Rechtschreibfrieden
Die heutige DLF-Presseschau zur Rechtschreibfrage:
>>Mit der Vereinbarung der Kultusministerkonferenz zur Rechtschreibreform beschäftigt sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: Der Rechtschreibfriede oder wie immer man den gegenwärtigen Status nennen mag hat zu viel von einem Kompromiss an sich, als dass man sich über das Unbefriedigende der Lage hinwegmogeln könnte. Der Rückbau der Reform beschert der Nation eine Rechtschreibung, die nun zwischen der alten und der neuen approximativ die Mitte hält. Die Reformer haben zwar einen Teil ihres Werks retten können, sind aber trotzdem empfindlich beschnitten worden. Ihre Gegner dürfen sich rühmen, dass sie gegen das Unding, das die Reform in ihren Augen immer war und ist, aufgestanden sind und manches Hagelwetter dafür haben hinnehmen müssen. Ihnen steckt freilich der Stachel im Herzen, dass der Rechtschreibrat mit seiner Gegenreform auf halber Strecke verdurstete", fügt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hinzu.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt: Der Rat für Rechtschreibung will zahllose klassische Varianten wieder zulassen und verspricht, daß es dadurch jedem wieder freigestellt ist, weitgehend der bewährten Rechtschreibung zu folgen. Das wird zu prüfen sein. Bewährte und neue Rechtschreibung sollen sich nicht länger ausschließen, sondern gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Ist das eine salomonische Entscheidung? Nein, es ist nur die dürre Weisheit derjenigen, die nicht mehr wissen wollen, was falsch und was richtig ist", kritisiert die F.A.Z.
Die jetzt beschlossene Reform der Rechtschreibreform ist vernünftig, glaubt dagegen die MÄRKISCHE ALLGEMEINE aus Potsdam. Weil sie im Kern eine Gegenreform ist, Schluss macht mit missverständlichen Regelungen, besonders bei der Getrennt- und Zusammenschreibung. Freilich: Noch ist nicht aller Unfug getilgt, und es wird Jahre brauchen, bis die Verwirrung aus den Köpfen ist. Wer einst ein halbwegs sicheres Gefühl für korrekte Schreibung hatte, dem wird es durch die endlosen Debatten ohnehin verlorengegangen sein. Diesen Verlust kann keine Reparatur ersetzen", unterstreicht die MÄRKISCHE ALLGEMEINE.<<
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Detlef Lindenthal
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