Das beste Ergebnis, das der Rechtschreibrat erzielen kann ...
... liegt seit Jahren bereits vor. Es ist natürlich Icklers Rechtschreibwörterbuch. Es beinhaltet alle radikalen Reformen, die in der deutschen Rechtschreibung offenbar not taten, und vermeidet dabei die Verstöße der sogenannten Rechtschreibreform gegen die deutsche Sprache.
Nur der Untertitel müßte geändert werden: Es handelt sich jetzt um die reformierte Rechtschreibung in korrigierter Darstellung.
Das Buch erfüllte die Anforderungen der KMK, weil es auf dem geübten Sprachgebrauch fußt. Dies schließt lediglich die Druckerzeugnisse aus, die noch fehlerhaften (und daher zu korrigierenden) Umsetzungsversuchen der reformierten Rechtschreibung zu folgen versuchten. (Aber das sollte ja wohl auch eine reine Selbstverständlichkeit sein, daß man nicht auf Fehlern aufbaut.)
Der einzige Punkt, über den man überhaupt streiten könnte, ist die Ersetzung von ß durch ss nach kurzen Vokalen. Diese Ersetzung stellt für den Schreiber keinerlei Vereinfachung dar (sie führt sogar zu mehr Fehlern) und erschwert das Lesen an vielen Stellen. Außerdem ist sie sprachhistorisch nicht zu begründen und verkennt die gewachsene Funktion des Zeichens ß. Da es umgekehrt äußerst schwerfällt, eine überzeugende positive Begründung für diesen Reformschritt zu finden, sollte eine Entscheidung in dieser Frage nicht allzu schwer sein.
Trotzdem wird vehement versucht werden, die Ersetzungslösung durchzusetzen. Das Motiv dafür ist, daß man das reformierte Deutsch, wenn es seiner Fehler entkleidet ist, nur noch an dieser Ersetzung erkennen kann. Das ist natürlich eine an sich armselige Begründung, aber man muß heute damit rechnen, daß sie durchaus wirkungsvoll (und nicht einmal ohne Schläue) vertreten werden wird.
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Dr. Wolfgang Scheuermann
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