Thor Kunkel
Die „Junge Freiheit“ veröffentlichte (in traditioneller Rechtschreibung) von Thor Kunkel, bekannt durch seinen Roman „Endstufe“, eine Kritik der politisch korrekten Sprache, wie sie in seinem Buch „Das Wörterbuch der Lügenpresse“ ausführlich dargestellt wird . Hier sollen nun aus beiden einige Zitate folgen. Zwischen Gutmensch und Wutbürger
Zerstörte Sprache
Thor Kunkel
Etwas hat sich in Deutschland verändert: Es ist unmöglich geworden, offen über gesellschaftliche Realitäten wie Einwanderung, den Islam oder die Ursachen der Klimakrise zu sprechen. Inoffizielle Sprechverbote haben zu einer landesweiten Meinungsuniformierung geführt. Eine grundsätzliche Unversöhnlichkeit verhindert seitdem jeden Diskurs.
Das Land ist in zwei segmentierte Teilöffentlichkeiten gespalten, die sich am Gebrauch der politisch korrekten Sprache entzweien: Da gibt es zum einen jene, die als „Gutmenschen“ verhöhnt werden und für ein grün-linkes Sendungsbewußtsein stehen, und dann die „Wutbürger“, die es nicht hinnehmen wollen, daß indigene Deutsche auf ihrem eigenen Territorium keine Definitionshoheit genießen und einfach nur die Rolle des braven, politischen Konsumenten ausfüllen sollen. […]
Die Methoden sind feiner geworden
[...] Es sei hier an die DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley erinnert, die schon kurz nach der Wende vor einer Rückkehr der Stasi-Methoden warnte: „Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“ [...]
Auch der Autor dieser Abhandlung hätte es sich in den 1990er Jahren niemals vorstellen können, daß er einmal genötigt sein würde, „maskierte“ Literatur zu schreiben, um über seine Lebensverhältnisse im Deutschland des frühen 21. Jahrhunderts Auskunft zu geben. Die Zustände erinnern inzwischen an George Orwells Roman „1984“, was allerdings nur Menschen bemerken, die eine vom Mainstream abweichende Meinung offen vertreten.
Systematisch betriebene Psychologisierung von Idiomen
Geleakte interne Sprachregelungen der Haltungsmedien korrespondieren inzwischen 1:1 mit der von Frank-Walter Steinmeier geforderten „Disziplinierung der Sprache“. [...]
Schlagwortwolken und Holzhammerbegriff
Die von den staatstragenden Medien vorangetriebene Infantilisierung der deutschen Sprache (einst eine der präzisesten Sprachen der Welt) hat inzwischen groteske Ausmaße erreicht. Ein Blick in die deutschen Gazetten zeigt: Sie quellen über von Worthülsen, Täuschwörtern (im Sinne von Begriffsumdeutungen), halbwahren Floskeln, Meliorationen, wohlfeilen Mustersätzen, linguistischen Simplifizierungen, Kampfbegriffen und ewig gleichen, „linkspädagogischen“ Argumentationsmustern, die das Denken der Menschen „normieren“, ja ausschalten sollen.[...]
Man bedenke etwa nur, wie negativ „alter, weißer Mann“ klingt. Man schämt sich fast, zu diesen Aussätzigen der Menschheit zu zählen. Man muß kein Linguist sein, um in diesem Gesinnungsdiktat, das erwachsenen Menschen verbieten will, so zu sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, eine Verblödungsmaschinerie zu erkennen. Daß diese noch immer ausgebaut werden kann, davon zeugt leider auch die unseriöse Berufsauffassung der heutigen Journalisten, die sich als politische Aktivisten betätigen. Sie kennen dann nur noch Hype oder gezielte Verdrängung. Zwischentöne, Analysen – Fehlanzeige. Sie sind es auch, die die ethnischen Benachteiligungen gegen die Biodeutschen formulieren und dafür sorgen, daß freien Autoren soziale Ächtung oder das berufliche Aus widerfährt. (…)
Leseproben aus dem Buch:
Thor Kunkel: Das Wörterbuch der Lügenpresse. Jetzt im JF-Buchdienst bestellen
Alternativlos
Alternative Lösungen sind so überzeugend, daß ihre Existenz bestritten wird. „Merkel macht also weiter. Sie weiß, daß es derzeit keine Alternative zu ihr gibt. Sie, die im Zuge der Griechenlandrettung das Wort ’alternativlos‘ 2010 zum Unwort des Jahres befördert hat. Unentbehrlich scheint sie geworden zu sein, um den Zusammenhalt Europas zu gewährleisten.“
ARD-Hauptstadtstudio, 20. November 2016
Geflüchtete
Moderner Begriff für geschlechtslose „Flüchtlinge“. „Interessant ist, daß ’Flüchtlinge‘ sich bei genauerem Hinsehen als politisch inkorrekt erweist. Es handelt sich um eine Personenbezeichnung im Maskulinum, die von der Bedeutung her eigentlich einem Femininum zugänglich sein sollte – […] ‘Geflüchtete‘ hingegen ist dem ‘Gendern‘ zugänglich.“
Berliner Zeitung, 17. Dezember 2015
Nazi
Begriff im Wandel: Früher: Mitglied der NSDAP und Anhänger der Ideologie Adolf Hitlers. Heute: Menschen, die nicht dem linken Mainstream anhängen. „Sind alle AfD-Mitglieder wirklich Nazis?“
FAZ, 10. Juni 2017
Thor Kunkel , Jahrgang 1963, lebt als Schriftsteller in Berlin. 2004 erschien sein vieldiskutierter Roman „Endstufe“, zuletzt veröff entlichte er 2016 „Mir blüht ein stiller Garten“. 2017 beriet er die AfD im Wahlkampf. Sein aktuelles Buch: Das Wörterbuch der Lügenpresse können Sie hier im JF-Buchdienst bestellen.
jungefreiheit.de 16.4.2020 Kunkels Buch ist vermutlich in der „leichter lern- und lesbaren“ Reformschreibung gehalten, wie auch die Beispiele, die er anführt. Die Umwandlung der Zeitungsmeldungen in die traditionelle Orthographie, wie hier von der JF betrieben, muss daher als Fälschung bezeichnet werden – wenn auch in guter Absicht.
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