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Die Woche: Stil bildend
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Detlef Lindenthal
15.04.2002 05.15
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Nicht gespickt; keine Marktwirtschaft bei den Medien?

Walter Lachenmann schrieb:
>> „... Wir haben das zwar auch alle gemerkt ...“ <<

a.) Prof. Ickler hat nicht gespickt, sondern zitiert. b.) Wer ist „wir“? c.) Wieso „taktlos“? d.) Wer Böckenförde ist? Siehe Google.de; dort gibt es mehrere, deshalb habe ich vermutend den Vornamen genannt in der Hoffnung, die Aussage irgendwann zitierfähig zu bekommen.

Da ich Bürgerrechtler und Demokrat bin, ist für mich ein Gegensatz von »allgemeinstem« und allgemeinem »allerindividuellstem Interesse« nicht denkbar; bei Diktatur, Absolutismus, Verbrecherstaat usw. klaffen die Interessen leichter auseinander.

Zutreffend schreibt Herr Lachenmann: „Also könnte es sein, daß man nur herausfinden müßte, wie die Geschäftsleute mit der Verweigerung der Reform Geld verdienen könnten, um in unserer Sache zum Erfolg zu kommen.“
Dafür muß ergründet werden, wieso bei der einen Dienstleistung (Leute transportieren) die Gesetze von Angebot und Nachfrage funktionieren, bei der anderen Dienstleistung (Leute informieren) absolut nicht. Die Zeitungen streben nicht auf die Marktlücke zu wie die Taxis auf den Bahnhof.
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Detlef Lindenthal

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Theodor Ickler
15.04.2002 04.04
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Bündeln

Ich wollte eigentlich keine umfassende politisch-philosophische Diskussion entfachen, sondern zum Bündeln der Interessen aufrufen. Mein Interesse an der Durchsetzbarkeit von sehr allgemeinen Interessen stammt noch aus der Zeit, als ich familienpolitische Vorträge hielt. Das Fortbestehen eines „Generationenvertrags (aber nicht zu Lasten Dritter wie jetzt) ist sicher ein sehr allgemeines Interesse, aber es ist mangels Lobby schwerer durchsetzbar als ein Tierschutzgesetz oder die Vereinfachte Ausgangsschrift an den Grundschulen oder eben die Rechtschreibreform. So war es hauptsächlich ein einzelner wie Jürgen Borchert, der in Karlsruhe etwas bewegen konnte. Aus der verdienstvollen „Liga für das Kind“ mußte ich leider austreten, weil sie sich der Rechtschreibreform in die Arme geworfen hat.
Aber damit soll es nun genug sein, das Problem „Demokratie“ will ich nicht noch auch noch schultern müssen.
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Th. Ickler

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Walter Lachenmann
14.04.2002 23.05
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Re: Demokratiefrage

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Sie brachten diese Weisheit (vermutlich also von Ernst-Wolfgang Böckenförde):
„Gerade das allgemeinste Interesse ist schwer durchzusetzen, weil es keine Lobby hat.“
Diese Aussage leuchtet unmittelbar ein – fast jedenfalls.
Auf eine Stadt angewendet würde das z.B. bedeuten: „Gerade vor dem Bahnhof stehen keine Taxis, weil es dafür keine Lobby gibt.“ Was natürlich falsch ist, denn gerade vor dem Bahnhof gibt es so gut wie immer Taxis.


Daraus haben wir folgendes gelernt:
1. Herr Ickler hat bei Ernst-Wolfgang Böckenförde gespickt. Wir haben das zwar auch alle gemerkt, aber so taktlos, ihm das in aller Öffentlichkeit ins Gesicht zu sagen, sind wir denn doch nicht. Übrigens: Wer ist Ernst-Wolfgang Böckenförde?
2. Die Aussage ist unsinnig, weil vor den Bahnhöfen Taxis stehen.
Nun könnte es ja sein, daß die Taxis vor den Bahnhöfen gar nicht deshalb stehen, weil dies das »allgemeinste Interesse« ist, sondern das allerindividuellste – nämlich der Taxiunternehmer. Wenn die umsonst fahren müßten, stünden die vielleicht nicht da.
Also könnte es sein, daß man nur herausfinden müßte, wie die Geschäftsleute mit der Verweigerung der Reform Geld verdienen könnten, um in unserer Sache zum Erfolg zu kommen.
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Walter Lachenmann

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Detlef Lindenthal
13.04.2002 07.52
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Demokratiefrage

Sie brachten diese Weisheit (vermutlich also von Ernst-Wolfgang Böckenförde):

„Gerade das allgemeinste Interesse ist schwer durchzusetzen, weil es keine Lobby hat.“

Diese Aussage leuchtet unmittelbar ein – fast jedenfalls.

Auf eine Stadt angewendet würde das z.B. bedeuten: „Gerade vor dem Bahnhof stehen keine Taxis, weil es dafür keine Lobby gibt.“ Was natürlich falsch ist, denn gerade vor dem Bahnhof gibt es so gut wie immer Taxis.

Entsprechend wirft der Böckenförde-Satz kein gutes Licht auf unsere rätselhafte Demokratie; welche Mechanismen halten die Volksvertreter davon ab, ihre Handlungen dorthin zu lenken, wo sie vom Souverän gebraucht werden und das meiste Lob ihrer Wähler bekommen?
(Sind die Lobbys (welche eigentlich?) ein Staat im Staate? Soll man diese paar Duden-usw.-Leute schon als Lobby bezeichnen?)

Sie schreiben: „Hier liegt die größte Aufgabe für uns: einen plausiblen Weg aus der Krise zu zeigen, der dann den allgemeinen Willen auch zur Handlung zu bündeln erlaubt.“

Müssen dafür nicht zunächst Antworten auf das Demokratie-Rätsel zusammengetragen werden?
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Detlef Lindenthal

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Theodor Ickler
13.04.2002 06.36
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Erklärungsversuch

Bei der WOCHE hat wahrscheinlich eine Rolle gespielt, daß man um jeden Preis modern sein wollte und die RSR aus Unkenntnis für etwas Modernes hielt. Hinzukommen mag eine politische Verwandtschaft (Nähe zur SPD/GEW).
Die anderen Zeitungen fügten sich dem Befehl der nicht journalistischen, sondern kaufmännischen Zentralen. Obwohl der Bundesverband deutscher Zeitungsverleger bestreitet, daß es einen Umstellungsbeschluß gegeben habe, sprechen die Quellen eindeutig dafür, daß es einen solchen gab, mag er auch anders geheißen haben und im übrigen der BDZV tatsächlich keine Befugnis haben, verbindliche Beschlüsse zu fassen. Eine Absprache gab es, das läßt sich beweisen (vgl. weitere Dokumente in der nächsten Ausgabe von „Regelungsgewalt“). Beim hohen Grad von Organisiertheit und Oligopolisierung bzw. Beiteiligungen dürfte es leicht gewesen sein, Einmütigkeit zu erzielen. Nicht zu vergessen die Drohung der dpa mit dem Verlust der Leser im Fall der Verweigerung.
Die FAZ ist verhältnismäßig unabhängig. Doch auch hier bedurfte es unermüdlicher Überzeugungsarbeit vor allem durch Kurt Reumann, um die Herausgeber umzustimmen.
Insgesamt muß man immer im Auge behalten, daß die meisten Leute keine richtige Vorstellung vom Ausmaß des sprachlichen Schadens hatten. Ferner, daß die Reform vom jahrzehntelang gepflegten Mythos der „Vereinfachung“ und Kinderfreundlichkeit zehren konnte. Es bedurfte erst der täglichen Erfahrung mit den verhunzten Zeitungen, um der breiten Masse die ganze Überflüssigkeit und Verfehltheit der RSR vor Augen zu führen. In meinem Kommentar zum Karlsruher Urteil in der FAZ habe ich deshalb ganz unironisch die Meinung geäußert, daß dies wohl die zweitbeste Lösung sei (nächst der frühzeitigen Verhinderung der ganzen RSR), weil nur so der Legendenbildung entgegengewirkt werden könne. Inzwischen gibt es praktisch nur noch eine Meinung über die RSR; das Problem ist bloß – nach jenem bekannten Theorem, das wohl von Böckenförde stammt -: gerade das allgemeinste Interesse ist schwer durchzusetzen, weil es keine Lobby hat.
Hier liegt die größte Aufgabe für uns: einen plausiblen Weg aus der Krise zu zeigen, der dann den allgemeinen Willen auch zur Handlung zu bündeln erlaubt.
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Th. Ickler

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Detlef Lindenthal
13.04.2002 04.53
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Rätselhaftes Redakteure-Verhalten

Mit Blick auf die Rechtschreibereignisse von hauptsächlich 1996 bis 1998 möchte ich hier als Frage stellen, was ich für mich selbst nicht weiter als bruchstückhaft beantworten kann:

Woher nehmen solche Zeitungen wie Die Woche oder die SH:Z und fast alle anderen diesen Todesmut, am Bedarf ihrer Leserschaft vorbeizuschreiben?

Jeder Erklärungsansatz ist grotesk und nicht recht überzeugend; z.B:
– Dummheit: die Redakteure wüßten es nicht besser;
    –– Das kann eigentlich nicht sein, das sind alles gebildete Leute; ausnahmsweise kann einer von ihnen irren, aber doch nicht alle zusammen.
– Befehl „von oben“: Jeder Redakteur weiß, daß er spuren muß (Schere im Kopf);
    –– Doch wieso konnte dann die F.A.Z. einen unabhängigeren Kurs fahren?
    –– Und wenn es da eine Befehlszentrale gäbe, so wäre es auffällig, daß die noch nie nachhaltig beschrieben worden ist; ein solche Beschreibung müßte doch ein gefundenes Fressen für Journalisten sein, mit der die Auflage einer Zeitung in die Höhe zu bringen ist.

Mindestens drei Themen mache ich aus, wo die Zeitungen bisher im wesentlichen „mehr als absolut“ dichtgehalten haben:
– Rechtschreib„reform“,
– DM-Abschaffung,
– EU-Osterweiterung.

Also nochmal meine Erwägung: Wieso ist bei den vielen Woche-Redakteuren und den anderen von Leserschwund bedrohten Zeitungen keine dabei, der das Hemd näher ist als der Rock und die deshalb für ihre Leserschaft schreibt?
Muß man die Erklärungsmuster der Massenpsychologie bemühen, um soviel uneigennützigen Selbstschädigungswillen nachvollziehbar zu machen?
Es gibt Parallelen, aber die sind sehr weit weg.
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Detlef Lindenthal

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Theodor Ickler
13.04.2002 03.31
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Manfred Bissinger / Herausgeber

Persönliche Erklärung

WOCHE-Mitbegründer Manfred Bissinger zur Einstellung der Wochenzeitung

Die WOCHE war ein journalistisches Projekt. Kein Nischenprodukt und auch keine Marketing-Idee. Natürlich
wollten alle (Verlag und Redaktion) mit ihr auch Geld verdienen – wir glaubten an gute Auflagen und damit
auch an ein gutes Anzeigengeschäft. Vor allem aber waren wir uns sicher, dass so ein Blatt notwendig wäre und
von den Leserinnen und Lesern auch gesucht würde.

Als wir starteten hatten wir unendlich viele gute Ideen. Nachträglich gesehen, haben wir uns vielleicht zu viel
vorgenommen. Eine Zeitung als Quadratur des Kreises. Womöglich zu gewöhnungsbedürftig für den Markt.

Stil bildend wollten wir sein – und waren es dann auch im Auftritt, in den Inhalten, in der Freude, eigene
Meinungen zu haben. Auch bei der Aufbereitung von Artikeln konnten wir mit extremer Leserfreundlichkeit
neue Maßstäbe setzen.

Farbig wollten wir daherkommen – für Zeitungen mit seriösen Inhalten zum Zeitpunkt unserer Geburt 1993 ein
völlig ungewohntes Outfit. Heute ist er längst selbstverständlich. Ohne Farbe lebt keine Zeitung mehr. Dem
Journalismus hat dies – wie so oft befürchtet – nicht geschadet.

Personen interessierten uns oft mehr noch als die Strategien. Mit der Seite 3 schufen wir das „Porträt der
Woche“ – eine Institution, wie sie keine andere Zeitung zuvor verwirklicht hatte.

Im Zweifel bekannte die Zeitung sich auch zu Menschen, gelegentlich selbst zu Politikern. Roman Herzog war
für uns der richtige Präsident, für ihn setzten wir uns ein; auch für Gerhard Schröder, als Mann, der Helmut
Kohl ablösen könnte.

Als Darstellungsform war vieles gewünscht und erlaubt: Die Analyse, der Kommentar, der Leitartikel, die
Reportage, der Report, das Gespräch und das Interview. Selbst den Comic als Ausdrucksmittel unserer Zeit
führten wir ein. Manchen unserer Leser ging das zu weit. Der Comic wurde nach heftigen Protesten fallen
gelassen. So ändern sich die Zeiten: Heute pflegt ihn die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

Wir waren immer so um die 50 Menschen, darunter viele herausragende Journalisten und Kolumnisten. Mit
ihrer Leistung schufen wir schnell eine angesehene Marke. Wir liebten unsere Arbeit; sie erwies sich als extrem
befriedigend. Allen, die die Jahre mit uns gegangen sind, bin ich zu Dank verpflichtet. Vor allem auch der
letzten Chefredaktion unter Sabine Rosenbladt. Sie hat in schwierigster Phase das Blatt übernommen und
dennoch kräftige neue Impulse gesetzt.

Unser journalistisches Projekt ist jetzt zu Ende gegangen. Der Markt hat DIE WOCHE nicht wirklich akzeptiert,
zwar waren die 135.000 Exemplare und über 600.000 Leserinnen und Leser pro Ausgabe für uns eine stolze
Zahl, aber es reichte nicht, um das journalistisch so ehrgeizige Blatt noch länger zu finanzieren.
__________________
Th. Ickler

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