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Rheinischer Merkur
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Klaus Eicheler
13.08.2004 21.42
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Der Rheinische Merkur kehrt zurück

Der Rheinische Merkur hatte die „neue Rechtschreibung“ zunächst nicht eingeführt; dazu habe ich in einem Leserbrief 1999 gratuliert. – Als er 2000 doch umschwenkte, habe ich in einem Leserbrief protestiert. – Jetzt gratuliere ich wieder.

Zitat aus dem RM Nr. 33 vom 12.08.04 (Original unter http://www.merkur.de/aktuell/po/rsd_043301.html)

RECHTSCHREIBUNG / Auch der RM entscheidet sich für die klassische Schreibweise

Die Notbremse

Eine Reform läuft aus dem Ruder, immer mehr Verlage kehren zurück zur bewährten Praxis. Schreibt jetzt jeder, wie er will? Die Nation bleibt gespalten.

Autor: HANS-JOACHIM NEUBAUER

In einem August wurde sie eingeführt, in einem August sollte sie gültig werden, in einem August könnte sie scheitern: Der achte Monat ist der Schicksalsmonat der Rechtschreibreform. Als sie, nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, vor sechs Jahren zur Norm der Schulen wurde, schien sicher: Nach Ende der Übergangsfrist würde sie im August 2005 endgültig verbindlich sein. Doch jetzt, knapp ein Jahr davor, droht ihr das Aus. Der Reform des Schreibens fehlt die Akzeptanz der Schreibenden.

Spiegel Verlag, Axel Springer Verlag, die „Süddeutsche Zeitung“ und andere Medien kündigen die Rückkehr zur alten Rechtschreibung an. Politiker unterstützen sie dabei, Schriftsteller jubeln, eine Gruppe von Juristen fordert gar einen Volksentscheid über Fragen der Silbentrennung und des Stammprinzips. Alles nur Sommertheater?

Keineswegs. Die ungewohnte Allianz von Wissenschaftlern, Autoren, Journalisten und Politikern zeigt: Die Kluft zwischen der Kulturpolitik der Länder und der Wirklichkeit der Schreibenden, so sie älter sind als zwanzig Jahre, ist tief. Der Medienboykott kann den Untergang der Reform bedeuten, der August könnte ihr Ende einläuten. Denn unmöglich kann die Politik darüber hinweggehen, dass zwei Drittel der nationalen Printmedienauflage zur alten Rechtschreibung zurückkehren. Noch aber lehnen Teile der SPD und manche CDU-Granden einen Stopp der Reform ab.

Der Schritt der Verlage polarisiert. Die Massenmedien, schrieb einst der Soziologe Niklas Luhmann, produzieren nicht nur Öffentlichkeit, sie repräsentieren sie auch. Mit ihrer spektakulären Intervention erweisen sie sich nun als vierte Macht, als gewichtiger Player im Spiel der gesellschaftlichen Kräfte. Das gilt es zu beachten, will man die Konsequenzen ihrer Entscheidung ermessen, die nicht weniger als eine Notbremse bedeuten in einem lange unaufhaltsam scheinenden Prozess. Längst ist aus der Reform eine Reform der Reform geworden. Listen auf Listen mit Wörtern erscheinen, werden revidiert oder variiert; jede neue Auflage der Wörterbücher schafft neue Rätsel: Was gestern richtig war, ist heute falsch und wird morgen zur tolerierten Variante.

So gelang es den Reformern, den Kredit, den sie mit einigen achtenswerten Vorschlägen errangen, zu verspielen. Niemand wird eine permanente, kultusbürokratisch gesteuerte Revolution des Schreibens wollen, keinem kann daran gelegen sein, den orthografischen Graben zwischen den Generationen weiter zu vertiefen. Mit ihrem Boykott streiten die Verlage für verständliche, einheitliche und sinnvolle Regeln.

Und plötzlich steht die Orthografie auf der großen Agenda. Jetzt reden sogar Politiker von Kultur. Und das mit Nachdruck. Besonders auf Landesebene outen sich einige, teilweise gegen ihre Kultusminister, lautstark als Verfechter der rechten Schreibung. Das Thema ist wahlkampftauglich, und schon liegt ein Hauch von Kulturkampf über dem Land: Hier lagern die Wahrer der alten Schreibung, dort die Anhänger der Reform. Doch der Eindruck trügt, denn neben den frisch ernannten Kulturblättern „Bild“ und „Bild am Sonntag“ stehen Namen von Schriftstellern wie Günter Grass, Hans Magnus Enzensberger oder Adolf Muschg – allesamt Vertreter einer Kultur, die eine Verwechslung mit dem Boulevard kaum zu fürchten hat. Und auf der anderen Seite findet sich Gerhard Schröder plötzlich an der Seite von Roland Koch und Annette Schavan.

Die Verweigerer der neuen Rechtschreibung folgen nicht nur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die im August 2000 nach einem Jahr das orthografische Experiment für sich beendete. Auch die meisten deutschsprachigen Autoren, die Wissenschafts- und Kunstakademien, viele angesehene Literaturverlage und andere Kulturorganisationen verweigern sich seit Jahren vehement den Eingriffen in die alte Orthografie. Sie fordern eine Rückkehr zum Duden von 1991, sie fordern Einheitlichkeit der Schreibverhältnisse, sie fordern – darin sind sie eben Deutsche – den Rückzug des Staates aus der Rechtschreibung. Sie wissen: Die Sprache wächst, und die Normen haben ihr zu folgen. Nicht umgekehrt.

Auch Grass und „Bild“ kennen die Gründe, die gegen eine leichtfertige Rücknahme der neuen Regeln angeführt werden. Den ersten bilden die Kosten. Mit Investitionen in Millionenhöhe rechnen die Schulbuch- und Literaturverlage bei einer Rücknahme der Reform. Doch solche Lasten ließen sich durch großzügig bemessene Übergangsfristen leicht minimieren; Korrekturen kann man in ohnehin fällige Neuauflagen einarbeiten.

Als zweites Argument wird auf die europäischen Nachbarn verwiesen. Was für uns gilt, gilt auch für die Schweiz und Österreich. Die reformkritischen Politiker sind aufgerufen, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen und auf transnationaler Ebene für neue Koalitionen zu sorgen. Nach über hundert Jahren internationaler Koordination könnte ein deutscher Alleingang nur einer der Praxis, kaum einer des gemeinsamen Rechts sein.

Der dritte und schwerwiegendste Einwand gegen die Rücknahme der Reform betrifft die Kinder. Es gebe keine nennenswerten Probleme an den Schulen, die neuen Regeln werden problemlos praktiziert, berichten viele Lehrer, andere Pädagogen dagegen schildern gravierende Probleme beim Umgang mit Zeichensetzung und Getrenntschreibung. So vertrauen die Gegner der Reform ganz auf die Lernfähigkeit der jungen Generation. Es gilt, bei den Kindern und Jugendlichen für die Vorteile der alten Schreibung zu werben, damit wir endlich die Rechtschreibung wirklich verbessern können. Werben bedeutet, auch aktuelle Texte in der traditionellen Rechtschreibung zugänglich zu machen, werben heißt vielleicht auch, zu Zugeständnissen bereit zu sein – etwa bei der weitgehend akzeptierten Neuregelung der „ss/ß“-Schreibung.

Die Orthografie gehört den Schreibenden und Lesenden. Deshalb kehrt der Rheinische Merkur, unterstützt vom Wunsch vieler Leser, demnächst zur klassischen Rechtschreibung zurück. Wir verstehen diese Entscheidung als ein Bekenntnis zur literarischen Tradition, aber auch als Schritt in Richtung auf eine sinnvolle und pragmatische Einigung. Die Geschichte der Reform zeigt: Ohne publizistischen Druck ist sie nicht zu reformieren.

Dabei geht es uns nicht um die Tradition um ihrer selbst willen; sinnvolle und behutsame Änderungen schließen wir nicht aus, schließlich ist die Orthografie ein Teil der lebendigen Sprache. Was sich bewährt, werden wir übernehmen – auf der Basis der klassischen Regeln und, wie wir glauben, im Einvernehmen mit unseren Lesern.
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Klaus Eicheler

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Detlef Lindenthal
11.08.2004 14.20
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Der Rheinische Merkur hat es gemerkt

Wie der Deutschlandfunk in den 16-Uhr-Nachrichten mitteilt, will der Rheinische Merkur zur bewährten Rechtschreibung zurückkehren.
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Detlef Lindenthal

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Manfred Riebe
20.02.2002 18.45
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Mogge-Biographie

Birgitta Mogge-Stubbe (geb. 1943) studierte Germanistik, Geschichte und Musikwissenschaft in Erlangen, Berlin (FU) und Saarbrücken. 1978 wurde sie mit einer Arbeit über Antisemitismus promoviert („Rhetorik des Hasses“). Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität des Saarlandes, an der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und am Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Seit 1986 ist sie beim „Rheinischen Merkur“, zunächst als Leiterin des Ressorts Moderne Zeit. Seit September 1991 leitet sie das neugeschaffene Ressort Hochschule und Bildung. Außerdem ist sie für Kinder- und Jugendliteratur zuständig.
http://www.merkur.de/aktuell/se/red_mogge.html

Kontakt:
Rheinischer Merkur
Redaktion Hochschule und Bildung
Dr. Birgitta Mogge-Stubbe
Godesberger Allee 91 / PF 20 11 64
53175 / 53141 Bonn
Tel.: 0228-8 84 0/-220
Fax: 0228-884199
BMoggeStubbe@merkur.de
BMogge-Stubbe@merkur.de

Literatur
»Der öffentliche Sprachgebrauch«, hrsg. von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung:
Bd. I: Die Sprachnorm-Diskussion in Presse, Hörfunk und Fernsehen. Bearbeitet von Birgitta Mogge. Einleitung von Harald Weinrich. Stuttgart: Klett-Cotta, 1980.
Mogge, Birgitta: Von den Schwierigkeiten des Ausländers mit der deutschen Wortbildung. In: ZD, 1982, H.2. 19-23



– geändert durch Manfred Riebe am 22.02.2002, 09.04 –

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Theodor Ickler
11.02.2002 16.02
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Böser (aber charmanter) Ickler - gute Minister

Aus einem Beitrag der Bildungsexpertin Birgitta Mogge im RhM vom 25. 1. 2002:


Schluss mit sparsam

Übereinstimmung herrscht darin, dass Lesefähigkeit nur über Sprachfähigkeit zu erreichen ist, und dass beides zu den Grundvoraussetzungen des Unterrichts gehört. Selbst ein Multi-kulti-Laissez-faire-Ideologe weiß inzwischen, dass Bildungschancen verbaut statt aufgetan werden, wo es angeblich genügt, sich irgendwie verständigen zu können. Da verwundert es, wenn der Erlanger Sprachwissenschaftler Theodor Ickler die sprachliche Sparsamkeit von Jugendlichen lobt. Zwei Adjektive, hat ihm eine Achtklässlerin verraten, reichten für die Kommunikation mit Gleichaltrigen aus: „cool“ (gut) und „schwul“ (schlecht). Es mag ja charmant sein, solch „brutale Schlankheitskur“ als „gesund“ zu bezeichnen. Dennoch: Der „bildungssprachliche Wortschwall früherer Schulaufsätze“ hat zumindest geholfen, einen Lehrstellenvertrag richtig auszufüllen und eine Gebrauchsanweisung zu verstehen. Auch um solch banale Dinge geht es bei Tests wie LAU und Pisa.
Die Schulminister lassen sich auf Sparversionen nicht mehr ein. Im Gegenteil. Schluss mit sparsam, verkünden sie und fordern mehr Geld für Schul(aus)bau, Ganztagsunterricht und Lehrerqualifikation, sie fordern mehr geistige Anstrengung und mehr Erziehung, mehr Anerkennung für Lehrer und Pädagogen. Die lange Reihe internationaler Schulleistungsstudien belegt, dass Bildungserfolge auch im Kopf der Bevölkerung und im Umgang miteinander beginnen. Nicht zuletzt deshalb haben Kultusminister und Forum Bildung auf ihre Agenda die Werteerziehung gesetzt. Reine Wissensvermittlung reicht nicht aus. Übrigens wissen das viele Eltern und schicken ihre Kinder auf Schulen, die ganz „altmodisch“ wertorientiert unterrichten.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
11.02.2002 15.53
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Erleichterung

selbst gesteuert, selbstentfaltet, selbst organisiert, selbstbestimmt

(alles aus einem Betrag im Rheinischen Merkur vom 8. 2. 2002)

Möglicherweise entsprechen diese verschiedenen Schreibweisen wirklich dem gegenwärtigen Stand der Reform bzw. Revision. Die zugrunde liegenden Erwägungen sind wahrscheinlich ungemein subtil.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
13.06.2001 03.27
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Beim Stöbern bin ich noch einmal auf den Beitrag von Birgitta Mogge aus dem Rheinischen Merkur vom 13.07.2000

Ja, das Sprachgefühl
von Birgitta Mogge

Gekämpft, verloren, aufgegeben. Es schien so, als hielten sich die Gegner der neuen Rechtschreibung an das traditionelle Muster; allenfalls, dass sie die Orthografiereformer mit ihrem Regelwerk in den Reißwolf wünschten. Aber eben, es schien nur so. In aller Stille haben sie den tatsächlich praktizierten Schreibbrauch der Deutschen – oder sollte es Schreibgebrauch heißen? – in allen irgendwie zweifelhaften Fällen erforscht; dafür wurden umfangreiche Textsammlungen (mit Computerhilfe) nachgeprüft und ausgewertet.

Noch zwei Wochen Geduld, dann kann jeder nachlesen und -schlagen, welche Rechtschreibregeln „die meisten gebildeten Erwachsenen“ heute befolgen. So steht,s in der Vorankündigung für „Das Rechtschreibwörterbuch“ von Theodor Ickler. Der Erlanger Germanist bringt darin eine „kurze Anleitung zum rechten Schreiben“, einen knappen Regelteil und ein Wörterverzeichnis mit rund 60.000 Einträgen. Sein Fazit: Die herkömmliche Orthografie funktioniert ausgezeichnet.

Na gut. Und das neue, aktuelle Regelwerk? Es wird im Duden 2000 nachzuschlagen sein, der am 25. August herauskommt. „Die deutsche Rechtschreibung“ bietet 120.000 Stichwörter, 300 Infokästen und alle neuen und herkömmlichen Schreib- und Trennweisen.

Und damit gilt: Arena frei für neue Gefechte! Wieder werden Wörter und Trennungsstriche gezählt, Volksempfinden und Sprachgefühl strapaziert. Warum um alles in der Welt kommt der Duden jetzt mit einer Neuauflage heraus? Und warum bloß kann Professor Ickler sein Nachschlagebuch nicht für den eigenen Hausgebrauch vorhalten?

Für neue Rechtschreibbücher ist es zu früh. Noch lassen sich keine schlüssigen Aussagen machen, welche der neuen Regeln sich in der Praxis bewähren und wo Korrekturen beziehungsweise Anpassungen nötig sind. Im Frühjahr 2001 wird die erste große Bilanz gezogen. Dann brauchen wir die Diskussion.

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Meine Antwort ist damals, glaube ich, auch abgedruckt worden:

Frau Mogge stellt einige Fragen, die sich leicht beantworten lassen. Ein neuer Duden muß jetzt endlich erscheinen, weil die Rechtschreibkommission hinter dem Rücken ihrer Auftraggeber, der deutschen Kultusminister, wesentliche Änderungen der amtlichen Neuregelung beschlossen und den Wörterbuchredaktionen von Duden und Bertelsmann mitgeteilt hat. Schon jetzt existieren drei neue Reformwörterbücher (Bertelsmann-Rechtschreibung in zweiter Auflage, Wahrig-Bertelsmann und vor allem das zehnbändige „Große Wörterbuch“ von Duden), in denen diese nichtamtlichen Schreibungen wieder zu finden sind. Außerdem enthielt der erste Reformduden von 1996 schwere Fehler, zum Beispiel die Getrenntschreibung von „wiedersehen“ und ähnlichen Verben. Eine Neubearbeitung war überfällig, sie läuft allerdings, das sieht Frau Mogge ganz richtig, auf eine Reform der Reform hinaus, mit allen Folgen, die man sich ausmalen kann.
Mein eigenes Wörterbuch, dessen erste Auflage vom Sommer 1999 Frau Mogge offenbar gar nicht zur Kenntnis genommen hat, wurde notwendig, weil nicht nur fast alle deutschen Schriftsteller sich der herkömmlichen Orthographie bedienen wollen, sondern auch der weitaus größte Teil der seriösen Fachliteratur weiterhin in dieser bewährten Schreibweise erscheint. Sie ist ja auch an den Schulen bis 2005 zulässig, und laut Bundesverfassungsgericht kann selbst nach 2005 kein Deutscher gezwungen werden, die Neuschreibung (oder das, was bis dahin noch davon übrig ist) zu übernehmen. Nach der Abdankung des Duden muß man die bisher übliche, in der Tat äußerst leserfreundliche und grammatisch korrekte Orthographie doch irgendwo finden, nicht wahr? Dazu ist mein Wörterbuch entwickelt worden. Der ironische Rat von Frau Mogge, ich möge dieses Buch dem eigenen Hausgebrauch vorbehalten, geht recht bedenkenlos an den Wünschen einer großen Zahl von Mitbürgern vorbei.

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Aus der Sicht des Sommers 2001 könnte man noch fragen: Wo ist denn die Bilanz vom Frühjahr 2001 geblieben – und die entsprechende Diskussion? Aber das Ganze ist auch ein erschreckendes Beispiel für einen ebenso kenntnis- wie gedanken- und verantwortlungslosen Journalismus. Wer noch einmal die anderen Beiträge des Rheinischen Merkur und besonders Birgitta Mogges zu diesem Thema nachliest, wird feststellen, daß hier ein korrumpierter Journalismus nichts anderes tut, als den Machthabern nach dem Munde zu reden und pseudokritisch Schützenhilfe zu leisten. In diesem Fall handelt es sich um die Mitschuldigen Wolfgang Bergsdorf und Hans Maier, beide Herausgeber des Rheinischen Merkur und zuvor an der Entwicklung und Durchsetzung der Rechtschreibreform beteiligt, der erste im Bundesinnenministerium, der andere als bayerischer Kultusminister.

Es ist zu hoffen, daß solche Stückchen nicht in Vergessenheit geraten. Was in Deutschland möglich ist, läßt sich sonst wieder einmal nicht verstehen.


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Th. Ickler

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