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Fritz Koch
06.03.2005 10.07
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Fachschaft Deutsch am Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck 1996:

Die bisherige Rechtschreibung: „fragwürdige, aber liebgewonnene Gewohnheiten“.

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Calva Dos
05.03.2005 23.39
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dass darf nicht wahr sein

Karin Pfeiffer-Stolz schrieb am 05.03.2005 21.33

„Für viele Unternehmen ist die neue Rechtschreibung ein MUSS“

Es geht noch besser: Im neuen IKEA-Frühlingskatalog (www.ikea.com) liest man auf S.8 :

SARITA Vorhang:

„Feines, transparentes Gewebe, dass das Tageslicht durchschimmern lässt.“



Calva Dos

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Karin Pfeiffer-Stolz
05.03.2005 20.33
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Für viele Unternehmen ist die neue Rechtschreibung ein MUSS

Und das ist dann der geistige und praktische „Gewinn“ des unternehmerischen Strebens nach orthographischer Korrektheit:

Die Gastronomiekette „Wienerwald“ freut sich darüber, daß sie nunmehr auf 50 Jahre ihres erfolgreichen Bestehens in puncto gegrille Hähnchen etc. zurückblicken darf. Seit der Rechtschreibreform bietet sich der in den Speisekarten überregional gedruckte Jubelruf so an:

„Es hat begonnen, dass große Jubiläumsjahr, der Wienerwald wird 50 Jahre.“

Na dann: Prost! Mahlzeit!
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Karin Pfeiffer-Stolz

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Theodor Ickler
05.03.2005 17.24
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Geld wie Heu

Haben Sie zuviel Geld? Dann schauen Sie doch mal hier vorbei:

http://www.haufe-akademie.de/index.asp?bnr=83.39

Wenn Sie einen dieser Kurse besucht haben – für viele Unternehmen ein „Muss“! –, ist allerdings die dort gelernte Rechtschreibung schon wieder überholt. Das macht aber nichts, es gibt bestimmt bald Nachfolgekurse. Usw. (Das Karussell dreht sich seit 1996.)
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Th. Ickler

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glasreiniger
05.03.2005 14.15
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Re: Lehrplan

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Die grammatikalischen Begriffe sind keine Spezialität eines Gymnasiums, sondern gehören hier in Bayern zum normalen Lehrplan. Zwischen Laptop und Lederhose ist für so etwas reichlich Platz!

Das habe ich in der Sache auch gar nicht bezweifelt. Bedauerlicherweise heißen diese Begriffe aber bei Viscardi geringfügig anders: grammatikalikalisch.

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Theodor Ickler
05.03.2005 04.49
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Lehrplan

Die grammatikalischen Begriffe sind keine Spezialität eines Gymnasiums, sondern gehören hier in Bayern zum normalen Lehrplan. Zwischen Laptop und Lederhose ist für so etwas reichlich Platz!
__________________
Th. Ickler

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J.-M. Wagner
04.03.2005 22.06
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Re: Schadenfreude

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Vor acht Jahren konnte man viele – teils verlogene, teils ignorante – Texte wie den folgenden lesen. Lehrer versuchten damals, sich bei ihrem Dienstherrn beliebt zu machen. Heute könnte man sie auf den Trümmerhaufen ansprechen, der vom Objekt ihrer Begierde übriggeblieben ist. Aber was soll's!

Kein Teater und (k)ein Tema – zur Neuregelung der Rechtschreibung

[...]

[...] Lutz Götze, Professor für Deutsch als Fremdsprache, Saarbrücken, formuliert diesen Sachverhalt so: „Die Reform hat nicht die Rechtschreibung verändert, sondern die übliche Praxis lediglich eingeholt.“ Und: „... ich möchte Regeln haben, die von möglichst vielen verstanden werden, auch von sechsjährigen Kindern.“ Sein Resümee: „Die Reform ist kein Jahrhundertwerk, macht aber vieles einfacher und überschaubarer.“ [...] Sprache lässt sich nicht in ein widerspruchsfreies logisches Korsett zwängen, ebenso wenig die Orthographie, vor allem die deutsche [...] Das neue Regelwerk ist nicht widerspruchsfrei und kann es auch gar nicht sein.

Auch jener Text ist offenbar nicht widerspruchsfrei (und kann es auch gar nicht sein).

Zitat:
Doch das „Chaos“ danach ist spürbar kleiner als das vorher! [...] Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt verantwortungslos die Schüler der unteren Jahrgangsstufen weiterhin mit der Alt-Regelung zu konfrontieren, die aber [...] überholt ist, und dann in der Mittelstufe auf die Neuregelung zuzuführen. Auch glauben wir, dass die Schüler der Mittel- und Oberstufe frühzeitig das System kennenlernen müssen, das sie später im Berufsleben begleiten wird. Eine Übergangszeit für die Einführung der Neuregelung gilt bis zum [...], in der bisherige Schreibweisen nicht als falsch, sondern als überholt gekennzeichnet und bei Korrekturen durch die neuen Schreibweisen ergänzt werden. Sie erlaubt es zudem die alten Schulbücher bis zu ihrem natürlichen Verschleiß zu benutzen, so dass die Behauptung von den immensen Zusatzkosten, die auf die Sachaufwandsträger angeblich zukommen, eine Übertreibung darstellt. Am Viscardi-Gymnasium haben die Schüler und Lehrer insgesamt gute Erfahrungen bei der Einführung der Neuregelung der Rechtschreibung gemacht: Die Zahl der Fehler ist deutlich zurückgegangen, vor allem in den Bereichen s-ss-, Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung. Die Einführung wirkte sich zudem motivierend im Deutschunterricht aus. Die Schüler zeigten Interesse an den Regeln und erkannten, dass die Neuregelung zum Teil Schreibweisen ermöglicht, die bislang als Fehler gewertet wurden.
Das ließe sich bei einer Rückumstellung wohl alles genausogut sagen...
__________________
Jan-Martin Wagner

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glasreiniger
19.02.2005 21.32
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Re: Schadenfreude

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Die Fachschaft Deutsch am Viscardi-Gymnasium hält es trotz der andauernden und sich verschärfenden Diskussion und Kritik nach wie vor für sinnvoll, die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung an unserer Schule bereits mit dem Schuljahr 1996/97 eingeführt zu haben.

Dieses Viscardi-Gymnasium hat es in sich: Bringt man doch dort schon der 5. und 6. erstaunliche Dinge bei.

http://www.viscardi-gymnasium.de/deutsch/begriff.htm

Verbindlich einzuführende grammatikatikalische Begriffe in den Jahrgangsstufen 5 und 6

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Theodor Ickler
19.02.2005 15.44
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Schadenfreude

Vor acht Jahren konnte man viele – teils verlogene, teils ignorante – Texte wie den folgenden lesen. Lehrer versuchten damals, sich bei ihrem Dienstherrn beliebt zu machen. Heute könnte man sie auf den Trümmerhaufen ansprechen, der vom Objekt ihrer Begierde übriggeblieben ist. Aber was soll's!

Kein Teater und (k)ein Tema – zur Neuregelung der Rechtschreibung

Dr. Wilhelm Matthiessen // Wolfgang Rau
(Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck)
Sommer 1997


"... mich schmerzt es tief gefunden zu haben, dasz kein volk [...] heute seine sprache so barbarisch schreibt wie das deutsche.“ (Jakob Grimm, 1847)

Die Klage von Jakob Grimm, mit seinem Bruder Wilhelm Begründer der deutschen Philologie, richtete sich gegen die orthographischen Wildwüchse seiner Zeit. Ihm schwebte neben vielen anderen Änderungen eine durchgehende Kleinschreibung vor. Mit diesem Vorschlag konnte er sich nicht durchsetzen und sicher wäre ihm die Neuregelung der Rechtschreibung nicht weit genug gegangen, aber als Schritt in die richtige Richtung einer logischen Vereinheitlichung hätte er sie wohl bezeichnet.

Seit am 1. Juli 1996 die Wiener Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung unterzeichnet wurde, reißt die Kritik an der fälschlich so genannten „Rechtschreibreform“ nicht mehr ab. – Sie nimmt an Schärfe sogar zu und führt zur Verunsicherung von Schülern und Eltern, aber auch der Lehrer. Die Rede ist vom „Terror der Orthographie“, die Neuregelung reduziere die Sprache und stutze sie „auf eine Mickymaus-Perspektive“ zurecht.

Schriftsteller wie Günter Grass und Hans Magnus Enzensberger, die in ihren frühen Gedichten sehr erfolgreich bemüht waren, die Regeln von Zeichensetzung und Groß- und Kleinschreibung zu ignorieren, haben sich an die Spitze von Initiativen zur Rettung der deutschen Orthographie und damit der deutschen „Sprache“ gesetzt. Wir sind wirklich dankbar, dass nicht die Rettung der deutschen Nation als Argument ins Feld geführt wird, aber ein sprach- und sinnverwirrendes Dilemma der Diskussion stellt der irreführende synonyme Gebrauch von Orthographie und Sprache allemal dar. Es handelt sich dabei um grundlegend verschiedene Dinge: Für die Leistungs- und Literaturfähigkeit einer Sprache und ihre Verschriftlichung ist es nicht von Bedeutung, ob zum Beispiel die orthographische Kennzeichnung der Substantive durch Großschreibung verlangt wird, Zeichen für gewisse Vokale oder Konsonanten existieren oder nicht. Obwohl Ludwig Thoma nicht die Klangqualität und die grammatikalische Struktur des Bayerischen in die Orthographie seiner dialektgefärbten Romane umsetzen konnte, gehört er zu den bedeutenden Naturalisten. Entscheidend für die Qualität einer Sprache ist der bewusste und sorgfältige Umgang mit ihr, wobei der grundsätzliche Entwicklungsstand unserer Schrift durchaus geeignet ist, diese zu dokumentieren. „Arbeitet mit der deutschen Sprache, aber rettet sie bitte nicht“, fleht R. Saxer (Didaktik Deutsch, Klagenfurt) mit deutlicher Ironie.

Was ist der Gegenstand des Zorns orthographischen Regelbeharrens? Auf der 2. Orthographischen Konferenz von 1901/02 in Berlin ist erstmals ein Konsens über die Rechtschreibung in allen deutschsprachigen Ländern auf der Grundlage des Regelwerkes von Konrad Duden erreicht worden. Im Laufe der Zeit wurde der Duden mit der Aufnahme von nichtamtlichen Zusätzen, Detailfestlegungen und Ausnahmeregeln immer umfangreicher, unübersichtlicher und „damit zum meistgebrauchten und bestgehassten deutschen Nachschlagewerk dieses Jahrhunderts“, (H. Zabel, Institut für deutsche Sprache und Literatur, Dortmund). Genauso alt wie der Duden sind die Versuche die Rechtschreibung zu vereinfachen. Mit der Wiener Absichtserklärung kam es zu keiner Revolution in der Orthographie. Weder wurde die Großschreibung zu Gunsten einer allgemeinen Kleinschreibung abgeschafft, wie es 1948 Dänemark in seiner Radikalität beispiellos durchführte, noch auf das "ß" verzichtet. Auch erfolgte keine fundamentalen Eindeutschung von Fremdwörtern: also kein „Teater“ um das „Tema Filosofie“! Einerseits wird nun das geringe Ausmaß der Neuregelung beklagt, die gar keine sei, sondern eben nur eine Reform in bestimmten Punkten, andererseits wird dennoch Schlimmes für die deutsche Kultur befürchtet und von „Verarmung“, „Zwangsmaßnahme“, „Hässlichkeit“ und dergleichen mehr geredet. G. Augst, Mitglied der deutschen Rechtschreibkommission, wendet dagegen ein: „Die alte Rechtschreibung ist die neue! Aber an den Rändern sind viele kleine unsinnige Regeln und Ausnahmen weggeschnitten worden. Dies macht das Schreiben und das Erlernen ein wenig leichter und schadet auf keinen Fall den Lesenden. Die Reformer haben mehr gewollt, aber das, was in Wien beschlossen wurde, lohnt auf jeden Fall den Einsatz für die neue Rechtschreibung“.

Die Zahl der Rechtschreibregeln wurde von 212 auf 112, die der Kommasetzung von 52 auf 9 reduziert; wer allerdings zwecks besserer Übersichtlichkeit und Gliederung eines Satzgefüges auf die bisherige Kommasetzung nicht verzichten will, darf dies auch weiterhin tun. Bisher gab es 7 (!) Regeln für das Zusammentreffen von drei Buchstaben, dies entfällt. Wem das Wort „Zooorchester“ in dieser Form nicht gefällt, kann auch „Zoo-Orchester“ schreiben. Das "ß" als Eigentümlichkeit der deutschen Rechtschreibung wurde nicht gänzlich abgeschafft, aber nach kurzem Vokal wird es durch „ss“ ersetzt – immerhin: Die Fehlerquelle „ich esse“ – „du ißt“ ist beseitigt zu Gunsten von „ich esse“ „du isst“. Die Schweizer sind da konsequenter und kennen das "ß" "überhaupt nicht: Sie schreiben „Strasse“ und „es heisst“. Unsere Schüler müssen dagegen beachten, dass nach einem Doppellaut weiterhin "ß" geschrieben wird – hier eröffnet sich leider eine neue Fehlerquelle. Einfacher wurde die Worttrennung: „st“ darf getrennt werden, es „tut ihm nicht mehr weh“. Bei Fremdwörtern und einer Reihe von deutschen Wörtern haben die Reformer die Trennung nach Sprechsilben neben die nach Sprachsilben gestellt, z.B. „hi-nauf“ / „hin-auf“. Vereinfacht wurde die Groß- und Kleinschreibung, z.B. „heute abend“, zu „heute Abend“, desgleichen die Schreibung nach dem Stammprinzip in einigen Fällen wie „nummerieren“ zu „Nummer“ und nicht mehr „numerieren“. Die wichtigsten Änderungen sind in der nachfolgenden Synopse, die die Kollegin B. Beck erstellt hat, zusammengefasst. Genaue Auskünfte geben die beiden Rechtschreibwörterbücher von Bertelsmann und Duden, in denen die neu formulierten Regeln und die Änderungslisten abgedruckt sind. Man entdeckt zwar gelegentliche Differenzen zwischen beiden Wörterbüchern, doch diese sind eher marginal. Allerdings: Das Monopol des Dudens als Hüter der Rechtschreibung ist aufgehoben; fortan soll eine Kommission für Deutsche Sprache, bestehend aus Wissenschaftlern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz Entwicklung des Regelwerkes überwachen und mit seiner Pflege betraut sein. Dass die Duden-Redaktion dabei weiterhin eine wichtige Rolle einnehmen wird, ist nicht zu bezweifeln.

Erwähnenswert erscheint uns an dieser Stelle das Argument der Neuregelungs-Gegner, die Schüler, aber auch die Erwachsenen müssten nun auf die neuen Regeln der Orthographie mühsam umlernen und seien vor eine schwere Aufgabe gestellt. In einer Zeit, in der gesellschaftliche und technologische Umwälzungen in nie gekannter Geschwindigkeit und kaum mehr absehbarem Ausmaß stattfinden, beharrt man in diesem Fall auf fragwürdigen, aber liebgewonnen Gewohnheiten – eine seltsam archaisch anmutende Argumentation heutzutage Aug´ in Aug´ mit PC, Multimedia, Internet, Rationalisierung und Globalisierung.

Festzuhalten gilt, dass die Rechtschreibung nicht nur einfacher geworden ist, sondern auch flexibler und, wie wir aus unserer Unterrichtspraxis bestätigen können, auch schülerfreundlicher. Die Neuregelung kommt in vielem der Schreibweise entgegen, wie sie von Schülern sowieso schon angewandt wurde. Lutz Götze, Professor für Deutsch als Fremdsprache, Saarbrücken, formuliert diesen Sachverhalt so: „Die Reform hat nicht die Rechtschreibung verändert, sondern die übliche Praxis lediglich eingeholt.“ Und: "... ich möchte Regeln haben, die von möglichst vielen verstanden werden, auch von sechsjährigen Kindern.“ Sein Resümee: „Die Reform ist kein Jahrhundertwerk, macht aber vieles einfacher und überschaubarer.“ Vieles, aber nicht alles! Es muss zugegeben werden, dass insbesondere bei der Getrennt- und Zusammenschreibung noch Verwirrung herrscht, doch sollten wir hier nicht in den alten Fehler einer detailversessenen Regelungswut zurückverfallen. Sprache lässt sich nicht in ein widerspruchsfreies logisches Korsett zwängen, ebenso wenig die Orthographie, vor allem die deutsche, deren jetzt so herbeigesehnte frühere Regeln von kaum jemandem vollständig beherrscht wurden, wie eigens für Spezialisten erstellte Probediktate bewiesen. Das neue Regelwerk ist nicht widerspruchsfrei und kann es auch gar nicht sein. „kaos forher, kaos danach“, urteilte der „Ultradoitsch“ Erfinder Ze de rock ( welch schönes Pseudonym! ). Doch das „Chaos“ danach ist spürbar kleiner als das vorher!

Die Fachschaft Deutsch am Viscardi-Gymnasium hält es trotz der andauernden und sich verschärfenden Diskussion und Kritik nach wie vor für sinnvoll, die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung an unserer Schule bereits mit dem Schuljahr 1996/97 eingeführt zu haben. Ab dem 1.8. 98 soll die Neuregelung laut Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 1.12.95 für alle Schulen und Behörden verpflichtend werden. Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt verantwortungslos die Schüler der unteren Jahrgangsstufen weiterhin mit der Alt-Regelung zu konfrontieren, die aber 1998 überholt ist, und dann in der Mittelstufe auf die Neuregelung zuzuführen. Auch glauben wir, dass die Schüler der Mittel- und Oberstufe frühzeitig das System kennenlernen müssen, das sie später im Berufsleben begleiten wird. Eine Übergangszeit für die Einführung der Neuregelung gilt bis zum 31.7.2005, in der bisherige Schreibweisen nicht als falsch, sondern als überholt gekennzeichnet und bei Korrekturen durch die neuen Schreibweisen ergänzt werden. Sie erlaubt es zudem die alten Schulbücher bis zu ihrem natürlichen Verschleiß zu benutzen, so dass die Behauptung von den immensen Zusatzkosten, die auf die Sachaufwandsträger angeblich zukommen, eine Übertreibung darstellt. Am Viscardi-Gymnasium haben die Schüler und Lehrer insgesamt gute Erfahrungen bei der Einführung der Neuregelung der Rechtschreibung gemacht: Die Zahl der Fehler ist deutlich zurückgegangen, vor allem in den Bereichen s-ss-, Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung. Die Einführung wirkte sich zudem motivierend im Deutschunterricht aus. Die Schüler zeigten Interesse an den Regeln und erkannten, dass die Neuregelung zum Teil Schreibweisen ermöglicht, die bislang als Fehler gewertet wurden. Nicht förderlich bei der Einführung erwies sich die verspätet einsetzende Kritik, die Zweifel an der Realisierung aufkommen ließ und den Elan etwas schwächte.


Ein kleiner Hinweis am Schluss: Dieser Beitrag ist, wie der gesamte Jahresbericht, in der neuen Rechtschreibung geschrieben. Sie können sich somit selbst ein Bild vom Umfang der Neuerungen und von der Lesbarkeit eines Textes in neuer Rechtschreibung machen.


Quelle:
http://www.viscardi-gymnasium.de/deutsch/teater.htm



Seminarlehrer Matthiessen ist zusammen mit Wieland Zirbs Herausgeber des „Deutschmagazins“ im Verlag Oldenbourg. Zirbs wiederum arbeitet für das staatliche Institut für Schulpädagogik und war ja auch verantwortlich für dessen „Handreichungen“ zur Rechtschreibreform (fehlerhaft und natürlich ohnehin längst überholt). Vgl. auch:
„Kontinuität oder Traditionsbruch“
Die Orthographie bei Kleist und Stifter im Licht der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Von Ursula Triller/Wilhelm Matthiessen/Wieland Zirbs
(Praxis Deutsch 149)



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Th. Ickler

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Theodor Ickler
18.01.2005 11.52
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Mundvoll

Wenn man bei Google eingibt „Pu Bär Mundvoll“, fragt die Suchmaschine: „Meinten Sie 'Mund voll'?“ – zeigt dann aber doch nur Belege für „Mundvoll“.
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Th. Ickler

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Reinhard Markner
04.08.2004 09.54
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Normenfetischismus

„Die Neuregelung geht von dem Grundsatz aus, Normen, wo immer es geht großzuschreiben“. Aus der Anlage 4 zum 3. Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission (pdf-Fassung).

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Theodor Ickler
13.07.2004 18.34
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Sancta simplicitas

«Kinder brauchen Orientierung, und zwar verlässliche«, erklärt dazu Matthias Küsters, Direktor des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula Geilenkirchen. Es müsse mindestens über eine Generation hinweg verlässliche Regeln geben. Jetzt an der Reform noch etwas zu ändern sei zu spät.

Und als Historiker meint er: »Wenn man alte Urkunden liest, sieht man, dass es damals keine Regeln gab, und die Leute haben es trotzdem verstanden.»

(Aachener Nachrichten 13.7.04)
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
01.08.2003 18.23
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Gerüffelt?

Minister Zehetmair macht den Eindruck, als sei er nach seinem wiederholten Vorpreschen zurückgepfiffen worden. Das kann eigentlich nur der Parteichef getan haben. Frau Hohlmeier käme auch in Betracht, falls ihr Vorgänger das mühsam aufgebaute Kartenhaus in Gefahr zu bringen droht.
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Th. Ickler

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Norbert Schäbler
01.08.2003 14.47
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Vergaloppiert

Vor einigen Wochen noch herrschte an dieser Stelle Optimismus und emsige Vorbereitung auf die Saisoneröffnung. Man solle nicht auf die Pferde eindreschen, die man für den Sieg im Traberrennen benötige, hieß es, und flehentlich wurde daran appelliert, daß man die Herren Kultusminister mit Samthandschuhen anfassen möge, weil man sie noch brauche für den Fall einer Wende bzgl. der Rechtschreibkonfusion.

Als reichlich Erfahrener in Sachen Sportberichterstattung – immerhin war ich rund 25 Jahre als freier Mitarbeiter in der Sportredaktion meiner Heimatzeitung beschäftigt – will ich das Jubiläumsrennen (5 Jahre Neuschrieb) analysieren, bei dem unser Hoffnungsträger Zehetmair so schlecht abgeschnitten hat.

Mein Urteil: Keinesfalls lag es am Pferd. Pferde machen das, was der Jockey befiehlt. Sie ziehen das Sulky – egal wohin.
Mir scheint: Der Zehetmair hat zum x-ten Male die Kurve nicht gekriegt. Vielleicht sollte man den Jockey wechseln und sicherheitshalber vor jedem Rennen das Sulky überprüfen, denn man weiß ja: dort wo gewettet wird, dort gibt es auch Sabotage.


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nos

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margel
12.07.2003 13.07
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irdisch - himmlisch

Herr Z. bezieht den Begriff „tätige Reue“ (natürlich) aus der katholischen Gnadenlehre (nennt man das so?) und nicht aus dem Strafgesetzbuch – wie denn auch anders? Er hat zwar Schuld auf sich geladen, aber sich doch keinesfalls strafbar gemacht. Das haben sie alle nicht, die in die Reform Involvierten, aber versündigt haben sie sich doch.

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