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IDS und Duden
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Theodor Ickler
29.10.2004 02.48
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Neues aus dem IDS

Schumacher, Helmut u. a.: VALBU – Valenzwörterbuch deutscher Verben.
Tübingen 2004 (Studien zur Deutschen Sprache 31). 1040 S.

Im Vorwort erfährt man, daß sich die Fertigstellung durch die Umstellung auf die neue Rechtschreibung verzögert hat. Die Verfasser behaupten, das Werk samt allen Belegen auf die Neuschreibung von 1998 umgestellt zu haben. Das trifft jedoch nicht zu, denn sie schreiben gleichlautend stets zusammen und lassen unter dem Eintrag Leid tun auch die Zusammenschreibung leidtun zu – beides ist aber erst im Zuge der Revision im Juni 2004 genehmigt worden. Die Wendung im allgemeinen ist durchweg klein geschrieben, was keiner Version der Reform entspricht. Falsch ist auch die 19-jährige (S. 445).

Beschrieben werden 638 Verben, die Auswahl richtet sich im großen und ganzen nach dem „Zertifikat Deutsch“ und hat, wie das ganze Werk, Lehrer für den Bereich Deutsch als Fremdsprache als Zielgruppe im Auge. Es handelt sich also nur um eine sehr kleine Zahl von Verben, diese werden aber in allen erdenklichen Lesarten und Konstruktionstypen vorgeführt (zum Beispiel 50 Einträge zu gehen mit 286 Beispielen; das Verb halten gibt es 26mal mit 186 Beispielen), wie es auf dieser elementaren Stufe der Sprachbehrrschung gar nicht sinnvoll ist. Dieses Vorgehen wird damit gerechtfertigt, daß die Deutschlerner in Gesprächen und Texten auch solchen seltenen Verwendungsweisen begegnen können (S. 21). Noch wahrscheinlich ist aber, daß sie anderen Verben begegnen, die in der Zertifikatsliste und in diesem Wörterbuch nicht auftreten. Redaktionsschluß war übrigens so früh, daß nicht mehr alle Verben der Zertifikatsliste von 1999 aufgenommen werden konnten.

Dem Werk ist eine Wörterbuchgrammatik vorangestellt, hauptsächlich die Verbergänzungen behandelnd. Verbzusätze sind nicht angemessen dargestellt, die Verbpartikeln werden zusammen mit den Präfixen abgehandelt und zum Verblexem gerechnet. Unpersönliche Verben sollen nur mit es vorkommen, aber unter frieren steht, das fakultativ unpersönliche mich friert (es) werde nicht abgehandelt (was übrigens schwer zu rechtfertigen ist).

Gegen die Erwartung enthält das Wörterbuch auch einige Mehrwortlexeme wie kennen lernen, sauber machen (!), fest halten, bekannt geben, Rad fahren, an sein. Es sind genau jene, die früher zusammengeschrieben und daher für das Wörterbuch bearbeitet wurden, nun aber auseinandergerissen sind, ohne daß die Verfasser sich von ihnen verabschieden mochten. (S. 23 werden diese Fälle aufgelistet.) Nur aus diesem Grunde ist umgekehrt auch wehtun aufgenommen.
Seltsam ist die Analyse von mir liegt viel daran usw. – mit viel als „AdvE“ (S. 537) Es ist ja offensichtlich Nominativergänzung.
Das Verb wiedersehen fehlt ganz; wahrscheinlich sind die Verfasser nicht sicher, ob dieses umstrittene Wort noch existiert oder nicht. Bedauerlicherweise fehlt auch zumute sein. Das ist schade, denn diese Wendung ist vielleicht die einzige, die nicht einmal fakultativ ein formales es zu sich nehmen kann, also tatsächlich subjektlos gebraucht wird.

Was die Behandlung von fest halten betrifft, entspricht sie nicht der Auffassung des Duden 2004, des DUW oder des Langenscheidt WbDaF, die hier Zusammenschreibung vorsehen. Das amtliche Wörterverzeichnis von 1996 scheint vorzuschreiben, daß Zusammenschreibung nur in der Bedeutung 'schriftlich notieren' zugelassen ist; vgl. auch § 34 E3 (3). Ob diese Deutung aber richtig ist, bleibt zweifelhaft. VALBU merkt außerdem an: „Nicht behandelt werden hier die Verben festhalten und fest halten.“ Der Grund dürfte der sein, daß die richtige Schreibweise all dieser „Verben“ zur Zeit nicht feststellbar ist. Die Beispiele befremden jedenfalls: In öffentlichen Verkehrsmitteln sollen sich die Fahrgäste während der Fahrt gut fest halten.

Unter erzählen 4 (von) kommen Beispiele mit über vor, was ziemlich verwirrt.

Der Hauptfehler des Werkes besteht darin, daß die Bedeutungsbeschreibungen, aus denen die Konstruktion weitgehend folgen würde, ganz vernachlässigt sind. Von vielen Verben sind zahlreiche, bis zu 50 Lesarten angeführt, die eine Mehrdeutigkeit nur vorspiegeln. Der innere Zusammenhang wird nicht deutlich. In der Benutzerführung wird das Verb verzeihen als Muster vorgeführt. Der zweite Eintrag, den Beispiele verdeutlichen wie Zu viel Alkohol verzeiht die Leber nicht. Zu heiß gewaschen zu werden, verzeiht ein Wollpulli nicht steht einfach nach dem ersten, ohne daß irgendein Hinweis auf die metaphorische Bedeutung zu finden wäre.

Orthographische Fehler (Stichprobe):

Meistens war ich der erste, den der Lehrer aufrief (419)
bedeutend-sten (420)
welche Begriffe nicht zu den Übrigen gehören (420)
In Badekleidung essen gehen, geht gegen den guten Geschmack. (414)
Einen neuen Termin ausmachen, geht nur schwer. (412)
Vor einer Urlaubsreise mit dem Auto muss man nachsehen, ob das Licht geht und den Ölstand messen. (412)
Als der Politiker daran ging ... (413)
Mönchlein, Mönchlein, Du gehst einen schweren Gang. (410)
heute nacht (435)
S. 176 fehlt das Komma nach Anführungszeichen.
S. 125 fehlt das Komma nach Korrelat-es.



Insgesamt wieder eines der sinnlosen und sinnlos kostspieligen IDS-Projekte, deren Ergebnis dann irgendwo im Regal verstaubt (wie vorher „Verben in Feldern“ und „Brisante Wörter“). Die Leute sind da, praktisch unkündbar, wissen aber nicht, was sie tun sollen.

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Th. Ickler

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Reinhard Markner
26.05.2001 09.57
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Editionsphilologie

Der Stand der Forschung auf diesem Gebiet wird durch Herbert Kraft, Germanistik-Professor in Münster, angemessen wiedergegeben :

»Die originale Orthographie trägt dazu bei, die reale Distanz zur Literatur der Vergangenheit bewußt werden zu lassen, und dient so zum Verstehen der dem historischen Subjekt zugehörigen Überlieferung. Literarische Texte zu modernisieren, bedeutet daher nur, sie zu verfälschen.«

»Während nach Regeln gesucht wurde, mit denen sich der Schaden bei der Modernisierung von literarischen Texten begrenzen lassen sollte, waren doch auch diese Arbeitsergebnisse meistens falsch, denn sie beruhten auf einer Unterscheidung zwischen Orthographie und Lautstand, die darum zustande kam, weil der historischen Schreibung die gegenwärtige hochdeutsche Lautung unterlegt war.«

Herbert Kraft : Editionsphilologie, Darmstadt 1990, S. 89 f.

(Das Kapitel »Orthographie und Interpunktion als Strukturelemente literarischer Texte -- oder Modernisierung als Historisierung«, dem diese Zitate entstammen, sei hiermit nachdrücklich zur Lektüre empfohlen.)

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Theodor Ickler
26.05.2001 08.29
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Haß-Zumkehr nennt einerseits die Veränderung der Schreibweise „für ein wissenschaftlich-philologisches Wörterbuch undenkbar“, erinnert aber zur Verteidigung dieses Verfahrens anderseits daran, daß das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm als „philologischstes“ aller deutschen Wörterbücher, genau dies getan habe. Der Widerspruch, den sie offenbar gar nicht bemerkt hat, löst sich natürlich insofern auf, als zu Grimms Zeiten noch andere Maßstäbe herrschten, was die Editionspraxis und Zitierweise betrifft. Ferner muß man bedenken, daß Grimms Wörterbuch nicht zu einer solchen Verfälschung führt wie der neue Duden-Zehnbänder, denn das DWB vernichtet keine Wörter und legt ungeachtet der Kleinschreibung gerade auf die Bestimmung der Wortarten und Wortbildungen großen Wert. Gerade dort findet man also zum Beispiel die Zusammensetzung „Handvoll“, während der Duden sie vernichtet usw.
Immerhin sind wir dankbar für die Klarstellung, daß dem Duden die Durchsetzung der Rechtschreibreform wichtiger ist als die wissenschaftliche Dokumentation des deutschen Wortschatzes.
Im übrigen findet sich in dem gesamten Buch die bekannte jahrzehntealte Animosität des IDS gegen den Dudenverlag, dessen „Entmachtung“ über viele Jahre hin das Ziel der vom IDS ausgehenden Reformaktivitäten gewesen ist. Die Angriffe auf den „kommerziellen“ Duden sind mit Eigenwerbung des IDS verbunden.

Das Buch ist in einer Art Reformorthographie gehalten, die, wie auch andere Schriften von IDS-Mitarbeitern, stark von der amtlichen Neuregelung abweicht. Zusammengeschrieben werden zum Beispiel „sogenannt“, „selbstgebildet“, „selbstgesponnen“ (u.ä.), „schwerverständlich“, „fertigstellen“, „verlorengeangen“, „kennenlernen“, „durcheinanderwürfeln“, „ernstzunehmende“; klein geschrieben werden „recht haben“, „ein drittes“, „im übrigen“, „im allgemeinen“, „letzerer“, „im einzelnen“, „einer der ersten“ u.a.; ck wird wieder getrennt: „dek-ken“.
Es bleibt also fast nur die ss-Schreibung.

Da man annehmen darf, daß mitten im IDS besonders gute Kenntnisse über die weiteren Absichten der Reformer verbreitet sind, läßt sich vielleicht schließen, daß diese Rücknahmen auch offiziell bevorstehen.
– geändert durch Theodor Ickler am 27.05.2001, 17:32 –
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
26.05.2001 08.16
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Aus: Ulrike Haß-Zumkehr: Deutsche Wörterbücher. Berlin 2001, S. 246f.:

Vier Jahre nach der zweiten erschien bereits die dritte Auflage des großen Duden-Wörterbuchs. (...) Grund für diese bei mehrbändigen Wörterbüchern ungewöhnliche Eile war die staatliche Neuregelung der deutschen Orthografie. (...)
Was für ein wissenschaftlich-philologisches Wörterbuch undenkbar scheint, hat der Duden aus seinem Selbstverständnis als Richtschnur in Sprachfragen getan, nämlich die Schreibung der Belege, die aus dem gesamten 20. Jahrhundert und damit größtenteils aus der Zeit vor der Rechtschreibreform stammen, der Neuregelung anzupassen und entsprechend zu verändern.
Bei einigen Kritikern, solchen, die sich in erster Linie als Agitatoren gegen die Rechtschreibreform betätigt hatten wie Ickler, löste dieses Verfahren einen Aufschrei des Entsetzens aus:
„Mit manipuliertem Quellenmaterial wird der Eindruck erweckt, deutsche Schriftsteller wie Thomas Mann, Stefan Heym oder Edgar Hilsenrath hätten schon vor Jahrzehnten so geschrieben, wie es jetzt die Reformwillkür befiehlt.“ (Krieger 2000)
Das hier belegte Verfahren der Duden-Redaktion belegt, welch hohes Gewicht der Duden-Verlag der Orientierungsleistung aller seiner Produkte beimisst, nicht nur der des Rechtschreibwörterbuchs. Demgegenüber kann die Dokumentationsfunktion, die im Vorwort kurz erwähnt wird ("...ist die umfassende und authentische Dokumentation der deutschen Sprache vor dem Übergang ins neue Jahrtausend,“), kaum lexikografische Folgen erzwingen. (...)
Wer hier philologisches Geschütz auffährt, sollte sich zuvor daran erinnern, dass auch das „philologischste“ aller deutschen Wörterbücher, das DWB, vor allem in den von Jacob und Wilhelm Grimm bearbeiteten Teilen die Schreibung der Belege sehr eigenen Maßstäben angepasst ist, von denen die radikale Kleinschreibung am auffälligsten ist.


(Anm.: Ulrike Haß-Zumkehr ist langjährige Mitarbeiterin des Instituts für deutsche Sprache.)


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Th. Ickler

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