“Präzisierung³
Der erste Bericht der Rechtschreibkommission vom Dezember 1997, zugleich Vorlage für die Mannheimer Anhörung, ist unveröffentlicht und trägt den Vermerk nicht für die Veröffentlichung bestimmt. Wir wollen ihn jedoch bald veröffentlichen, gerade weil die ganze Mannheimer Anhörung sogar in den Reformchroniken von Bertelsmann und IDS verschwiegen wird. Der Bericht hat den Untertitel: Vorschläge zur Präzisierung und Weiterentwicklung aufgrund der kritischen Stellungnahmen zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Der wesentliche Inhalt läßt sich aus meinem ausführlichen Kommentar (hier und als Anhang zum Kritischen Kommentar, 2. Auflage) erschließen. Damit etwas bekannter wird, wozu die Reformer damals schon bereit waren, will ich hier eine Kleinigkeit zitieren: Bei der Groß- und Kleinschreibung sollte § 56 (1) durch folgende Nummer ergänzt werden: E1: Bei den Wörtern Leid, Not, Pleite, Feind ist in den folgenden Fügungen Groß- oder Kleinschreibung möglich: Leid tun / leid tun, Not tun / not tun, Pleite gehen / pleite gehen, Feind sein / feind sein. Dazu ist anzumerken: Zwar ist hier die Großschreibung immer noch falsch, aber die Wiederzulassung der Kleinschreibung bedeutet doch eine Rücknahme der falschen Behauptungen, die der Neuregelung zugrunde liegen. Alle dies wurde aber dann zusammen mit den unumgänglich notwendigen Korrekturen bei der Getrennt- und Zusammenschreibung von den Politikern verboten, die wahrscheinlich unter Einfluß handelten, denn kurz zuvor hatten sie die Korrekturen ja ausdrücklich begrüßt. Wenn man das alles im Zusammenhang kennt, kommt es einem besonders komisch vor, daß manche immer noch etwas mit Klauen und Zähnen festhalten, was die Urheber längst aufgeben wollten. Natürlich werden die von den Reformern selbst gewünschten Korrekturen dennoch kommen, und dann wird der ganze Troß der Zeitungen usw. in die neue Marschrichtung einschwenken. Die Deutsche Presse-Agentur hat mir auch gerade geschrieben und ihre Uneinsichtigkeit bekräftigt.
Theodor Ickler Spardorf
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