Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Leserbrief SZ vom 4. 8. 2005
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Leserbrief SZ vom 4. 8. 2005
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Detlef Lindenthal
04.08.2005 15.37
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Beim ersten Lesen dachte ich: O, das ist ja ein klarsichtiger Professor ... aber da war doch damals ... ja, wie war denn das? Papier ist geduldig – in dem Buch mit dem bezeichnenden Namen »DIE AKTUELLE DEUTSCHE RECHTSCHREIBUNG<<, bei Naumann & Goebel, Köln o.J., bei Aldi gekauft Ende 1996, schreibt Herr Zabel das Geleitwort:

Geleitwort

Unter der Parole „Rettet die deutsche Sprache!“ empörte sich ein Teil der Öffentlichkeit in einer Protest-
aktion gegen die Vereinbarung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, die am l .7.1996 von poli-
tisch legitimierten Vertretern Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und anderer Länder unterzeichnet
worden war. Sogar von orthographischem Terror war die Rede. Dazu muss gesagt werden, dass es die der-
art Protestierenden schlichtweg versäumt hatten, sich über den Gesamtzusammenhang angemessen zu in-
formieren.


Die z. Zt. noch geltende Orthographie geht auf die Beschlüsse der sogenannten II. Orthographischen Kon-
ferenz von 1901 zurück. Damals wurden Regeln für die deutsche Rechtschreibung verabschiedet, die erst-
mals für den gesamten deutschen Sprachraum galten. Die auf diese Weise endlich erreichte Einheitlichkeit
der Schreibung war zwar ein „Fortschritt“, zugleich aber nur ein „Zwischenziel“ (K. Duden) auf dem
Wege zu einer Volksorthographie. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde daher immer wieder der Ruf
nach einer Reform laut, denn die Bearbeitung, Ergänzung und Ausdifferenzierung der Regeln von 1901
führten dazu, dass kein Schreiber die geltenden Regeln vollständig beherrscht.

Im Jahre 1980 vereinbarten Vertreter von vier Reform-Kommissionen aus der Bundesrepublik Deutsch-
land, der Deutschen Demokratischen Republik, der Republik Österreich und der Schweiz, gemeinsam ein
neues Regelwerk als Grundlage für eine Reform der deutschen Rechtschreibung zu erarbeiten. 1992 legten
die in dem Internationalen Arbeitskreis für Orthographie zusammengeschlossenen Gruppen ein Reform-
paket vor. Dieser Entwurf wurde in den beteiligten Ländern intensiv – und unter strenger Beachtung demo-
kratischer Spielregeln
– begutachtet und diskutiert. Nach zahlreichen Anhörungen, Debatten und einer
weiteren Überarbeitung stimmte in Deutschland schließlich die Kultusministerkonferenz am 1. 12. 1995
der Neuregelung zu.

Auch wenn sich nicht alle Änderungsvorschläge des Internationalen Arbeitskreises für Orthographie reali-
sieren ließen, verstärkt das neue Regelwerk dennoch die Grundregeln der deutschen Rechtschreibung und
beseitigt eine Reihe von Sonder- und Ausnahmefällen. Dies führt zu einer besseren Erlernbarkeit der Re-
geln.
Bei der Schreibung von Fremdwörtern, bei der Zeichensetzung und bei der Worttrennung am Zeilen-
ende erhält der Schreiber Möglichkeiten zur eigenen Entscheidung.
Die Neuregelung tritt, beginnend mit dem 1.8.1998, schrittweise in Kraft. Bis zum Jahr 2005 gelten alte
und neue Schreibungen nebeneinander. Diese lange Übergangszeit bietet auch den Kritikern der Reform
die Gelegenheit, sich von den Vorzügen der neuen Regeln zu überzeugen.

Das vorliegende Wörterbuch wird sowohl der alten als auch der neuen Orthographie gerecht. Es hebt alle
Änderungen hervor, die sich aus der Neuregelung ergeben. Auf diese Weise werden neue und alternative
Schreibungen sowie neue erlaubte Worttrennungen sofort sichtbar. Ebenso hilfreich sind die knappen, aber
dennoch verständlichen Erläuterungen von Regeln an ausgewählten Beispielen. Das Wörterbuch liefert
darüber hinaus Erklärungen zu Ableitungen, Herkunft und Bedeutung der Einträge, beschränkt sich also
bewusst nicht auf Angaben zur Orthographie. Der Wortbestand wurde komplett überarbeitet und aktuali-
siert. Insofern ist das Wörterbuch nicht nur ein ausgezeichneter Ratgeber in allen Fragen der alten und der
neuen Orthographie, sondern ebenso ein wertvolles Kompendium zu allen Fragen der deutschen Sprache.

Dortmund, im November 1996

Prof. Dr. Hermann Zabel

Mitglied des Internationalen Arbeitskreises für Orthographie
Mitglied der Kommission für Rechtschreibfragen beim Institut für deutsche Sprache in Mannheim


Dies wollte ich anführen, damit man einen Eindruck hat, wie Herr Zabel über die aktuelle deutsche Rechtschreibung denkt und wie er denn so seine Argumente wählt.
__________________
Detlef Lindenthal

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Karl-Heinz Isleif
03.08.2005 23.03
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Leserbrief SZ vom 4. 8. 2005

Der König ruft zum Beifall auf
Rat für Rechtschreibung: Die Würde des Möglichen / SZ vom 18. Juli

Der geneigte Leser sollte sich einmal die Zeit nehmen, die Publikationen zu lesen, die Professor Peter Eisenberg (Universität Potsdam), der Autor des SZ-Beitrages, mit Bezug auf die „Getrennt- und Zusammenschreibung“ erarbeitet hat. Bei der Anhörung in Bonn im Jahr 1993 stellte Eisenberg ein Modell vor, das auf Regeln in dem zur Diskussion stehenden Bereich generell verzichtete und daher als Gegenmodell zu dem Vorschlag des internationalen Arbeitskreises verstanden werden sollte. Gleichsam parallel zu dieser Fundamentalkritik gab Eisenberg einen Kommentar zum Neuregelungsvorschlag des internationalen Arbeitskreises für Lehrerinnen und Lehrer heraus – die Reform in Acht und Bann tun, aber an ihr verdienen. Eine noble Haltung!

Als Eisenberg aus der „Kommission für die deutsche Rechtschreibung“ aus Protest austrat, weil er für seine Vorstellungen in dem Gremium keine Mehrheit gefunden hatte, erklärte er vor den Mitgliedern der Kommission feierlich, er werde sich fortan aus der Reformdiskussion heraushalten. Kurze Zeit später tauchte Eisenberg als Motor eines Vorschlags der „Akademie für Sprache und Dichtung“ in Darmstadt auf – bedauerlich für Eisenberg, dass auch diese seine Aktion, die im Widerspruch zu seinem der „Kommission für die deutsche Rechtschreibung“ gegebenen Versprechen stand, wiederum den erhofften Erfolg nicht brachte. Folgerichtig zierte er sich zunächst, der Berufung in den „Rat für deutsche Rechtschreibung“ Folge zu leisten. Erst als er merkte, dass die Post ohne ihn abzugehen drohte, verließ er seine Gastrolle und wurde Mitglied des Rates.

Und plötzlich mutierte der Sprachwissenschaftler Eisenberg zum Laudator des Neuregelungsvorschlags des Rates! ". . . ließ sich die Akademie in die Pflicht nehmen“ – so garniert Deutschlands Supergrammatiker seine eigene Rückkehr aus dem Schmollwinkel. Eisenberg kann nur einen Vorschlag von Eisenberg als angemessen akzeptieren. „Es gab den erwarteten Widerstand gegen eine am Sprachgebrauch und an den Regeln des Sprachbaus orientierte Neufassung der Regeln. Die Neuorientierung setzte sich durch, weil jeder sehen konnte, wie man ein so fundiertes Regelwerk gegen Angriffe fast jeder Art verteidigen kann.“

Nachdem Eisenberg sein erstes Ziel erreicht hat – Zeichensetzung und Silbentrennung werden folgen, wobei er die Groß- und Kleinschreibung und die Laut-Buchstaben-Beziehung offenbar vergessen hat –, ruft der König seine Untertanen auf, Beifall zu spenden: „Der Rat braucht . . . die Unterstützung der Öffentlichkeit . . . (da) kein politisches Gremium seine schützende Hand über ihn (= den Rat)" hält. Indirekt fordert der oberste Grammatiklehrer der Nation seine Kritiker auf, tunlichst den Mund zu halten. Peinlich nur, dass Reformgegner Theodor Ickler den Beschluss des Rates, an dem er mitgewirkt hat, in einem Sondervotum bereits verrissen hat und sein neues Evangelium verkündet: „Nach den Erfahrungen von mehr als 100 Jahren sollte der Staat am besten ganz darauf verzichten, diesen Bereich zu regeln.“

Prof. Dr. Hermann Zabel, Hagen
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.178, Donnerstag, den 4. August 2005 , Seite 31


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Hier schlagen Reformer und ehemalige Reformer aufeinander ein. Unabhängig von der Stichhaltigkeit, der Relevanz oder der Wahrheit des hier Dargestellten frage ich mich immer, wieso 'ehemalige' Reformer sich nun als Antireformer allerorten einen Namen machen dürfen: Auch Eisenberg war ja einer derjenigen, denen damals ein p am Tip nicht genügte.

In diesem Zusammenhang: Noch weniger verstehe ich die Lobeshymnen, die auf Zehetmair gesungen werden. Ja, er ist Politiker. Das merkt man aber weniger an seiner fehlenden Ahnung als an seinem fehlenden Format. Er war doch einer derjenigen, denen nichts Leid tat! Einer, der diese und schlimmere geistige Großtaten dem ganzen Volk aufs Auge drückte. Aber anstatt sich nun verschämt und tief gebückt davonzumachen, sich zu entschuldigen und andere dranzulassen, die nicht vorbelastet sind, badet er selbstverliebt in seiner Rolle als Retter der Nation, als größter Hoffnungsträger nach Jürgen Klinsmann. Und unsere Sprachkoryphäen, auch die ‘guten’, bestärken ihn in seinem Heldentum und jubeln ihm zu.

Nein, der Zweck, unsere Sprache zurückzureparieren, heiligt das Mittel Zehetmair und, wie mir scheint, auch das Mittel Eisenberg nicht. Aber in meinem Deutschland, so kommt's mir vor, sind die Vorstellungen darüber, was richtig und gerecht und sauber und angemessen ist, sowieso bisweilen etwas pervertiert.

Karl-Heinz Isleif
Tokyo, Japan

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