Vorträge
Butterbrot: Ein Name kann so manches verraten
Schneider, Grass, Bach -Wo kommen Namen her? Ein Versuch der Erklärung
Eckernförde „Ich halte meinen Vortrag extemporiert, leitete Dr. Hubertus Menke, emeritierter Professor der philosophischen Fakultät der Universität Kiel, am Montagabend seinen Vortrag über die Geschichte der Namen ein – und meinte damit, er werde ihn frei halten. Der Nachteil sei, dass er vielleicht nicht ganz so streng gegliedert sein könne, dafür aber lebendiger. Das war er. Gut zwei Stunden hielt Menke seine Zuhörer auf Einladung durch die Heimatgemeinschaft Eckernförde in Atem und vermittelte einen Eindruck, womit er sich seit Jahrzehnten beschäftigte.
„Guten Tag, mein Name ist Butterbrot, titulierte Menke seinen Vortrag und weckte damit die Neugier der 60 Zuhörer im Hörsaal des BSI Campus. Neugierig vor allem deshalb, weil viele die Herkunft auch ihres Namens erfahren wollten.
Doch zunächst hieß es, sich in Geduld zu üben, denn so einfach ist es nun auch wieder nicht.
Um es vorweg zu nehmen: Butterbrot hieß ein Bierbrauer aus dem Kreis Steinburg, der wohlbeleibt war und so spöttisch genannt wurde. Der Mann ging, der Name blieb. Auch für die Nachfahren. Doch dies ist eher der seltene Weg. Meist sind es die Berufe, die einen Namen bilden. Und da haben wir sie: Bäcker, Müller, Schulze, Schuster, Schlosser und viele mehr. Der Name Müller wird allein schon 603 000 mal in Deutschland gezählt, gefolgt von Schmidt, Schneider und – rund 227000mal – Fischer.
Neben dem Beruf kann der Name allerdings auch aus dem Rufnamen, aus der Herkunft, aus der Wohnstätte oder aus einem Übernamen entstehen. Die Familie Ilse Aichingers stammte also ursprünglich einmal aus Aichingen, Ingeborg Bachmanns aus einer Gegend mit einem Bach. Günter Grass aus dem Begriff der Grässliche, Schiller aus dem des Schielenden. Buddenbrooks: Ihre Ahnen wohnten einmal an einem schmutzigen Bruch (Moor).
„20 Prozent aller Namen haben einen anzüglichen Hintergrund, schätzte der Wissenschaftler. Das sei den privaten Namensforschern nicht immer leicht zu erklären. So deute der Name „Wackernagel auf einen damals sexuell sehr aktiven Zeitgenossen hin, einem frühen Casanova. Auch der Name Pinn habe ähnlichen Ursprung. Lang vorbei, nun müssen sich die Nachkommen mit dem Namen abfinden. Gut dabei, dass mit dem Familiennamen meistens nicht mehr der Ursprung verbunden wird.
Im Norden typisch: die Endungen auf „sen, was auf den Sohn hinweist. Seit dem 15. Jahrhundert gibt es im Norden feste Nachnamen (in der Schweiz bereits seit dem 13. Jahrhundert).
Im Publikum: Vosgerau. Ähnlich wie Voscherau, nur hat da mal einer genuschelt. Kommt aus dem Dänischen Wohld, doch der Professor muss passen, was den genauen Ursprung betrifft. Telse Stoy kann als standhaft gelten, Peter Schoß als Steuereintreiber (seine Urahnen).
6200 Sprachen gebe es zurzeit noch weltweit, jede Woche würden zwei bis drei unwiderruflich verschwinden, erklärte Menke. „Spanisch und Englisch werden wohl bleiben, war er sich sicher, bei Deutsch habe er allerdings seine Zweifel.
Zweifel bleiben auch bei einigen Namen. „Man müsse da schon gewissenhaft forschen, erklärte Menke Frau Löwenstrom, die nun immer noch nicht weiß, wem sie ihren Namen verdankt. kp
Kieler Nachrichten (Eckernförder Nachrichten) 20.02.08
Die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ ist Prof. Menke zu besonderem Dank verpflichtet für die jahrelange Unterstützung.
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