Aus dem SPIEGEL vom 12. 1. 1998, nachdem wir ihm eine Kopie des Berichtes zugeschickt hatten:
Statt Weitblick zu zeigen, sind die Richter in weitgehend eigener Sache nur noch von einem überzeugt: daß Ahnungslosigkeit in Zukunft das Normale ist. Wen die wuchernden Sonderfälle, Ausnahmen und Nebenformen in Rage bringen, den versuchen sie mit dem Satz zu beschwichtigen: Die Kommission wird jedoch die Variantenführung genau beobachten und aktiv nicht mehr benutzte Varianten zur Tilgung vorschlagen, damit die Gesamtmenge in Grenzen bleibt.
Steuerungsvollmacht also möchte das Gremium behalten. Vor allem eine schärfere Kontrolle der Wörterbuch-Redaktionen haben sich die Ausbesserer vorgenommen. Dabei ist nach ihrem als Maßnahmen zur Optimierung verkleideten Rückzugsgefecht eines schon jetzt sicher: Sämtliche neuen Wörterbücher, seit anderthalb Jahren mit viel Aufwand produziert und verkauft, wären nach der Korrektur noch weniger zuverlässig als ohnehin schon.
Im Wandel stabil und verlässlich müsse ein Regelwerk sein, fordern die Reformer und belegen mit ihren Vorschlägen erneut das Gegenteil. Immerhin klingt ihre Hoffnung, daß die Neuschreibungen, noch immer als quasi-rechtliche Satzungen bezeichnet, irgendwann bindend sein werden, schwer getrübt: Ob die Schreibgemeinschaft das Neue übernimmt, bleibt letztlich abzuwarten.
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Th. Ickler
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