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dpa
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Theodor Ickler
10.09.2001 12.59
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dpa setzt die Reform durch

Nachdem der Fragebogen der dpa vom August 1996 endlich aufgetaucht ist, läßt sich das gesamte Vorgehen der Deutschen Presse-Agentur nun im Zusammenhang dokumentieren.

(Rundschreiben der Deutschen Presse-Agentur an die Bezieher des Basisdienstes)

Hamburg, 14. August 1996

Rechtschreibreform

Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,
die Vertreter der deutschen Länder und einiger deutschsprachiger Staaten haben am 1. Juli die Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung beschlossen.
Bereits ab Herbst dieses Jahres wird den Erstkläßlern in acht von 16 Bundesländern die neue Rechtschreibung gelehrt, in Bayern und Bremen gilt die Reform auch schon in den Abschlußklassen.
Mit Wirkung vom 1. August 1998 wird die neue Rechtschreibung in Ämtern und Schulen eingeführt und ist dort nach einer Übergangszeit ab 31. Juli 2005 verbindlich.
Dies bedeutet, daß spätestens im Jahre 2005 die meisten Schulabgänger – übrigens auch die neue Generation des journalistischen Nachwuchses – ausschließlich die neue Rechtschreibung beherrschen. Es ist anzunehmen, daß sich bis spätestens zu diesem Zeitpunkt das Bild der tatsächlich geschriebenen Sprache merklich verändert haben wird.
Wir haben bereits vor einiger Zeit versucht, bei Gesprächen mit unseren Kunden deren Vorstellungen von den Folgen, die diese politische Entscheidung für unser Metier haben wird, zu erkunden. Damals hatte eine Meinungsbildung offensichtlich entweder kaum stattgefunden oder beschränkte sich auf die Aufforderung, sich der Rechtschreibreform zu widersetzen.
Zahlreiche Anfragen aus dem Kreis unserer Kunden nach der Unterzeichnung vom 1. Juli lassen uns vermuten, daß sich zwischenzeitlich das allgemeine Problembewußtsein weiterentwickelt hat und Sie entsprechende Vorschläge von uns erwarten.
Unser heutiger Brief ist mit den anderen deutschsprachigen Nachrichtenagenturen abgestimmt. Die Agenturen gehen davon aus, daß eine Veränderung der Rechtschreibung nur gemeinsam erfolgen kann. Voraussetzung für eine geänderte Rechtschreibung der deutschsprachigen Agenturen ist jedoch, daß diese Veränderung von den Kunden akzeptiert oder gewünscht wird. Dabei gehen wir davon aus, daß eine solche Änderung des Agenturmaterials bei den meisten unserer Kunden nur gleichzeitig mit einer Umstellung auf die neue Rechtschreibung im gesamten redaktionellen Teil von Zeitungen und Zeitschriften erfolgen kann. Voraussetzung dafür ist unter anderem die Umstellung von Redaktions- und Datenbanksystemen.
Das bedeutet, daß jeder Schritt der Agenturen nur im Einklang mit erheblichen Anstrengungen der Kunden vorgenommen werden kann. Abgesehen von der Akzeptanz durch die Leser handelt es sich hier vermutlich vor allem um ein Ausbildungsproblem sowie um möglicherweise nicht unerhebliche technische Veränderungen beispielsweise in den Rechtschreibprogrammen von Redaktionssystemen.
Unserer Ansicht nach ist eine Umstellung auf die neue Rechtschreibung letztlich unvermeidlich – vor allem, weil die nachwachsende Lesergeneration anderenfalls den Printmedien verlorengehen könnte.
Wie halten zwei Wege für denkbar:

1)Anwendung aller wesentlichen neuen Rechtschreibregeln ab einem festzulegenden Zeitpunkt.
Dies würde bedeuten: Schlagartige Veränderung des neuen Agenturmaterials über Nacht: Ausgenommen werden könnten einige neue Schreibweisen, deren Akzeptanz derzeit noch besonders fraglich erscheint. Vorteil dieses Verfahrens wäre die relativ übersichtliche Umstellung von Redaktionssytemen und Datenbanken.

2)Schrittweise Anwendung der neuen Rechtschreibregeln in beispielsweise drei Etappen:
1.Etappe: Anwendung der Regeln zur Getrenntschreibung sowie zur Groß- und Kleinschreibung
2.Etappe: Anwendung der Regeln über den Gebrauch von „ss“ und "ß"
3.Etappe: Anwendung der Regeln über neue Schreibweisen von Wörtern, sofern diese nicht bereits durch die beiden vorhergegangenen Etappen erfaßt wurden.
Ein möglicher Vorteil wäre, die Einführung der überaus gewöhnungsbedürftigen neuen Rechtschreibung für all jene Leser zu erleichtern, die durch die Stichtagelösung
möglicherweise verschreckt würden. Sie böte beispielsweise die Möglichkeit, die zweite Etappe erst dann einzuführen, wenn im öffentlich wahrnehmbaren Schriftbild die Akzeptanz erkennbar ist.
Ein möglicherweise gewichtiger Nachteil kann in den technischen Problemen liegen, die diese Staffelung mit sich brächte.
Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen sind nun darauf angewiesen, daß Sie uns Ihre Wünsche mitteilen, Sie finden daher als Anlage einen Fragebogen. Bitte füllen Sie ihn sorgfältig aus, und schicken Sie ihn bis zum 31. August 1996 an die dpa-Chefredaktion zurück.
Anhand des Meinungsbildes werden wir – die deutschsprachigen Agenturen – dann entscheiden müssen. Dabei ist nicht auszuschließen, daß diese Entscheidung dem Wunsch einer substantiellen Minderheit zuwiderläuft. Gerade deswegen sind wir in höchstem Maße daran interessiert, daß angesichts der Bedeutung des Themas möglichst alle unsere Kunden ihre Meinung äußern.
Selbstverständlich werden wir Sie umgehend über das Ergebnis dieser Kunden befragung informieren. Ich bedanke mich schon jetzt für die Mühe, der Sie sich unterziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dr. Wilm Herlyn

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Kommentar: Wie zu erkennen ist, betrachtet die Deutsche Presse-Agentur die Reform als unabwendbar und legt ihren Kunden nahe, die Lage ebenso einzuschätzen. Daß die Schulen kaum bei einer Neuschreibung bleiben könnten, wenn sich die Presse verweigerte, kommt nicht in den Blick. Die Warnung vor dem Verlust der nachwachsenden Leserschaft tut ein Übriges. Von einer objektiven und neutralen Behandlung des Gegenstandes kann keine Rede sein – wobei anzumerken ist, daß die Agentur kein staatliches Organ ist und daher sehr wohl auch zu der sachlich gebotenen Kritik berechtigt gewesen wäre.

---

Hier nun der Fragebogen. Die Deutsche Presse-Agentur wollte ihn nicht herausgeben, und in den Zeitungsredaktionen blieb die Suche viele Monate lang ergebnislos, bis ein Chefredakteur ihn mir Anfang September 2001 zur Verfügung stellen konnte:

Absender:


Antwort zur Umfrage Rechtschreibreform


1) Wir möchten, daß die Rechtschreibreform von den deutschsprachigen Nachrichtenagenturen vollständig mit

Stichtag 1. August 1998

vollzogen wird.

2) Wir möchten, daß die Rechtschreibreform von den deutschsprachigen Nachrichtenagenturen in drei Etappen vollzogen wird – und zwar mit einer noch genauer zu definierenden

ersten Etappe am 1. August 1998,

gefolgt von zwei weiteren Etappen, über deren Dauer und Zeitpunkt gemäß der tatsächlichen Akzeptanz der Rechtschreibreform später verbindlich entschieden wird.

3) Wir möchten, daß die Rechtschreibreform am ... vollzogen wird.

4) Wir möchten, daß die Rechtschreibreform ungeachtet der Veränderungen im amtlichen Gebrauch der deutschen Sprache von den Nachrichtenagenturen bis auf weiteres überhaupt nicht vollzogen wird.



(Unterschrift)


............., den .......... 1996

---
Kommentar: Wieder wird deutlich, welche Tendenz Herlyn verfolgt. Die Möglichkeit der Verweigerung wird erst als letzte und durch den Hinweis auf die geplante amtliche Schreibweise als einigermaßen abwegig dargestellt. Die Gefahr der Selbstisolierung wird heraufbeschworen.

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Das Ergebnis dieser Befragung wurde vier Wochen später mitgeteilt:


Hamburg, 11. September 1996

Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

mit Rundschreiben vom 14. August 1996 hatte ich Sie gebeten, bis zum 31. August einen Fragebogen zur Rechtschreibreform auszufüllen.
Nach einer Auswertung dieses Fragebogens mit Stand 11. September votieren 77 Medienkunden dafür, die Rechtschreibreform mit Stichtag 1. August 1998 vollständig zu vollziehen.
17 Medienkunden haben sich entschieden, daß die Rechtschreibreform in drei Etappen vollzogen wird – und zwar mit einer noch genauer zu definierenden ersten Etappe vom 1. August 1998 an.
Insgesamt neun Medienkunden votieren für verschiedene Daten, vom 1. Juli 1997 (ein Kunde) bis „so spät wie möglich“ (ein Medienkunde).
Für die Aussetzung des Vollzugs der Rechtschreibreform bis auf weiteres plädieren insgesamt vier Medienkunden.
Über den Fortgang der Diskussion werden wir Sie weiter informieren.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Wilm Herlyn

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Anmerkung: Wie die Zeitungen dieses Vorgehen der dpa empfanden, ist in meinem Buch „Regelungsgewalt“ mit einschlägigen Zitaten dargestellt.
__________________
Th. Ickler

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Dominik Schumacher
09.08.2001 11.33
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Antwort auf die Frage nach Umfrageergebnis„sen“ unter den Zeitungsredaktionen

13.12.2000
Antwort des Bundesverbandes der deutschen Zeitungsverleger




Sehr geehrter Herr Lindenthal,

haben Sie vielen Dank für Ihre E-Mail von heute. Ich bin allerdings etwas überrascht über Ihre Fragen. Ich hatte Herrn Schumacher telefonisch – freundlicherweise – angeboten, mich um die Zusendung der Originalbögen von 1996 durch die DPA an Sie zu bemühen. Aber auf welchen „Fakten“ basieren wohl Ihre Überlegungen?

Es tut mir Leid, aber der BDZV wird sich nicht über Spekulationen mit Ihnen auseinandersetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Anja Pasquay

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Jörg Metes
19.06.2001 20.42
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P.S.

6. „Tabellenführer“, aber „Tabellen-Zweiter“

„Der 1. FC Nürnberg ist zurzeit unbezwingbar. Der Tabellenführer der 2. Bundesliga bleibt [...] als einzige deutsche Profimannschaft ungeschlagen. [...] Der Vorsprung des Teams von Trainer Klaus Augenthaler auf den Tabellen-Zweiten Rot-Weiß Oberhausen (20) beträgt nun sieben Punkte.“ („Nürnberg weiter ungeschlagen“ / dpa vom 06.11.00)

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Jörg Metes
17.06.2001 10.58
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ANARCHIE BEI DER DPA


1. „Rot-Licht-Milieu“, aber nicht: „rausch-gift-süchtig“

„Grammy-Gewinnerin Natalie Cole (50) ist in ihrer Biografie schonungslos offen: Sie ist danach als Mädchen missbraucht worden, hat im Rot-Licht-Milieu gearbeitet, war rauschgiftsüchtig und wäre über den Tod ihres weltberühmten Vaters fast zerbrochen“. („Natalie Cole lässt in ihrer Biografie nichts aus“ / dpa 27.10.00 )

2. „Zu-Bett-bringen“, aber „in Kraft Treten“

„Nach Justizangaben vom Donnerstag hatte die Frau ihren 36-Jährigen Mann nach dem Zu-Bett-bringen der drei Kinder gefesselt, geknebelt und an die Hausfassade gehängt.“ („Sado-Maso-Spiel mit grausamem Ende – Ehemann starb an Hausfassade“ / dpa 09.11.00)

„Seit dem in Kraft Treten wurden sechs Freier bei Gerichtsverhandlungen verurteilt und fünf weitere ohne Verfahren mit Bußgeldern belegt.“ („Polizei: Verbot von Sex-Kauf hält Schweden nicht von Dirnen weg“ / dpa 02.11.00)

3. „Krisen geschüttelt“, aber nicht „Hand fest“

„Der Krisen geschüttelte VfB Stuttgart hofft trotz des handfesten Skandals um „Stänkerer“ Krassimir Balakow auf ein zweites „Wunder von Rotterdam“" („Krisen geschüttelter VfB hofft auf zweites „Wunder von Rotterdam“ „Von Elmar Dreher / dpa 22.11.00)

4. Aber „Handteller groß"

„Die Bevölkerung wurde um Hilfe gebeten, weil „Seila“ an einem Handteller großen weißen Fleck leicht zu erkennen ist.“ ("Österreichs Zoll sucht drei verschwundene Elefanten“ / dpa 17.01.01)

5. „Europa weit“, „Form schwach“, „aus gefeilt“

„Der FC Bayern München wird den Europa weit umworbenen tschechischen Fußball-Nationalspieler Tomas Rosicky nicht verpflichten.“ („FC Bayern verzichtet auf Rosicky: „Erhöhte Transfer-Forderungen“ "/ dpa 08.01.01)

"„Dieses Niveau reicht nicht zum Weiterkommen“, kritisierte der selber Form schwache Krassimir Balakow die weitgehend biedere Vorstellung.“ („VfB nicht schön und toll in Tirol“ – Von Elmar Dreher / dpa 27.10.00)

„Mit skurriler Sprechkunst, aus gefeilter Körpersprache und originellen szenischen Lösungen präsentierte die Volksbühne Berlin am Donnerstagabend ...“ („Geteiltes Echo auf Berliner Bühnenfassung von „Elementarteilchen“" / dpa 30.11.00)

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Theodor Ickler
04.05.2001 14.47
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Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen

Beschluß zur Umsetzung der Rechtschreibreform
(Mit ergänzendem Hinweis zur Einführung ab 31. Juli 1999)


Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen haben am 16. Dezember 1998 in Frankfurt einvernehmlich nach intensiver Beratung beschlossen, die Reform der deutschen Rechtschreibung weitestgehend und in einem Schritt umzusetzen. Wichtigstes Ziel war, die Rechtschreibung im Sinne der (gemeinsamen) Kunden nicht nur einheitlich, sondern auch eindeutig festzulegen. Die Notwendigkeit der Eindeutigkeit ergibt sich vor allem daraus, daß die eingesetzten elektronischen Systeme bei der Nutzung von Schreibvarianten in ihren Suchfunktionen behindert würden. Zudem müssen Schreibweisen ”mit einem Blick” optisch identifiziert und zugeordnet werden können.

Ausschlaggebend für den Umsetzungsbeschluß war die Überlegung, daß die neuen Schreibweisen in naher Zukunft eine Selbstverständlichkeit sein werden und daß die (Zeitungs-) Leser künftig in allen Bereichen des öffentlichen Lebens mit den neuen Regeln konfrontiert werden. Ein weiterer Punkt war, daß es nicht Aufgabe der Agenturen sein kann, die Reform zu steuern oder zu verhindern. Bei ihren Beratungen haben sich die Agenturen an
der Systematik des Internationalen Arbeitskreises für Orthographie, der die Reform erarbeitet hat, orientiert.
An der Erarbeitung des Beschlusses waren die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (AFP, AP, dpa, ddpADN, epd, KNA, Reuters, sid, vwd, APA (Österreich) und SDA (Schweiz)) gleichberechtigt beteiligt.

Die Agenturen sind sich bewußt, daß sie mit ihrem Beschluß lediglich einen ersten Schritt für eine einheitliche und eindeutige Schreibung in ihren Häusern tun können. Die genannten Festlegungen für Schreibweisen können nur exemplarischen Charakter haben. Die Vorlage einer vollständigen Liste sämtlicher neuer Schreibweisen liegt außerhalb der Möglichkeiten der Agenturen.
Die Agenturen werden künftig die Rechtschreibung aufmerksam beobachten und gegebenenfalls auf neue Entwicklungen reagieren.

Die Umstellung auf die neue Rechtschreibung wird seitens der Agenturen am 1. August 1999 erfolgen. Bis dahin werden sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Häusern auf die
neuen Schreibweisen einstellen müssen. Aber auch die eingesetzten elektronischen Systeme müssen ”lernen”, ihre Rechtschreibprüfprogramme und die elektronischen Wörterbücher von Datenbanksystemen müssen angepaßt werden.

Hinweis: Auf einem Seminar der Ifra in Darmstadt hat die Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen am 10.6.1999 ihren Beschluß zur Umsetzung der Reform bestätigt. Die Beispielliste der neuen Schreibweisen, die zuletzt Mitte Februar 1999 verbreitet wurde, ist überprüft und ergänzt worden. Sie entspricht damit der endgültigen Fassung zur Einführung der Rechtschreibreform am 1. August 1999. Vereinbarungsgemäß wurde sie um eine Liste der feststehenden Begriffe und eine Ausnahmeliste zur Getrennt- und Zusammenschreibung erweitert.

Die Nachrichtenagenturen werden die neue Schreibweise vom 31. Juli 1999 an in ihren Diensten anwenden.
Die Agenturen haben den Beschluß bestätigt, Wörter mit den Silben ”phon”, ”phot” und ”graph” dann in der alten Form zu schreiben, wenn sie im Wissenschaftsbetrieb gebräuchlich sind. Wünsche, hier eine klare Regelung für die generelle Schreibweise ”fon”, ”fot” und ”graf” zu wählen, wurden zurückgestellt, weil viele Verlagshäuser bereits die Ausnahme-Regelungen angekündigt und veröffentlicht und weil Schulungen begonnen haben.

Die Agenturen beabsichtigen, mit dem 1. August eine Beobachtungphase zu beginnen, deren Dauer noch nicht festgelegt ist. In dieser Phase soll die Anwendung der neuen
Rechtschreibregelungen beobachtet werden, bevor über eine neue Überarbeitung der Wortlisten entschieden wird. Über eine neue Überarbeitung soll ein noch zu bildendes
Gremium befinden, dem neben den Agenturen Vertreter der Medien und der Wissenschaft angehören sollen.

Die Umsetzung der Reform im Einzelnen: (Mit !!! sind die Positionen gekennzeichnet, bei denen die Agenturen von den offiziellen Regelungen abweichen.)

A. Laut- Buchstabenzuordnung

Die Regelung verfolgt das Ziel, die gleiche Schreibung eines Wortstammes möglichst in allen Wörtern der Wortfamilie sicherzustellen.

1. Einzelfälle mit Umlautschreibung (Stammprinzip)
Beispiele: behände (zu Hand), belämmert (zu Lamm), Gämse (zu Gams), Quäntchen (zu Quantum), schnäuzen (zu Schnauze), Stängel (zu Stange), überschwänglich (zu Überschwang), verbläuen (zu blau), aber: aufwendig (zu aufwenden), Schenke (zu ausschenken), Schneewechte

2. Einzelfälle mit Verdoppelung des Konsonantenbuchstabens nach kurzem Vokal Beispiele: Karamell (zu Karamelle), nummerieren (zu Nummer), platzieren (zu Platz),
Stuckateur (zu Stuck), Tollpatsch (zu toll)

3. ss für ß nach kurzem Vokal
Zur Sicherstellung der gleichen Schreibung der Wortstämme wird der Wechsel von ss zu ß nach kurzem Vokal aufgehoben.
Bei lang gesprochenem Vokal bleibt das ß erhalten. Es kennzeichnet die Länge des vorausgehenden Vokals oder einem Doppellaut vor einem stimmlosen s-Laut (draußen, beißen).
Beispiele: Hass, er hasst, Kuss, sie küssten sich, Schloss, erlässt, er muss, dass

4. Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen
Treffen bei zusammengesetzten Wörtern (Komposita) drei Konsonanten aufeinander, bleiben alle Buchstaben erhalten. Die Nachrichtenagenturen empfehlen, entsprechend den neuen
Regeln immer dann einen Bindestrich zu setzen, wenn es der Lesbarkeit eines Wortes dient – (lt. Regelwerk ausdrücklich zugelassen).
Beispiele: Balletttänzer (Ballett-Tänzer), Flusssand (Fluss-Sand), Flanelllappen (Flanell-Lappen), Fußballländerspiel (Fußball-Länderspiel), Eisschnelllauf (Eisschnell-Lauf), Genusssucht (Genuss-Sucht), usw.
– Schifffahrt sollte nicht durch den Bindestrich (Schiff-Fahrt) gekoppelt werden, weil sonst Wörter wie Schiff-Fahrtslinie u.a. entstehen!
Treffen bei Zusammensetzungen drei Vokale aufeinander, wird immer ein Bindestrich gesetzt:
Beispiele: Tee-Ei, Tee-Ernte, See-Elefant
Erhalten bleibt bei der Endung –heit das h:
Beispiele: Rohheit (zu roh), Zähheit (zu zäh)
Gleichfalls erhalten bleibt das r bei Zierrat und das st bei selbstständig (von selbst+ständig)

1. Systematisierung von Einzelfällen
Die Schreibung der Wörter rauh und Känguruh ändern sich zu rau (wie blau, grau, schlau) und Känguru (wie Gnu, Kakadu).
Bei Substantiven mit den Endungen –anz und –enz bleibt das z bei abgeleiteten Wörtern erhalten.
Beispiele: essenziell (zu Essenz), Differenzial, differenziell (zu Differenz), Potenzial, potenziell (zu Potenz), substanziell (zu Substanz)

2. Fremdwörter
Die Nachrichtenagenturen werden Fremdwörter aus lebenden Sprachen nicht !!! eindeutschen.
Beispiele: Ketchup, Spaghetti, Necessaire, Portemonnaie, Facette, Boutique, Chicoree,
Fremdwörter aus toten Sprachen werden dann eingedeutscht, wenn Varianten möglich.
Die Buchstaben ph werden zu f, th zu t, rh zu r.
Beispiele: Telefon, Megafon, Fotograf, Grafik, Biografie, quadrofon, Delfin, Panter, Tunfisch, Myrre.
aber: Theater, Thematik, Thermometer, Theorie, Philosophie,
(Wörter dieser Art standen in der Rechtschreibreform nicht zur Diskussion)
Ausnahme: Im Wissenschaftsbetrieb gebrauchte Fachwörter werden in der alten Form geschrieben. Dieses gilt auch für die Berichterstattung außerhalb des Bereichs der
Wissenschaftsberichterstattung.
Beispiele: Phon, Photovoltaik, Photometrie, Photosynthese, Demographie, Geographie, Mammographie, Therapie,

B Getrennt- und Zusammenschreibung

1. Verbindungen von Substantiv und Verb werden generell getrennt geschrieben.
Beispiele: Rad fahren, Halt machen,

2. Verbindungen von Verb und Verb werden generell getrennt geschrieben. Die Unterscheidung zwischen konkreter und übertragener Bedeutung entfällt, sie ergibt sich aus dem Kontext.
Beispiele: sitzen bleiben, fallen lassen, gefangen nehmen

3. Verbindungen von Substantiv/substantivierten Verbindungen u.a. und Partizip werden generell getrennt geschrieben.
Beispiele: Gewinn bringend, Blumen pflückend, nahe stehend, Laub tragend, allein Erziehende, Deutsch sprechend

4. Verbindungen von aneinander/auseinander/beieinander usw., aufwärts/abwärts usw. und Verb werden getrennt geschrieben.
Beispiele: aneinander fügen, zueinander finden, abwärts gehen

5. Getrennt geschrieben werden wie so viele, wie viele jetzt auch so viel, wie viel. Dagegen werden jetzt alle Verbindungen mit irgend zusammengeschrieben.
Beispiele: irgendetwas, irgendjemand, (wie: irgendwer)

C. Schreibungen mit Bindestrich

1. Der Bindestrich kann immer dann verwendet werden, wenn zusammengesetzte Wörter besser lesbar gemacht werden sollen. (siehe auch A.4 Erhalt der Stammschreibung bei
Zusammensetzungen).
Beispiele: Abfall-Recycling, Donau-Dampfschifffahrt, Tee-Ei, Lotto-Annahmestelle,

2. Bei Ziffer-Wort-Verbindungen werden die Agenturen einen Bindestrich setzen.
Beispiele: 17-jährig, 20-Tonner
Ausnahmen: Die Agenturen bleiben dabei die Ziffern eins bis zwölf als Wort zu !!! schreiben. Bei solchen Verbindungen wird kein Bindestrich gesetzt.
Beispiele: Dreitonner, Zweipfünder, achtjährig, Sechszylinder

3. Mehrgliedrige englische und amerikanische Fremdwörter werden die Agenturen !!! wie folgt schreiben:
(1) Zusammensetzungen aus Substantiven werden mit Bindestrich geschrieben; beide Komponenten beginnen mit Versalien.
Beispiele: Cash-Flow, Centre-Court, Full-Time-Job, Job-Sharing, Jumbo-Jet, Science-Fiction, Sex-Appeal, Tie-Break, Shopping-Centre
(2) In einem Wort (und versal) werden Begriffe wie im Englischen geschrieben, deren zweite Komponente ein Adverb ist.
Beispiele: Blackout, Comeback, Countdown, Knockout, Layout, Playback etc.
Ausnahmen: Go-in, Know-how, Make-up, Turn-around
(3) Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv werden getrennt und beide versal geschrieben.
Beispiele: Joint Venture, Common Sense, Corned Beef, Fair Play, Fast Food, Happy End, Hot Dog, Small Talk, Soft Drink

D. Groß- und Kleinschreibung

1. Verbindungen von Substantiv und Präposition oder Verben werden generell groß geschrieben.
Beispiele: in Bezug auf, im Grunde genommen, Rad fahren, Angst machen, Schuld geben, Pleite gehen,

2. Substantivierte Adjektive, unbestimmte Zahladjektive und Adjektive in festen Wortverbindungen werden – auch wenn sie im übertragenen Sinn gebraucht werden – groß geschrieben.
Beispiele: das Letzte, der Nächste, alles Übrige, nicht das Geringste, im Großen und Ganzen, im Allgemeinen, das Beste, auf dem Trockenen sitzen, den Kürzeren ziehen

3. Bezeichnungen von Tageszeiten werden in Verbindung mit heute, gestern, morgen groß geschrieben.
Beispiele: heute Mittag, gestern Abend, am Sonntagabend
aber: sonntagabends

4. Farb- und Sprachbezeichnungen in Verbindungen mit Präpositionen werden groß geschrieben.
Beispiele: auf Englisch, bei Grün

5. Paarformeln mit nicht deklinierten Adjektiven werden groß geschrieben.
Beispiele: Groß und Klein, Arm und Reich. Jung und Alt

6. Superlative mit der Präposition aufs werden groß geschrieben.
Beispiele: aufs Beste, aufs Herzlichste
7. Feststehende Begriffe (quasi Eigennamen) aus Adjektiv und Substantiv !!! werden auch künftig von den Agenturen groß geschrieben.
Beispiele: das Schwarze Brett, der Weiße Tod, die Erste Hilfe, (wie: Heiliger Vater, Regierender Bürgermeister, Stiller Ozean, Roter Milan, Zweiter Weltkrieg)

8. Wortverbindungen von Personennamen und Substantiven werden von den !!! Agenturen weiterhin groß geschrieben.
Beispiele: das Ohmsche Gesetz, die Goetheschen Gedichte

9. Die vertraulichen Anredepronomen werden von den Agenturen weiterhin groß !!! geschrieben.
Beispiele: Du, Dein, Dir, Euer, Euch

E. Zeichensetzung

Die Agenturen bleiben bei der alten Form der Zeichensetzung, um die Lesbarkeit ihrer Nachrichten, insbesondere für ihre Kunden aus dem Audio-Bereich, zu gewährleisten. (Diese
Option ist im Regelwerk ausdrücklich zugelassen.)

F. Worttrennung am Zeilenende
Die Agenturen werden auch künftig keine Trennungen von Wörtern am Zeilenende !!! vornehmen. Hintergrund ist, daß Worttrennungen in Agenturtexten problematisch für die
Weiterverarbeitung in Kundensystemen sind.

Hamburg, 21.6.1999
__________________
Th. Ickler

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