Jugend,kultur’
Mutmaßlicher Doppelmörder
Leben zwischen Alkohol und Mordphantasien
spiegel.de
Das Bild, das die Mitarbeiter der christlichen Einrichtung von Jan O. zeichnen, hat andere Konturen als das seiner Eltern. In den zwölf Monaten, die er dort stationär untergebracht war, war er gut integriert … Auch an die Hausordnung habe er sich gehalten: eingeschränkter Kontakt nach draußen, keine harte Musik, keine harten Filme und eingeschränkter Internetzugang.
goettinger-tageblatt.de 25.11.2010
Lehrreich ist da ist ein Blick auf den geschichtlich nie dagewesenen moralischen Tiefststand der Musik im Bodensatz der Jugend„kultur“.
Im Buch „Das Ende der Geduld“ der aus dem Leben geschiedenen Jugendrichterin Kirsten Heisig liest sich das so:
S. 23: … Zu alldem kommen noch Musikvideos hinzu … Bushido wird mir gar nicht erst empfohlen. Der sei „weichgespült“, nachdem er es zu Geld gebracht habe…
Ich schaue mir also etwas von „La Honda, „Automatikk und „Deso Dogg an, weil die Jungs sagen, das sei realistisch, ohne extrem zu sein. Die Botschaft ist eigentlich immer ähnlich. Muskelbepackte Männer mit protzigen Ketten um den Hals behaupten in bedrohlichen Posen, das harte Leben im Getto verinnerlicht zu haben. Sie kennen sich aus mit den Gesetzen der Straße und des Drogenmarktes.
„Automatikk beschreiben in dem Machwerk „Klick-Klack, wie ein „Spast namens Martin abgezogen werden soll, nachdem man dessen Anschrift herausgefunden, eine „Wumme und Sturmhauben besorgt und bei einer Line besprochen hat, wie der Überfall durchgeführt werden soll. Man schildert, wie das Opfer den Tätern seine Wohnungstür öffnet und zunächst mit der Faust und dann mit der „Knarre geschlagen wird, damit es verrät, wo Drogen, Geld und Ketten versteckt sind. „Haste gesehn, der hat geheult wie 'ne Fotze, heißt es dann weiter.
„La Honda schildern in dem Lied „Wenn es Nacht wird eine noch effektivere Methode der Durchsetzung eigener Interessen. Es geht in diesem Fall wohl um Rache. Allerdings bleibt die Ursache im Dunkeln. Jedenfalls bewaffnen sich dem Text zufolge fünf Männer bis an die Zähne und nehmen noch einen Pitbull mit. Es folgt eine rasante Autofahrt mit einem Jeep. An der Wohnung desjenigen angekommen, der die Kiezgangster verärgert hat, werden eine Fensterscheibe eingeschlagen, Familienmitglieder brutal attackiert, die Einrichtung unter Verwendung eines Baseballschlägers zerlegt, bevor man dem eigentlichen Opfer die Arme bricht und es bespuckt. Das alles geschieht unter Beteiligung des Kampfhundes: „Ich hol' den Pitbull, endlich ist sein Auftritt, gib ihm 'ne Ohrfeige, dass er richtig ausflippt, wie ein Bodybuilder kann er einfach gut reißen.
Auch der Rapper „Deso Dogg gibt sich in seinem Beitrag „Haltet die Fresse nicht zimperlich. Ohne die Beweggründe im Detail zu schildern, ist die Rede von zerbissenen Kehlen und auf der ganzen Straße verspritztem Blut. Außerdem: „Ich werde eure Köpfe spalten, „Bringt die Leichensäcke mit und „Deso Dogg kommt vorbei und durchbohrt euch mit seinem Schwert.
Zusätzlich stehen Killerspiele, die ursprünglich vom amerikanischen Militär entwickelt wurden, um den Soldaten durch die ständige visuelle Konfrontation mit dem Töten die natürlichen Hemmschwellen abzutrainieren, den Jugendlichen ohne nennenswerte Kontrollmechanismen zur Verfügung. Der Effekt ist nicht anders als bei den Militärangehörigen: Das Gehirn akzeptiert irgendwann die Gewalt.
P.S.: In diesem Textabschnitt ist der Ersatz des herkömmlichen „daß“ durch „dass“ die einzige „Erleichterung“, die die Rechtschreibreform dieser Zielgruppe zu bieten hat – wie erfolgversprechend! Aber:
„Wer das Schamgefühl, aber auch die Hilflosigkeit von Analphabetinnen und Analphabeten erlebt hat, wird jede noch so kleine Erleichterung begrüßen.“
(Gerburg Böhrs, Bildungsministerium SH).
Dafür sollte der Schreibgemeinschaft kein Opfer zu groß sein.
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