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Norbert Lindenthal
08.12.2023 06.06
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Deutschland stürzt in Pisa-Studie weiter ab

The Epoch Times 7. Dezember 2023

Deutschland
„Abfall in nie da gewesenem Ausmaß“
Deutschland stürzt in Pisa-Studie weiter ab – ein Lehrer berichtet aus dem Klassenzimmer
Deutsche Schüler schnitten bei der Pisa-Studie in allen getesteten Bereichen erschreckend schlecht ab. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) erklärte, man müsse sich jetzt den Konsequenzen stellen. Epoch Times spricht mit dem Lehrer einer Gesamtschule.

Die Pisa-Studie ist die größte internationale Schulleistungsvergleichsstudie. Es werden die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen beim Lesen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften erfasst.
Die Pisa-Studie ist die größte internationale Schulleistungsvergleichsstudie. Es werden die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen beim Lesen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften erfasst.Foto: Marijan Murat/dpa
Von Alexander Wallasch 7. Dezember 2023

Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften – ein Autor der Pisa-Studie spricht von einem „Abfall in nie da gewesenem Ausmaß“. Aber woher kommt das? Haben die Schulen eine Idee, wie es zu dieser Entwicklung kam?

Die Lehrer, die diese leistungsschwachen Schüler unterrichtet haben, sollten wissen, woran es im Unterricht mangelt. Epoch Times spricht mit dem Lehrer einer Gesamtschule, der darum bat, anonym zu bleiben. Kritik am Schulsystem ist demnach auch für Lehrer keine so leichte Sache.

Die Pisa-Studie ist veröffentlicht worden. Schock in den Medien: Deutschland ist noch weiter gefallen. Als Hauptursache werden hier die Corona-Maßnahmen benannt. Leiser wird auch von den Folgen der Zuwanderung gesprochen. Sie sind Lehrer an einer Gesamtschule. Was ist Ihr Eindruck?

Ich nehme seit Jahren einen Verfall im Schulwesen wahr. Ich nehme seit Jahren abnehmende Schülerleistungen wahr, und das nicht erst seit der Pandemie, sondern auch deutlich vorher schon. Die Pandemie hat einige Probleme verschärft, ganz klar, gerade in Schulen im unteren Bildungsspektrum.

Es mag auch Gymnasien gegeben haben, wo alles wunderbar funktioniert hat während der Pandemie. Aber gerade da, wo der Lehrer gefragt ist, nicht nur als Lehrkörper, sondern als Pädagoge, da, wo Elternhäuser nicht den stärksten Bildungshintergrund haben, gerade da hat die Pandemie große Schäden hinterlassen.

Wie war das für Sie als Lehrer im Homeoffice?

Die Familienzeit war intensiver. Die eigenen Kinder waren auch zu Hause, die haben während der Unterrichtseinheiten teilweise dabeigesessen und sich angehört, was Papa da erzählt. Wir haben versucht, unseren Stundenplan einzuhalten und wir sollten die Schüler an die Bildschirme bringen, da war in vielen Bereichen Kreativität gefragt.

Zur Pisa-Studie: Worin liegt der deutsche Absturz Ihrer Meinung nach begründet?

Die Lesekompetenz, die leidet ja schon seit Jahren. Die Schüler lesen heute anders als es früher der Fall war. Da spielen sicherlich die Medien eine entscheidende Rolle. Die Kinder sind viel mehr in Social Media unterwegs. Da ist es immer unwichtiger, wie man schreibt, sondern nur, dass man schreibt. Und so schreiben die Schüler heute vielleicht viel mehr als früher, aber eben deutlich unkontrollierter.

Die Länge der Texte nimmt deutlich ab. Die Sätze werden kürzer, es kommen Wörter dazu, die nicht klassisch sind. Es wird immer mehr eine Jugendsprache gesprochen plus der ganze Einfluss von Fremdsprachen, die dazugekommen sind.

Eine weitere Problematik ist, dass Schüler eine ganze Zeit lang schreiben durften, wie sie das gesprochene Wort gehört haben und wie sie meinen, dass es richtig ist. Und das blieb dann unkommentiert, das wurde teilweise nicht mal korrigiert und sollte die Schüler dazu animieren, überhaupt möglichst viel zu schreiben.

Das hat dann aber dazu geführt, dass ich teilweise in der zehnten Klasse noch gedacht habe, das hätte der Schüler in zehn Schuljahren aber irgendwann mal aufnehmen müssen, dass man das anders schreibt. Dieses Schreiben nach Hören hat aus meiner Sicht eine Teilschuld daran, dass gerade im Lese- und Hörverstehen die Leistungen stark abgenommen haben, auch generell in der schriftlichen Gesamtleistung.

Sie sind Lehrer einer Gesamtschule. Was macht den Unterschied zum traditionellen dreigliedrigen Schulsystem aus?

Die Dreigliedrigkeit wurde immer mehr verhunzt zu einer Zweigliedrigkeit. Eigentlich kann man auch nicht von der Dreigliedrigkeit sprechen. Wir hatten zu den Haupt-, Realschulen und Gymnasien noch die Förderschulen. Diese Förderschulen wurden zwar in den letzten zehn Jahren immer mehr abgeschafft. Aber da hat man mittlerweile erkannt, dass das keine gute Entwicklung war, und jetzt baut man nach und nach wieder Förderschulen auf.

Die Hauptschulen haben einen super Job gemacht. Da wurde oft sehr nahe mit der örtlichen Wirtschaft zusammengearbeitet, das waren kleine Klassen und kleine Systeme. An Hauptschulen kannte man die Schüler und konnte sie entsprechend gut versorgen.

Diese Schulen hat man überwiegend eingestampft zu Ungunsten von Sekundarschulen, die deutlich größer waren. Gleiches hat man mit Realschulen gemacht. Und jetzt hat man da einen Einheitsbrei sitzen, Schüler, die sehr leistungsschwach sind, die aber mitunter praktisch super sind.

Diese Schüler waren früher in der Hauptschule wunderbar aufgehoben. Und dann sitzen da auch theoretisch starke Realschüler, die überhaupt nicht das leisten müssen, was sie leisten könnten, weil der Klassenschnitt teilweise so schwach ist, dass die Leistungsstarken gar nicht mehr gefördert werden können.

Die Mainstreammedien machen es sich leicht und die Corona-Maßnahmen für das schlechte Abschneiden in der Pisa-Studie verantwortlich. In den sozialen Medien wird dagegengehalten und viel von der Massenzuwanderung und den gestiegenen Migrationsanteilen als Ursache gesprochen. Was sagen Sie?

Unbestritten hat die Massenzuwanderung hier zu riesigen Problemen geführt.

Durch die Schulpflicht?

Es ist richtig und wichtig, dass die Kinder integriert werden.

Aber ist so eine Integration am Ende nicht auch ein Hindernis, wieder ins Heimatland zu reisen, wenn der Asylgrund wegfällt?

Nein, Kinder sollten auf jeden Fall integriert werden. Die müssen die Chance haben, in Vereine integriert zu werden, die Chance haben, in Schulen integriert zu werden, die sollen die Chance nutzen, eine Sprache zu lernen, und das hat ja auch riesige Vorteile. Wenn sie dann mal wieder nach Syrien oder Afghanistan oder sonst wo hingehen, dann sind sie auch im Deutschen ansprechbar, wenn sie im Heimatland sind. Damit hat man sich dann Kooperationspartner geschaffen, mit denen man wunderbar kommunizieren kann.

Zum aktuellen Stand: Knapp acht Prozent der Schülerschaft sind noch keine ein oder zwei Jahre in Deutschland.

Aber der Migrationsanteil ist deutlich höher?

Der Migrationsanteil bei mir an der Gesamtschule liegt bei etwa 80 Prozent.

Was hat das für Auswirkungen für die 20 Prozent?

Die Schulsprache ist deutsch. Und somit muss man sich, wenn man kein Muttersprachler „Deutsch“ ist, ein bisschen strecken. Das hat den Nachteil, dass man die Sprache, die man für einen Unterricht wählt simpel hält, damit alle auch folgen können. Somit fehlt den Deutschen, die deutschsprachig aufgewachsen sind, oftmals die Leistungsfähigkeit nach oben hin.

Wenn jemand in ein fremdes Land kommt, die Sprache noch lernen muss, muss er dann nicht damit zufrieden sein, wenn er zunächst mit der Unter- oder Mittelschicht gleichziehen kann?

Die erste Generation hat es natürlich schwer. Die muss versuchen, sich erst mal zurechtzufinden und möglichst schnell integriert zu werden, in Jobs integriert zu werden, und das ist erst mal die Unterschicht. Wenn sie es innerhalb von einer Generation oder zwei Generationen schaffen, sich nach oben zu arbeiten – super, da bin ich dafür, das zu unterstützen, das finde ich auch gut.

Aber ist es Aufgabe von Regelklassen, diese Integration zu betreiben? Von Lehrern, die das nicht gelernt haben, die Deutsch nie als Unterrichtsfach hatten? Ist es die Aufgabe, diesen Schülern Deutsch beizubringen? Ich glaube, das ist es nicht. Aus meiner Sicht müssten diese Schüler erstmal intensiv Deutschkurse haben. Und das muss nicht unbedingt an einer Regelschule stattfinden. Aktuell findet es aber an den Regelschulen statt und das führt dazu, dass wir an jeder Regelschule sogenannte DaZ-Klassen haben, sogenannte Deutsch-als-Zweitsprache-Klassen.

In diesen DaZ-Klassen lernen die Schüler zwölf, vielleicht auch mal 13 oder 15 Stunden, manchmal aber auch nur sechs Stunden in der Woche Deutsch und in den restlichen Stunden sind sie weiter im Klassenverbund und laufen eigentlich so nebenher.

Nochmal zur Pisa-Studie zurück: Was ist Ihre Bewertung?

Wir waren in Deutsch und Mathematik gleichermaßen schwach. Und gerade in Mathematik liegt ja eigentlich die Chance. Mathematik hat viel mit Zahlen zu tun. Und dass wir da so schlecht abschneiden, das kann ich schwerlich verstehen. Dass wir in Deutsch schwach abschneiden, liegt sicherlich an den genannten und weiteren verschiedenen Punkten. Etwa zu viele Medien, zu wenig Gespräche mit Erwachsenen, auf der anderen Seite sehr viel Zuwanderung, da kommen Menschen, die Deutsch einfach nicht als Muttersprache haben. Und obendrauf dann noch die Pandemie, die da sicherlich auch ihren Teil beigesteuert hat als Verstärker.

Mal von der Sprache weg, ist der Bildungshintergrund der Eltern auch eine entscheidende Größe? Hier eine Chancengleichheit anzustreben, ist das nicht illusorisch?

Ja, das muss man langsam aufbauen. Von der Unterschicht arbeitet man sich hoch in die Mittelschicht.

Über Generation meinen Sie?

Genau. Also die dritte Generation. Da nehme ich wahr, die ist deutlich angepasster, die vertreten auch westliche Werte. In der ersten Generation ist das mit den Wertvorstellungen nicht so ganz einfach.

Das konkurriert jetzt vielleicht mit unseren türkischen und türkischstämmigen Mitbürgern, die in der ersten Generation begeisterte Deutschland-Freunde waren und in der dritten, vierten Generation oft wieder neue Probleme bekommen haben. Und das, obwohl die Sprache da nicht mehr das Problem war?

Ja, da sind auch massivste Fehler in der Siedlungspolitik gemacht worden. Auch beim Umgang mit Religionen sind massive Fehler gemacht worden.

Danke für das Gespräch!
__________________
Norbert Lindenthal

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Detlef Lindenthal
13.11.2023 20.49
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Herr Papier war, gemeinsam mit dem inzwischen gestorbenen Herrn Hömig, derjenige, der seitens der Verfassungsrichter (m/w/d) unsere Rechtschreibung federführend abgeräumt hat. Ein ganz mieser Charakter nach meiner Meinung, Justizschlampe, für Geld macht er alles.


(Vor der Verfassungsklage hatte ich seinerzeit gewarnt und sehr von ihr abgeraten.
Als ich von Richter Hömig bereits die Beschlußweise fernmündlich erfahren hatte und daraufhin dann die Kläger, von mir darum angebettelt, die Klage zurückgenommen haben, haben die Verfassungs„richter“ das nicht erlaubt, denn sie wollten ihr Lügen-Urteil herausbringen.)
__________________
Detlef Lindenthal

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Norbert Lindenthal
12.11.2023 08.47
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Epoch Times

Epoch Times, 2023-11-12
Link

Oberster Verfassungsrichter a. D. Papier: Grundrechte müssen auch in Zeiten von Notlagen gelten
Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier ist mit der deutschen „Judikatur“ hart ins Gericht gegangen: In der Coronazeit habe sogar das oberste Deutsche Gericht den „Anforderungen des Rechtsstaats“ nicht immer genügt.

Titelbild
Für Prof. Hans-Jürgen Papier, dem ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, sind die Anforderungen des Rechtsstaats während der Coronajahre „nicht immer hinreichend beachtet und durchgesetzt“ worden (Archivbild).Foto: Boris Roessler/dpa/dpa


Von Patrick Reitler, 10. November 2023

Prof. Hans-Jürgen Papier (CSU), der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG), hat die deutsche Rechtsprechung für ihr Verhalten während der Coronakrise kritisiert.

„Gesetzgebung und Verwaltung, aber mit Einschränkung auch die Judikatur, insbesondere die des Bundesverfassungsgerichts, haben im Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung die Anforderungen des Rechtsstaats nicht immer hinreichend beachtet und durchgesetzt“, erklärte der Staatsrechtler in einem Gastbeitrag für das Magazin „Cicero“.

Zu viele Versäumnisse im „Fürsorgestaat“

Die „Anforderungen des Rechtsstaats“ bestehen nach Auffassung von Papier in einer Reihe von Grundsätzen beziehungsweise Pflichten, an die sich eben auch die Judikative – also die rechtsprechende Gewalt – zu halten hat. Das BVerfG aber habe es als höchste deutsche Justiz-Instanz versäumt, eigenhändig „verfassungsrechtliche Maßstäbe“ zu entwickeln, „welche die höchst unterschiedlichen Schweregrade der diversen Grundrechtsbeschränkungen angemessen“ berücksichtigt hätten, so Papier im „Cicero“ (Bezahlschranke).

Das Bundesverfassungsgericht habe zudem die „Freiheitlichkeit unserer rechtsstaatlichen Ordnung“ aufs Spiel gesetzt, indem es dem Staat „ein undifferenziertes, allgemeines und letztlich unbegrenztes verfassungsrechtliches Plazet für Freiheitsbeschränkungen und Grundrechtssuspendierungen jeder Art und jeden Ausmaßes“ erteilt habe. So etwas aber berge Gefahren:

„Ein Staat, der alle persönlichen Risiken seinen Bürgerinnen und Bürgern abzunehmen versucht, wird selbst zum Risiko für die Freiheitlichkeit der Gesellschaft.“

Ganz gleich, wie berechtigt die Rufe der Bürger etwa nach effektiven Schutzmaßnahmen oder nach einer besseren Klimapolitik auch sein mögen: Niemals dürften dafür die Freiheitsrechte wegfallen, gab Papier zu bedenken – schon gar nicht „zugunsten eines auf Obrigkeit, Reglementierung, Überwachung und eines, die freien Bürgerinnen und Bürger dieses Landes mehr oder weniger als Untertanen behandelnden Fürsorgestaats“.

Karlsruhe auf Regierungslinie

Der Juraprofessor spielte damit wohl auf eine Reihe von Beschlüssen an, die der Erste Senat des BVerfG unter dem Vorsitz von Stephan Harbarth (CDU) seit November 2021 getroffen hatte. Damals ging es hauptsächlich um jene Be- und Einschränkungen, die den Menschen in Deutschland aufgrund der sogenannten „Bundesnotbremse“ zwischen Ende April und Ende Juni 2021 auferlegt worden waren.

In jedem Streitfall hatte das höchste deutsche Gericht entschieden, dass die Gesetze, Maßnahmen und Verordnungen, mit denen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen sowie Einschränkungen für die Gastronomie – insbesondere das Hotelgewerbe – geregelt worden waren, mit dem Grundgesetz vereinbar gewesen seien.
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Argumentationslinien, nach denen die Not kein Gebot kenne, der (gute) Zweck jedes Mittel heilige und es bei einer „Pandemiebekämpfung […] keine roten Linien“ geben dürfe, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch im Dezember 2021 proklamiert hatte, sollte nach Meinung des Staatsrechtlers Papier im „freiheitlichen Verfassungsstaat […] selbst in Not- oder Krisenzeiten eindeutig zurückgewiesen werden“. Denn:

Es steht völlig außer Zweifel, dass die Grundrechte des Grundgesetzes auch in Zeiten von Notlagen gelten müssen. Unsere verfassungsmäßige Ordnung kennt keine Notstandsverfassung, die eine völlige oder auch nur partielle Suspendierung der Grundrechte gestattet.“

Einschränkungen müssen verhältnismäßig sein

Papier verweist in seinem Gastbeitrag ausdrücklich immer wieder auf das „Grundprinzip der Verhältnismäßigkeit“ als Maßstab jedwedes juristischen Handelns. Dieses Prinzip sei „auch in Krisenzeiten“ unbedingt zu wahren.

Es genüge keinesfalls, sich einfach „ganz abstrakt“ auf den Gesundheitsschutz zu berufen, um staatliche Schutzmaßnahmen „ganz pauschal zu legitimieren“. Vielmehr müsse ein Gericht „schon präziser“ darauf blicken, ob und inwiefern überhaupt „eine Gefahr für das Gesundheitssystem“ drohe.

„Im Rahmen der Verhältnismäßigkeitserwägungen“, so Papier, hätte es auch einer frühzeitigen Ansage an die „zuständigen staatlichen Stellen“ bedurft, bestimmte Daten zu ermitteln und Sachverhalte aufzuklären. Diese hätte man für „eine rechtzeitige und aussagekräftige Evaluation“ der Gesamtlage gebraucht.
Papier fordert „rechtswissenschaftliche“ Aufarbeitung

Doch die „verantwortlichen staatlichen Stellen“ hätten genau das eben unterlassen, obwohl schon die Rechtsprechung im Allgemeinen und das Verfassungsgericht im Besonderen „auf eine rechtzeitige Evaluierung der Geeignetheit und Verhältnismäßigkeit der schwerwiegenden Grundrechtseinschränkungen und damit auf die Schaffung einer relativ gesicherten Datenbasis“ hätten drängen sollen. Da dies nicht geschehen sei, sei „die Erkenntnislage selbst am Ende der Pandemiezeit in weiten Bereichen nicht viel besser […] als in der Anfangszeit der epidemischen Lage“. So etwas dürfe sich nicht wiederholen:

„Alle diese Fragen bedürfen unbedingt der rechtswissenschaftlichen Aufarbeitung, damit in künftigen ähnlichen Krisenzeiten der Rechtsstaat auch unter juristischen Aspekten besser gewappnet ist.“

Dass Daten und Fakten von Anfang an nicht in ausreichendem Maße erhoben worden waren, hatten bereits auch etliche andere Wissenschaftler und Regierungskritiker beklagt – etwa der Virologe Prof. Hendrik Streeck, der Risiko-Experte Prof. Werner Bergholz, der Datenanalyst und Buchautor Tom Lausen („Die Intensiv-Mafia“) oder der Rechtsanwalt Sebastian Lucenti. Selbst das Bundesverwaltungsgericht Leipzig hatte schon Mitte 2022 die Datenlage zu COVID-19-Impfnebenwirkungen kritisiert.
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Maßnahmen müssen geeignet sein

Auch eine positive Antwort auf die Frage, ob es sich bei den verschiedenen Grundrechtsbeschränkungen der Coronazeit um „geeignete Mittel“ gehandelt habe, mit denen man „das legitime Schutzziel“ hätte erreichen können, ist für Papier ein Muss, um überhaupt zu diesen Mitteln greifen zu dürfen.

Stets müssten zumindest zwei Bedingungen erfüllt sein: Erstens dürfe es kein alternatives Mittel geben, das die Freiheitsrechte weniger beschränke, und zweitens dürfe der Schaden eines Mittels seinen Nutzen nicht überwiegen. Dessen ungeachtet gelte die Regel, dass „das Anforderungsprofil an die Rechtfertigung des Eingriffs mit zunehmender Dauer der gravierenden Freiheitsbeschränkungen wachsen“ müsse.

Bis heute keine „evidenzbasierte“ Auswertung

In Deutschland habe es aber bis heute „keine ‚evidenzbasierte‘ Auswertung der Schutzmaßnahmen, ihrer Eignung und Angemessenheit“ gegeben, so Papier. Folgerichtig habe „bis zum Schluss eine zuverlässige und präzise Beurteilung“ darüber gefehlt, „welche Maßnahmen wie wirksam“ und „welche Einschränkungen wirklich notwendig und angemessen gewesen“ seien.

Wenn man aber schon über „schwerwiegende Grundrechtseingriffe“ spreche, wie es sie in den Jahren seit 2020 gegeben hatte, dann dürften solche „Unklarheiten […] grundsätzlich nicht dauerhaft zulasten der Grundrechtsträger gehen“, stellte Papier klar.

Zur Person: Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier

Der gebürtige Berliner Hans-Jürgen Papier (CSU), Jahrgang 1943, wurde im April 2002 zum Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe ernannt. Er leitete das oberste deutsche Gericht bis zu seiner Pensionierung im Frühjahr 2010. Seitdem meldet er sich immer wieder kritisch zu Wort, wenn es um heikle politische Themen wie Enteignungen, illegale Einwanderung oder Impfpflichten geht. 2021 erschien im Heyne Verlag Papiers Buch „Freiheit in Gefahr: Warum unsere Freiheitsrechte bedroht sind und wie wir sie schützen können“. Sein Gastbeitrag im „Cicero“ markiert den Auftakt einer Serie namens „Die Causa Corona“.



- – - – - – - – -
… war da nicht was? :-)
Dieser Papier in Sachen Rechtschreibreform und Volksentscheid?
Als er selbst dran war, hat er die Rechtschreibreform abgeräumt, nicht wahr?
Norbert Lindenthal

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