Schutzstaffel
SS-Mann Günter Grass
Müssen die Rechtschreibschützer jetzt von ihm abrücken, der (normalerweise wohl als Kriegsfreiwilliger) 1944 seinen Eid auf den Führer Adolf Hitler geschworen hat? Ich vermute: nicht.
Auch Hitlers Oberleutnant Franz-Josef Strauß, nachmaliger Atom- und Verteidigungsminister und Kanzlerkandidat, hatte voll freiwillig den Eid auf seinen Führer geschworen.
Ebenso Oberleutnant Helmut Schmidt, unser nachmaliger Bundeskanzler und Atombomben-Raketen-Nachrüster (Pershing II).
Und auch Hitler-Hauptmann Richard von Weizsäcker, nachmaliger Vietnam-Kriegsgewinnler, Menschenverstümmeler (mittels Krebs- und Mißbildungenerreger, Chlorakneerzeuger und Bäumetöter Agent Orange der Firma Boehringer, deren geschäftsführender Gesellschafter er damals war) und Bundespräsident, der 1945 in Ostpreußen noch schnell die ihm anvertrauten Kompanien verheizen half und ihre Reste desertierend dann im Stich und in die sowjetrussischen Todeslager gelassen hat.
Jene Politiker haben bei den damaligen Angriffskriegen mitgemacht, die heutigen Politiker machen bei den heutigen Angriffskriegen mit oder schauen zu. Es ist eben alles nicht so ganz einfach.
Na gut, bleiben wir wirklichkeitsnah: Natürlich wird dem SS-Schergen Grass verziehen werden, nach 61 Jahren. Zumal er sich seither antimilitaristisch geäußert hat.
Ob mir, Detlef Lindenthal, nach 14 Jahren verziehen werden könnte, daß ich 1992 als freiwilliger Helfer Hilfsgüter (Kleidung, Saatgut, Werkzeug) zu Bürgerkriegsflüchtlingen nach Ostpreußen gefahren habe? Immerhin habe ich mich die Jahrzehnte zuvor als Kriegsdienstverweigerer, Umweltschützer, Nachrüstungsgegner, Menschenrechtler und Aufklärer eingesetzt und war 1981 standhaft, als das Verwaltungsgericht Koblenz mich anschrieb, ich möge doch meine Klage gegen das (nun inzwischen wegen fehlender Baugenehmigung stillgelegte) Atomwerk Mülheim-Kärlich zurückziehen. (Der inzwischen verstorbene Rentner Walter Thal war mit seiner Klage erfolgreich; 7 Milliarden DM – Pienatz gegenüber dem Schaden durch die RS„R“ – hat die Atomindustrie dort in den Sand bzw. in die Rhein-Kiesel gesetzt, tägliche Stillstandskosten 1 Mio. DM, weil während des Baues gemerkt wurde, daß unter dem Bauplatz eine Erdbebenspalte ist, weshalb Reaktorhaus und Turbinenhaus 14 Meter weit auseinandergerückt und mit einer biegsamen Rohrleitung verbunden wurden – die getrennten Gebäude können Sie sehen, wenn Sie mit dem Zug an der heilen Ruine vorbeifahren. Doch dreisterweise hatte der Bauherr, das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE), diese Änderung ohne Baugenehmigung vorgenommen.
Für den greisen Walter Thal hat das Bundesverwaltungsgericht den Atommeiler abschalten lassen. Ich selbst wurde mit meiner Klage auf genetische Unversehrtheit für meine Kinder bei Gericht abgewiesen und hernach von den Atombetreibern mit Gerichtskosten empfindlich verfolgt.
Oder ist das Nichtmitheulen mit der Meute das ärgere Vergehen?
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Detlef Lindenthal
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