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IDS (5.8.2000)
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Christian Melsa
16.05.2001 16.37
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Kommentar zu Stickels Beschwichtigungsversuchen

Zunächst zu Matthias Drägers Anmerkung: Die Rechtschreibung ist ja nicht das einzige, womit sich das IDS beschäftigt, und kein Reformer hält ja den derzeitigen Kompromiß für der Weisheit letzten Schluß, daher ist die (natürlich polemisch überspitzte) Forderung nach der Schließung nicht ganz treffend.

Ärgerlich ist natürlich an den Stellungnahmen von Stickel, daß sie mit deutlich hervorgehobener Autorität den Adressaten (also hauptsächlich der Presse) oberflächlich und tendenziös dargestellte Sachverhalte als Argumentatiunsgrundlage pro aktuelle Reform in den Mund legen. Wie man gut beobachten kann, werden, wo die Reform gegen den Widerstand verteidigt wird, auch meist genau jene Behauptungen unreflektiert nachgebetet. Die meisten Journalisten vertiefen sich aus Zeitdruck eben nur bis zu einem bestimmten Grad in das, worüber sie berichten, und überlassen den Rest dem Vertrauen, das sie aus dem Bauch heraus oder anhand von Überlegungen bezüglich Karriereförderung und Medientrendstromlinienform der einen oder anderen Quelle entgegenbringen.

Zum Beispiel zum Punkt 2: Diejenigen, die sich vor 1902 gegen die neu festgesetzten Einzelheiten der damals eingeführten Orthographie sträubten, mögen mit ihren Argumenten ja auch teilweise recht gehabt haben. Sie mußten einem Kompromiß zuliebe nachgeben, der der erstmaligen Errichtung einer Rechtschreibung für die deutsche Sprache diente, die als solche auch wirklich bezeichnet werden konnte, da sie allgemeine Gültigkeit hatte. Nur wird in der historischen Schau der Stellungnahme wieder einmal eben dieses höchst wichtige Faktum unterschlagen, daß es vor 1902 einfach keine einheitliche deutsche Rechtschreibung gab, es gab zwar bereits gewisse Kumulationen verschiedener isoliert in sich einheitlicher Rechtschreibungen, aber eben mehrere davon, keine eine und einzige. Die Vereinheitlichung der Orthographie zu einer Gültigkeit für den gesamten deutschen Sprachraum war mit der 2. Orthographischen Konferenz vollzogen. Später sorgte der Duden für ein Rückgrat, anhand dem sich die Weiterentwicklung (z.B. im Bereich GZS und Zeichensetzung) vollziehen konnte, wobei immer das Grundmotiv der Deskription verfolgt wurde. Nichts wurde frei erfunden, abgesehen von probeweise versuchten Fremdworteindeutschungen. Von zwangsweisen Änderungen gegen die Sprachentwicklung kann keine Rede sein, das hat erst der Durchbruch der Reformer 1996 gebracht.

Zu 3: Auch und manchmal gerade Feinheiten spielen in der Sprache eine große Rolle. Das ist nicht nur in der Rechtschreibung so, dort aber besonders entscheidend, da gewissen Spezifitäten der Schriftsprache genügt werden muß; Ebenen und Eigenschaften der Rede, die dort nicht zur Verfügung stehen, müssen kompensiert werden. Gleichzeitig ist nicht einzusehen, wie eine minimale Änderung im Schriftbild für eine nennenswerte Fehlerreduzierung sorgen soll. Was die Unzulänglichkeiten der alten Rechtschreibung betrifft, so ist es ja wohl ein Hohn, mit ihnen die sehr viel größeren Unzulänglichkeiten der neuen gleichsam erkaufen zu wollen.

Zu 4: Die 14 Millionen Schüler haben sich nicht nach sorgfältigem Vergleich zwischen alter und neuer Rechtschreibung aus qualitativen Erwägungen und freien Stücken für die letztere entschieden. An den Schulen wird schlicht eine Verordnung umgesetzt. Damit kann man für eine Sache nicht glaubwürdig werben. Daß unabhängig von solchen Verordnung bestimmte Leute sich „zumeist“ für die neue Schreibung entschieden haben, hängt ebenfalls meistens nicht mit einer qualitativen Beurteilung zusammen, sondern mit dem Willen, sich einem vermuteten Trend anzupassen, um der Zeit nicht hinterherzuhinken. Es wird suggeriert, eine Mehrheit wäre von der Reform angetan und würde ihr gern folgen. Ausnahmslos alle bekannten Umfragen und Statistiken sagen das krasse Gegenteil aus.

Zu 5: Ich kann nicht glauben, daß ein renommierter Sprachwissenschaftler ein derart unzutreffendes Bild von der Rolle der Orthographie hat. Als sei die Schriftsprache nichts weiter als eine Notation akustischer Ereignisse. Dieses Stadium hatte die Schriftsprache schon in der Antike hinter sich gelassen. Seitdem hat sie immer mehr an Eigenständigkeit gewonnen, und dabei spielt natürlich auch eine korrekte, eindeutige, differenzierende, präzisierende Schreibung eine Rolle, mehr noch als die korrekte Aussprache mündlicher Rede wichtig ist. Ich bin auf diese Fehlansicht schon mehrfach eingegangen. Mit einer solchen Einschätzung disqualifiziert sich Stickel eigentlich völlig, vor allem als angeblicher Experte für Rechtschreibung, aber vermutlich spekuliert er darauf, sein Professorentitel würde dank der immer noch leidlich verbreiteten pauschalen Autoritätsgläubigkeit alles sachlich Falsche verdecken. Die Leute von heute werden ja mittlerweile wieder geradezu dazu erzogen, nicht selber nachzudenken.

Zu 6: Wenn zudem die Rechtschreibung so derart unwichtig und marginal wie unter 5. behauptet sein soll, wieso war es dann so wichtig, sie bei Inkaufnahme von gigantischen Mühen, Kosten und Ärger mit unter 3. wiederum sogar eingestandenem minimalem Effekt zu ändern?

– geändert durch Christian Melsa am 17.05.2001, 18:52 –

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Matthias Dräger
12.05.2001 01.22
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Ids: Rechtschreibung = Postleitzahlen!

In einer Stellungnahme für das grandiose Bundesverfassungsgericht führte das IDS aus (10. 11. 1997):

„Die Richtigkeit von bestimmten Schreibweisen ist allenfalls der von Postleitzahlen vergleichbar.“

Man sollte das Institut beim Wort nehmen. Wenn dem nämlich wirklich so ist, kann das Institut auch geschlossen werden. Die deutsche Schriftsprache ist ja 1996 ein für alle mal angeordnet worden, wozu sollte es weiterer Anordnungen bedürfen?

Augst & Co, „go home“!

(Falsche Bärte und schicke Sonnenbrillen gibt´s übrigens in Lübeck, bei Kappenorth in der Holstenstr.)

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Theodor Ickler
31.03.2001 08.27
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IDS Presse-Information 4.8.2000

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim



Presse-Information, August 2000

Die aktuelle öffentliche Diskussion der deutschen Rechtschreibung ist überflüssig


Seitdem „Die Welt“ durch Fehlmeldungen und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) durch ihre hastige Rückkehr zur alten Rechtschreibung eine erneute öffentliche Diskussion der seit 1998 geltenden Schul- und Behördenrechtschreibung entfacht haben, erhält das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim eine Vielzahl von Anfragen und Aufforderungen zur Stellungnahme. Prof. Gerhard Stickel, der Direktor dieser zentralen wissenschaftlichen Einrichtung zur Erforschung des heutigen Deutsch und seiner neueren Geschichte, erklärt zur aktuellen Debatte:

1.Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) appelliert an Schulen und Medien, die sich für die neue Rechtschreibung entschieden haben, sich von dem aktuellen orthographischen Sommertheater nicht beirren zu lassen. Ausgelöst durch eine Fehlmeldung über den vermuteten Inhalt der neuen Duden-Rechtschreibung hat die neuerliche Debatte nicht zu neuen Sachargumenten gegen die Rechtschreibreform geführt. Bisher haben sich nur die alten Gegner zu Wort gemeldet, also die Personen und Organisationen, die die Reform schon vor Jahren verhindern wollten. Sachliche Kritik sollte, wenn sie aus konkreten Erfahrungen mit der neuen Rechtschreibung gewonnen wird, der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission übermittelt werden. Falls sich Einzelheiten der neuen Rechtschreibung als korrekturbedürftig erweisen, wird es zu diesen Korrekturen nach Ablauf der Übergangsfrist kommen, wie die neue Rechtschreibung ohnehin entsprechend der allgemeinen Sprachentwicklung fortzuentwickeln ist. Das sollte aber mit Bedacht geschehen, nicht in kurzatmiger Erregung.

2.Zur Geschichte: Schon die von 1902 bis 1996 geltende deutsche Rechtschreibung wurde von manchen Schriftstellern und auch von Kaiser Wilhelm II. lange Zeit nicht akzeptiert. Die konservativen Kritiker wollten alte Schreibungen wie thun und Thür (statt tun und Tür) beibehalten. Mit der damals neuen Rechtschreibung waren aber auch einige ihrer Väter (wie Konrad Duden) unzufrieden. Es gab eine Vielzahl von Initiativen zur Verbesserung der Rechtschreibung. Aber erst seit den 70er Jahren konnten Fachleute aus den verschiedenen deutschsprachigen Ländern mit Erfolgsaussichten an einer Reform der Regeln von 1902 arbeiten. In staatlichem Auftrag wurden seit 1986 mehrere Vorschläge zur Verbesserung von Teilen und schließlich zur Reform der Rechtschreibung insgesamt vorgelegt und veröffentlicht. Die vorletzte Fassung wurde an insgesamt 50 mit Sprache befasste Verbände zur Prüfung geschickt. 30 Verbände beteiligten sich an der Diskussion, u.a. in eigens hierzu veranstalteten Anhörungen. (Einige der Verbände, die nicht reagierten, meldeten sich erst nachträglich zu Wort.) Zwischen den deutschsprachigen Staaten und Regionen wurde am 1. Juli 1996 vereinbart, ab 1. August 1998 die neue Rechtschreibung einzuführen. Bis 2005 gilt eine Übergangsfrist, in der auch die alte Rechtschreibung noch verwendet werden kann und die Einführung der neuen beobachtet und geprüft wird. Mit dieser Aufgabe ist ein Gremium aus deutschen, österreichischen und schweizerischen Fachleuten beauftragt: die zwischenstaatliche Rechtschreibkommission. Sie hat ihren Sitz beim IDS in Mannheim, ist aber nicht Teil dieses Instituts.

3.Die neuen Regeln führen nicht zu einem erheblich veränderten Schriftbild (wie etwa ein Vergleich der Ausgaben der FAZ vom 31. Juli und 1. August leicht zeigen kann.) Sie beseitigen behutsam eine Reihe von Ungereimtheiten der Norm von 1902. So schreibt man – was viele Reformgegner nicht wissen – die Sauerstoffflasche schon nach alter Rechtschreibung mit drei gleichen Konsonanten (fff). Die Kritik an Details der neuen Rechtschreibung darf die Unzulänglichkeiten der alten nicht vergessen lassen (z.B. inkonsequente Schreibungen wie „in bezug auf“ und „mit Bezug auf“).

4.Ob 1902 oder 1996, die neuen Rechtschreibregeln sind wie die alten nur für Schulen und Behörden verbindlich. Inzwischen lernen rund 14 Millionen deutschsprachiger Schüler die neue Rechtschreibung. Hinzu kommen die vielen Schüler und Studierenden, die im Ausland Deutsch als Fremdsprache erlernen und die sich zumeist auf die neue Rechtschreibung eingestellt haben. Wünschenswert ist eine möglichst einheitliche Schreibung auch außerhalb von Schulen und Behörden. Wenn aber eine Zeitung wie die FAZ wieder zur Norm von 1902 zurückkehrt, kann sie kein Amt daran hindern. Ihre Begründung, sie wolle mit der Rückkehr zur alten Rechtschreibung die durch die Reform erzeugte Verwirrung beseitigen, kann nicht überzeugen. Diese angesehene Zeitung schafft oder verstärkt ja mit ihrem Schritt erst die Verwirrung, die sie zu 'heilen' vorgibt. Von Verwirrung in den Schulen war bis zum Beginn der Sommerferien nichts zu
spüren. Den allgemeinen orthographischen Frieden, zu dem die FAZ und andere Gegner der Rechtschreibreform zurückführen möchten, hat es freilich auch vor dieser Reform nicht gegeben (siehe Punkt 2).

5.Das zeitweilige Nebeneinander von alter Rechtschreibung und neuer, das bis 2005 weitgehend überwunden werden sollte, ist keine Kulturkatastrophe. Das Chaos-Gerede der Reformgegner lässt die Situation übertrieben dramatisch erscheinen. Ohnehin trägt die derzeitige Diskussion erneut zu der herkömmlichen Überbewertung der Rechtschreibung, zur Verwechslung von Orthographie mit Sprache bei. Rechtschreibung gehört nur zur Außenseite der Sprache. Sie hat eine Funktion, aber für sich keine Bedeutung. Sie ist lediglich die sichtbare 'Verpackung' von Wörtern und Sätzen, die sich im Lauf der Zeit geändert hat, geändert worden ist und sich ändern lässt, wenn die in Schrift 'verpackten' Wörter und Sätze wiedererkennbar bleiben. Goethes Werke in seiner eigenen Schreibung entsprachen weder der damaligen Orthographie noch den Rechtschreibregeln von 1902 oder von 1996. Sie wurden an die jeweils gültige Orthographie angepasst, ohne dass sie dadurch an Bedeutung verloren hätten.

6.Die aktuelle Diskussion ist auch deshalb überflüssig und störend, weil sie von wichtigeren sprachlichen und sprachpolitischen Themen ablenkt. Die deutsche Sprache ändert sich durch Neuwörter und Entlehnungen erheblicher, als es durch irgendeine Änderung der Rechtschreibung möglich wäre. Bedenklich ist, dass in ganzen Sach- und Fachbereichen die deutsche Sprache zugunsten eines (meist vereinfachten) internationalen Englisch völlig aufgegeben wird. Das heißt, das Deutsche entwickelt sich in diesen Bereichen nicht mehr weiter. Unsicherheit besteht außerdem über die Zukunft des Deutschen in einem hoffentlich auch künftig mehrsprachigen Europa. Eine intensive öffentliche Diskussion dieser Themen wäre der Sprachkultur in Deutschland zuträglicher als die ermüdende Diskussion darüber, mit wie vielen „f“ Schifffahrt zu schreiben ist.

4. August 2000

__________________
Th. Ickler

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Theodor Ickler
03.03.2001 16.13
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Antwort an die Reformgegner

SPRACHE: IDS-Leiter Gerhard Stickel zur Rechtschreibung

Mit einer ausführlichen Stellungnahme hat gestern das Mannheimer Institut für Deutsche (IDS) auf die neuerlichen Kontroversen
zur Rechtschreibreform reagiert. An der Forschungsstelle wurde nicht nur die Rechtschreibreform mit entwickelt, sie ist auch
Sitz der Zwischenstaatlichen Kommission, die das neue Regelwerk überwacht. Wir teilen die Ausführungen von Professor
Gerhard Stickel, dem Leiter des IDS, hier in Auszügen mit.

Zur Kontroverse um den neuen Duden (siehe nebenstehenden Bericht) meint das IDS: „Das Institut für Deutsche Sprache
appelliert an Schulen und Medien, die sich für die neue Rechtschreibung entschieden haben, sich von dem aktuellen
orthografischen Sommertheater nicht beirren zu lassen. Ausgelöst durch eine Fehlmeldung über den vermuteten Inhalt der neuen
Duden-Rechtschreibung hat die neuerliche Debatte nicht zu neuen Sachargumenten gegen die Rechtschreibreform geführt.
Bisher haben sich nur die alten Gegner zu Wort gemeldet, . . . die die Reform schon vor Jahren verhindern wollten. Sachliche
Kritik sollte . . . der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission übermittelt werden. Falls sich Einzelheiten der neuen
Rechtschreibung als korrekturbedürftig erweisen, wird es zu diesen Korrekturen nach Ablauf der Übergangsfrist kommen, wie
die neue Rechtschreibung ohnehin entsprechend der allgemeinen Sprachentwicklung fortzuentwickeln ist.“

Zur Geschichte der Reform verweist Stickel auf Bestrebungen seit 1902, die Orthografie gegen den Widerstand konservativer
Kreise zu modernisieren. Aber: „Erst seit den 70er Jahren konnten Fachleute mit Erfolgsaussichten an einer Reform der Regeln
von 1902 arbeiten. In staatlichem Auftrag wurden seit 1986 mehrere Vorschläge . . . vorgelegt und veröffentlicht. Die vorletzte
Fassung wurde an insgesamt 50 mit Sprache befasste Verbände zur Prüfung geschickt. 30 Verbände beteiligten sich an der
Diskussion. (Einige der Verbände, die nicht reagierten, meldeten sich erst nachträglich zu Wort).“

Zum Verhältnis alte und neue Schreibung führt Stickel aus: „Die neuen Regeln führen nicht zu einem erheblich veränderten
Schriftbild (wie etwa ein Vergleich der Ausgabe der FAZ vom 30. Juli und 1. August 1999 leicht zeigen kann). Sie beseitigen
behutsam eine Reihe von Ungereimtheiten der Norm von 1902. So schreibt man – was alle Reformgegner nicht wissen – die
Sauerstoffflasche schon nach alter Rechtschreibung mit drei gleichen Konsonanten (fff). Die Kritik an Details der neuen
Rechtschreibung darf die Unzulänglichkeiten der alten nicht vergessen lassen.“

Zur Wirkung des neuerlichen Protests führt Gerhard Stickel aus: „Die neuen Regeln sind wie die alten nur für Schulen und
Behörden verbindlich. Inzwischen lernen 14 Millionen deutschsprachiger Schüler die neue Rechtschreibung. . . . Wünschenswert
ist eine möglichst einheitliche Schreibung auch außerhalb von Schulen und Behörden. Wenn aber eine Zeitung wie die FAZ
wieder zur Norm von 1902 zurückkehrt, kann sie kein Amt daran hindern. Ihre Begründung, sie wolle . . . die Verwirrung
beseitigen, kann nicht überzeugen. Diese angesehene Zeitung schafft oder verstärkt ja . . . erst die Verwirrung, die sie zu 'heilen'
vorgibt. Von Verwirrung an den Schulen war bis zum Beginn der Sommerferien nichts zu spüren. Den allgemeinen
orthografischen Frieden, zu dem die FAZ und andere Gegner der Rechtschreibreform zurückkehren möchten, hat es freilich
auch vor der Reform nicht gegeben.“

Zur Rechtschreibung allgemein führt der IDS-Chef aus: „Rechtschreibung . . . ist lediglich die sichtbare 'Verpackung' von
Wörtern und Sätzen, die sich im Lauf der Zeit geändert hat. . . . Goethes Werke in seiner eigenen Schreibung entsprachen
weder der damaligen Orthografie noch den Rechtschreibregeln von 1902 oder von 1996. Sie wurden an die jeweils gültige
Orthografie angepasst, ohne dass sie dadurch an Bedeutung verloren hätten.“

Zur aktuellen Sprachentwicklung argumentiert Stickel abschließend: „Die aktuelle Diskussion ist auch deswegen überflüssig und
störend, wie sie von wichtigen sprachlichen und sprachpolitischen Themen ablenkt. Die deutsche Sprache ändert sich durch
Neuwörter und Entlehnungen erheblicher, als es durch irgendeine Änderung der Rechtschreibung möglich wäre. Bedenklich ist,
dass in ganzen Sach- und Fachgebieten die deutsche Sprache zu Gunsten eines (meist vereinfachten) internationalen Englisch
völlig aufgegeben wird. . . . Unsicherheit besteht außerdem über die Zukunft des Deutschen in einem hoffentlich auch künftig
mehrsprachigen Europa. Eine intensive Diskussion dieser Themen wäre der Sprachkultur in Deutschland zuträglicher als die
ermüdende Diskussion darüber, mit wie vielen 'f' Schifffahrt zu schreiben ist.“

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