Ein Blick zurück
Elf antiquarisch erstandene Duden-Bände zieren mein Schreibpult, seit mehr als drei Jahrzehnten schon. Sogar ein Duden-Atlas und ein Duden-Aussprachewörterbuch (beide Jg. 1962) stehen in der Reihe und gemahnen mich stets daran, beim Schreiben nicht nur auf die Rechtschreibung, sondern auch auf die Verwendung der jeweils treffenden Wörter zu achten. Konrad Dudens Geist begleitete mich also bis auf den heutigen Tag.
Um von allen richtig verstanden zu werden, muß man das, was man zu sagen hat, allgemeinverständlich sagen, bzw. schreiben, d.h. nach Regeln, die allen bekannt sind und die einjeder mit Leichtigkeit erlernen und befolgen kann. Zur Erreichung dieses hohen und hehren Ideals der Verständigung unter den Deutschsprechenden hat Konrad Duden einen großen Teil beigetragen. Deshalb erwähne ich seinen Namen ehrfurchtsvoll und in Dankbarkeit.
Im Jahre 1996 wurde Konrad Dudens Name von den schmutzigen Gesellen des Dudenverlags in den Dreck gezogen: Sie veröffentlichten im Zuge der schmierigen Rechtschreibreform den ‚Reformduden‘ – ein böswilliges Mach(t)werk, das eine solch große Sprachverwirrung stiftete, wie kaum je eines zuvor. Vielleicht wird eines Tages ein Sprachhistoriker auf das Losungswort jener politisch-ökonomisch begründeten Nacht- und Nebelaktion stoßen, die allgemein als ‚Rechtschreibreform‘ bekannt ist, aber eigentlich „Deformation der Rechtschreibung“ genannt werden sollte, um sie bei ihrem richtigen Namen zu nennen.
Im Jahre 2000 gaben diese geldgeilen Halunken abermals ein ‚Rechtschreibwörterbuch‘ heraus, das ganz eigentlich als Inventar ihrer Leichenfledderei gelesen werden kann. Altes Wohlbewährtes steht in ihm neben neuem Untauglichem. Das einzig Reguläre dieser Auflage war das Jahr ihrer Erscheinung, welches ein Schaltjahr war.
Anno 2004 wurden die Liebhaber der deutschen Sprache – nun an den Rhythmus der geschäftstüchtigen Sprachverhunzer gewöhnt – mit einem ‚politisch korrekten‘ ‚Rechtschreibwörterbuch‘ aus der kleinkarierten Stadt Mannheim beglückt. Nebst ‚Ziegelbrenner‘ stand z.B. auch ‚Ziegelbrennerin‘ darin zu lesen. Was mich heute noch wundert, ist, warum die Stadt Mannheim bis heute noch nicht zu Ehren der in ihr ansässigen Aktiengesellschaft namens Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus in Frau/Mannheim umgetauft wurde. – Die Verfasser der 23. Auflage jedenfalls hatten ihr schlechtes Gewissen bereits begraben und die bewährten traditionellen Schreibweisen in ihrem Volksverblödungswerk unterdrückt.
Die 24. Auflage des Machwerks datiert aus dem Jahre 2006, herausgebracht vermutlich unter dem Motto: „Profit geht vor Schaltjahr.“ – Inzwischen hatten sämtliche rechtschaffene Sprachwissenschaftler und Schriftsteller Deutschlands, Österreichs, Liechtensteins und der Schweiz die sogenannte ‚Rechtschreibreform‘ längst mißbilligt und ihren Namen auf ellenlange Listen gesetzt, um dadurch eine Ab- und Umkehr von diesem offensichtlichen Irrsinn zu bewirken. Doch leider ohne Erfolg. Denn die gesinnungslosen Politiker, die nach demselben wie die geldgierigen Verleger strebten, waren weder zu bändigen noch zur Besinnung zu bringen.
Der Schweizer Orthographischen Konferenz, der SOK, wünsche ich viel Erfolg in ihrem Bestreben, der aus Flachland Deutschland stammenden Dummschreibung Einhalt zu gebieten.
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