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DASD zu Anglizismen und Sprachpflege
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Ruth Salber-Buchmüller
30.01.2002 12.08
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Angel-Sächsisch/FAZ 31.01.02

Sachsens Minister für Wissenschaft und Kunst
bleibt dem fürs Wochenende anberaumten Kongreß
des RCDS fern, da der BILDUNGS-Kongreß unter dem
Motto „Education Now“ stehen soll.Der Minister will
sich an dem „Event“ nicht beteiligen.
__________________
Ruth Salber-Buchmueller

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Elke Philburn
21.01.2002 00.10
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Meiner Ansicht nach wird der Einfluß der Anglizismen im Deutschen überschätzt. Zwar werden immer wieder Extrembeispiele von Texten aufgezeigt, in denen sich ein Anglizismus an den anderen reiht, aber in Wirklichkeit spricht doch niemand so.

Auch die immer wieder angeführten Beispiele der DB oder der Telecom („Service Point“, „McClean“, „City Call“ and what have you) sind im Grunde sprachlicher Mummpitz, den kein Mensch in seinen aktiven Wortschatz übernehmen würde. Ebenso blödsinnig wie englische Werbesprüche im Fernsehen („kamm in ent feint aut...“), die in der Sprache einen völlig marginalen Status haben. Außerdem verdrängen ja diese neuen Wörter nicht die deutschstämmigen, sondern werden Bestandteil eines eigenen Sprachregisters, in dem man sie als angemessen empfindet.

So mag einer im engen Kreise das Wort family gebrauchen, ist sich aber bewußt, daß es im förmlicheren Umgang weiterhin Familie heißt.

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Theodor Ickler
20.01.2002 14.56
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Stellungnahme zur Debatte über den zunehmenden Einfluß des Englischen auf die deutsche Sprache

Der zunehmende Anteil des Englischen an unserer öffentlichen Sprache erfüllt weite Teile der Sprachgemeinschaft mit Sorge. Nach der Diskussion um die Neuregelung der Rechtschreibung erleben wir eine zweite große Debatte über die Zukunft der deutschen Sprache.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung begrüßt diese Debatte. Die Veränderung einer Sprache fällt in die Verantwortung der ganzen Sprachgemeinschaft. Sie und ihr Sprachgebrauch sind oberste Instanz. Die Entwicklung einer Sprache ist ja kein dumpfer, bewußtloser Vorgang, sondern ein Prozeß ständigen Wählens und Verwerfens, stets neuen Prüfens; sie ist nicht zuletzt abhängig von guten Argumenten.
Die Akademie möchte hier die Ergebnisse einer längeren Diskussion vorbringen und dabei auf einige bisher wenig beachtete Gesichtspunkte aufmerksam machen. Sie hält vielerlei Kritik im einzelnen für angebracht, rät aber insgesamt zur Gelassenheit. Ein Eingreifen durch staatlich verordnete Sprachregelungen wäre nicht nur unnötig, sondern schädlich.


I. Was ist der Grund für den Einfluß des Englischen?

Deutschland ist, was die Entlehnungen aus dem Anglo-Amerikanischen angeht, kein Sonderfall. Alle europäischen Sprachen, ja sehr viele Nationalsprachen der Welt sind in der gleichen Situation.
Wichtigste Ursache für den Einfluß des Englischen ist die Internationalisierung unseres Lebens. Englisch ist in weiten Teilen der Welt die Sprache der Wissenschaft und der Wirtschaft, des Verkehrs, der Werbung und der elektronischen Kommunikation. Die Vorzüge einer solchen Weltsprache liegen auf der Hand. Die Erweiterung der nationalen Wortschätze durch internationales Vokabular ist eine unvermeidbare Folge. Dessen Aufnahme bedeutet einen Brückenschlag zur Weltsprache. Auch wer der Internationalisierung gegenüber skeptisch ist, wird deren außersprachliche Ursachen nicht am sprachlichen Symptom kurieren können.
Es ist allerdings sehr nützlich, zu beobachten, wie andernorts auf den Einfluß des Englischen reagiert wird. In manchen europäischen Ländern gibt es ein neues Interesse, nicht an nationaler Einsprachigkeit oder Zweisprachigkeit (Nationalsprache + Englisch), sondern an europäischer Mehrsprachigkeit. Es wird auch hierzulande darüber nachzudenken sein.
Ein anderer Grund für das „Neudeutsch“ ist das Prestigestreben. „Bei Entlehnungen kommt es vor allem auf das Prestige an.“ (Stephen Ullmann). Davon lebt nicht nur die Werbung. Hier gibt es einen erheblichen Spielraum, nicht selten auch Anlaß zur Kritik.

II. Ist die Sprache berührt oder der Sprachgebrauch?

Das Wort ›Sprache‹ hat im Deutschen einen weiten Sinn; wenn von Gefährdung oder Verfall der Sprache gesprochen wird, wird selten unterschieden, ob von der Sprache als System, von der öffentlichen Gebrauchssprache oder dem von Gruppe zu Gruppe verschiedenen Sprachgebrauch die Rede ist.
Als grammatisches System für den Bau von Wörtern und Sätzen, das nach Humboldts Worten erlaubt, „von endlichen Mitteln einen unendlichen Gebrauch zu machen“, ist die Sprache kaum berührt. Für eine Gefährdung ihrer Integrationskraft durch das vermehrte Eindringen von Anglizismen sehen wir keine Anzeichen (siehe III).
Berührt ist vielmehr, was in Frankreich als ›usage‹ (Gebrauch) bezeichnet wird: der Sprachgebrauch in einer beachtlichen Anzahl gesellschaftlicher Bereiche. Die Naturwissenschaften sowie Teile der Medizin und Wirtschaft gehen ganz zum Englischen über. Werbung und Verkehr, Technik, elektronische Kommunikation, die Jugendszene erweitern ihren Wortschatz um englisches Vokabular. Dieser Vorgang der Entlehnung wird vielfach in Verbindung gebracht mit dem Prozeß der Auffächerung unsrer Gesamtsprache, der, davon unabhängig, die Verständigung erschwert. Die Ausfaltung unserer Gesellschaft in Gemeinschaften, von der Jugendgruppe bis zur Religionsgemeinschaft, in Berufszweige, in Funktionsbereiche wie die der Wissenschaft oder Verwaltung, hat ihr unvermeidbares Abbild darin, daß die Sprache sich in Gruppensprachen und Gruppenwortschätze, in Berufssprachen und Funktionssprachen ausdifferenziert. Diese Untergliederung erfüllt innerhalb der Gruppen eine wichtige Verständigungsfunktion.
Um so notwendiger ist aber die Erhaltung einer allgemeinverständlichen öffentlichen Sprache, welche dem Anspruch genügt, die für die Gesamtgesellschaft wesentlichen Themen, Inhalte und Begriffe allgemein zugänglich zu machen. Ob diese Durchsichtigkeit unserer öffentlichen Standardsprache gefährdet ist, und zwar durch das Englische, wäre vor allem zu diskutieren (siehe IV-V).


III.Wie weit reicht die Integrationskraft des Deutschen?

Der Einfluß des Englischen betrifft direkt den Wortschatz, über ihn indirekt auch die Grammatik des Deutschen.
Der allgemeine Wortschatz erweitert sich rasant. Die Aufnahme der neuen englischen und amerikanischen Wörter bereitet dabei kaum Schwierigkeiten: die Strukturformel des Deutschen, seine lautliche und grammatische Bauart, ermöglicht diese Integration. Die Aufnahme geschieht in verschiedenen Varianten, z.B. als schlichte Übernahme: ›Computer‹, ›New Age‹; als lautliche Assimilation: ›Streik‹, ›cool‹ (demnächst ›kuhl‹?); als eigene Neubildung: ›Handy‹, ›Twen‹; als Lehnübersetzung: ›Flitzer‹, ›Wolkenkratzer‹. Ob ein neues Wort in den Wortschatz der Gemeinsprache, ins allgemeine Lexikon eingeht, hängt u.a. davon ab, ob es auf dem durch die deutschen Wörter abgedeckten Feld eine Lücke besetzt oder ein bereits vorhandenes Wort verdrängt. Eine große Zahl englischer Wörter, die in wechselnden Zusammenhängen auftauchen, verschwinden rasch wieder und erweisen sich als ›Eintagsfliegen‹. Der Anteil des englischen Wortschatzes an unseren Lexika der Gesamtsprache beträgt weniger als 5%; das sagt allerdings nur bedingt etwas über ihren Gebrauch, wenig über die Häufigkeit ihres Vorkommens und den Grad ihrer öffentlichen Sichtbarkeit.
Auch die grammatische Integrationskraft des Deutschen ist nicht überfordert; sie ist z.B. groß genug, um Substantiven bei der Übernahme sofort ein grammatisches Geschlecht und einen Flexionstyp zuzuordnen (der Boss – die Bosse; das Poster – die Poster). Adjektive und Verben flektieren im allgemeinen ebenso problemlos (der coole Typ; ich surfe im Internet). Es gibt indes einige Integrationshemmnisse, die wiederum Parallelen im deutschen Kernwortschatz haben, und einige zu vernachlässigende Beispiele für Probleme: ›upgraden‹ ›er gradet up‹, analog zu ›bausparen‹ ›er spart bau‹. Die Einwirkungen des Englischen auf Wortschatz und Grammatik des Deutschen sind gewiß bis heute sehr viel geringer als die Veränderungen durch den mehr als tausend Jahre währenden Einfluß des Lateinischen und den jahrhundertelangen des Französischen.
Es entspricht einer allgemeinen Erfahrung, daß sich der Eindruck eines ›Vertrautheitsschwundes‹ schon bei relativ geringen Anteilen von Neuem und Fremdem einstellt. Genau betrachtet ist der Befund oft weniger gravierend. So hat eine Auszählung von Computerwörtern ergeben, daß entgegen aller Erwartung über 95% von ihnen nicht Anglizismen sind, sondern dem Kernwortschatz (Drucker, Maus, laden) oder dem traditionellen Fremdwortschatz (Programm, Daten, installieren) angehören.
Ein Text kann einschüchtern und unverständlich werden, weil er mit unbekannten Wörtern rasselt, er kann läppisch wirken, wo er sich, wie früher der französischen, so heute der englischen Mode überläßt. Wo Imponiergehabe, Prestigeanleihe, modische Angepaßtheit vorherrschen, ist Kritik angebracht. Besondere kritische Aufmerksamkeit verdienen die Fälle, wo für öffentliche Dienstleistungen allgemein sichtbar neue englische Bezeichnungen eingeführt werden: ›Service Point‹ usw.
Oft wird allerdings dem Gebrauch des Fremdworts angelastet, was in der Schwierigkeit der Sache begründet ist, und nicht selten ist das entlehnte Wort klarer und genauer als das deutsche. ›Big Bang‹ ist deutlicher als ›Stammzelle‹.


IV.Was ergibt die Geschichte des Deutschen zur ›Fremdwortfrage‹?

Es gibt keine ursprüngliche Reinheit der deutschen Sprache; in ihr sind Elemente aus vielen Sprachen zusammengeflossen, die wir heute zumeist für naturgewachsenes Deutsch halten (z.B. Mauer, Fenster, Wein und Meister).
Die staatsunabhängige Herausbildung der deutschen Gemeinsprache ist eine auffällige Tatsache. Lange bevor es einen deutschen Staat und den Willen zur nationalen Staatsbildung gab, entstand eine Kultursprache Deutsch, unabhängig vom modernen Staat, ohne zentrales Institut, ohne Akademie oder Sprachaufsicht. Der starke Einfluß des Lateinischen und Französischen bildete dabei den Hintergrund.
Zweisprachigkeit war in Europa etwa 1000 Jahre lang der Normalzustand. Vom 8. bis zum 18. Jahrhundert und darüber hinaus gab es in unserm Sprachgebiet das Latein der Kirche, der Universitäten, des Rechtswesens gegenüber den deutschen Dialekten und der allmählich sich herausbildenden deutschen Schriftsprache.
Im 17. und 18. Jahrhundert hatte das Französische eine Ausstrahlung, der gegenüber sich die des heutigen Englisch bescheiden ausnimmt. „Kauderwelsch“, die weitgehende deutsch_französische Sprachmischung, wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts zum wichtigsten Anstoß, in Auseinandersetzung mit dem Französischen und in Rivalität mit Frankreich jene flächendeckende öffentlich durchsichtige Gemeinsprache auszuarbeiten, die in der Epoche der deutschen Klassik erreicht wurde.
Die intensiven Kontakte mit fremden Sprachen, insbesondere mit Latein und Französisch, erwiesen sich dabei als enorme Herausforderung und Chance, eine Horizonterweiterung der deutschen Sprache und ihren differenzierten Ausbau voranzutreiben.
Die Bemühungen der ›Puristen‹, der ›Sprachreiniger‹, etablierte Fremdwörter durch eigenes Wortgut zu ersetzen, hatten nur begrenzten Erfolg. Die Verdeutschungen wurden zumeist nicht angenommen, oder sie bereicherten die Sprache in einem anderen Sinn als beabsichtigt. Oft blieb beides erhalten, das Fremdwort und seine Eindeutschung: ›Opposition‹ und ›Widerstand‹, ›Journal‹ und ›Tageszeitung‹, – ähnlich wie heute ›Computer‹ und ›Rechner‹, ›Badminton‹ und ›Federball‹. Es entstanden Stilnuancen, Bedeutungsvarianten. Eindeutschungen haben meist nicht dieselbe Bedeutung wie das Wort, das sie ersetzen sollen: ›Monarchie‹ ist eine ›Alleinherrschaft‹ bestimmter Art und die ›Dividende‹ nicht deckungsgleich mit ›Gewinnbeteiligung‹. Von den 11.500 Verdeutschungen, die Joachim Heinrich Campe um 1800 vorgelegt hat, wurden immerhin etwa 300 angenommen bzw. akzeptiert.
Campe verfolgte vor allem das aufklärerische, demokratische Ziel einer Allgemeinverständlichkeit der deutschen Sprache. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in der Epoche der napoleonischen Kriege und der Vorgeschichte des deutschen Nationalstaats, wurde aus dem Purismus dagegen ein entschieden nationales Programm: Sprache erscheint in erster Linie als nationales Identitätszeichen, ihre Einheit und Reinheit wird zum Band, das den fehlenden Nationalstaat vorwegnimmt. Sprachreinigung dient der Reinerhaltung des Volksgeistes.
Die Sonderstellung des Lehnguts, die bei uns in der Erstellung sog. ›Fremdwörterbücher‹ ihren Ausdruck fand, während in England z.B. von ›Difficult Words‹ gesprochen wird, hat eine Ursache in der verspäteten deutschen Staatsgründung. Tatsächlich kann Lehnwortreichtum so gut ein Identitätszeichen sein wie Lehnwortarmut. Das Englische ist eine Sprache, die fast zu gleichen Teilen aus Wörtern lateinischen und germanischen Ursprungs gemischt ist.
In einer Epoche, in der Europa zusammenrückt und die Welt zusammenwächst, kann ein neuer Entlehnungsvorgang, eine Erweiterung des Deutschen um internationales Vokabular, eigentlich nur von Vorteil sein. Dadurch entstehen die Sprachbrücken, die unsere Sprache auf ihre Aufgaben im beginnenden Jahrhundert vorbereiten.

V.Wissenschaftsenglisch, Wirtschaftsenglisch, Technikenglisch:
Hält der Ausbau des Deutschen mit der Entwicklung Schritt?

Wie weit die öffentliche Standardsprache die Forderung der Gemeinverständlichkeit erfüllt, sei dahingestellt, der englische Einfluß scheint sie jedenfalls kaum zu beeinträchtigen. Wohl aber stellt sich die Frage, wie weit die neuen Themen, Erkenntnisse und Begriffe der Wissenschaft, Wirtschaft und Technik noch in die öffentliche Sprache und in den allgemeinen geistigen Haushalt eingehen.
Die Verhältnisse in den Wissenschaften sind am besten überschaubar, für Ökonomie und Technik gibt es eine vergleichbare Übersicht bisher nicht. Die Tendenz ist eindeutig: – Englisch ist die lingua franca, das internationale Verständigungsmittel der Mathematik und Naturwissenschaften, der Medizin, Psychologie, der Wirtschaftswissenschaften und weiter Teile der Kulturwissenschaften. Wer deutsch schreibt, hat als Wissenschaftler wenig Chancen, international wahrgenommen zu werden.
Der Übergang unserer Wissenschaften vom Deutschen zum Englischen war ein einschneidender, aber fast lautloser Vorgang, der seit langem einer öffentlichen Reflexion bedarf und zu sprachpolitischem Handeln herausfordert. Wir brauchen dringend eine Verbesserung des wissenschaftlichen Englisch in Deutschland, andererseits aber auch einen damit Schritt haltenden Ausbau der deutschen Wissenschaftssprache.
Von Sprachnationalismus ist nicht die Rede, die Wissenschaften sind per Definition internationale Verständigungsgemeinschaften, Zweisprachigkeit oder Mehrsprachigkeit war in unserer Wissenschaftsgeschichte der Normalfall (vgl. IV). Aber mittlerweile sind Defizite erkennbar, die sich demnächst als gravierend herausstellen werden.
Was heute als internationale Wissenschaftssprache vorherrscht, ist nach Grammatik und Wortschatz eine schmale Funktionssprache, genannt „Englisch II“ oder „Basic Simple English.“ Dieser Code bietet beachtliche Vorteile für die rasche Verständigung, aber vor anspruchsvolleren Aufgaben wissenschaftlicher Beschreibung und Theoriebildung erscheint er als arm. Wer z.B. im naturwissenschaftlichen Wettstreit mithalten will, braucht vermutlich ebenso ein flächendeckendes breites Englisch wie eine naturwissenschaftlich ausgearbeitete Muttersprache. Ganz zu schweigen von den Geisteswissenschaften, die geradezu darauf angewiesen sind, daß die Unterschiedlichkeit der Begriffswelten und der Stile des Denkens, die in den verschiedenen Wissenschaftssprachen zum Ausdruck kommen, in ihnen lebendig bleiben.
Innerhalb unserer Gesellschaft sind einschneidende Zukunftsentscheidungen der Regierung und des gesetzgebenden Parlaments auf Gebieten zu fällen, deren jüngste Entwicklungen nur noch auf Englisch zugänglich sind. Naturwissenschaften und Medizin, Ökonomie und Technik sind der stärkste Motor gesellschaftlicher Veränderungen. Die öffentliche Diskussion und politische Beratung dessen, was hier vorgeht, bedarf einer allgemein durchsichtigen Begriffssprache, die auf dem Stand der Dinge ist.
Unsere öffentliche Sprache bleibt zurück, wenn die Vielfalt dieser Gebiete nicht in ihr ausgearbeitet, wenn sie in dieser Richtung nicht immer weiter ausgebaut wird. Sie erhält einen den Dialekten vergleichbaren Status. Das Verschwinden deutscher wissenschaftlicher Werke, wie sie in unserer Tradition vielfach die Qualität ausgezeichneter Literatur haben und Teil der allgemeinen Bildung sind, wäre ein nachhaltiger Verlust. Es entwickelt sich eine Zweiklassengesellschaft, es droht eine Ausdünnung des demokratischen Diskurses, wenn entscheidende Bereiche nicht mehr in der Sprache der Allgemeinheit zugänglich sind.

VI.Was ist zu tun?

Die Akademie lehnt jede Form sprachlicher Zwangsregulierung und insbesondere staatliche Verordnungen oder Gesetze ab, die den Sprachgebrauch einschränken sollen. Die Gefahr der Erstarrung und Provinzialisierung liegt hier, falls solche Maßnahmen überhaupt Folgen haben, allzu nahe. Dennoch kann und sollte man vieles tun, was das Deutsche als durchsichtige und für alle verständliche Standardsprache fördert und was seine universellen Ausdrucksmöglichkeiten erhält und weiterbildet. Die Übernahme neuer Wörter ist ein Vorgang, der wache, kritische und aktive Aufmerksamkeit verdient und erfordert.

Schriftsteller, Dichter und Übersetzer wissen, in welchem Grade langsam entstehende Dichtung und zeitaufwendiges Übersetzen dazu beitragen, neue Erfahrungswelten etwa in den Wissenschaften, der Ökonomie und Technik mit ihren Begriffen, Vorstellungen und Ausdrucksweisen zu assimilieren und der allgemeinen Sprache zugänglich zu machen. Auch den Sachbuchautoren, den Wissenschaftsübersetzern kommt hier besondere Bedeutung zu. Dichtung und Übersetzung zu fördern heißt, dazu beizutragen, daß die öffentliche Allgemeinsprache zum Spiegel der Zeit wird.

Praktische Maßnahmen mit unmittelbarer Wirkung und deshalb hoher Dringlichkeit betreffen die Förderung des Deutschen im gesamten Bildungswesen. Das Fach ›Deutsch als Fremdsprache‹ sollte im In- und Ausland sowohl fortentwickelt als auch ausgebaut werden. Im Schulfach Deutsch selbst müssen Literatur und Sprache Hauptgegenstand des Unterrichts bleiben. Sie dürfen nicht durch Überfrachtung der Lehrpläne mit anderen Lerninhalten zurückgedrängt werden. Der Fremdsprachenunterricht vornehmlich, aber keineswegs nur, im Englischen sollte verbessert werden.

Der Gebrauch des Deutschen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur bedarf öffentlicher Aufmerksamkeit und Reflexion. Die Einführung des Englischen als alleiniger Sprache selbst in beschränkten Bereichen der europäischen Politik und des europäischen Rechts, als alleiniger Kongreßsprache, als alleiniger Sprache in neuen Studiengängen an deutschen Hochschulen, als alleiniger Sprache der internationalen Wirtschaftskommunikation usw. sollten öffentlich diskutiert und im Einzelfall rational begründet werden.

Gegenüber der Universalsprache Englisch muß es unser Interesse sein, das Deutsche so weit wie möglich zu behaupten und zu entwickeln. Parallel zu entsprechenden Bemühungen in Frankreich und Polen, Italien und Schweden ist größter Wert auf die Bewahrung der Mehrsprachigkeit zu legen. In Schulen und Hochschulen, Wirtschaft und Medien bedarf es dazu eigener sprachplanerischer Überlegungen.

Die Akademie schlägt weiter die Einrichtung einer öffentlich geförderten Arbeitsstelle für Sprachenfragen vor, die mit Sprachwissenschaftlern, Übersetzern und Schriftstellern besetzt ist. Zu ihren Aufgaben gehören:


Terminologiearbeit in Kooperation mit den großen Wörterbuchverlagen


Textarbeit mit dem Ziel, daß für die Öffentlichkeit wichtige Texte in einer öffentlich durchsichtigen Sprache verfaßt sind


Sprachberatung und ihre Dokumentation im öffentlichen, fachsprachlichen und privaten Bereich


Sprachaufklärung mit dem Ziel, bei gegebenem Anlaß über öffentlich bedeutsame Sprachdiskurse, Sprachentwicklungen und Erkenntnisse der Sprachwissenschaft zu unterrichten und das Interesse der Öffentlichkeit für die Sprache zu nähren und wachzuhalten.


gez. Christian Meier gez. Klaus Reichert
Präsident Vizepräsident


__________________
Th. Ickler

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