Kölner Stadtarchiv
Gestern war zu hören, daß beim Kölner U-Bahm-Bau die verantwortlichen Bauleiter, als es im Untergrund der Baugrube Schwierigkeiten gab, „wegen Zeitdruck“ ein riesiges Loch in einer Spundwand nicht geschlossen haben. Durch diese Lücke schwappte alsdann der weiche Untergrund des Kölner Stadtarchives in die Baugrube und wurde weggebaggert, und das Archiv stürzte zusammen, hinein in das nachgeflossene Grundwasser. Überdies sollen die Bauleiter die zugehörigen Berichtspapiere gefälscht haben.
Dazu hier zwei bemerkenswerte Einzelheiten:
Zwar erwähnen die Tagesmedien, daß 150 Regal-Kilometer Akten betroffen und zu 95 v.H. gerettet seien. Aber sie verschweigen, daß (nach Adam Riese) 5 v.H.es nicht geschafft haben, und das sind beachtliche 7,5 km Akten!! Soviel nichtersetzliche Archivalien sind verlorengegangen, weil die Bauleute sich pflichtwidrig verhalten haben.
(Andererseits ist zu fragen, ob ein solches Archiv von irgend einem ernsthaften Menschen benötigt wird. Und: Über Akten wird getrauert. Unsere Rechtschreibung und Demokratie hingegen werden absichtlich beschädigt, und ernsthafte Rettungsarbeiten werden unterlaufen.)
Zweite Einzelheit ist, daß Staatsanwaltschaft und Gericht die Anklage so spät erhoben haben, daß die nötigen Baugrund-Gutachten im Strafprozeß nicht mehr gegeneinander abgewogen werden können – neun Jahre haben die Rechtspfuscher gewartet, nach 10 Jahren ist alles verjährt, und die unverantwortlichen Bau-Verantwortlichen können nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. (Ein Schelm, wer böses dabei denkt.) (Wenn die Rechtsverdreher die Pressefreiheit einschränken können, sind sie schneller.)
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Detlef Lindenthal
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