Entwurf zur Geschichte der RS
Liebe Leserin, lieber Leser,
für den Internetplatz Rechtschreibdienst.de (hier abgekürzt rsd.de) habe ich einen Beitrag entworfen, für den ich den Rat und die Prüfung von Menschen suche, die sich hiermit besser auskennen als ich. Denen, die sich die Arbeit einer Antwort machen, danke ich sehr.
Für rsd.de plane ich auch einen Beitrag über die Sprachentwicklung. Wem darf ich den Entwurf schicken?
Es grüßt Sigrid Saxen.
Rechtschreibung: der Weg von der geschichtlich bedingten Vielfalt zur Schreibunsicherheit von heute
(1) Die Art, Gedachtes und Gesprochenes aufzuschreiben, geschah im deutschen Sprachraum aufgrund des Vielstaatentums lange Zeit unterschiedlich, gleichwohl nicht regellos. Die Reform im Jahre 1901 deutschte Fremdwörter ein, indem oft c zu k oder z wurde, zum Beispiel complicirt zu kompliziert. Das phonetisch richtige th (denn das deutsche t ist im Unterschied zum romanischen und slawischen „behaucht“) wurde zu t vereinfacht, also wurde Thür zu Tür. Dies galt einheitlich für Deutschland, Österreich und die Schweiz (Wirklich? Und gingen die deutschsprachigen Länder schon früher gemeinsam vor?).
(2) Bis zum Jahr 1950 wurden die Schreibungen laufend modernisiert. Hierauf geht die Kleinschreibung von „im allgemeinen“ und „in geheimen denken“ zurück. Das Nebeneinander von unterschiedlichen Schreibungen fand in dem Jahr ein Ende. Schon während des Dritten Reiches (wann genau?) trat der Verleger Konrad Duden auf den Plan, und seine Werke wurden aufgrund der gewissenhaften Bearbeitung und Fehlerarmut zum anerkannten Leitfaden im deutschen Sprachraum.
(3) Über die Frage der Schreibung berieten mit dem Ziel der Verständlichkeit immer diejenigen Fachleute, die besonders viele Schriftstücke zu gestalten haben; das sind die Lektorinnen, Lektoren, Schriftsetzerinnen und Schriftsetzer. Bis kurz vor dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts befand sich das Regelwerk auf einem Stand, der mit einfachen Mitteln eine gute Verständlichkeit und Differenzierung im Ausdruck ermöglichte, wie sie unserer hochentwickelten Sprache angemessen ist.
(4) Mitte der neunziger Jahre (wann genau?) des 20. Jahrhunderts ging der Impuls zur Reformierung der Schreibregeln erstmals in Personen der Kultusministerinnen und Kultusminister von der bundesdeutschen Regierung aus. Als Beweggrund wurde verbreitet, man wolle die Schreibung vereinfachen, weil die zunehmende Fehlerhäufigkeit in Schularbeiten dies anrate. Interne Dokumente und Äußerungen zeigen aber, daß ganz andere Gründe ausschlaggebend waren, siehe Zitate zur Reform (eine Seite im Internetplatz rsd.de).
(5) Die von 1996 an gültigen Regeln zerstörten viel von der Verständlichkeit, indem in vielen Fällen die lesefreundliche Kommasetzung verboten oder freigestellt und die Zusammenschreibung von Wörtern, die gemeinsam einen neuen Sinn ergeben, verboten wurde; Beispiele dafür sind dahinterkommen (etwas durchschauen) neu: dahinter kommen und draufsein (sich fühlen) – neu: drauf sein.
(6) Ein von der Fachwelt eilends (wann?) ins Leben gerufener beratender Kreis (Rat für deutsche Rechtschreibung) erreichte, daß in der Reform, die seit August 2006 gültig ist, die meisten der schädlichen Schreibvorschriften zurückgenommen wurden. Mit wenigen Ausnahmen braucht nicht immer, aber darf wieder geschrieben werden wie vor 1996.
(7) Die Übrigbleibsel der 1996er Reform sind ein Ärgernis für die Menschen, die die vorreformatorische Ausdrucksfähigkeit zu schätzen wissen und nutzen möchten. Die von ihnen bevorzugte „alte“ Schreibweise nennen sie bewährt und Qualitätsschreibung. Zu erkennen ist sie am ß nach kurzem Vokal (Beispiele: daß, muß) und der Zusammenschreibung der letzten verbotenen Wörter, die einen anderen Sinn tragen als bei Getrenntschreibung (Beispiel: soviel).
(8) Die Folge der Reformen seit 1996 aber ist die unter den nicht berufsmäßig mit Fragen der Schreibung befaßten Deutschen verbreitete Meinung, daß die Schreibweise nun ganz freigestellt sei, und eine weiter steigende Fehlerhäufigkeit in Schularbeiten und Druckwerken.
(Ende des Entwurfes)
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Sigrid Saxen
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