 1: Rechtschreibung der deutschen Sprache. Der gemeinsame Duden (der sog. Wiedervereinigungsduden), 20. Auflage, Mannheim: Duden-Verlag, 1991
Damals wurde der Duden noch weitgehend deskriptiv erstellt.
Hinsichtlich neuerer Duden gilt die Empfehlung des Rechtschreibreformers
* Horst Haider Munske
http://www.riebe.eu/index.php/Horst_Haider_Munske
an die Lehrer: „Alles Rotgedruckte ist falsch! Man vermeide die roten Giftpilze im Duden!“
Der Duden hat schon reagiert: In der 25. Auflage, 2009, verzichtet er auf die bisherige Rotmarkierung der Neuschreibungen. :-))
Informationen über meine Artikel und mich finden Sie auch in meiner Benutzerseite im Franken-Wiki:
* Benutzer:Manfred Riebe
http://franken-wiki.de/index.php/Benutzer:Manfred_Riebe
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe
Schwaig bei Nürnberg <<
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