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Sigmar Salzburg
14.06.2021 03.36
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Buchpreis-Gewinnerin Iris Hanika:

„Das Gender-Sternchen ist irrwitzig“

Auf der Leipziger Buchmesse sagte die Preisträgerin erst mal nur: „Puh!“. Jetzt hat sie die Sprache wieder gefunden. Ein Interview über Unterfranken, Mietwucher und die AfD...

Was ist Würzburg für Sie? Nur ein Ortsname in der Geburtsurkunde?

Hanika:
Nein, natürlich nicht! Ich wurde in Würzburg in der Rotkreuzklinik geboren, damit gebe ich gerne an, weil das Gebäude das Haus ist, das Balthasar Neumann 1723 für sich selbst gebaut hat. Da hat er zwar nur zwei Jahre gewohnt, aber er hat es eben für sich gebaut...

Ich ... bin jetzt sehr froh über die Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“, die einen Volksentscheid herbeiführen will, um profitorientierte Wohnungsunternehmen, die mehr als 3000 Wohnungen besitzen, nach Artikel 15 des Grundgesetzes zu vergesellschaften. Dieser Artikel würde dann zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik angewendet. Ich hoffe sehr, daß es im September zum Volksentscheid kommt, und noch mehr natürlich, daß er Erfolg hat...

Was jetzt auf der Leipziger Buchmesse bestätigt wurde, ganz aktuell und hochoffiziell. Wie wichtig ist so ein Preis?

Hanika:
Der Preis ist wichtig, weil damit auf das Buch aufmerksam gemacht wird und es dann vielleicht mehr Leser findet.

Sie schreiben – und sprechen hier – weiter mit dem scharfen S: daß. Was sagt die Chronistin der Gegenwart, die Bücher um des Schreibens willen schreibt, zu Veränderungen in unserer Sprache. Stichwort Gender-Sternchen.

Hanika:
Ich schreibe nicht einfach „daß" mit scharfem S, ich benutze insgesamt die reformierte Rechtschreibung nicht. Ich schreibe weiter in der Version, die ich gelernt habe, weil mir die mehr einleuchtet. Die Sprache ändert sich natürlich immer. Mir fällt auf, dass die Leute jetzt nicht mehr gehen, sondern nur noch laufen. Nicht mehr sprechen, sondern nur noch reden. Und das Plusquamperfekt wird in einem fort falsch verwendet. Es setzt sich eine gewisse Flapsigkeit durch. Das ist Sprachveränderung, sie geht organisch vor sich. Aber Sprache kann man nicht ändern, indem man Vorschriften macht, wie wir zu sprechen haben.

Sagt die Schriftsteller*in ...

Hanika:
Das Gender-Sternchen ist irrwitzig, kein Mensch kann so sprechen, geschweige denn einen ernstzunehmenden Text schreiben. Natürlich ist es ein Problem, dass die generische Form im Deutschen gleichzeitig die maskuline Form ist. Die Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch hat darum vor bald 40 Jahren vorgeschlagen, die Sache für die nächsten zehntausend Jahre einfach umzudrehen und die feminine Form zur generischen zu machen. Uns das Gendern aufzwingen zu wollen, ist unerhört. Das treibt den Rechten die Wähler zu.

Das Gender-Sternchen?

Hanika:
Die AfD macht Wahlwerbung damit, dass sie Deutschland wieder „normal“ haben möchte, wozu auch gehört, dass man wieder „normal“ sprechen solle. So würde ich das auch sagen: redet doch bitte wieder normal! Aber wenn ich das sage, müßte ich nun jedes Mal dazusagen, daß ich den Rest des AfD-Programms aber nicht gut finde...

Was lesen Sie heute am liebsten?

Hanika:
Puh, alles Mögliche. Gerne Romane...

mainpost.de 12.6.2021 [gekürzt]

1848 Wörter:
Hanika: 5 dass, alles Mögliche; 9 daß, muß, müßte,
Redaktion: 2 dass, 1 daß (in der Frage)

Anscheinend wurde das Interview schriftlich geführt und noch einmal redaktionell „verbessert“. Da man hier für „alles mögliche“ „vielerlei“ einsetzen kann, wäre Kleinschreibung angezeigt. In unserem „Blog“ wurde Iris Hanika häufig erwähnt.

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Sigmar Salzburg
27.06.2014 01.00
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Leserbrief

Die Hoffnung nicht aufgeben
Zum Artikel „Das Ende der Schlechtschreibung“ (10.6.):


Das Ende der Schlechtschreibung wird aber wahrscheinlich nicht mehr in Sicht kommen, wenn auch das fatale Programm der sogenannten „lautgetreuen Lernmethode“ – deren Scheitern sich doch jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch an seinen fünf Fingern abzählen konnte – vom Lehrplan der Grundschulen abgesetzt wird. Zu viel Unfug ist durch die Rechtschreibreform, die mittlerweile schon Geschichte geworden ist, in die Welt gesetzt worden, wobei gerade lautgerechtem Schreiben – weiß Gott aus welchen Gründen auch immer – entgegengewirkt wurde. Tagtäglich wird der aufmerksame Leser mit Texten konfrontiert, in denen er immer wieder ins Stocken gerät, um den eigentlichen Sinn zu erfassen.

Da sind vor allem die Trennungsregeln, in denen nicht mehr nach Wortstämmen, sondern nach banalen Buchstabenfolgeregeln wie „hi-naus“ und „he-raus“ geteilt wird. Eigentlich könnte man da den ersten Teil ganz weglassen und in die Trivialsprache verfallen. Oder der Doppelkonsonant „ck“, der doch ein „kk“ ist und nicht das geringste mit einem „ch“ zu tun hat, das einen eigenständigen Laut darstellt. Da zuckt es einen doch gewaltig, wenn man die „Zu-ckungen“ so getrennt vorfindet. Und was ist das mit dem „st“, gegen dessen Wegfall des früheren Trennungsverbots an sich nichts einzuwenden ist. Nur daß es jetzt in aller Regel getrennt wird, auch wenn’s gar nicht paßt, stößt auf. Da wird z.B. „abs-trakt“ ganz besonders abstrakt und die Superlativendungen werden in bizarrer Weise zerrissen (z.B. „am fürchterlichs-ten“), obwohl das überhaupt nicht mir dem Gesprochenen konform läuft.

Schließlich seien beispielsweise noch die Getrenntschreibungen, deren Bedeutung vor allem in der Sprachmelodie zum Ausdruck kommt, genannt. Am augenfälligsten tritt das bei Verbindungen mit „selbst“ hervor, das auch die Bedeutung von „sogar“ haben kann und deren Unterschiede herkömmlich sich in der Schreibweise ausdrückten. „Selbst gebackenes Brot“ ist doch etwas anderes als „selbstgebackenes Brot“. Im ersteren Fall liegt gemeinhin die Betonung auf „gebackenes“ und impliziert die Bedeutung von „sogar“. Aber allenthalben wird stets die Getrenntschreibung praktiziert. Selbst (sogar) Rundfunksprecher versuchen mitunter, ihre Texte nach diesem Neu(schlecht-)schreib zu aktikulieren, was sich dann reichlich merkwürdig anhören kann.

Und gottseidank ist zu beobachten, daß die anfängliche generelle Getrenntschreibung des „sogenannten“ mehr und mehr schwindet. Also muß die Hoffnung doch nicht aufgegeben werden.

Klaus Kunkel, 97437 Haßfurt

mainpost.de 18.6.2014

Das Heimtückische: abs-tractus (von abs-trahere wegziehen) ist die richtige Trennung. Die elektronische Trennautomatik hätte schon das Talent, dergleichen richtig zu machen, wenn sie sich nicht durch die „Reform“ dumm stellen müßte.

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Sigmar Salzburg
21.08.2013 05.56
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„Vereinfachung“ nur bei den Kommaregeln gelungen?

Da hatte sich noch jemand unauffällig vernichtend zur „Reform“ geäußert:

Germanistikprofessor Dieter Wrobel zum Thema 15 Jahre Rechtschreibreform
...
Sind Sie zufrieden mit der Reform und weiteren Reformen oder hat sie ihr Ziel verfehlt, wie Kritiker nach wie vor meinen?

Wrobel: Das Ziel der Reform war, das Erlernen der Rechtschreibung zu erleichtern und insofern Ausnahmeregelungen, Unlogisches und Uneinheitliches für Lernende zu vereinfachen. Das ist gelungen, wenn man sich zum Beispiel die Kommaregeln ansieht. In anderen Bereichen ist es nicht gelungen, weil neue Ausnahmeregelungen entstanden sind. Im Grunde bleibt es dabei: Rechtschreibung muss man lernen.

Eigentlich ist alles beim Alten, nur anders?

Wrobel: Im Prinzip schon....

Seit 2008 hat Professor Dr. Dieter Wrobel (Jahrgang 1968) den Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Würzburg inne...

mainpost.de 11.8.2013

Ob er wohl auch ernannt worden wäre, wenn er öffentlich als entschiedener Gegner der „Reform“ aufgetreten wäre?

Ansonsten siehe Theodor Ickler:
„Ebenso unsinnig ist die Behauptung, 52 Kommaregeln seien auf neun bzw. acht reduziert worden. In Wirklichkeit haben die neuen Kommaregeln den gleichen Umfang wie die alten (rund 10 DIN-A4-Seiten), nur die Numerierung ist geändert worden.“

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Sigmar Salzburg
03.03.2012 09.50
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Re: Re: Keiner gibt zu: Die Reform war kostspieliger Unfug!

Zitat:
Ursprünglich aus der Mainpost
Mammutprojekt Rechtschreibreform ohne Erfolgskontrolle
Es ist bemerkenswert, wie Frau Güthert die Verantwortung für die Reform in die graue Vorzeit der 60er und 70er Jahre verlegt. Weder die im Rat vertretene Reform-Pressure-Group noch die 1988 beauftragenden, 1996 beschließenden, 2005 für „unstrittig“ erklärenden und 2006 flickschusternden Kultusminister sollen verantwortlich sein.

In eigener Sache: In den nächsten sechs Wochen muß ich nach ärztl. Rat das Lesen und Schreiben einschränken.

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Norbert Lindenthal
02.03.2012 22.53
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Re: Keiner gibt zu: Die Reform war kostspieliger Unfug!

Zitat:
Ursprünglich aus der Mainpost
Mammutprojekt Rechtschreibreform ohne Erfolgskontrolle

TheodorIckler (1 Kommentare) am 18.02.2012 10:16
Nicht auf der Höhe
Professor Norbert Richard Wolf meint:
„Die Kleinschreibung bei „Rad“ und die Großschreibung bei „Auto“ sei logisch nicht vermittelbar gewesen; die Reformer führten also die Regel ein, dass sowohl „Rad gefahren“ wie „Auto gefahren“ werde. Woraufhin in einer Art Übergeneralisierung Schreiber auch begonnen hätten, „Eis laufen“ zu gehen – anstatt korrekterweise „eiszulaufen“.“
Wolf scheint vergessen zu haben, daß genau diese Groß- und Getrenntschreibung von „Eis laufen“ ein Glanzstück der Reform war, bis es zehn Jahre später wieder geändert werden mußte. Ab so habe ich es im Rechtschreibrat wieder und wieder erlebt: Die eifrigsten Reformverfechter waren mit dem aktuellen Stand der immer wieder veränderten Reform nicht vertraut.
Peter Eisenberg hat die Rechtschreibreform nicht nur kritisiert, sonder stets auch verteidigt und tatkräftig zu ihrer Rettung beigetragen.
Es stimmt auch nicht, daß es keine vergleichenden Untersuchungen gebe. Aber die wenigen, die sich der Mühe unterzogen haben – wie Uwe Grund –, wurden von den Kultusministern allein gelassen. Diese hatten verständlicherweise keine Lust, den Erfolg ihres Unternehmens überprüfen zu lassen.
Übrigens kostete die Rechtschreibreform nicht Millionen, sondern Milliarden. Und warum machen die Zeitungen immer noch mit?

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Sigmar Salzburg
19.02.2012 19.27
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Keiner gibt zu: Die Reform war kostspieliger Unfug!

Mammutprojekt Rechtschreibreform ohne Erfolgskontrolle

Ob Schüler jetzt leichter rechtschreiben als vor der Reform, wissen nicht einmal Experten: Eine nationale Vergleichsstudie wurde nie gemacht

Für Schüler sollte das Schreibenlernen leichter werden und für Schreibende die Schreibregeln leichter verständlich: Dies war das erklärte Ziel der Rechtschreibreform, die 1996 in Deutschland eingeführt wurde und 1998 offiziell bundesweit in Kraft trat.

Die Einführung der Reform verursachte Millionenkosten, führte gerade bei Lehrern, Journalisten und Autoren zu jahrelangen Debatten…

Ob das erklärte Ziel der Reform – die Vereinfachung des Schreibens und Schreibenlernens – eineinhalb Jahrzehnte nach der Einführung erreicht worden ist, kann indes kein namhafter Experte in ganz Deutschland sagen…

Verantwortlich für die Umsetzung der Reform war die Kultusministerkonferenz. „Leider haben wir niemanden im Haus, der über Leistungen von Schülern vor und nach der Reform oder Auswirkungen der Reform auf sie Auskunft geben könnte“, schreibt die Sprecherin der Kultusministerkonferenz auf Anfrage dieser Zeitung. Eine wissenschaftliche Untersuchung dazu sei nicht erhoben worden.

Die Kultusministerkonferenz verweist an den 2004 eingesetzten „Rat für Rechtschreibung“ in Mannheim – vielleicht habe der ja doch noch Kenntnis von einer Vergleichsstudie.

„Werte von vor der Reform liegen nicht vor“, sagt aber auch Dr. Kerstin Güthert, die Geschäftsführerin des Rats. Die Argumentation früherer Reformbefürworter, denen zufolge Schüler sich mit einer reformierten Rechtschreibung leichter täten, habe „sehr viel auf Annahme“ beruht, so Güthert. Die Reform sei im Grunde ein Kind der Sechziger, Siebziger Jahre gewesen; man habe sie gewollt und durchgeführt; vorher eine Untersuchung zum Leistungsstand zu machen, sei versäumt worden.

Dass es in ganz Deutschland keine valide, wissenschaftlich haltbare Vergleichsstudie gibt, bestätigt auch der Präsident des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, Professor Ludwig Eichinger.

Eichinger sagt, kein Mensch in Deutschland könne beweisen oder belegen, dass Schüler nach der Reform weniger Rechtschreibfehler machten als vor der Reform. Allerdings ist Eichinger der Meinung, dass die Vermittlung von Rechtschreibregeln leichter geworden sei. „Das Regelwerk ist systematischer; es hat weniger Ausnahmen“, sagt er.

Aus „vielen, aber sicherlich nicht repräsentativen Gesprächen mit Lehrern“ hat auch Norbert Richard Wolf den Eindruck mitgenommen, dass das neue Regelwerk Schülern leichter beizubringen sei als das alte. Wolf, emeritierter Würzburger Professor für Sprachwissenschaft und Mitglied im Rat für Rechtschreibung, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass durch die Änderung von Schreibregeln auch neue, den Reformern nicht vorhersehbare Rechtschreibfallen geschaffen worden seien.

Sein Beispiel: Vor der Reform sei man in Deutschland „radgefahren“ einerseits, „Auto gefahren“ andererseits. Die Kleinschreibung bei „Rad“ und die Großschreibung bei „Auto“ sei logisch nicht vermittelbar gewesen; die Reformer führten also die Regel ein, dass sowohl „Rad gefahren“ wie „Auto gefahren“ werde. Woraufhin in einer Art Übergeneralisierung Schreiber auch begonnen hätten, „Eis laufen“ zu gehen – anstatt korrekterweise „eiszulaufen“ …

Geregelt, aber nicht immer akzeptiert. Aus dem zweiten Bericht des Rats für deutsche Rechtschreibung vom Dezember 2010 geht hervor, dass sogenannte „professionelle Schreiber“ – gemeint sind Journalisten – Untersuchungen zufolge die amtlich verordnete Neuschreibung bekannter Wörter nicht unbedingt übernehmen…

Die Rechtschreibdiskussion ist in Deutschland verstummt, gewichtige Folgeschäden der Neuregelung sind geblieben.

Diese Meinung hat Professor Peter Eisenberg, der Linguistik in Potsdam lehrt und ebenfalls im Rat für Deutsche Rechtschreibung Mitglied ist, vor einiger Zeit in der FAZ vertreten. Unterm Strich sei das Vertrauen der Sprachgemeinschaft in die Tragfähigkeit der geltenden Regelung nur teilweise hergestellt; dies gelte ausdrücklich auch für die Schule. Eisenberg: „Man umschifft den Orthographieunterricht eher als vor 1996 und tut den Kindern damit keinen Gefallen. Die Rechtschreibfähigkeiten werden so keinesfalls besser, nicht einmal dort, wo die Neuregelung nichts geändert hat.“

mainpost.de 16.2.2012

Schreibratsmitglied Wolf irrt: Nicht „die Schreiber“, sondern die Reformer haben das Schwachsinnskonstrukt „Eis laufen“ geschaffen und durch die dummdreisten Kultusminister erpressen lassen.

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Norbert Lindenthal
08.11.2010 12.23
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Schnarch … seit kurzem gibts das große scharfe ß

Mainpost, 2.11.2010

Ja, do schau her!: Die Geschichte des Buckel-S

Totgesagte leben länger, heißt es und genau an diesen Spruch erinnerte die Meldung, die in den letzten Tagen durch die Zeitungen ging. Unser scharfes deutsches s, gerne auch „sz“ oder Eszett genannt, von dem manche, die mit ihm auf Kriegsfuß stehen, hofften, es würde ihm bald der Garaus gemacht, hat nun doch den Sprung ins Internet geschafft.

Freuen können sich ab dem 16. November alle, die Groß, Haßmüller, Straßer oder Süß heißen und dabei aus dem Haßgau kommen: Endlich brauchen sie sich bei ihrem Internetauftritt oder der Email-Adresse nicht mehr mit einem doppeltem s behelfen.

Dazu sollte man wissen, das „ß“ ist nur ein im Deutschen gebräuchlicher Buchstabe für ein stimmloses s und entstand in grauer Vorzeit aus der Verbindung zwischen s und z. Bei der Rechtschreibreform vor einigen Jahren musste das scharfe ß, von Älteren liebevoll auch Buckel-S genannt, herbe Verluste hinnehmen.

Nach einem kurzen Vokal, so wurde da beschlossen, musste es einem doppelten „ss“ weichen. Ade hieß es also für das Eszett in Fluß, Kuß, muß, Verdruß und vielen anderen Wörtern. Manche haben sich bis heute nicht daran gewöhnt. Geblieben ist es dagegen in Fuß, Gruß, Buße oder in der Muße.

Keine Entspannung brachte die Rechtschreibreform für das „daß“, einer nicht nur in Schülerkreisen notorischen Fehlerfalle. Zwar wurde es zum „dass“ umgeändert, doch löste das nicht das Problem, das viele bei der Verwendung des kleinen Wörtchens haben.

Denn einen Unterschied in der Aussprache zwischen „das“ und „dass“ kann man selbst bei größter Anstrengung nicht hören. Es geht in diesem Fall auch nicht um Rechtschreibung, sondern um die Funktion des kleinen Wörtchens. Man muss wissen, ob es als Artikel, als Relativpronomen oder Konjunktion verwendet wird.

Trotz seiner Aufnahme ins Internet ist das Eszett allerdings kein vollwertiger Buchstab geworden. Werden in einem Text, aus was für Gründen auch immer, nur Großbuchstaben verwendet, fällt es durch den Raster. Groß schreiben lässt es sich nicht.

Groß schreiben läßt es sich nicht? Dann soll also diese Nachricht vom 9.4.2008 unter »den« Raster gefallen sein? Zum Glück gibt es diese Rechtschreibseiten.
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Norbert Lindenthal

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Norbert Lindenthal
05.03.2006 19.24
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Re: Hollfeld: Rechtschreibreform sorgt erneut für hohe Kosten

Zitat:
Mainpost.de

keine unrelevante Summe

Da lohnt sich doch ein Volksentscheid, wie er in Schleswig-Holstein 1998 möglich wurde. Nicht jedes Bundesland hatte dieses Glück. Aber man könnte als Franke sich an Schleswig-Holstein erinnern.
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Norbert Lindenthal

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Norbert Lindenthal
05.03.2006 19.04
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Hollfeld: Rechtschreibreform sorgt erneut für hohe Kosten

Mainpost.de

Zeitung / Franken&Bayern
05.03.2006 17:46

Hollfeld: Rechtschreibreform sorgt erneut für hohe Kosten


Hollfeld (lby) Bayerische Schulbuchverlage rechnen nach der Korrektur der Rechtschreibreform mit hohen Kosten für die Überarbeitung von Lehrbüchern. Vor allem auf kleine bis mittelständische Verlage kämen hohe finanzielle Belastungen zu, erklärte der Geschäftsführer des im oberfränkischen Hollfeld ansässigen C. Bange Verlags, Thomas Appel.
Appel ist vor allem mit der Art und Weise unzufrieden, mit der die Korrekturen durchgesetzt worden seien. Schließlich musste der 1871 in Hollfeld (Lkr. Bayreuth) gegründete Verlag bereits bei der ersten Reform vor zehn Jahren 50 000 Euro in die Aktualisierung seiner Lern- und Interpretationshilfen für den Deutschunterricht investieren. Für den kleinen Verlag mit elf Angestellten sei das keine unrelevante Summe.

Nachdem von August an auch im Freistaat die neue Rechtschreibung gelte, sehe sich der Verlag nun erneut dazu gezwungen, seine Bücher möglichst schnell zu aktualisieren – mit Kosten von erneut 50 000 Euro. Man habe daher beschlossen, vorerst nur Bücher umzustellen, die mit Rechtschreibung in direktem Zusammenhang stehen. Interpretationshilfen für den Deutschunterricht würden aus Kostengründen erst aktualisiert, wenn eine zweite Auflage und ein Neudruck anstehe.

So verfährt auch Joachim Beyer, Inhaber seines ebenfalls in Hollfeld ansässigen Verlags: „Der Inhalt von Goethes Faust wird sich auch mit der neuen Rechtschreibung nicht ändern. Bei unseren Interpretationshilfen ist die Erläuterung wichtig. Die Rechtschreibung hat in diesem Fall nachrangige Bedeutung.“

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