Salzburger Festspiele
Anna Netrebko ist ein Ereignis. Sie singt Verdi golden strahlend. Il trovatore spielt sich derweilen mit Farben und Gemälden...
Herrlich und "fantastisch fand das der Komponist 1852 und war Feuer und Flamme, auch im tragischen Wortsinn: Denn das Schicksal nimmt seinen Lauf, lang bevor das Drama beginnt mit der Zigeunerin Azucena, die versehentlich ihr eigenes Kind ins Feuer wirft.
Zum bloßen Nachspielen zu verwirrend und einfältig ist diese Oper. Was soll man heute damit? Es gibt Wege: in Brüssel vor einiger Zeit in die bedrängend klaustrophobische Erinnerungspsychologie, in Wien und Berlin in den knallbunten Comicstrip. ...
Alle Beteiligten, einschließlich der Trägerinnen und Träger der kleinen Rollen und des nicht immer ganz exakt koordinierten Wiener Staatsopernchors, durften zum Schluss in Jubel baden.
Salzburger Nachrichten
Von der „Reform“ protegiert soll das phantasielose „fantastisch“ die Alleinherrschaft in der Orthographie einnehmen, „klaustrophob“ kriegt jedoch keine f-Variante. Dagegen wird anstelle von „homophon im 24. Duden das kulturbanausische „homofon“ empfohlen. „Homophobie“ oder „Homofobie“, das wichtige Wort des Correctnesstheaters, gibt es überhaupt nicht.
Die „Zigeunerin Azucena“ erzeugt nun planungsgemäß Schnappatmung, kann aber immer noch nicht durch „Sintiza oder Roma Azucena“ ersetzt werden. Wie wäre es mit „Indianerin Azucena“ gemäß den erfolgreichen Verstümmelungen in Otfried Preußlers Büchern?
Die gendergemäße Verdoppelung der „Träger“ am Schluß Berichts gibt ihnen schließlich eine solche Wichtigkeit, daß man schon meint, lauter schwer arbeitende „Trägerinnen und Träger“ auf der Bühne zu sehen, „Kultur bewegt“.
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